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Full text of "Das Martyrium Polycarpi Ein Beitrag zur altchristlichen Heiligengeschichte"

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Das Martyrium 
Polycarpi 




Hermann Müller 



1908. 



Römische JQuartalschrift 

für christliche Altertumskunde 
und für Kirchengeschichte. 



Unter Mitwirkung von Fachgenossen herausgegeben von 



Dr. Hnton de Waal 

Kccior di!K Kullcgiuins Ton Ciimpo Sitnti 
für Archäologie. 



Dr. I. D. Kirscli 

fnr Kirchengeschichte. 



Zweiundzwanzigster Jahrgang — Erstes Heft. 

Mit I Abbildung im Texte. 



Fiir' ntiini <\i-^ Knlli^ei'inis von Cnrnp'^ Snnto. 
POM 1908. 

la Kommii».sion der Hcrdcrschcn Vcrlagshanülung zu Frciburg im llrcisgau 
und der Buchhar< ^ ' ithövcr zu Korn. 

Pipoi^fta "•Roma,, — Dttitwi ei — Korn«, Vi» Unbii'- 



Preis des ganzen Jahrganges 16 Mark ao Lire. 

Krilherc jAhr^ango sind tu dcoi»elbcn l*ret»c, Jnhnr. I — III jedoch nur nwhr su «1cm erhfthlen 
IV 31) Mark ^ U Ui* tu bab«n 



II 



Das Martyrium Polycarpi. 

Ein Beitrag cur aftdirlstllchen Helllgenf eschlclite. 



Von HERMANN MULLER in PADERBORN. 

II 

(Vortrag, gehalten auf der Generalversammlung der GaerrcsgejeUjichaft 
zu Paderborn, 23-25 September 190T>. 



1, Um flie "Mittp des 2. Jahrhunderis ii. ("iir. erlitt der hl. Poly- 
kari>. liischof von Smyrna, den Martertod. 1% war nacli der einst- 
wf'ilcn t ut HÜirt'Hiein li«Trschend«*n Ansicht im ■_':>. Februar 1.").*». •) 
Das li« l(i' iiiniitif^c Hi;is|)ii-1 chvistliclifii ril.iul)i'!ismut< >. und eliristlicher 
(ihiabeiistruue. d.iü der lioclibftagte HistUoi' ^ejicUen, war sehr schnell 
über Smyrua hinuu» bekannt. Haid wurde es in Kleinasien mit 
»tAiuieD«ler Bewunderung von Mund zu Mond weitererzählt Kurze 
Zeit imeh dem Martyriom <.rbittet l>oreits die Gemeinde Ton PhUome. 
lium (ob es in Phrygien lag und mit Arm heutigen Ilgan indentifi- 
ziert worden darf, ist nicht eieher) ausführliche Nnehrichten darüber 
yon den Smymflem. Die Antwort der Gemeinde yon Smyma ist das 
unter dem Namen ,,mArtyrinm Polycarpi" gehende Sohreibeo, das in 
einer Reihe Ton griechischen Handschriften überliefert ist. Eusebius 
hat CS grossentoils in seiner Kirchengeschichto. Auch in vorscliieiit ncn 
lateinischen Formen zirkulierte es im Abendlande.') Die Echtheit 

') Hiirnack, Geschieht • tii r nltc'irisf lirli»'n l^itt' riitur. T> II 2, Band 1. Leipzig, 
li^äT, S. '.iM ff. Anders ililgr>ntekl , Ignjitii Am. et Pulycurpi Stnjrm. epi«tui«e 
et umrtyria« Berlin, 1902, S. 38S— 345. Vgl. librigtsns CorsMtt in der Zaitschrift 
fUT die neatMtuieiitiidie Witsenadiaft, 1902, S. 61—88 (Jh» Todo^ntir Potj- 
kar|i>" ; auch Zahn, Forsch iiii;r' n zur Go»chichte den neutestamontUcilcn Kaoons, 
VI. IVih Leipsig, lUOOb t.; £.SchwartXt Pioato et Poljcsrpo, Gnttingm 
1905, S. 3. 

*) Harasekf EH« 2Mt dw Ignatius, Lieipxig, l>«78, S. 77->90; vgl. auch die 
„BibUotliees bngiograptiicn btina'% BrOwI, 1900/1» Bund 2, S. 1000 L und 1979. 



Z ' ' Murtyriuin l'olycarpi 

♦••.»•,;';.*.•••• - • • 
'^e»**{^ied&Mi}i»\.jih »^lOpw/ toO HoXwcipiwu'' ans in die Hund 

gegebenen Briefes ist „allgeiiieia anerkannt**.') Indessen fast ebenso 
sicher ist es, dass das Schrcihen uns nicht mehr in der von den 
Smyrnäcrn s<>lb8t herrührenden Redaktion erhalten isti Die wesent- 
lichen (»rund/.üge und Daten des Martyriums sind zweifelsohne 
HUthentisch. Aber das, was die Smyrnaer xz-fou.'x'.M borieliteten 
(K ii). 20 des Martyriums), ist durch auss» limückeml'' Zusätze be- 
reichert worden, über deinen rmfan^ und f?«»deutung allerdings im 
Kinzelnen schwer ein definitives Urt< il abzugeben ist. Die Tatsache 
selbi«t kaiiü lueiue« Kruchtens kaum ernstlich in Frage gestellt wenlen. 

2. Der Epilog des liriel'es legt den Schluss wenigstens sehr nahe, 
dass das Martyrium nicht In der Ton Harzion nrsprQnglich ver- 
fassten und voik Eaarestas gc><chriebenen Redaktien vorliegt. Dieser 
Epilog wird nns in zwei Fasanngen geboten, indem die Moskaner 
Handsehrift hier von der dnrob die andern griechisehen Codices re<- 
pr&sentierten Familie nicht nnerheblieh abweicht Beide Fatsniigen 
enthalten etnc Textgesehiehte de« Maityrinms in ihrer ersten Periode. 
IrcnAus, der bekannte Schüler dea Polykarp, besass eine Abaehrift 
des Martyriums seines Lehren. Ans diesem Exemplar des Iren&ns 
stellte sich Cajus. vielleicht der ,,römische Presbyter" Cajus, eine 
Oopie her. Und dies<- Copie des Cajus schrieb ein gewisser fSokratea 
(im Moskauer Codex heisst ci- Isnkrati sl in Knrintli ab. Schliesslich 
hat sich ein rionius. wohl dt i- Vcrlnsser der rs if^. vita Polycarpi,^) 
anserex Martyriums aagenoninieu. Kr stellte eitrige Nachforschungen 
an uach einem (oder mehreren ?) Exemplare des LeidensbericUtes. 



Eiirlmni, Die iiltchrtstliclie Litterntiir und ihr«.- Lrtorschuog von 18i*4— 1900, 
Freibarg i, 1900, S* 571. Vgl. Funk, Patres apoetolici, voL 1, «d. S., Tabiogen, 
1901, V.GIIF.; BardMilMww, Oeiehiekteder altkirckfiehen Litteratnr, Band 2, IVe i 

hm^i i. r«.. 190.J. S. <>lä (da« Urteil h'-r.gl. der ITnvereelirthelt ist wolil tu opti- 
mistiM-h). Zahn, Foracbungen aar Gesohichte des aeat. Kanons, IV. Teil, Leip- 
xig, im, S. 201. 

*) Ein griediiseh gssehflebeni» Leben d« hL Polykarp, du von di«nr Tita 
und vom martyriooi wahrscheinlich abklingt, bat Patiadopuloä-Keriunen sdieit 

in seim-n 'Avaxaivwaei? ic lOXopiaC xfj» Sjx'jpvaiXTj* kxyJ.y^TlT.*, Peter^bnrg 
IblM. Ich weiiw von dii-scr l'ubliltation nur dn«, \va« in den An iffH-ta HoUandiann 
18%, S. }M>. f. darüber zu lesen i»t; d. aucii Khrliard, Die ulU-hnetliche Litterutur 
. . . von 1884-1900^ S. 57S 1 



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Malier 8 

DVas er saebte, fimd er, wie es im Epilog heisst „Tiaxä dtnQx4Xu4»tv'S 
auf Grand einer Offenbarang, die ihm Polykarp sn teil werden lie^ 

Dass sich PioDius auf eine solche Offenburang beruft, ist immeiliin 
Aofläilig. Es sei wenigsteos daran erinnert, dass in den Legeoden, 
znmal in der späteren Marienlegende, dieses Motiv einer OfTenbarang 
ff cht «relrfuflfT ist.'M Wichtiger ist, dass da.s, was Pionius £and| nicht 
unvrrselirt \var : TjvaysyfV^ «Ot« i^otj a^eSöv £x toO ypövov xsy.jtrjxdta: 
Die Handschrift (oder Handschriften'?) Iiatte der Verlmif der Zeit 
schon stark niitgeuummen ; die schadhaft gew ordene Vorlatre oder 
vielleicht aueh den verstümmelten Text masate er auvacyetV} zusammen- 
•stelieD, zusainmeubringen. 

Dazu kommt eine weitere Erwägung. 

Bekenntlieh will das Ifart^nriam noeh innerhalb des ersten Jahres 
iMch dem Tode des Heiligen, vor der Wiederkelur aeioes Todestages, 
geschrieben sein. Nnn mag man sohliesslich mgeben, dass das „xaxi- 
icotucfiv -cbv St<iiY|i6v" (K. 1, V. 1) anter dieser VoranssetBOsg eventnell 
noeb erklärt werden kann, wenngleich die atarke Betonung der defi- 
nitiven und ToUstäudigen Beendigung der VerfoIgnDg (dkneep iiEto^pec 
■^mi) als anffiUlig erscheint. Man mag auch die Notiz (K. 19, V. 1) 
tfpAyoC mb TrdEvxwv |i5äa'/-i iiv»j|iöVf ueTat" (Polykarp stehe bei allen 
allein mehr im Andenken als die 11 Getiihrteo, die mit ihm den 
Martertod erlitten) bei gutem AVillen noch auf die Situation inner- 
halb dos ersten Jahres beziehen ki^nnen. AVas aber unmittelbar darauf 
folgt, „wart xa! Orö -My Id-.i'r; Iv Travti tottw Xa).^!■af^xl" (dass er so^^ar 
bei allen H e i d e t' ?i ! 1 < r o r t s im Munde sei), ist, selbst wenn man 
eine gewisse Uebei bchn Mmrlichkeit im Ausdruck seinen bepreinterteD 
Diüzfsanen gern zu Gute hält, doelL ein so allgemeines uTid starkes 
Lob, daas es sehr schlecht in die Zeitfrist zwiaehen dem Tode und 
dem ersten Anniversarium passt Uebrigeus ist bezüglich des „(lövo» 
imh nivTCDv {jidtXXov (tvi2{iove6eT«" Folgendes zu beachten, Bufin hat 
in seiner lateinischen Uebersetzung der eosebianischen Kirehen- 



■) Gunter, L<?geDdeB<8tn<lien, KoId, 1906, S. 154. 

*) Auf di« an duM Stelle sidi knUpfende KontroTene kann hier nldit welter 

«Ilkgegangea wenlnn : vgl. Corssen in der Zeitschrift ftlr die neutestfttnentliche 
Wissenachaft, 1904, Jahrgüntr 'i, S. ff.: K. Sclnv«rtz ,,T)e Pioiiin < t Polyc irpo", 
S. f.: A. Hilgen£»ld iu der Zeitschrift titr \vii>äeDSchaftliche Theologie, 11HX>, 
Jshrg. 4i^, S, 446 fi. 



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4 DÄd Martyrium Polynrpi 

g«Mhiehte diese Stelle aWliaupt nicht, wie Attch „das Reden der 
Heiden Uberall'* bei ihm fehlt. Die alte und fllr den Text der Kirehe»^ 

geschichte höchst wichtige s^nrische Ueberaetsong bietet: „Hehr 
ala sie alle ist sein GtediichtDis allein groaa'*, lieat alao: |igvoS 

rrxvtov jiä>J.ov |jivT^|Acve{>era: ; sie betont die einzigartige Vf-rehrun^ 
des Polykarp im Vergleich zu allf-n seinen Todes^pnosscn. Di« gru- 
chischen Ilnndschriften des Eaaebius, die sämtlich jUnger sind »1/ 
diose Uebersetzung, haben „jidvo» bnt :rävT'-iv nä).AOV nv7;|iove'j£Tr. ; 
hier \\ \vä .'iUf«drüeklich gesagt, das«* a 1 1 (It'n Polykfirjjns kennefi ; 
mau f r i n u e r t sich aber noch seiner G e f .i h r t e n. 
Die <rriecliisc!h( n H.iiidsetiritten des Mai t\ riunis lassi n das [läXÄO'^ ein- 
fneh am: alle eriuuern sich des Polvk.irpus, tiiiiu' CJefilhrten sind 
nicht in aller Gedächtnis. Auch das verdient i'rwiihnt zu werden, 
daaa naeh der tyriachen and der darans geflossenen armeoiachen 
UeberBetxong dea Eaaelnna daa Gedflchtnta des Polykarp „auch Ton 
den Völkern besprochen wird, bezw. daaa „seine Erwühnang auch 
inmitten der Heiden erzählt wird.'*') Daes es iv acavxi („all<> r- 
orts") geschehe, iat ein apAterer Zusatz der griechischen Hand- 
sehriftan, ein Zusatz, der veigrOaaem nnd steigern soll. 

Dio Unterschiede, die bezttgUch des Textes zwischen Ensebins 
und den Martyriumahandschriften obwalten, sind überhaupt ein fenie- 
res Zeichen dafür, dass der Wortlaut des Sn>yrniierbri<'tes im \'er- 
laufe der Zeit mannigfache Retuschierungen und Zusiitze hat auf sich 
TU hmen mdssini. Die eusebianiscl.e rt'h«<rlieferung nteht, wie ich dii> 
iSuclie nns< lie, /, w i s e h <• ii dem Uriginali- und unseren jetzigen ttand- 
schritten. Eine si)r<xf;ihi;:t Vergleicliung der Einzelstellen de« Textes 
nach dieser Richtuuir Ii in dürfte nns n<H'h manche neue Andeutung 
Züx Textgeschiehte de» Pulykarpmart vriums gewähren. So sa«rt z. B. 
Eusebius ia der Einleitung, die er d* m wörtlichen Zitat der Gruaa« 
Überschrift vorausschickt, auHdrUctdich, der Brief sei gerichtet an dio 
Gemeinden xaiä IIovtcv. Wenigstens lesen so die meisten Haad- 



Vgl. Kli. Nostl^- iit rt. ii . Texten und UDt«>isnehitog«n • heranagegebMi von 
von Gehlianlt und Harnack, Hil. R. H. 2, S. V f. 

') Nostle a. ». 0. S. 14.'»; P. Vetter in d -r Th' obg. «^'uartai^hritc ^TU- 
biofMi; 1881, S. 974. B«sgl. des Armeni^^fs soeb dt« AnsfUhroDgen IVsosckeas 
in ..T"\tMii unil t'[it<'r'~iicluin^'>'n". heraoflgsgsbso Ton von Oebhsrdt und Hsf* 
nsok, Um« Folg«, Bd. 7, H. S. XI ff. 



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H'fiU«T 5 

schriflJ'n. Du» B- ^timmung dos Schivibons für alle Oemoindt'n xa-ri 
~avTa TÖTtov sclit'iiit, trotz der ülMTiinsüiamcudtii Uebt'rlictcruug der 
<irttS9übcrachrift, jüngeren Dutums zu scio. .tedentalls 3toht dio Bitte, 
•den Brief aach xoii irdytsv/x aceX^o:; zukommen zu Ussen (K. 20, V. 1), 
in einem bei Eaeebias fehlenden Stttoke. 

Aehnlieh ist dem Eniebiua der bl. Polyknrp 6 t^; 'AoucC 8(8db* 
xoXoS (K. 13, V. 2). Die meisten grieebisehen Handschriften des 
Martyriums haben daraus 6 xijt dosßefotS Ss&bxoXofi gemacht Wir 
haben hier ein interessantes Beispiel dafhr, wie die fortschreitende 
und an der Arbeit bleibcndn Legende nach dem Ausdrucke Delehayes*) 
„an die Stolle des individuellen Typus die abstrakte Forin" zu setzen 
sucht. Ob und inwieweit die Differenzen in den röniischiMi Amtstiteln, 
die zwischfH KuscMus und dem Martyrium wiederholt konstatiert 
worden, in diesen Gedankenkreis zu rücken sind, vi-rmag ich in'cht 
zu üb«T9f'hf>n. .'edentalls nmss die Varinntr d<«s Cndnx F? bei Euse- 
bius, di'' .ms drin 'Axapxv (Pihzzzr K. l'J, V. 2) cin.Mi xipexaipXTj* 
4>ö/r:-o» maclit, in diesem Zusarnnr iiiiang«' t rwjliint werden, 

Di«' aus dem Inhalte der underlx-riclit«' «ffschoptten inneren 
Gründe, die wiederholte Erwalaiuug d«'8 in ib r Mitte des zweit<^n 
Jjdvrhunderts immerhin auffUlUgen ai^^atov [liyoL und andere Momente 
mögen hier beiseite gelassen werden. Das Gesagte dürfte hinläng* 
liehe Gewtssheit darbieten ftlr die Ansebaunng, dass das martyrium 



*) Dasi der Wfch»(!l zwischen TOTZO« und :;dviO* vi>'lt'iich aut einen Scbitiib- 
fehler sorteksofitlirai i«t. i«l hialsaglich bekannt. D«m aber «a nntersr Stolle 
■die Sack« darcb «iowi nslten Schreibfehler" (Haroack, Geerh. d. a. L., Teil. 2, 
Bd. 1, S. Anm. 2) vnrsrMuldet sei. glan^w ich oicht. Dafür ist die V«t«p1u>- 
denlioit der VariaDtcn lii< r /.n piq-PTitHmlich. Die armenische Uebcrsetznng dos 
Ensebim nmint die Kirebfii iu Asiea als Adressaten doa Briefes. Nach Conybeare 
(Toe Afindnoy, WS&t S. 14) hAtte sich beim Armeoier die riditige LsMtit erbalteo ; 

earlj editer** d«a en»ebianisch«B Twctes hnttu aus d«m urvprfliiglieh von Eu- 
aehiiie gt^^chriebonen xaz' Wx'xv ein xati IldvTOV {j:einacht. Aehnlicli P. W'tter 
in der Theolog. t^uartalfchrift (Tübingen), 18^1. S. 2<in f. Anch fftr di.. Frage, 
ob das Atribut xaiHMxr^ bei ixxÄTjOix im .Martyrium und bui Eusebius ar- 
bprUuglleh ist> sind dia baidea mletot geaanatea Gelehrten bb vergleichea. S. feiaer 
Hamaek in dar Tbeokig.Literattiraeitnng 1886, & 317; Ehrhaid, Die altdiriBtliebo 
Litt^ratur . . . von lHrt4— 19t)0. S. .'»71. 

*; Les lindes bagiOfinraphiqaes, 2. edition, BrilMelt liNNi, S. 14. 



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H Das Martyrium Polycarpi 

Polyctirpi aät den Tagen, dn es, znnllehst als Brief geaelirieben^ 
Literatur ward, auch in Bezug nuf den Text eine Entwieklong 
durehmachen moaste. 

3. Aber es seheint, dass wir noeh weiter g«;hen können. Wir 
sind vielleieht im Stande, einen Faktor au&uweisen, der snnSchst und 
hanptsAehlieh die langsam fortschreitende Eotwicklnng des 
Martyriumstextea heeinflusst Ii st. Als solchen Faktor wird man nftm- 
lich meines Emifssens die nllmiililich mehr und mein* Ke-rvortrctend«? 
Parallelittiei-ung des Martyriums Polykarps mit dem eTangolisclien Beneht 
flber daa Leid<*D ('hristi ansprechen dflrfen. Mnn muss sich daran 
erinnern, welclie Vorstellungen das Altertum von den Aufgab«"n der 
Gfschichte und des G<>sehiclit84chreiberÄ hatte, Vorstellungen, di« im 
Mitt' I.ilti T zu einer „contusion perpetu<'Ile (>ntro l'liistoire et In l(^*gende" 
fülirten. "*) Si'lbst „in d«*n nicht seltenen Fäll«*n, wo di-r Verfasser 
Augenzeuge gi-wesen sein will" ist krititsch abwagt iuli' VOräicht 
vonnöten. Für unser Martyrium kommt zudem die sehr deutlich 
Husgesprochene Tendonz, der Stärkung im Glauben und der Erbau- 
Qog xn dienen, wesentlich mit in Betracht (^1. &B. K. 1 nnd 10). 
Wie in der ^,depo8itio martimm** des Chronographen von 354 als erstes 
natalfi eines Mflr^rers die Gebart Christi aufgeftihrt wird, in A h n« 
1 i c h c r Welse ist in unser n Martyrium die passio Christi Typus 
und Vorbild des Leidens Polykarps, nicht bloss in den tragenden 
Gedanken, sondern auch in mancherlei Details. 

Suchen wir zun/ichst einige Vergleichung«punkte herauszustellen."} 
Schon ir.j Anfang (K. 1, V. 1 f.) Huden wir eine deutliche Beznfrnahme 
auf da« Evangelium. Die Vorsehung Gottes habe, so etwa hcisist es 
da, durch den Gang der Ereigni^-He dartun wollen (sriosi'cy^) „-ri, y.xxi 
trit-ffiMv jiaprjp'ov." Am Scliliis-Sf« der Passion de« rolykarji greit\ 
der Verftwser ausdrücklich darauf zurUck: alle sehnen sich danach, 



V«rKl. Ditlohsye; Ljs lejr. hsR., f:. 75. 

") S, Giliiter, Iy(»Keii<len-.Studion, S. 7S; D lehRy««, I^^b l<i'. hn-.. >. TJ» ff. 
") Verj^l. «oeb Lipsios in der Zeitschrift für wisaensehnftU Thvoloigie, IH74. 
S. 201. 

Eil) paar anlem fSaselnonieote sind noch bei Lffcbtfoot angefahrt {Tlw 
Apoitolis Fathsn, Pait. II, vol. I, aocond ed., London, lHt)9, S. CIO ff.) Die 
WucliT (Ii s< s Atgameates ist sOLTdrägi erheblieh itarker, ab es bei LiKktfoolde» 
AuMliiiin Utit. 



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1 



MaU«r 7 

nachxu.ihmeu dieses jiasT jv.'^v . . . xaTi xc, e jayYd/.'.ov XjstTroO yeviiuvov 
(K. 19, V. 1). Das Martyrium des Polykarp Wiu' xatä eOx,'Y£X:ov, 
denn er wartete." — o)^ xai ö xOp'.o» — l'is er (iberliefert wurde 
(K. 1, V. 2i. Die sieh ab«T selhnt stellen und sich «o zum ^lartyiium 
dräD<^oD, werden nicht gelobt, „i;xe;07^ oü^ oj-üh Zioxtas.-, tö eOaYyiyaov** 
« (K. 4).' Und im 32 rodet der Verfiuser — wer immer es für 
dieses Kapitel auch gewesen sein mag — wiedemm von den Brüdern, 
die da wandeln ntni vb euaEYyiXtov X6y({> IvjooO XptotoS. Wir geben 
zOf dass man dieses ▼erhAltnisrnflssig so httaBg wiederkehrende xondb 
•tb sOaYyOiCov in einem weniger prSsisierten Sinne, Ich möchte fast 
sagen »y&rbloser" erklftren kann. Wenn aber beachtet wird, wie ge- 
nau im ganzen Slartyrium tats;"ichlicli die Parallele zum Kvanjrelien— 
berichte durchfjeführt ist, wird man eher geneigt sein, in dieweia Aus- 
drucke eine b e b o ii d e r e Rücksichtnahme auf da« £vangelinm zu 
sehen. In offenbar bowasster und beabsichtigter Wt-ise nimmt unser 
^f.irtyrinm an einer andern St.lle Bezug auf die I ,fid<'Jisgeschielite 
des l'^vangeliums. Wo der In nnnh ein^^^efiilirt wird (K. Ct. V. 2), 
heij«st es von ihm .,ö y.zy.'/.r^^oynijoi 'b x'jib Ovsfia iTXÜ.Z'fir- 
jievos''^ <^i" tiihrtc al»o, oder, t;' iiauer iil»ersetzt, er hatte zuget<'ilt be- 
koiimien zb x-jzb ovo[ia. Hier lit-gt tiine direkte Be^ifdiung zum Te- 
trarclien Herodes vor. Der Verfiisser will seine I^Her aui>di'ilckiich 
auf die Äehnlichkeit mit dem evangelischen Berieht anfinerksam 
machen. Es schwebt ihm bei der Abfassung des Martyriums wenig» 
stens an dieser Stelle offensichtlich die passio Christi als Vorbild 
der paaslo Polycarpi vor. Und so schreibt er w«itcr, man habe sieh . 
beeilt, den Polykarp ins Stadium zu fUhrenj damit e r t&v tSitiv xXf}- 
pov dnotpt{9^ Xpvtvoü xoivwvi? Yev&fievoC» seine VerrAter aber x9^ 
fturiJC xoG *Io{i8ae tGxbMKV xt^MptoA. So liat die Vorsehung Oottes — 
dieser Gedanke mag dem Schreiber die HaTul geführt haben — in 
dieser passio das Leiden Christi sich wiederholen lassen, die gleichen 
xXfJpot austeilend : Ciiristus — Polykarp ; Judas — die beiden jung«'n 
Sklaven; Tetrarch Tlerode«* — Irenarch Hemdes. Es dürfte auci» die 
BemerkMii«r. daHS die (.'liristen die Jfärtyn r nicht anbeten, soitflern 
»*ie nur \ «'rehreu al» ^iiiYjtav xoü Jcupiw (K. 17, V. U;, auf d«'mselben 
Wege liegen. 

Die Sache wird «•inIrtK-iiti iider, w. iiii wir d' ii f^ang der beiden 
Passionen in ihren einzelnen Funkten gegeuUbi-r.stt'llcn. 



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Dm Bfftrtyriain Poly«arpi 



Polykarp l»e<rlfbt sich zn fineni Lainlg-uU' viypto'.ov) in <?er Xfilie 
der 6Udt. Kv ist vuii weaigun bcgleili't. Dort bet«'t or bei Tuj^ und 
Nacht fllr alle, si-iner (.lewohnheit gt'iuAö»» iK. 5. V. 1, 2). Christus 
begiebt nich zum Meierliofe Gethsemani iu dur Nähe von Jeruisaiem. 
Seine Jünger lAsit er am Eingang des Oartem und geht nur mit 
dreien hineiD. Da betet er lange (Mt. if.). Auch er ging 

sain Gebete in den Oelbetig; xstd tb (Le< 22, 39). 

Wfthrend des Oebete« hat Polykarp, drei Tage tot seiner Oe- 
fangennohmnDß, eine Erschetnnog; er sieht sein Kopfkissen brennen 
nnd sa§:t so seinen Feuertod Torans (K. 5, V. 3). Es ist die Parallele 
sur Engelenoheanung am Oelberg (IjC 22, 43) nnd zn Mt. 26, 2, wo 
Christus sein T.<idi>ti voraussagt: „Ihr wis^t, das« nach zwei Tagen 
Ostern ist. Da w ird der Monsehensohn aberantwortet werden, dass 
er gi'kreuzigt « erde.** 

Diei^e Vorhersag«' Polykarps gewährt rinen interessanten Kin- 
blick in die Wi rkstfitti- d< r l.c ;,'<'nde. K. 5. V. 2. «airt tl»*r MilrtynT: 
Set n£ ^fövra y.'x\/x:. laitl K. 12. V. )^ \m i~r der B* riclit mit dt-n- 
seiben \V urti-n anxlriu'klich damut" zurück Ix-i d< r Vurlien itanir di*s 
Martyriums. Der F<>»i< rtud dcd Tölvkarp ht sichtlich In-t'.risch. 
Die liagiograpliiseli«' KinkU-idung berichtet abi r aiul« r?. Daiuu h blieb 
er auf dem Sebeiterbauien unversehrt. Ein coniector durchbohrt ihn 
mit dem &9(8iov; sein Leiehnam wird na cbtrA glich yer* 
brannt. Man sieht auch hier die Parallelisiemng mit dem Leiden 
Christi Dass dadurch die wörtliche ErfÜllang der Propheseihnng des 
Polykarp auf« 5>piel gesetst wird» macht der arglos fortspinnendea 
Legende keine Bedenken. 

Die Hflacher können den Polykarp nicht finden. Da vorritt ihn 
ein junger Sklave (ra.oxpiov) ; * in oixs?o» wird sein VerrÄter (K. 6, 
1 f.) Aehnlich gehörte Judas zu den Jangem und Vertrauten 
Christi. 

yiit dem V< iriitrr in d< r Mitte zit hrn die Hji:scii< r am Tage der 
nxpaaxs'jy^ -£p: osi-vo-j w;>av aus [isri t'ov T^vr^.Hfi.v Tr.z" o-awv, ItzI 
XYjTTrv Tpiyovcei und «iie tn-ff'-u zu -pai' i- Stuiwlr auf Polykarp. 
.Nj wHit-n mit .Iuda< Air il.iseln i- am Rilsttage ulrr mit dem Abeii«! 
vorher begann) um die >tuiul< des Abendmahles ausgezogen mit 
Schwertern und Kalittiin iMt. 2(>, 47); .I«sus aber spraeh zu ihnen: 
„Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen ... um mich gefangen 



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9 



zu n( l»m«>n !" (Mt. 26, 55). Auch Jesu GefaDgcQoalime fitllt auf dvn 
Spütalx'Hfl lu'zw. in dii' Nacht. 

Polyk.irp konnti' sich den Hiischrrn «Mitzifhon. wollt«- «■» ahiT 
uiclit; ö-EAT^jia, s^a^'t «T wineü Prouudeu, Ö-i/.r^{ia loO &s,yj Y^viaU-w 
•(K. 7, V. 1). Jesus bAtte sich cbenfall« der Hand seiner Feinde ent- 
gehen können ; „^lanbst du niclit , dau ich meinen Vater bitten 
kdnnte, und dasa er mir jetzt mehr als zwOlf Legrtonen Engel schicken 
wttrdc?'^ (Ht. 26, 53). Anch er hat freiwillig sein Leiden auf 
sieh genommen ; nirep {lov . . . reyi]M,tii» t& Hh^^ oou (Mt. 26, 42). 

Wie Polykarp hört, daas die Hilscher angekommen sind, geht er 
hin und spricht zn ihnen ($ieXix^ tdntiEi) mit soleher Wttrde and 
Hoheit, dass sio sich tichr verwand. m. Man vor«rlpich<' damit, was 
Johannes (18, 4 ff«) von dem GesprAch zwischen Jesus und der Truppe 
berichtc't. 

Nun Iflrt.st Polykarp sidnon HüHchcrn »mu r(Mchlich<^s Mahl hw- 
richifu ; er 3olhf?t <'rhittct und cHifilt dif Krlauhnis zu einiMn Ifintrcren 
Geb«*to, das sieU durch zwei Siumli n iunzi<'iit und allem nach «Ht' 
Feit-r di-r Lituiyi«' in sich umfasst (K. 7, V. 2; K. 8, V. Ii Ks 
ist «ii«' Parallel*' zum Abendmahl und zur Einsctzun«; drr Kucliarii<ti<-. 
Wenn Polykarp ,,iu 8»'in«'m Gel«'te aller insfrcsamt jredenkt, auch derer, 
die je mit ihm zusammong^etroffen waren, der Kleinen wie der GroHäen, 
der Berühmten wie der Unberllhmten," so erinnert da» zudem an 
Jo. 17, 1 — 26^ wo Jesus füt sich, fllr seine Jttnger und tQr alle Gläu- 
bigen betet Schliesslich war für Polykarp die Stunde ge- 
kommen, ixffi iXfl«&9i]C; K. 8, V. 1), wie der göttliche Heiland 
zu Anfang des eben genannten Gebetes spricht : loäisp, iXi^XuS^v ^ &pa 
(Jo 17, 1), wie er es den Sehergen im Oelgarten zugesteht : «9x1) iirdv 
-o(i,üv fi Sp« (Le 22, 53), und wie er es unmittelbar vor d»-r Ankunft 
der .Scher<;en seinen Jüngern sagte : i}X9-ev &pa (Mt 14, 41 ; vgl. 
Mt 26, 45 : „•t^yy.Y.v^ if (Spa"). 

Man setzt den Polykarp auf idnen Kstd und führt ihn so in dif 
Stadt (K. 8, V, 1). So zieht der <frei>^e Bischof in ^eine St üh ein 
wie Jedus in Jerusalem (Mt. 21. 1). Es war aber der Tag vor 



M) Kiha, Fstralsgiev Bd. 1, Psderborn, 1904, S. :kj. 

An f'm ,,M!*«vrT«tuiihTis'- unH ai» d«n equulcus ist hior doch ksam Sil 
deDkeo, trots ^4;U. AUchristliche Studieu, ZUrich, 1HÖ7, S. 6>>. 



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10 



f 

Das MArt^'rum Poljroarpi 



Ostern, naeh christlicher Bezeichnung der Karsamstagf SvroS occ^^dbou 
{UY^Xqu. Polykarp atnrb am Tage vor dem chriatlichen Osterfeste^ 
wie der Heiland am Tage vor dem jftdisohen Paachafeate. In dieser 
Paraltelitiierang ist meinen Erachtena der Sohl&sael za encheii ftkr die 

verwickelt«' chronologische .Schwieri^rkeit, die da« aajj^atTOv fiivaf Jils- 
Totk'8ta<r des Polykarp im Gefol^^«- hat. Um die Wende des 4. .lalii"^ 
hundert** feierte Afsien bereits im Eiiiklanff mit der jrewOhnliehfn Pra- 
xis <oin Ostt rtV^t stets an einem S n n n t n ;r c. Der Hatrioirraph, der 
im '/Aitr,', der I.ei(len-;.'"eschichte Polykarps -»-infi) Heidon an der Vi<ril 
vor ( Kt.-rn 9t(-rhen l.-i-^-t. wir der Heiland am npcja^^ai'v ' Mt 15, A2) 
^«•ia Lelieu hin^'-ali. mti,:: »mU am die dfiran« entstehenden ikd- nken 
einer um vit-les hinU)rischer und kritischer Lr<Ticlit< ten Zeit wunifr 
.Sorge gemacht haben. Wenn hier ein Anachruuismus vorliegt, so ist 
er jeden&ila anseerordentlioh gering und harmlos im Verhältnis zu 
denen, die nna apätere Legenden snmatCD. 

K. 9 — 12 dea martyrium Polyoarpi borichten Ober das Verhör 
und die Verurteilung. Wie aich in der (E. 8, V. 3 f. «RsShlten) Be- 
gegnung zwiaehen Polykarp und Herodea Anklänge finden an die 
Sceoe, da Jeans yon Herodea yerapottet wird (Lc 25« 8 — 12)^ sq bietet 
auch das VerhOr dea Polykarp leiae Erinnerungen an das Verhör, 
daa Jesoa TOr PilatU8 zu he^tehen hat. Die Htürmiach lAnnende Volks» 
menge, da« wiederholte Zureden des Prokonsul. der Appell an d>is- 
Volk iTreioov tlv oyjjiov), dan den Polycarp als Volk^aufwiegler bezeich- 
net und einhellig rufend wiederholt seinen Tod verlangt, der Hin- 
weis des Polykarpu« auf dii- rechtmässige Gewalt der Ohri'^'keit. die 
Wf-igpfiing den Bischofs, seiii'n K " n ig'*") Christu«! zu h'istern : diese 
und andere kleine Züge vci-' tzi n uii« lebhaft in di«- entsprechende 
.Situation aus der Leidensg« schichte des Kvangelinnis. hnmerhin darf 
nicht übersehen werd<!n, dass* dieses Verhtir zusaimiK u mit einer wohi 
nicht zu lanp'n Einleitung und fiu<in .'*^chlu!<sberichte über den Tod 
wahrscheiulioh den Grundstock des martyrium Polycarpi bildet In wie 
weit allerdings yiellcicht auch in diesem Verhöre authentiache protokolla^ 
riache Beurkundung und literarische, mehr oder weniger dem Zwecke 

**'-) Uilgenfeld i Zeitschrift für wis«eu«cliiii°tl. Theologie, 1614, S. :V2\) fiiidft 
in der Erwnhnuug d«& Konigtams Christi eine Besrahnog zar JohMines*Apoknl}'p»i.>.. 
Ob mit Recht? 



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MUUer 



It 



«lor Erbanaog dienende Bearbeitung ineinandei^efloasen sind, wird 
sieh schwer bestimmen lasseiu *^**) Eine Untersachang aber die Be- 
siehnogen, die sich zwischen diesem ehrtstlichen Maxtyrinmsberichte 
und den sog. heidmsdien Mär^rrerAkten knttpfen lassen, fdhrt nns 
hier zu weit. Noqr Papyrusfund« and neue Arbeiten zur Papyrus - 
künde mögen auch auf diesem Gebiete uns noch nmc Hrkenntnisse 
bringen, aaclidem das Zentralorgxn der Papyrologie, das „Archiv für 
Papyrusforschung", mit dem bekannten, hierher tjeh 'rijren Auisats von 
Adolf Tl\ncr (Uf Rfihe seiner Uiiter-fuchnnjrf'ii bi't;oiui<Mi hat, 

K. tV. fjcht d(*r I^rncht ither dir li-tzten Stunden df> iielden- 
nmtigeii Blutzeugen weiter. Der tje!-(.li,itn^<' Kif<T der .Itidcu (,,üj* 
t^ji ajToJ?, K. 13, V. 1) erinnert wit deraui au das Leidru »ies Hei- 
laaile«. Das Sterbegobet den Polykarp (K. 14, V. 1 ff.) klingt in 
Ton und Inhalt an das Abscliiedsgebet Christi an (Jo. 17), geht aber 
wohl znnftekst anf sehr gebrftuebliehe litorgische Gebetsformeln 
der ersten ebristlichen Zeit surttck. **) Eine beabsichtigt«- Paraileli- 
sierung zum Leiden Christi li<^gt K. 15, V. 1 f. vor. Das Fencr de» 
Sehetterfaanfens wölbt sich wie ein vom Winde geRchwelltes Seg^I 
und Iflsst den Leib des Heiligen unversehrt Der Stich mit dem 
(tf^v und das Herausströmen des Blutes ist analog dem Jo. 19, 34 
Berichteten. Der dem Körper des Helligen entströmende Wohl- 
gemeh katni vii4h'icht mit Jo. 19, f. in Zusaniiii» nli,iiif: i^- hiMcht 
wcnlen. Das feierlich«- Klogium des l'"lykarp unmitt< lbar nach seinen» 
To<l«' ^K. 16, V. 2) « rinnert an «las Bekenntnis l>«'ini Tode Christi : 
SvTCfy; 6 5vi>pf07:o; oato; Zi/.OL.oi t7// (Lc 2:J, 47 ; vgl. Mt. 27, ,")4 : Mc. I."), 
39); «Ins Lob der (ilaubwünÜ^keit s<-in«-s Wort«-» an Jo 19, Hr> ft". : 
„Der, di r «-s sah, hat «•» ln z< u^^t, nnd ««-in Zfiiirnis i'^t waiirliaftig, 
und «-r w<>is.H, dass im- i\u- \\ ahrhcit -agt, «lamit auch ihr irbinbct. 
Denn diese« iät geschehen, damit das Wort der Schritt «TtUllt wer<le'' 
u. s. f. 

Aehnlich wie die Hoh«-npri<'st<*r und Pharisiler d« n Pilatus nach 
V«rgl«tebe LUbMk in der wiMsiuehaftt. B«il*g» snr GennsniA, 1907,, 

S. 2;;i f. 

'*) S. Hlntn«' in <lei> „Stimmen aus .Maria-fifiacli'', ÜK)?, Bd. 7:5, S. .'iT, und 
die dort zitierte Stelk aiu Gu**raoger, lostitutiona liturgiqotM, V, Paris, 1878, 5'J. 
V«rgl. aach di« aoafilhrUctie Zusaniinmittfllliiog von J. Armitsg» Robinson ,fUtnr> 
V'ical echoes in Pblyeaip't ffAyen** in The Expoiitor, fier. d, voJ. 9 (lt)89j« S. 6& 
bis 72. 



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12 



Dm Mnrtyrium Polye«rpi 



dem Tod« J<'9u iatrrpcllien'U Chlt. 27, 62 fF.), 3o la-j'^cn «uch hier fH«? 
Juden durch Nikotas <\om Prokonsul ihrf IVsorgi i- kuiultun. dio 
t.'hriston m tcliti-n iiuii dvii Polykarp anb«'ten. Sir hilu-ii ihn. er niüjr«* 
Polykarps Lt iclmain nicht d«'U Christen zur Brstatiuuji p'l»«'n. Und 
sie bf\vachf*n ti*il»&t die Tod«'83tiitte, damit j«'n«' d»'n L(>ichnam nicht 
wcgiiehmon (vgl das nr^Trote i/.i^dvTe; oi ^lx^r^zxi xXittXoT.v aütdvMt. 27, 
64 nod die if. Verse). Die Jaden wast«-n nicht, dost Josns allein den 
Christen der anbetungswürdige xoD dtoO ist (IC 17, V. 2; 
▼gl. Mt 27, 54; Mc 15, 39) und dass der ICftriyrer «Is Sehttler und 
alt Nachahmer Christi nar der verehrenden Liebe 
wert ist (K. 17. V. 3), Nachdem der Leichnam des Polykarp 
verbrannt is^ bestatten ihn die Christen an einer ehrenvollen StAtte, 
„aicou wl h(6hyj^ f/v" (K* 1); c£ Mt 27, 60 nod die Parallel- ^ 
stellen bezüglich des BegrAbnisplatses Christi. 

Die Berührungspunkte des martyrium Polycarpi mit der passio 
Cliristi sind zahlreich und auffallend. Es ist freilich schwer, vielfach 
geradezu unmöglich, bei den einzeln«' n Detail.s des Polykarp- 
martyriums ^enau teatzustellen. ob ein geschichtliches Faktum. <>der 
eine legendarinclie AusschmUckunfr jeweils v.>i liei:t. Das »indert aber 
nielits an der Tatsache, dasK eine so genaue Analo<rie zwischen unserm 
Martyrium und dem Kvunt^elium a priori höchst unwahrscheinlich ut. 
Und das bleibt bertt<?hrn, auch wenn es sirh bei dem einen oder 
a n d e r n der in Betracht kouimendeu Ziige um niolkr zulalli^ Koin- 
zidenzieu oder Aehnliclikeiten handeln nolita. Das Gesamtbild der 
Leidensgeschichte Polykarps stimmt so sehr xom evangelischen Leidens- 
berichte, dass man nur schwer annehmen kann, der Smymilerbrief als 
■einfacbfMr, historischer Beriebt Uber den faktischen Hergang habe dioKes 
Bild in dieser Form und Zeichnung enthalten. Eine solche Annahme ivird 
&8t unmO^ich, wenn man die Ueberliefening des Eusebius gegen 
unscm Martyriunistext hitlt. **^) Denn es sind ^eerade die bei Ense» 
bius fehlenden Sttteke, in d<'nen die Bezii-hung <i( s Martyriums zum 
E'jay-j'i/.iov n u s d r ü c k l i c h betont Wird. Ks kann fcnuT k«>in Zu- 
fall sein, da«8 die in den bt^idcn ersten Kapiteln dos Martyrium« 



Dieser Punkt ist id. E. besonder« wa betonsn gegen liightfoot. The Apo- 
htolio Kathens. PsTt. II, vol. I, S. 610 IF. Voii „overhssty «ritieism^' kann hier 
keine K«d« sein. 



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Mailar 



1» 



pnthnlu'in-u Ki firxionm all«rf'm«'in f-rbanlichcr Art bi i Eusebius gunz 
vcrmisöt \v«T(l«'U. EuM-biuü h-^t uocli nicht <b-n Fing« !" auf ileii l'm- 
»tanU, dass der Name Herodes in der Geschichte Christi wie in der 
des Polyk&rp eine soJche Rolle spielt Dass der VerrAter den Lohn 
des Judas bekommen wird, dass Polykarp am Rüsttage am die Zeit 
des HaMes von den HAschern |i6xek tdv ouvil)-^v autoK SicXov aaf» 
gesucht wird, dass man gegen ihn aussieht wie gegen einen RAaber : 
all das sneht man vergebens bei £nst»bius. Während das Martyrium in 
Betreff der zu veurteilenden Voreiligkeit des Qniatns (K. 4) sieh anf ' 
das «{joqfylXiov beruft, b<'ziolit sich EuHpbiu« auf fleu /öyo? „zf,i r.^^Ef 
priyuivrfi ypoL'^f^i'' m. a. W. auf den Smyrnäerbrief selbst. Und gerade 
da, wo Eusebius s< inen Hf-richt achliesst, setzt die uns vor— 
lio^'ende R«-daktion <les Martyriums den Satz so«rh'ich fort mit dt?r 
au^^drücklicheIl Bi'tr>nung, Polykarps Martyrium sei xaxa tÖ txjVfyiXiW- 
Xpia-roj fr<'wp>en K. 19, V. 1). 

Dil' Ki'iiuc und AnsiStzc zur Parallelisierung der beiden Li iileiis- 
bt'iiclit«' >iii(l (ächou fikt ntibni- in der \'urla};<', die Eunebius für eieine 
Kirchtiit^eHc hiebt«' absein» ih. n Hess. Di»'se Keime und xVnsjltze 
wachsjon »ich aus und entiklt« n sich zu voUer lilüU' in spilterer Zeit. 
Die Frucht dieser Entwickeluug, oder, mit Rücksicht z. B. auf die 
lateinisehen Polykaq>p;i8sionen besser genaj^t, eine Frucht dieser 
Entwickelang ist, wenn ich recht sehe, der uns heute in die Hand 
g^ebene griechische Text des Martyriums. 

4. Eän kurzes Wort ttber diejenigen Stellen des Martyriums, in 
in denen von eigentlich wunderbaren Voiigangen die Rede is^ 
möge diese kleine Untersuchung zu Ende fUhren. 

Die Erzähhin<; tod der Ilimmelssttmme, die Polykarp 
bei seinem Eintritt ios Stadium vernimmt : It/-A, I[oAJxap7:t, xa2 avSpt- 
^'j'j (K. V. 1) kilnnte nach Günter"'') schliesslich wohl von einem 
Zuruf aus d<'r Jlenfre der Brüder herrühren. Aber auch Günter lullt 
hier einen le'ren<lenh>iften Zusatz nicht für au.s};esehlosseu. Ednanl 
Selnvjirtz, der Hernus^j'eber der Kirchen«re8ehichto Ensebs in fii-r Hor- 
liiier Kii cln II vjitt raiu-^pibe, nimmt mit I*<'>tiTiinithejt « iiic <l1iou vor 
Eusebius ert'oliTte Interpolation deü \\ un<lers an. Sein Hinweis auf 



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14 



Das Maityram Poljcarpi 



die ipraeliliehe Dublette in Vers 12 — 14 bezw. 16 — 18 kAnn^ wie mir 
sebeint, erbeblieh Terstftikt werden dareh die B^toirong der Unsicher^ 
beit des Textes. ^**) Bei Eiutebiii» hOren „viele von den Un- 
seren" die wunderbare Stimme. Naeb der I^tart der meisten grie- 
ebischen Haiitlschriften des Martyriums bOren ttov r^|ieTip<i)v oC nap6v 
ntt also schon alle anwrscnflcn G 1 ü u b i <; «■ n die HimmciUstiinme, 
ab« r auf'h nur G I u b i <r Vnd «'ine {rrii-ciiiseh«* Handschrift (der 
cod«*x Hi»'rosolyuiitamiH) hat ('iniach oi TiatpovTe* ; danach h.it i ti alle 
AnwcsondfD, also a u c Ii d i «• .1 n fl «• n u n d H <• i d c n , die Siiinin«' 
p'hnrt. Was hier von einer Himnifl'»st!mme berichtet wird, fiiid<'t 

sich hiiutijfer in aitchristlichf'Ti Erz/ihluiiL:< ii. ; man vergleiche 
auch den Schhiss der ernten \ iaion beim Pa^-ior Hermae. Den er- 
munteriuleii Ziuut" .,Sei stark und zeijre dich als ^lann'* liest man 
sehr oft in der heili«;en Schritt. Von den bibliischeii l'aiallelen ist 
hier vor allem an die Engelersehcüoung zu denken, die Dan. 10, 4 ff. 
berichtet wird. Das Trostwort stimmt ttberein ; und auch im Daniel- 
buche bcisst es, dass (ausser Daniel selbst) die Eracheiniitig niemand 
sah (Dan. 10, 7). 

Es ist hier schliesslich die Beobacbtoang nicht ohne Interesse, dass 
bei der fänflümmg des Polykarp der Lftrm im Stadium gemlss £u^ 
»elnns «o gross war, yojjSk nokksG ixotio^vat*'. ") In den griechi- 
schen Handschriften des Martyriums hat sich der Lürm schon so ge- 
steigert, jir;54 Äxouoö-f^va: ttv« Wva-Jti-ai, ^ydass überhaupt krin. r ^-^e- 
h 'rt wi nlea konnte". Um so wunderbarer und auffälliger ist die 
Himmelsstimme. 

Das K. 15, V, 1 erz.'ihlti' Wnntlcr d« s h o h 1 b r e n n e n d e n 
FeUf r^s findet »ich ebciitalls rtftrrs in ll< ilii:< nlehe!i ; au- lii-r Form 
detj ScheitürUaul'cuä ea uatUriich zu crklürcn, |;cht kaum au. K& mag 



Nachtr.'lglii-h suhe ich, das» E. Sehwars in »eiiior Schrift „De Tioolo et 
Polycarpo^ benits dsianf sofiBerliHai nsdit. 

DsM das FshbD des xOv i^iisriptov im Cod«z h „librarii aat italtitise 

aiit n<'K'l«P>"tia« tribneodom" (E. Schwarts, De Fionio et Polyearpo, 6. 12), darf 
Wohl bezweifelt wt nlfti. 

""*) Funk. Patrw apostoiici, 1*. S. 323 f. 
KuHn hat es überhaapt Dicht. 

**) Ollster» LogendflD^udieii, 6. 12. 



MüUer 



zurückgehen auf den bibJiaehen Berieht Uber Ute drei Jüngling im 
Fenerofen. Uebrigen« leidet der Text des Martyriums hier an einer 
Ähnlichen Unsicherheit, wie sin sich bd dem Bericht Uber die Himmels- 
stimme 2»igL Bei Eusebius heisst der Text : sISo{isv, ol» ISetixv i86^ 
xoi ivr^driiisxv c{« Tb i^neff&Tm to£> XoncoS u. s. w. Das ist wohl 
zu interpretieren: Wir sahen e^ bczw. diejenigen von uns, 
denen zu sehen ver«;r»unt war: und diese (iiämlicli die, dii- es 
sahen) wurden bewahrt, es den Uebrigcn zu vfrkünden. Die viel 
späteren ^riechisclien HandMchrifteu d«'8 Martyriums liaben mit einer 
kleinen Retu8chierun<; statt de« iTr,pT',»>r,aav ein erripv' i^yjisv. Nun ist 
weTiiirstens angedeutet, daas alle auwe^cnden Qläubigen da» AVuuder 
sahen. '••'^ 

Die Notiz von der au8 dem K a iit-r des ui t iteti n Heili<;«;ü aut- 
fliefrenden Taube (K. 1<>, V. 1) steht uiclit l^ei Kuaebius, weiler in 
der selir alten syriächin l'ebersetzun«;, noch in den griechischen 
Ilaudschriften der Kirchengeschichte. Die griechiücheu Haudüchriften 
des martyrinm Polycarpi, von denen allerdings keine vor dem 10. 
Jabrhond^ U^gtt haben sie freilich. Es liegt hier sicher ein altes 
LegendenmotiT su Gh-nnde, das in der heidnischen wie altchristlichen 
Zeit seine Parallelen hat**^) und in der n a c h eusebianischen Periode 
in das Polykarpmartyrium eingefügt ist. Aus dieser Auffassung er- 
giebt sich m. EI, gleichzeitig die Nutzlosigkeit des Bemtthens mancher 
Herauflgeber, ^ das Anstoss erregende Wort r.s.p-.Tzijd durch Konjek- 
turen, die in der handschriftlichen Ue herliefe rung 
keine Stütze haben, au« der Welt zu schaffen. 

.'). Ich schliesse. Der Brief, den die Gemeinde von .^^niynia tlber 
das Leiden und den Martertod ihres heldenhaften Bischofs Polykarp 



'*) Zar ShcIi» vergl. die ßemerkan^n v«l Sslomoo BeilUMh in dar Re?iis 

dfls «tudes juives, Bd. 11 (IHb.'»), S. 237. 

'»•) Günter, S. 11. U>. «K), fW, 9G, Funk, Patr«» apo»tolici, 1*, S. ^33, Uilgea- 
f«ld, Iipistii Aat. «t Polycarp Smjm. e|Mtalae, 8. 119. 

**) 8. die List» bei HUgCHCsld, a. a. 0. 3. ^6. Znr Siebs fwtgl. sadi Light* 

foot. Tho Apoötolic Fathera. Part. II. vol. 3, secoad ed.. London, 1HS9, S. 390 ff. 
Desgleiehon E. Schwarz, Do Pionio et Polycarpn. R. In f. Und dos Chrysosfomos 
Lobrude auf Polykarp üa der Zeitschrift für nissonschatti. Theologie, 190'i, Jahr« 
gsdg 49« 8. 5T1 £) 



16 



l>us Marlvriuiii i'olycarpi 



aohrieb, ist ein historisches Dokument, das nicht genng upeschütatt 

\v<M'd<-n kann. Ks ist uns Meinem wei«<>ntlicli<'n Inhalte nach erhalten 
b< i Kiinebius und aucli im uiartyrium Polycarjji. Freilicli nicht gAn£ 
in seiner urMprinifrliehen Einfachheit und sehlicliton historischen Treue. 
Spätere (Jeschh-'chter haben mit liebend«ir Hand hie und da ein<'n Zujf 
beijrel'lJ^, tun das ideale Bihl des Hehlen aueii in meinem üusHeren 
Rahmen als treues Ixpjr'v ^'«•ittcv! >~%v Jfsn«« Christ!!!* mehr und 

mehr darzntn»». So morhle die «resclncinliche Tr«'u<- i twas li i<l. n) — 
daraal' kam e.s uhiieUiii <1 -r Lejjende un«l den« Ha^^iographeii \\< iii<jer 
Uli. Die Sch'inheit der chriHtlielieji St-eie, das Iilenl heiliirer. frlautii ii«- 
starker Ootteslicbe, die Erhabt iih^ it lies chtiätlielien Martyriums sollte 
sieh desto leuchtender /.••i^'en, wie im Pri«ma das Sonnenlicht sich 
bricht zur Glut mannigfach prächtiger Farben.^') Unsere Zeit ist nüch- 
terner, kritischer. Sio roOht sich, «ach im Leben und Leiden der 
christlichen Heiligen Wahrheit und Dichtung zxl scheiden und zu sondern. 
Damit bringt sie zugleich ,,ein gutes Teil neuer gesehichtlieher Erkenntnis 
von der religiösen Volksseele, die in den Legenden sieh wiederspiegelt." 
Der Bonner Historiker Sehroers **) hat Recht : ,,Nicht am wenigsten 
dabei gewinnen werden die Heili<;en selbst , deren übernatürliche 
inn' i i- Grosse, in der docli schli. sslith Heili<rk«'it uiul Vorbildlich- 
keit bestehen, uui SO reiner hervorleuchten wird, und di«' Kirche, die 
vor allem der Isutern Wahrheit dienen will und durch sie dem 
modernen Menschen nüher kommen kann." 



*i) Veigl. Dekdisy«, Lm I^c. liag., S. 258. 
" (Litwrsricehe Randiebaa, 190tt, Sp. 



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Eine 

wichtige liagiograpiiische Handschrift 

Prof. KUEKSTLE . Fkdbuig L Br. 



In mt'inea ITao;io^ra]iliiHchen StudioQ über die pAitsio 
Felieitatis cum Vllfiliis Pade rborn 1W4 liab. ich den Nachweis zu 
erblinden versucht, dtUB in Cod. Augic'nsis XXXII in Karlsruhe auf 
foi. 1-36 eine Sammlung von Heiligenleben vorliege, dio in dii; Zeiten 
Grcfjors i\. (Ir. hinaufreiche unr! vielleicht dio zweite IT.'llfte jenes Pas- 
sionariuins darstelle, dessen Uregor in seinem Briefe an Eulogius von 
Alexandrien gedenkt. 

A. Dlfoukcq hat nun meinen Anregungen folgend die Unter- 
8UchnD*r weitf'r geführt und gefunden, «lass in Cod. Monaeensis 3810 
die Ergauzung des Angieuäiä vorliege, ßeido beien jedoch Weiterbild- 
ungen des 7. Jahrhunderts, wahrend in Cod. Vindob. S57 sich das in- 
takte £zeiiiplar Gregors d. Qr. erfaalttn habe. Nahe verwandt damit 
ist nach Dofonrcqs aeharfsindgen Untenoehimgeii Cod. Palat. 846, der 
Znaatse ans dem 7. JahrhnndcMi; anfweiae. 

Wenn aomit die Sammlung von Heiligenleben in Cod. Angensia 
XXXn fol. 1-36 aach um einige Jabroehnte jünger ist, ab ich cnerst 
annahm, so behfilt sie doob in ihrer hat anneUie^liehen Bezugnahme 
auf >4tadtrOmische Heilige ihren hohen Wert fttr die hagiographisehe 
Foraehnng. 

Ganz anderer Art^ aber nicht weniger interessant i«t der übrige 
Inhalt (ioL 37-161) ('J dieses ehrwürdigen Pasaionara^ das der Müneh 



(t) Mdsngss d'sKhuologi« st dliistoira zzxvi aonee, 15 ff* 
(S) leh halte ndeh an die Folüwig mit Ist. Zabkekhen. 



18 



R4)giiibert in Reichenaa unter AU Ruadhdni (838-842) absehreiben 
Uoaa. leb gobe 2unäch«t eine ^naae Infaialtsangabe (*). 

1. foL SG^-SOv; Paaaio beatisaimoram martyrum Hermachore 

epi«eopi et Fortanatt arcbidiaconi eins. 

Aot. SS. 12, Juli, in 251.255; = BHL 38a8. («> 

2. fol. SQMO*^: PiiK.xio sanetorum martyrum Helari episeopi 

et Tatiaiii archidiaiioni «'in». 

Art. SS. Miirz, II 418-420; ^ HHL :W81. 

3. fol. 4ü'^-4r : PH>>»<io boati»siniorum Felicia et Fortnnati mar- 

ty/uni f'ln i^ti. 

n= Act. SS. 11. .Juni, II 4(>l-4»>2: HHL 2h.ii. 

4. fol. AV-4'2'' : Partrtid l»rjitir«siiu<iruni martyrum Caiitiaiioruiu. 

— Maliillou, !)<• litur^'ia ( lallicnna (Parisiis 172*.>) 4(»7-4T0 ; = 
BüL i:>4;>. V<:1. Act. SS. :U. Mai, VII 428-340; CatalofruM codic 
Ua;^iogr. hibliothecae BruxcU. I 1Ö4 uu*l Aualccta Holl. I 

5. fol. 42*^*43*: Vita et obitu« domini vati» «acordotis Ze> 

nonift. 

Der Hauptsache nach « Act SS. 12. April, II 70^71; =» 
BHL 9002. 

8. fol. 43*-44*: Ineipit prolo<(us paa»ioni>$ «anctoruiu Proti et 

Hyaeinthi Incipit textua einadem paasioni». 

:= BHL 6976. Vgl. Act. SS. 11. Sept., III 746 ff., wo auafUhrUdi 

über beide Ml^rtyrer gehandelt, der Text aellMt jedoeh nicht 

abgedruckt wird. 

7. foL 45''-45v: Confeaaio aanctao ac beatisaimae Leoeadiae 

Virginia, quae obiit Toletoin civitate sab Datiano prae- 
aide die V. idua dceembria. 

= Flore«, Eapana aagrada VI p. Hl5s)17 ; = BHL 4B48. 

8. fol. 4SM6^; Incipit paaaio aanctorum Faustiani et VietO' 

rici III. idns »locomhris. 

^ Aot. SS. Botgii I (Brüx. 1783) p. 166 ff.; BHL 3226. 



(1) Vgl. Holder, Db Botehenauer HaDdaehriftea, beMhri«bMi nad itrUatvrt. 

I Bd. Die PorRAm^MitliantlÄchrifti-n. Leipzig HMH!, S. llS-131. 

t2i Diose Ikizcirlinung b<'/i''lit «ich auf <li<' 7'lKIiotheca liagiograpliica latiaa aa* 
tiquau »t uiediiM» a«Utw, ed. aocii BuUaudini. Bruxellw IbDö-lUUU. 



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Ein« wielitii^ hagpognpbiflehe Haadwhrift 



19 



S. fol. 4(W-4T^ : lucipit < )nf<vJrtin pas^ioni« aaacti Pauli, qui 
passus est I V". iilus cloe »'in bris. 

^ Act. SS. 22. Mar/., III :n:i-:n4 ; — bhl h:)H9. 

10. fol. 47^-48'': lacipit passio «niicti I<rnatii cpiscupi et mar- 
tyris, qui pasauij est »ub Traiano principe Romae XVI. 
k«l. ian. 

Es ist dies ein kanser Auszug aiü Hicronym. De viris inlastri- 
btis cap. XVL Vgl. BHL. 4262. 

11. fol. 48'''48^ : Incipit passio saneti Petri qai et Baisami, 
qttod est III. non. ian* 

^ Act. SS. a Jan., I 129; =: BHL 6702. 

12. fol. Inctpit passio saneti Theogenis martyri«, 

quod est III. non. ian. 

Act. SS. a. Ian., I 1^4-135; = BHL 8107. 
V<;1. Anal< ct4i Holl. II 206 ff., wo eine etwas kflraere Fassung 
«OS Cod. Brüx. 207 abgedruckt wird. 

13l fol. öO^^di*: Inoipit vita saneti Simeonis servi dei cum 
dtscipulo suo nomine Antonino, qui diHcipulos ipsius 
Knneti per plures annos fnit et asque ad obitum sunm 

roirabilitor eani ob^ecutus r>><t, quod f^t nnnas ianuarias. 
= BHL "tOm-, vgl. Act. SS. .')Jaii., I 269-274. 

14. f'^l. r>4*-r>Hv : Incipit vita vol paasio Margarete virginis 
Chrifiti, ([unfl «'Kt i<lnf< iuli-is. 

= MoinbntiUH Ii iu;iv-107; = BHL 

15. fol. .')9M»0'" : Incipit vita saneti Gre{;orii epi!*<'0|>i Liugo- 
uicae civitatif*, quoU est VIII. idus iaauariaü. 

= Gregor. Turou. Uber vitae patruni cap. 7 (MG. Script, rer. 
meroving. I 68&4$90}; = BHL 3665. Vgl. AoL SS. 4 Jan., I 
156-169. 

16. fol. 60^-60^: Incipit passio saoetorum Polieucti, Candiani 
et Filoromi, quod est IUI idu« ianuarias. 

» Act. SS. 11. Jan., I 66a«67 ; ^ BHL 6888. 

17. fol. 61^-67' : Inoipit saneti Honorati episcopi, quod 
est XVII. kal. febr. Sermo Habitus saneti Hilarii in de« 
posttione sanctae mcmoriae domni Honorati episcopi« 
= S. Hilarii .srrmo de vita s. Honorati, Migne P. l. L. 1349- 

1272 r » BHL 3975. 



1 



so KtuiMtl« 

18. fol. : Iiicijut vita vel vinio tiaiicti Fursui, i^uod est 
XVir. knl. tV-br. 

Act. SS. Jan., II M ; BHl. .V>\() ; M(4. Script, n-r. 
mciuv. IV, 42)^ ff.; (lrütznmcli<M-, Di<» Vitcn de« hl. Fuiwuh (Zeit- 
Hchrift ftlr Kirchengeschichte XIX. 190 ((. Es fehlen in der Hand- 
schrift hier «eehs Blftttor. 

19* toi. 74': Fragment der Pa^iHiu »«anctoruui martyrum Pneu- 
El<;a«ii»j>i et ileleu«i[»pi {reniin oruni. 
= BHL 7829. Von dieser Le§:ende existieren zwei Rezeiuiionen. 
Vgl. Act SS. 17. Jan., II 73-76. Naeh d«r einen ist die Heimat die- 
ser Drillinge Kap[>n<Iozien ; nach der anderen, die einen gewissen 
Wamaharios (um 630) snm Verfasser hat, gehören sie naeh Laogres. 
Einige Kaiendarien maehen Lyon su ihrem Oebartsort. Unser Frag- 
ment gehört der zweiten Rezension an. 

20. Passio sAnetornm Saturoini, DatWi et aociornm, die aber 
ganz aoflgefallen ist. Es fehlen hier acht Blätter in der Handschrift. 

21. fi>L 83*^7': Fragment der passio sanctornm Leuei,Tyrsi 
et Galenici. 

« BHL 8280. Von der L^nde dieser vielveiebrten Märtyrer 
esiatieren drei Bearbeitangen. Das vorliegende Fragment geti.'M t der 
dritten Rezension an, doch fehlen die Nummern 1-17 nach der Kintei- 
Ivng der Bollandisten (Aet. SS. 28. Jan., I( 827-832). Schon frühzei- 
tig hatte man den Tyrsu« und seine Genossen teils nach Spanien» 
teils in das südliche Gallien verle£rt. Das ist wohl auch der (irund, 
waruni mau diese Legende in unser vorwiegend gallisches Passionale 
aufnahm. 

22. fol. 87^.88*': Incipit passio sancti Savini episcopi meni<e 
decemhre die VII. 

= Stoph. hidazh Miscell. I 12-14 (Lucae 1761), 

23. fol. 89'-89! : Passio sanetae Colnmbae virgini« sab imperio 
Anretiano, quod est pridie KaL ian. 

= BHL 18^ Vgl. Catalogoa eod. hagiograph. bibliotheoae Bm* 
seil. I 302, wo ans Cod. 1800 eine Vita Colombae abgedruckt 
wird. Identiieh mit unserer Erzählnng iat die Legende in Cod. Clm 
22245; TgL Analeeta BoU. XVH 121. 

24. fol. 89^-93^: Incipit vita virtntesqne aanetae GenoTcfae 
yirginis, cnins depoaitio IXI. non. ian. colitnr. 



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Ein« widktige hAn^ographiseh« Handaehrift 21 



= Act. SS. 3. lan., I 14:J-147 : = RHL 3336. Vgl. Künstle, 
Historisches Jahrbuch XX (1899) S. 438-440. 

26. fol. 93<^>96^: Ineipit passio sancti Potiti martyris, qu 
^nh Anton Ido imperatore Geloaio praeside passns esti 

XI. kal, februar. 

= Act. SS. 13. Jan., T 754-757; - RIII. ('.'.(08. 

26. fol. 97''-97*: Ineipit passio sanctoi-uiii Fruc^^nosi episcopi, 

An^urii et Ealog'iidiaL'onnruni,quipa33i sunt Ter raeona 
suh \'alerintio et Eniiliauo Tusco Bassoque consulibus 
die XII- Kai. februar. 
• = BHL 3200;" vgl. Act. SS. 21. lau., II 340. 

27. fol. 92*-99': Ineipit paasto taneti Patroeli martyris, quod 
aat XII, Kai. fabr. 

^ BHL 6520; =^ Aet. SS. 21. Jan., n 343-345. Vgl Gk- 
flen. Acta S. Patroeli, Soest 1857, p. 1-6. 

28. fol. 99'-100''> Ineipit paasio sancti Asoiae martyris, qaod 

est X. Kai. febr. 

» Act SS. 23. Jan., n 456451 ; = BHL 722. 

29. fol. 100*'-102v: Ineipit passio sanctornm Babilae et triam 
pnerornm, qni passi sunt in ctvitate Antioehiadie Villi, 
kal. febrnar, 

= Act. SS 24. Jan., II 573 576; = BHL 891. 
30* foL 102v-104'^^ : Ineipit passio sanctasi Savinae virginis, 
qnod e^t V^IIII. kal. februar., enius nativita« et nobi- 

Utas fuit in Samon civitate. 

=: Act. SS. 20. Jan., TT 944-946: = BHL 7408. 
31. fol. 104'-l(H^ -. Ineipit passio sancti Saviniani martyris sub- 

Auleriano (sie) impt ratüre sub die VIII. kal. februar. 

= Act. SS. 29. .hiü., II 939.941 : = BHL 743B. 
32^ fol. 10(> -108^ : Ineipit passio sancti Hoiicarpi episcopi, 

quod est Vll. kal. lebruar. 

= Act. SS. 2G. Jan., II 705-707 ; = BHL 6870. 
83. fol, 108^409*: Ineipit passio beati Fileae de ciTitate 

Tkimni pridie nonia febrnar. 

=^ BHL 6799 ; ef. Act. SS, 4 Febrnar, l 463 ; nnsere Legende 
beginnt mit cap. U bei den BoUandisten, d. h. die pbraaenreiebe 
Einleitung feblt. 



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22 



Kmoatl« 



34« fol. 109-112*': Incipit passio sitnctae Dorotheae ▼irgtnis 
et comitum eins, qnae passa est in proTineia Cappado- 
tia« apad Caesaream eiTitatem »ub Sabritio praeaide 
VIII. idat febrnar. 

— Act SS. 6. Febraar, I 773471 ; = BEL 2323. 
36. fol. lV2^-ll(y^ : Incipit praefatio sntoepti operis ot qao- 
modo vir dei eanetas Vedaatva rogi Hladovio (ohlodoveo) 

adianctus es^et. 

= BHL 8506; = Act. SS. 6. Febrnar. I 79.'>-T99 mit Auanabme 
von cap. V; M(i. Script, rer. merov. III 416-425. 

36. fol. 1 16*^-1 16' : Tlomilia in die natali tanoti Vedatti pon- 

titiceis dicnda ad populttm. 

= BHL 85()9; Al. nini opera iP. I. CI 678-«i8l). 
37* fol. 1 Iti'^ 1 17^ -. I II (' i p i t passio sa n c t a*« En 1 alia«.*, quae p.i ss a 
est in civitatc liarcinona sub Datiaao praeside pridie 
idas febrnar. 

= BHL '2{m = Act. SS. i-'. F.'bruar. II r)77-:MK. 

38. lol. llH'-lL'!*^: Incipit pasnio sancti Montani et Genieiiis, 
quod est VI. kiil. martias. 

= BHL 6009; = Aet SS. 24 Februar, I 455 459; v. Qebhaidt» 
Ansgewäblte Murtyreracten S. 146-161. Vgl. Pio Fianclii de' CaTa- 
lieri, Gli atti dei SS. Hontano, Lucio e compagni (Rom. Quartale 
sebrifit» 8. Supplementbefl, 1898, p. 71-86). 

39. fol. 121'-124'': Inoipu passio laneti Focae episcopi, quod 

est III. nonas martias. 
» BHL 6838; » Mombrittos U 228-231. 
40- fol. 124'-126*: Ineipit passio sanoti Filemonis quod est 
VIII. idns martias. 

« BHL 6803 ; =s Act SS. 8. Mftrz, I 752-756. 
4f. fol. 126M28v : Incipit passio sansti Pionii, quod est IUI. 

idus m -I rtias. 

= BHL «i8:>2; = Act SS. 1. Febiuar, I 40-42. 

42. fol. 128'-129' : In ipit passio sancti Nestoris epi^copi, 

quod est IITT. kaL martias. 

= BHL TidtiH; = Act. SS. '2i). Februar, III iW^ ('i'-O. 

43. fi>l. 1 K : Incipit pas-ilo beatisaimoruni in.irtvrum 
Emeteri et Celedonü, qui paäsi sunt Y^I. idud martias. 



Eine wkhtis« hagi<(gr«pln8di9 Hundichrift 



23 



== BIIL 252:5; = Act. SS. :J. Mürz, I 2:n-2:?2. 

44. l'ol. i;)ü'-i;>2^ : Iiici^jit pussio .sanctorum aiarlyruu» Saiuri 
Satarnini fratrum, Rcvocati, Fclicitatis sororis oornm 
et Perpetnas, qnod est noni» mart. 

= BHL 66H4; Robinson, The Paasion ofS. Perpetua, (Texts luid 
Stndics I, 2, 1891) p. lOC-lOa. Vgl. Pio Franehi d»' Cavalieri, La 
paMio SS. Perpetoac et Pelicttatis (Rom. Qaartalaelirift 5. Sapple» 
mentheft 1896) p. 28. 

45. fol. Incipit passio Banctorum Donati, Advo- 
cati, qnod est III. idua martias. 

Dieser eigeiitüniUehe Text Mt keine paMio, und voa Donatns 
nnd Ad^oeatua ist darin gar nicht die Rede. Wenn man ihm eine 
hagiographiaebeUebersebrift geben wollte, «o mdasto sie lauten : Sormo 
im anniverctario s. Honorati epi»copi Sicilibonsis. Nur zweimal noch 
begegnet una dieses Fragment aus *Iea don.itistischen Wirren in ha- 
giographischcn Handschi-ifte'^, nämlich ia cod. Paris. 17626 aaec. X 
nnd in cod. Paris. ^r2^\^ s.n-c. XIV. G«Mlruckt ist dieses franz auf do- 
nntistiachcm Boden st« IhmuIi- Stfick hr\ Mig;no P. 1. VTII T.'2-7r»Hj 
Du Pio, 8. Optati Milevitaui de «cbismate Donatistaiuiu, Pah» 1700, 
p. 2*.>s.:wi. 

4€- fol. I.H.VIIU"; Incipit vit« s;. Sulpicii epiäcojti. cuius do- 
positio tat XVI. kal. t'ebruar. 

= ÜHL 7*>2H; = Act. .S.S. 17 Ia., II 174-170; MG. .Script rer. 
mer. IV 'Mhfim (Rezension B). 

47. fol. 13:'»'"-i;i(>* : Incipit |)rolo«ru.>< (et vita> ex ir^^stis saaeti 
liilarii Pictavienain < |iiKcopi, (juod e^l idu» ianiiarias. 
= BHL 3cfH8; = V< natiiii Fortunati vita S. Hilarii ed. Krusch 

MG. aiiet antiqu. II 2, 1-7, aber mit dem kursen Prolog derlLind- 
•cbrifteD X und Y. 

48. fol. 136 : Ineipit passio sauetoram Scillitanorum, qaod 
est XVI. Kai. Aug. 

= BHL 7528 ; in der Form dieses Fragmenteü wnrden die Akten 
der scillitaniAebeii Mftrtyrar merst TerOffentlieht von Blabillon, Ve< 
tera analeela (Paris 17231 IV 172. Der ToUetAndige Text in Analeeta 

Boll. Vin aus Cod. x Carnot. 190 sa. c. XIII-XIV (vgl. Anal. 
Boll. Vin 142 : V. Gebhardt p. 22<23. Robinson, Textsand 
«tadies I, 2, p. 112-1 lä 



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94 



Koenatle 



48. fol. i:n^l41 uiufan^reichas Fragment der Vita Corbiniani 

Arbeo'*j von Frcidrtinjr. 

= Vita ( orhiiii.iiii ed. Hioiior, Abhiindlun^rcn 'l'-r !ii<»t. ('lasse (l«T 
k. b. Akad. d. W iss. Will -JCS. D. r Mr. m lu der im 14. 

Ja Ii rb lindert eimii Itid< \ zu dii'Sem Paasi.tiiariuni iiiaclit«', hat nicht 
bemerkt, dass in ihm tiii Fr;i;:iiieiit dur \'ita ( orbiniani enthalten ist. 
Die Handschrift bat hier eine Lücke von acht Folien. Nach dein er- 
wAbnteti Index enthielt der verloren <;au^'eno Quatemio die Stücke 
50^ inelus: 

50. Bpistol« Cbroinatü ot Elleodori ad Hieronymam. 

51. Epistola Hieronymi ad quo« snpra. 

52. De infantiaS. Mariac et Christo salvatore. 

53. Patsio sancti Albans martyria. 

54. Expo«itio Grogorii episcopi Tnronensit «ecleeiae mi« 
raeulorum boati Clemcntis martyris. 

55. foL 150M51*: Incipit passio «aneti Thcodoriti pre«by> 
tori, quod est X. kal. april. 

= BHL a014; — Aot SS. 2^ October, X 4045 (kürzere Re- 
senaion, woleh« die Bollandiftton nach einom Cod. Laarentianus geben). 

66. fol. 151-*152*: Incipit pa««io sancti Acatii martyri» IV. 
kal. aprtl. 

= BHL 25; = Act. S8.31.MärsE, III 904-905; s= v. Gebhardt 

11. VI 20. 

57. tbl. l.*>:r-l.'Ki^ : Incipit passio »ancti Uircnei (ipi»oopiy qnod 
OHt VU. id. april. 

^ lüll. 4406; = Act. SS. 2."». März, III ö:)6.5öT;= v. Ueb- 
h udt l<i2-l (•).'). 

58. tbl. l.'):V-l.'>r/ : incipit puiii»io Maiicti Yppipodi, quod vstX 
kal. nitiias. 

lUlL 2.')T4: =- Act. .^S. 22 April, III 8-10. 

59. toi. 1 j.j''-l,")7'^ , Incipit puHfiio Mancti (jeor^'ii, <^uod ect 
VIII. Kal. maias. 

Anfang: Tantas itaque ac XaIvs martymin laude« ro«eis onionim 
pasdionibns conseerata« nulloB ointttit tantac virtuti« agonem inipen- 
ua« cnarraro. Datianoa igitur diaboUoa doininatione arrcptus.» 

Seblufls : Martyr vero GeoigittH ab angelo coronatu« o«t in caelo 
regnante.... 



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Eioe wichtige hagjographiaeiia Handachrift 



2b 



Vgl. BHL 3372. 

Diese Enfthlnn; ist, wie es soheint, noeh nicht gedmekt. Die 
Einleitung bin tnm VerbOr in Cod. NAmare. 2 (vgl. Analeeta Boll, l 
615)^ Der Scbmber brach bei dem ersten ,fAmen", daa ihm be* 
gegnete, ab. Soweit die Initia bei den BoUandioten da« erkennen 
lawien, liegt Hie Legende noch in folgenden Mss. vor: 

1. Cod. N.A. 2288 der Pariser Nationalbibliothek (vgl. Catal. 
cod. bagiogr. bibL national. Paris. III, 516). 

2. Cod. Camot löO (vgl. Analeeta BolL VIII 139). 

3. Cod. Phill. 4627 in Brüssel, (vgl. Catal. cod. hagiogr. bibl. 
reg. Bnixell. II 479). Die Einleitung fehlt hier. 

60. fol. ld7M58^: Inctpit passio »aneti Viotoris martyris, 
VII. idue maias. 

= BHL 8580; » Act SS. 8. Mai. n 288-290. 

61. fol. IddMßO*: Inoipit passio sanctorum Antimi, Maximi, 
Bassi et «Horum, qnod est VI. Idas maias. 

^ BHL 561 ; Act SS. 11. Mai, H 616-618. 

62* fol. 160M61'^: Incipit passio sanctorum Petri et Andreae, 
Pauli et Dtonysiae, quod est idus maias. 

=x= BHL 6716; = Act. SS. l.x, Mai, UI 4:>2-453. 

Deo kSchlu-is bil«l<*t eiu ulM r»<chriftloi<t's Frnpncnt der Akten dm 

Pauliuuö vou Tiit>r: 8unctoi*uai putrum metnoriis inservire 

= BHL 6562. 

kann k*nnt lu ZswiM unterlio^on, dfHH die hi<*r jiutgezilhlt<? 
Lirttt! von lIf'ili}renU?b«!n nach «ranz and«'r<Mi (Jcsichtspunkton anfrelo^t 
ist, als jene auf fol. 1-36. Schon die Tatsache, da«s mit N" 1 uoserer 
Liste die bisher streng eingehaltene KaU^iderordnnngjSh unterbrochen 
wird, legt den (bedanken nahe, dasa hier eine neue, ursprünglich selb» 
ständige Sammlung beginot, denn Hermaohorae und Fortunatus 
gehören Inden Monat Juli, Helarus and Tatianinden Mftrz, Felix 
und Fortunatas in den Juni, die Cantiani unter K** 4 in den MaL Man 
begreift diese plötslioh auftretende Unordnung um so weniger, als von 
fol. 4.'> all di(^ Kalenderordnuug wieder regclmAssig eingehalten wird. 
Allein CK ist zu beachten, das» diese (iruppe von vier Logenrlen in» 
nerlich aufs engste zusammengehört und die Märtyrer der Kirche von 
Aquileia verherrlicht 



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86 



KnaiMtiA 



Aus der Tateacke aber, daxH mit fol. 36 ein neaes, ursprünglich 
•ellMtaiidigeB PamioMriam be<;iiint, folgt nicht, das» bdd« Teile etwa 
»füter und xn^ig durch deo Baehbind«r sn einem Oansen vereinigt 
wurden. Nein, auch die FoKen 36-161 sind im Anfang de« 9. Jahrhun- 
dert«! unter der Anfticbt von Reginbert auf der Reichenau geeehrieben, 
und auf fol. 90* Btammen 51 Zeiten von seiner eigenen Hand. 

Wfihrend der ernte Teil unserer Handschrift auf fol. I-Sß Cut 
nur stadtrOmicche Legenden eothftlt, begegnen uns in der vorliegenden 
Serie deren nur zwei: N** 6 und 61. Oberitajien ist mit sieben Num- 
mern vertreten : 1, 2, 3, 4, 5, 22, 60. Davon entfallen auf Aqnileia 
die vier ersten, die gewiss nicht ohne Grund an die Spitse gestellt 
sind. Nach Spanien gehören N"* 7, 26, 37, 43 ; nach Afrika : N*" 38, 
44, 47), 48, 08. 

Zwnnzi}; L^'f^ciiden bczii-licn «ich auf pillirtchf Ileilip'ii : N° 8, 
1), i:>, 17, 18. 19, 21, 23, 24, 27, 30, 31, 35, 36, 46, 47. 49, 53, 
54, r)7. 

Dem Orifnt <r«'hörfii flj^-nso viole Stücke an : N" 10. 11, 12. 13, 
14. li>. 20, 25, 28, 20, .',2, »3, 34, 40, 41, 5.% Öü, .')'.», <)2. 

In (li«>sor orifiitdlisohcn Parti«- haUcn wir niehorlich <l«'n (Jrund- 
»tock d«*r Saiinnlun;; zu »^i-ln-n. Di'- «>rste VcniK'hnin'r «M'tuhr sie in 
A(jnih'ij», wo sie unt»'r d«'n Kintlu>^ eines Afrikjuiers. d<'r dt-n» 
DonatiHnins anfTtdiHrtc, <r«'ri<'t ; «iemi nur > > ist /.n i i kl/ircu, wiit 
das ei;,'«'iiartifr'' Dokument N' 4.') in ilir Aut'uahuu- l'aud. Von d.i >\ än- 
derte dan Pa.-'sionarium nach Südtrankrcich, wo die spaniHcher» untl 
gallischen Le;^enden eingefügt wurden. Den letzten und jüngsten 
Zusatz euipting die Handschrift am Grabe des hl. Vedastus auArras, 
wo ihr die HomiHe Alkuins (im Anfang des 9. Jahrhunderts ve^ 
£u8t) beigefbgt wurde. Deiu^ da»» das Passionarium mit dii^ser Oert- 
lichkeit in enger Beziehung stand, eigiebt sich aus dem Umstand, daaa 
der hl. Vedastus nicht nnr durch seine Legende, sondern auch 
durch eine Homilie verherrlicht wird. In Reichenau hat man vermut- 
lich die Sammlung nur durch die Vita Corbiniani (um 769 entstanden) 
vennehrt. 

Da unser Passionarium als.) «-iin-n ausgesproclnMi gallisch-fränki- 
schen Charakter aufweist und seinen Weg vom xü«lliclu n Frankreich 
nach d<'m Norden genomen hat, so mn«s «'s ai!ff?illf?i, dasn voc der 
grossen Zahl der Ueiligenlolien, die in dieser Ciegt^ud im 0. und 7. Jahr- 



V; 



Diqilized 



27 



liiUKlert enUtiiD<l«'a, mir fünf hier erHcheiiien ; (irt^g^orv. I^angrc^, 
8ulpitiu»« von Bourgo«, VedaatUH, Furscus und Genovola, 
während verwandte Pamtonarien aua derselben Zeit die inerovincri- 
sehen Heiligen mit Vorliebe Terzeiohnen ; ich verweiee beiflpielshalber 
nur auf swei Handaehriften aus Ghartrea N*" 6B nnd IT 198 *), 
eratere ana dem. 9., letstere ana dem 10. Jahrhundert. 

Ich Bchlieaae daraus, daea, als nnaore Sammlufig noeh im HiLden 
Frankreieha in der Entwioklnng begriffen war, diese merovingiaehen 
Viten noeh nicht weiter bekannt waren. Alle Ibnf Erzfthlangeii nilm- 
lich aas der meroTingisohen Periode gehören dem Nord- Westen Gal- 
liens an, während die Legenden aua Spanten nnd Sttdgallien in die 
altchristlich römische Zeit &llen. Es giebt allerdings Paasionarieo, 
die auch in ihrer mitteklterlichen Ueberlieferang sich stets auf die 
Miirtyrer der altchri8tHchen Zeit beschrftnkten nnd eine lokale Wei- 
terbildung überhaupt nie erfuhren. 

Daata gehört aber das nnserige nicht ; im Gegenteil hat die Sucht, 
dem ursprünglich orientalischen PasMonarium möglichst viele Heiligen 

aus den G^-genden «einer spTteren Wanderunfr hinztizufn-tn, die Port* 
Setzer zu bedenklichen A[itt«>Iii veranlasst. Um dir; Z.tlil d<<r atriksf 
nischen Ileiligon zu vermehren, hat man untr-r dem Titel pafHii) Do- 
n.iti i t AdviH'.'iti einen I.tniz^veili^en flnnatiMtisclien Tr.ict.it l itifri-rii-lioben. 
Mail wurde jecioi h huld d.ir.i'ii' aufmerksam und wart' ihn lifr.i n>i. 
so d;is8 er nar noch in dtm zwei erwähnten Pariser Ilandhciiritteii 
erscheint. Ans demselben Grund hat man dir- unter N" 19 und 21 
erwälinten Äräi tyrer, die io den Orient frehören, zu Spauieni, resp. zu 
Galliern ir-- macht. 

Aber noch andere (Iriinde siirechen dafür, dans vorliegende Le- 
fjendensaiiiuduTiLj ein«- sehr frühe Periode in der Entwicklung der 
hagiographischeü Litteratur darsu lU : Die Vita des (»regor %on Lan- 
gres unter >r 15 weiss noch nichts von den Beziehungen dieses Mannes 
zum hL BenigniH, die sonst immer Uber den Bericht des Gregor von 
Tours hinaus beigefügt werden ; unter N*^ 23 eraoheint die kttrzore 
Legende der CoLumba von Sens; unter N. H3 fehlt die phrasen» 



(t) AnaUMSto Boll, im, p. 92; 
43) L e. p. 173. 



KiMiiiUe 



reiche fiinteUang zs der passio Fileae; uater N. 47 erseheint der 
kürzere Piolog zttr vita Hilarii; die pasaio Theodoriti ist in der 
konteren Bezension anigenomen (N^ 55); in der hagiogmplüsckea 
Litteratur maeht man aber immer wieder die Erfahrang, daes die 
kürzeren Paatiangen meist aneh die arsprilnglieheren sind. Ick mAtihte 
diese Wahrnehmang sehr für die Vita Oeorgii unter X* 59 betonen. 

Am verbreitntsten ist dione Legende in jener Form, die sieh aU 
lateinische Uebertetsang eines griechischen Palimpsesles in Wien 
ans dem fUnften Jahrhundert herausstellte. Daneben bestehen noch 

kUrztT«; FussuiipMi, wie sie in «len Pro(lif;t«Mi des Andreas von 
CretH und bei Liponianuä und Suriun vorli^pen. Vetter, der in 
«einem Buch : Der hl. (ieorjj^ di-s R«'inbot von Durne, Halle 
1896, diesen Gegenstand weitlilufig Gehandelt, nennt diese: Kano- 
nische U<"b<'rnrbeitungen der Urlegend«-, und meint naeh dem Vnr« 
gnns von K i r pi c ii i ko v (Der hl. (Jeor^; <'ine Vfiter>*nchtin<r über 
die iitltTiiriäiht' (ic^cliichtc de>- ehristlicluii I.ep«iiile, IVHTsbnrg 
1879) dit sellx'ij seien entKtanden trleichH?mi nU kritische Aus;.'abi ii, 
nachdem in dem tsogenanntcu ütjcretum Gehisianum die laa^e, 
waaderreiche vita al« apokryph verurteilt war. Das iöt aber eine 
ganz willkahrliohe Annahme, die in der hagiographischen Littera' 
tur des 6. labrhunderts gar kein Seitenstttck aufzuweisen hat. 
Vielmehr sind die kürzeren Rezensionen ftVr altere Stufen in der Ent- 
wicklung der Oeorgsl^nde zu halten. Unsere oben unter 59 
angeführte Oeorgslegende ist nun die kürzeste von allen bisher be- 
kannten Rezensionen, und es darf wohl daraus geschlossen werden, 
das« sie anch die ftlteste ist 

Aber noch eine Reihe anderer hagiographisehen Seltenheiten fin- 
den sich in unserer Handschrift. Dazu gehören die kurzen und noch 
nicht lange bekannten Akten der Perpetua und Felicitas unter 
N*^ 44 und die passio Donati et Advoeati unter K** 45. Viel Auf* 

merkj^Amkt'it hat das Frntrnu'nt der passio Scillitanorum err^^t, das 
Mabiilon im IV. Bande seiner Anah ota vetera verortentlielite. E-* war 
unserer ITandschrift entnommen. Die Bollandi^ten fanden vor kurzem 
die KfiTiinzung d.iziu im Codex Carnot. X. VM^ ^a^'c. XIII-XIV. Die 
urs|irUiigIichf KassmifT der \'ita Corhiniam tiiidi t sich, ^mweit bii* 
jetzt bekannt, ausser in einer Londoner Haadachntt nur im Codex 
Aug. XXXIL 



ESam wichtige hagiographiiehe Hondschrifc 



2» 



B('k.(iiiiclic!i iät Linier d';r un<;('Iiearen Mtwse der hafrioj^rapliigchnn 
Eftfthluagea am dem christlichen Altertuia die Zahl jener Berichte, 
die niiTerßthoht auf uns gekommen eind, aassernt gering. 

Rainart konnte nnr angefiUir «eehzig eigentlicher A'^ta oder 
Passione» in seine Terdienstliohe Sajamlnng aufnehmen. Es iet gewiss 
kein Znfidl, dass nicht niir die kostberaten Stücke daraus, sondern 
iast ein Viertel des ganzen Bestandes in nnaerem Reichenauer 
Passionarinm auftritt, oftmlichN* 11, 20, 26, 82, 33, 38, 41, 44, 48^ 
ö&, 56, 57, 58, 62> Vollauf wurden verdienen, unter die Acta sineera 
a«ifgenomen zu werden, die Pa-säio Ai^iclae (N** 28), die Paesio Bäbyke 
(N* 40) und di«' Pasaio TbeogeniH iN" 12). 

Ich };laul)o damit den Beweis erbracht zu haben, dam Codex 
Au«j. XXXII in der ha}jif><rra|)liisclien Littnratar eine ^rnnz Imrvor- 
ni;jf'ndo Stellun^j einnimmt. Ich liube bi;i per>äf^?ilicltei' DaicliiimstfM uiig 
der romischen Piish^ionarien und nach gcmaueui Studium der Kata 
lo^, welche die lioUandisten Uber die BrU«nel«T und Pariaer Pfif-sio- 
narien lierausj;aben, die Ueberzousrnnsr »rewonnen, das» er sojrar uluie 
Gleichen dasteht. Wju* die Sauimliuii: Kuiuart» und die O. v. (iel> 
hardts fQr uns ist, das war Cod. Aug. XXXII für die KaroliD^er> 
seit, eine Sammlung von fast lauter Acta sineera. 



Osservazioni 

Sull*affreKo della « Coronazione di qiliie » in Preüttato 

Nel eimitero di Preteitato, eome tatti saniio. Miste una pittura 
doUa prima metk dei II secolo, pnbblicata di nuoro esattiaaima da 
Kona. Wiipert nella 18* tav. della soa opera « Le piUnre dttU eolo* 
eombe romcme ». Qneeta pittura, ehe dul Marchi 6 dal Da Bob« fa 
interpretata quäle < CorODasioiM di ipiDe del Sakatore fa in tal 
•eoao accottata aoche dal ehjnc Wiipert II Gurrucci ed altri salla 
•Qa seorta, iDelinarono invece a spiegarla come € Batte^iino di Cristo >. 
La prima senleosa prevalse geoeralmeote fra i dotti ('); tino a che 
in recentissimo conferenze (*) parve ad un dottissimo archcologo arao- 
zare una t<Tza ipntcsi, sostenendola con injrpp'noso arjromentazioni. 
()S8<*rvo per iiirifh'ne eilt; onsi tucendo, r^jli eont'utö so stesso, poiche 
in unu puhblicrtzione iwcitn quasi conteiniionineaiueute alla nuova 
s«'ntonZ!i, efrli si schierö apertamente fra culoro che sefr'iivano l'opi- 
iiiuue del De Rosäi ecc. Per la retta iotelligonza della ijuistiouc rias- 
»umo in bruvc la nuova ipotesi. Si dieise adaQ<iae che « la rappre- 
aentaiusa della Coronaxione sarebbe noo solo noica nell'anticA arte eri- 
stiana, ma del tutto aliena dailo spirito e dal aimboliamo di quaat'arte 
medesima, ehe per la prima volta la rappreaentö in maniera diaai- 
mnlatd in an aareofago del aeeolo IV. La preaenssa di an albero e 



(1} Vedi frA ^1! altri il receatitliaio (aa. ISOt^) Maattale arcJteologia cri- 
stiana del Marucchi, pag. 'i^iö &. 

(2) Faroiio tocatB al Falaiao dalU CaacaUeria Apottolle« il d:««iBbi« 1907 
« poi mO» it 12 gennido • 9 febbraio 1906. V. BesoeonU ttflisMU. 



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Owermioni iiiiir«ffrMeo dAlU " Cofonfttlone di ipine „ in PreteaUto 81 



dellii coloiuba, oltrechr accetinaie a \nog<^ aperto e campeäcru, iMa- 
verrebbft pinttosto alla m-ena del H ittesimo del S;ilvatore. non po- 
tendosi ia alcuu modo spirijare iipIIh •icciiH d' H incnroiüixioiio di spino. 
Ma uoQ vi si dove ricoiio^cure l'aito ilcl battcaiui", sihlHMic uq fpi- 
$odio posteriore, uarrato nol capo I di S. Giovanni, iu cai il Battiäta 
indicA Criato ai mnai delk «naj^oga buI Otordano. Confermerebbero 
tele wntenxa: 1® 1« oanüa bmndita dal Battist« per additare il Mesua, la 
qnale indica laogo flaviale; 2^ la colomba Spirito Santo; 3** tl persooaggio 
rioonosoibile qaal measo dalbaatoue-caduooo cbe come gU antiohi c proe» 
cone«» striDge in mano; 4^finalmflQte le «eeoe adiacenti ehe ritra^no 
epiflodi narrati dal eolo IV EvaDgelio, ehe fone eontinnaTano an tntta la 
parete, e eostitaiseono «n eielo gieranueo di soniina importansa per 
la questione deiraatenticitii del Vangelo di S. Giovanni >. 

lo ToUi, seduta HtAote, esporre aleaoi dubl>i su qoeat'idtima spie« 
gazione, ma aon enHctidomi ntato pcrmesao parlurne come a?rei TO— 
luto, decisi approfondir ineglio la quistione e pubblicare poi il risol» 
tato dci niiei -itudi. E mno lieto di offrirlo ai lettori doUa KOmi§eh0 
QuarUdschrift, in <iU('i<to breve articolo. 

Coiiio e.ssi port.mto vndranno, anzic^lH' l ercdn- di confutAie la nuova 
ipotesi oou ar^^onieiiti rmovi. mi aono si rvito di preforenza di quelti 
suggeritimi dalla leceute »eutenza, »pie^'iiiidoU hccoudo che i toati 
ed i monunienti ei indaeono tinora a ritonoro. £ poichü si c äpe- 
eialmente fatto assegnamenlo bu! IV Evangelio, come fönte, eei to- 
talmente avrebbe attinto l'arti^ta di Pretestato, appanto sa di esso io 
feei eonvergere il mio eaame^ comparandolo, eom*h doTeroso, eon gli 
altri 3 EvangelL 

S. Oiovanni adnnqne nel anolibro(1, 19-27) ei narra r«mba»oeria 
di saoerdoti e leviti spediti al Battista dalla sinagoga, per apprendere 
di soa boeca ohi egli {o«»c e quaU; la toa miasione. II Precar^ore ri - 
epose ncttamente ai qm-siti rivoltigli a Mio rit/uart/o, uegaudo dietaere 
« Elia od un profeta o Colai quem vo$ neteititf üioh il Criato >. 

Ma come risultf o da questa eapressione e da tutto il conteato, 

serbr» asüohito silenzio in rnppoHo alla persona del Mesut'a, la- 
sciando i me>?(i ivllf» l<>r'> ipiioiauza, [quem vos nesciti'a), sia percltö 
non ijlieue Hvi vanu cbiesto alcuno schiarinuMitn, sia for'*p perclie .i lui 
erauo bcii nute le cattive intenzioni della siaagoga. E qui tinisce, se- 
condo il IV' Evangclio, la missionc dei farisei ed il loro colloquio con 



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82 



Bicci 



(fiovanni, poicli»' 8e;.'ui' immediatiuncnte coiiie cliiusurM ilell i-pisodio : 
« iiacc in Hethama facta sunt trans Jöidauciu, ubi «-rat JoanncM bap- 
tizans » (v. 28) o sabito si soggiunge che in altiu oircostAQza < AI- 
tan die » 29j egli ftddit6 alle tiiii»e Gesft presente, con le 
parole < Eeee Agnua Dai ecc. » che preludoao ftl «uo batte«inio, 
di eni per6, & bcnn notarlo, TEvangeliata non park esplicitameote. 
Qoindi dal conteato gtoranneo nos risolta alean neaao di tempo e di 
cireostanze fra ii dialogo oo' mesai giadaiei, preoedente iL Battettmo, 
e le posteriori dichiarasiotu del Battista circa U persoaa di Qert 
ed il liattesimo di Loi. Ora se rartiato di Prr'testato, come pretende 
la nnoTa aentensa, avense voluto rapjtri'fentfire il Precuraore iu atto 
di indtcare ai i*acenloti e leviti fju-i->-i, Gchü, nonchö € lo Spirito 
disceso in forma di «-olomba sopra di Lui * oltre die fare una scena 
unicM. non si j^arcbbe puntn attennto al TV Evang*'lio; anzi avrebbe 
croato una compoHizioiK- di m\>i capricci", punto rinpondt'ntp alla te- 
delt^ <4t»riea e cronologica. 11 che ö iaaiuiuiasibile senza portarue 
prove evidenti. 

Iii' iltrr «jittando un rapide siruard i Huli'alfn'sco, si nota subito che 
s<* quel volalilü appoU iiato sall'albei'o volcssf indicarn lo Spiritu co- 
lomba, aarebbe utato oht j^mto in maaiera asdai iuft lice, c ud ogui modo 
irnuitata nella piituta eimiteriale remana, 

Si c detto e ripetato . « easenri altri esempi, nei qiuüi nella «ceoa 
del battesimo la col mba aimbolica h poggiata preciaaBiente auU'al- 
bero ». Sfido ehi asierl questOi a citannene nn aolo eaompio tratto 
dalle pittare delle cataeombe di Roma. 

Infatti le aniche 4 acene del Battesimo di Cristo ehe eaiatono^ 
et presentano costantemente la colomba librata in aria al dt aopra dei 
perrtonaggii per lo [iü sopra Cristo. Nel nostro oaao invece la co- 
lomba, se pure e tale, sta di tiaaco, aopra qn albero ponto U 
per simnu'tria a riempin* lo spazio rimnsto vaoto, e trovasi ad un li- 
vello piü bnnso del capo di Opsu, in atto di spicearf il volo verao i 
piedi di Lai. Qoindi non u raftigarata, come nulle altrc scene, a te- 



(!) Ai vv. ;rt-37 di noovo sl dice: • AUf»ra die iterum stahlt Inanno« et ex 
discipuli» eins dao ecc, » ed edueiidosi preseutato Gesü, il B«tti»ta Lo indicö loro, 
essi Lo seguirono. Uuo dei due era S. Andrea. 



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Omm t t uämd «tU'«JbMco deUa " CoroiutfioiM di spiae „ in Pratostato 88 



nore del testo evangelioo, scendente dftl eielo, e aopra la pertona 
del Cristo C). 

A propotito del preteso eielo giovanneo di pittare, osserro ehe 
le laoere iceDe supentiti nella eripta eono 4: La riBiirresione di Lai- 
saro, la Samaritana, remonroma e quest» elie andiamo esaminando. 

Scorrendo gli Evangeli, risulta ehe le dne priuic; sono tratte da 
epiaodi oontenuti dcI «olo IV Eyangeiio (cc. XI e IV). Non cosl pcrd 
va la Cosa per le altre, perchc' , noanche a farlo apposta, la gaarigione 
deireinorroi3'?a v rnmmrntntA iln tutti gli Evangelist! (-), fuorchi' da 
S. Giovanni. U^ruuii » vede coine tale coDstatazione mi oflFra un forte 
argomentn contro la j)n te3ii ispirazione delFartista dn S. Giovanni, 
Di piü »ulia 4"' pittiu'a iiueriir< tata coiue corona^ioDo di spine devesi 
oaservare che di talo episodio parlano tulti (') eccetto S. Luoa: quindi 
data e noii conc(i,-jaa dotta ispiraziuue, nun si avrebiie ragiüne pt-r eselu- 
dera da an ciclo giovauueo queata scena. 

Mi ei opporrii: Cheeelt^ sia di oi6, la eoronasione h pur a^pre 
an soggetto contrario allo ^irito dell'antiea arte orietiaiia e eoetitdsee 
vn iiiifeiim inammisubile. Riepondo: 

V Le eataoombe ei rieerbano eontmvamente sorpreee dornte a 
nnore leoperte, mere6 le qnali nbn poobi canoni rigidamente senten* 
xiati ed applieati in baae ai monnmenti fino ad allora eonoaeinti, cad* 
dero coniplctamente. Non potrebbe eneoedere lo stesao anebe al caao 
noatro? L'obbiexione, corae ognano vede, ai baaa piüi che altro, aopra 
nn ar^oiuento negativo, (oioö sopra la mancanza di pittnre del genore) 
quindi ka im'effioaeia molto relativa, £ poi io credo ebe TaBserita ri- 



(1) [oann. T. S2-33. Wilpert. Le piH. dfUe catac. rom. 1 r> '^IH «.rrhe: «II 
grappo, come per es. dae Tolte ueUa cappella grec«, i chiiuo da uu aibero meaciiino, sui 
qaale poM vn oeeello du, id «Ii ataie • test« piegatft ?«io tem, i rivolto m Crigba... 
& qaaai penMue ehe «mo pofa vo|^ attestei» al Saltatore la sna venwaBioiM^ ma 
non h inverosimile che l'aitiftta abbis volnto gemplicemente mn»trare an nccello 
cho »picea il voln all'in^iV Ad ogni inodn non dobbiamo (hire tro])|iA importanza 
a qa«8to partioolare di indole seoondaria, giaccbi> come dimoetrano pareccbie scene, 
gli aeeelli aoao assinnto naoali agil albari ». NaUa di Siuaana pevft l'alllMio 
dave Maare un damento nee nittri o ddla eempoaliione, per indicare i paitiocdari 
dall'accnsa caltinniosA dei dne vecchioni contro di lei. {DanieL XOI, 54^ 58)b 

(2) Matth. IX, 20; ^farr. V. -'5-34: Lur. VIII, 43-4a 

(3) Matth, 2ÜCVII, 27-äO; Marc. XV, 16-19; /oa«. XIX, 2. 



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34 Bncei 

|>u^ii,in2A dei i<riiui iVd'-li. eoiicera<'äse spi-emlracnte l«* rap|»res' nta- 
zjoui ilel Crticitirug, i rmic .)cc*»nn!i il Wilpert ' i. Poiclife, sebbciii' 
posteriori di circa 2 seeoli, piuo aui sarcofagi rtblji.imo scen»' d«'lla 
passione, quali il tribuaale di Pilato, la coronazionc, rimposiziom' dolla 
Croce a Gesj)i ed il Cirenoo. Riflettendo come l'arCe cristiaiui fin dal 
prineipio cre6 dei tipi, ad ognnn dei qaali piü o meno di freqncDte 
si attenne fcdc>im«iit«i, noQ u del tutto impossibiie che nei pritni se- 
ooU foMero gii eoncej^te le soene del ciclo dolla Passionc ehe 
ora per noi sono o perdute o (attavia naseost«. 

Che ae nei citati monnmenti scolpiti, taU soeoe apparacono di«* 
simuilatey quatcOM dl nmile Terifieaii anehe al caso noatro. H pittoro 
itifatti int<>.'4C visibilmeDtc- diiainuire ratrocitii della aeena, che »oio in 
epocuc molto posteriori fa riprodotta nd aoo ripngnante rcatismo 
La fij(iira del Cristo qui non apparisoo sofferente, ma eretta e vigo- 
rosa come aempre altrove; il sno capo, piü che di vere e proprie 



(1) Le pitturt delte cataeombe raminte, 1 p. 210. 

(3} II Wilpert. Op. eit. p. 211 «erive die le eoogettnn eirea an ciclo di cf> 

frtfsclii (lella pAssioue di Cristo iu Prelestato tnnt'^ tnono iniincMno di unn ccrUi 
Teru^iuiigliiiDzu. in quantn cht- gli afTreschi üella cripta dellu Passion« ;i|ip;»ri' ii- 
goQO lul uu ttiinpo in cui i cicli erauo ultruttauto profondamentt: mutiirati, quauto 
foliccmento dirtribuiti «dl« p*r«ti •. 

Circa la ripognaoMI dei primitivi cristiani a rappnMntare 60(>ne della Pas- 
»iono di Cristo, io ossorvo ■ se le nippre^entazioni <leir«rte loro d« hbono coiisido- 
rnrsicoin*' inreco d>'gli in^egnainonti dellnChiosa, tale ripugnanz», almeno intooria. non 
avrcbb« luogo di u^iätero. lu£atti dagli Acl. Ap. II. 30; IV. 10, e dalle 
•piatol« «portolieh« ritnlt« che il tcna prcferito fia dal giorao ddla Pcnteeoct^, 
l^er Io prime prediemioni. fu eppusto « Jenu CmcifiniH >. S. Paolo, I (\>rlnih. I, 
23 dice t^prps^s.imvnte * Xus ant'-ni pra-fHrfvmufi Cliri^tmn . .-m . ed (I. IS) 

il Vatigolo si ilic« esplicitatntiate « vrrbum cruris ». Ctr. aiiclie I Corinlh. I. 13; 
II Corint/t. XIII. 4; Galal. III. 1; VI, 14, ecc. Quiudi Uic iueffabilemitterochenon 
fiuscTa parte della • Icgg«» deU'afcano poteva bene leppreNutani vcIaUmente, 
8|<mI> itisieini) app«riflae andie rcwdtazione c la diviniti^ [l'hillp. II, n ms.) 

Fiirliiiolo «ieU'Uoino, com« ni'I cjiso nostro. Pf<i primi fi iL-ü In rnif,-> rjj (""j-i-^to 
nou ora uno « ücundalo ». (I (.'orinth, I. 18). Tali os*erva2ioni valfjono a fortiuri 
per gli altri misteri della Pus^iooe. Ad ogai modo queat» ö uq« quUUone che me» 
tita di Maere «tadiat«. 

(3i Anclit» il Maracchi, Manualr citato, p. 331) /.h1. 1!K)Si dico che qaegta soena 
« ö piattoäto siinb'>li<^a che reale e uod laacia tcaeparire le amiUaaioni e le söffe- 
roQse del Salvatore >. 



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OamrTBsioni BuirAflfre§eo delta " CoronuioD« di spioe „ ia Pntestato 35 



spin<s j^eniVtra ^oronato di l'oglie, cb»^, qnando Ia pittura er» intatta, 
potrebbei'i puru nver formnto im serto simili i ijiull >, omle vrdesi 
coronato sui «arcofagi del IV secolo. E^li non iLdossa ia uinili.uito 
clamid«' purpurea, ma il solito pallio dclle tigare sacre. L'altru per- 
aonaggio che gli e piü vicino, non fa mostra di alenno eforzo o vio- 
lenza nell'applicare al eapo di Cristo Ia canna, tanto che gli «tesai 
eontraddittori di täte interpretasione dicono ehe con qael geat:- erao 
intende sempUceinente di additare Oeau e la colomba. Ed il Wilpert 
giiuitamente oaserva che la tendensa di laaciare intraTvedero l'eaaltar- 
aione dei Figliuolo di Dio attraverao le soe nmiliaiiomi « «i mant- 
festa altre»l nel modo in coi farono diatribtuti gli affrcsebit perch^ a<»> 
cauto alla coronazione vcdiamo la riflorrezione di Lazsaro, nella quale 
Cristo si rivelö pol vincitore della morte; 41 dialogo cou la Samari-^ 
tana, iu eut äi die a conoscere pel ^r»-99ia promesso » (' ). 

2". Tirca Vunicitä della scena, debbo in primo Inogo o9s<Tvare col 
prelodato autore '-i che « la coniposiziono conc^pita in i^itile del 
tutto clasäico, e per qu^sto e .nicfi«' londauu-ut ilmi'iiti- ilivt-rsa dallo 
rappn'<»entttzioni posti r.ori l'oi l.iscio ogiuiiio arbitro di «jiadicare 
sc sia piü anira l'iiitcrpretazione cli-^ io dii"''iiilo, oppore la coiuiaria, 
Aashe tjuest'ultima invero e unica, ma non pel roIo episndio rappre- 
aentatovi, sibbene altrcsi per i partieolari, couie, ad es.: il bastone- 
caduceo (simbolo del prete»o measo dei giadei); il ramo di oanna per 
additare Cristo e la colomba, brandito dal Battiata, indicando coai la 
▼icinansa del finme, di cni h «imbolo ia eanna »tesut (*); 1« eolomba« 
Spirito Santo aull'albero. Tutti qncati aono partieolari fin qoi ignoti 
in fatto di pittora cimiteriale antioa. Inoltre non aaprei come qoalifieare 
l'idea ancor piü atnpe&cente maniiastata in segaitOi cio6 ehe il capo 
di Critto, pinttosto che coronato, sembri copcrto da an fiocco di foglie 



(Ii Op. cit. r p. 200. 

(Jy. rit. I p. JüH. 

(3; Si uoti comu il t^attista volga nottameate le spalle a coiai al c^aale indi- 
«bacebbe Cräto. £ poi n«lla pittam rimitsrial« non T*i altre eaempio aatico doUa 
plant« di eaana pw iniUcare Inoighi llnviaU. Del mc> VI o VII vi A la pittnia in 

Ponziano. ma qaetta h fendameutakn«'nti' liversii dallc nitre pittiire ciinitemli, ed il 
B»ttis<ta tiene in mano una specie dl pedum, che in irnito nnd6 traaformandoai 
in croce astuta con banderuola e U scritta « Ecce Afuus Dei ». 



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36 



fiaeoi 



peiidenti d&Ua canna che gii vieae accostata. Chiunque abbia una 
^ta medioere pnö Terifisai« eome TaffrMeo sm^titea forauilmente 
tale ipotoHi, ihk U fbglie o spine sovrapposte alle cbiome d«l Salya- 
tor»f 80110 nettamente separate dal fmto della oanna. Eppoi non so 
qnale ghiribizso sarebbe fimllato in oapo airartieta, dipisgendo qnel 
fioeco di foglie tul capo di OesA, a meno ehe non u rieoira ad nn'al* 
tra ipoten anoor pifi unieoy eioe che la camia servisae da iampo per 
ua altro unieo ipotetico battesimo per aepersione. Noto per6 che nella 
conferenza del Dieembre 1907 fa rioonoeoittta (aaclie da colui che 
ora presenta la nuova scntenza) la corona attorno al capo di Cristo 9 
fu applicHtii alla ter^timoiii mza di Natatiaele (loan. I. 49): « Rabbi, tu e» 
Hliua Deif tu ea rex isniel ». In segoito perd egli matö ancora ana volta 
parere. 

Ad nt^ni ni'Mli) tnle coiiätatazione del « fioeco di foglie » e pre - 
ziosa per la mia tesi, poiche auch»* l'illustre c uitr iddittore ricouosce 
che il capo di Cristo sia per lo »neno circoiuliito «Ii l"o{;li(>. 

Analizzando ora la pitturu ed ammosso ehe non manchi ncssuno 
degli elementi che la componevano in ori^ne, si scoi^e che i dae 
peraonaggi a «iaistra indoMamo an reatito ngaale fra loro, ma diff«> 
rente da qnello di Criato. 

Inoltre esai ai Toltano- Tim Tahro ü tergo^ mentro U Salyatore 
ata di pieno prospetto. Sembrano incabarai, tanto aono Ticini fira loro 
(e apazio diaponibile ee n'era) ed evidentemente ai dirigono verao Gea& 
eon identitä di intenzioni, aebbene moatrino nna eerta indipendensa 
fra akf trovando« nno in aziona, l'altro e<ime in atteaa. Di che genere aia 
qoest'azione, rtaulta daU'oggetto che atringono nella deatra e dal geato 
ehe qnello di mezzo fa con la canna, la qnale no non fossu diretta a 
percuotere, ma ad indicare, non so perchc passerebbe sopra la tosta 
di Cristo, sor[ia>is,'in(lol;i jincli«-. Inoltre Gcsü lux sonza dubbin il capo 
circondato da unu «tpi'cie «Ii st rto composto di tbglie o spitie chf dir 
si vo^'liixno. Quindi non nii scmbra che ragionevolmfiiti- posba du- 
bitHr>i che i ouatteri generali ed essenzijili della cora})usizione, i quali 
risaltaiio al priino sc^uardo e sono criticament« da riwpettarsi, amniPtr 
tano mi'iutcrprt-ta^cioue diTcrsa dalla coronazione di spine, sebbeue 
alquanto dissimalata. 

Kella owan aenteo», eoma diaai, la aeeaa ai apiegherebbe eoma 
€ an epiaodio posteriore > all'atto del battesimo. Ora io, deamnendolo 



OwervAsfoni raIl*afifrNeo dslU *■ Coronasioiie dl apine ^ in Pretaatuto 87 



da alcuoi doi partirolari teste aceennati e dai testi evanuelici con- 
cernenti l'ultiiua tasL* tlol procosso di Cristo, contrappongo n pari 
un'altra ipotesi, la qaale pur lasciaiido intatta rinterprctazimi'' della 
^cena, modificlierebbe solo alcune cireostauze, taeendoue uit epi^odio 
posteriore alla Coronazione. Leggeudo uduutiu*- S. Matteo (XXVTI. 29), 
trovo narrata la seguente particolarita dopo la coroiuiaioiie di spiiie; 
c (Militcs) postquam iUnserant ei (Josa) oxaerant cum chUunyde (coc- 
ciiiea) et indafiinnt eani ▼estimentis suis. »ES. Maroo (XV, 20) usa 
qatM le Btesee parole: « ^litea) postqoam iUuseiunt ei, exneraat «tun 
pnrpura et indoBTiiiit enm veatimentis siiia, » Ora ae nella nostra ptt- 
tnra yogliamo daie un qualche valore agii abiti dei penona^i che 
la compongono, (^} vediamo dne penone con Testi ehe, le non e«cltt- 
ttvamente, iKife poMono enm militari (taniea taecinta in alto e da- 
luidc) e Cristo, come n dtsse, con gli abiti wliti dei pereonaggt sacri. 
Qu» non vi ^ alcuna traccia di clamide pupnrea, eome eugerebbe U 
teste evangolico per l'oMo della eoronazione, e d'altra parte non ei 
Hanno ragioni plausibili per sostenere che k varieta di iiidumenti cho 
qrii riscontrasi. sia dovuta al caso, oppurf alla tvippo di fre<]aente 
allegata imperiaia degU artiati. Poichi, anche astrazione fatta da questo 
caso specitico, dobbiamo ammetterc, e risnita da nionumenti ■'iouri, 
che anchc sui cimiteri la Chiesa eaercitava la sua vigilanza; quindi 
e9«a potova e doveva di fatto snpplire airiitiperizia degli artisti. Inoltre 
ü pittore di Prctestato era uo pittore di stile classico, e non giä rozzo 
•eome tanti altri, e Tivente in epooa nella qnale ei crearono i cicli 
dipoi riprodottt tante volte nei seeoli ehe eegoiroiio. 

Potrebbe perci6 inforinene che in qnesta eoena ä intendene ri- 
trarre l'e]»aodio aegoente alla Coronanone, nairato da|^ erangelistt 
sopra citatL Ed in tal caao la eocona aal eapo di QesA, la canna e 
ratt^giamento dell'altro penonaggio aaiebbero partieolaii indiepenaa- 
bifanente neoMsari per dare elementt anfficienti alla relta interpreta* 
^one della acena, conie si yerifica in molte altre aoene bibliehe ed 
proprio dell'arte di ogni tempo e popolo. 



(1) N<Nk vi 8000 OMtivi p«r negaie el6, easendo regola di sana critioa l'inter- 
prrvt.iro i momimmti mt jttcent Mi km» particolari, ad evident« pfovamcoo- 

rario. 



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88 



Bftcd 



Nf; (Ifre -«tupirci la presonza di «lucirallii r. > m- scliino e <li «juel 
volatile, i>oiclio, ad e«?., due voltf ueila caj>ii< llfi L'i'cn il jrnippo h 
chiuso com« qui da ua albcro, e qu«*8ti motivi tratii dalia stuna na- 
turale sono particolari di iodole secondaria e lanno pmte di quelia 
decorazione, di eat il pittore fn molto prodigo anche nelia ▼olta di 
qnesto medeiiino cubieolo. Sfido pot cbiimqae a volenni trovare in 
tntlo il complesao delle pittore eimiteriaÜ cristianei qoalsiasi accenno- 
a loogo ehiuM, in cui pure qnalehe wena aTrebbe forse a rigore do< 
▼nto arolgeroi. 

Oli artiBti nsufmirono di ona oerta ltbert& nel dar Tita alle loro 
eompoaistofii con «Iberi ed nccelli, e dobbiamo conTenire ehe non 

fnrono dawfro di cnttivo pu^to. 

Ma anohe v -Icnd > attribairt> a tali elemeiiti queirimportanza che 
altri mostra» per la detignazionc di luogo aperto, dall'EvaDg< lio po- 
trebb«' dosumersi qiialcosa in proposito, mnntcnendo «cmprc Tintor- 
pretazione di questa pitttira di Prctestato come CorAfmzion«' di spine. 
S. I^farr»' infatti i ' i-i fa sap«Mv in qiial Monao <l< hba prendtTsi \f\ pa- 
r 'la ' praeioriuiu » usata per indicar«* il lunp^, uel quaie si hvolfero 
akuno sceoe dcUa ^'a^^5i.»ne del Oisto. Int.uti e^li scrive: « Miütfs 
autcm duxeruiit eum (J«*6uni) in lUriuiu pnietorii et indiuint uuui pur- 
pora et imponnnt ei plectentes spineam coronam... et postquaiu illu- 
«erant ei, exnenmt enm cblamyde et indaernnt enm Teattmentia snis. » 
Ora tatti sanno che l'atrio era luogo aperto sol cortile o giardino, 
come moetra, per eitare utt solo esempio, la easa dei Vettti a Pompet (*> 

Nnlla qnindi pu6 trarsi dal testo eTangelico, cui sl dcTO in queeto 
caao prestare sommo rigoardo, per inBrmare rinterpretaiione della 
Seena come Coronasione del SalTatore, o meglio, come io ho aeeen« 
nato, dell'episodio segnente, ma £aoen(e parte di eeuu Inoltre con ci6 
si sarcbbc evitato Turto stridonto Con l'asserita co»4tante ripugiianza 
dei primi cristiani per le rappreaentazioni iguoininioae della Tita del 
Bedentore. 



(1) XV. 16 M. 

(2) n eanoiiieo Chauvin, // proMMO äi Oe$k CnWo. pu 49 MriT« • L'aitimft 
fitM del proeeMO di 0>sü ebbe per principale teatro non piü rinterno dol prctorio, 
nia la cort« che ai stendevA davanti. cbiamata dagli Ebrei gabifOiha <a diii Und 
lithotlroUi» ». 




OaMrvMtkni «lU'ftfilrMeo deU« Corooulone di «piii« „ In Pk«t««tato 39 



Ne siirebbe iuvt-ro qucjtto i unico caso, j)oich6, ad es., unehe nt-Ue 
cripte di Lucioa vcdesi un affresco della priiua luetä del II secolo, 
quindi eoDtemporaneo al nostro, nel quäle non «i dipinse Tatto del 
Batteaimo, eibbene il moiaento ^eguente, (juundo, cio^, battezzato Cri- 
stOf EgU «sei dalle aeque ('> Id qoesta acena, eome nella nostra, si 
conaanrö per& fedalmente il partieolare delle persone ehe la compo- 
neyano e dovevano oomporia a tenore del teato evangelico, senza in- 
trodarvene altre inutitate oeirantiea arte eristiaaa* 

Id ogai caso, se fosse vera la laia ipotcsi, risnlterobbe anche da 
qiiesto eapo, che il pittor«^ dt Pretestato si i.'!])ir'> nA comporre il suo 
ciclo non al solo Giovanni, eome si disso, si pubblico e si ripub- 
blichcrä piü diffuanincnte, ma altre«i agli alth Evangeii, e segnata- 
mente a Jl^tteo e Mnrco. 

Intin«' la circof^tanza del bastoii' -caclucco srr»^tto nella <le- 
stiM rl;i nno dei ti*e personafrpi, ch«» si ritit'ue pi r il messo ;^au(laic*> 
spt'dnu dalJa Sina^'oga al Hattistji, uii hi portato a couclus>ioiii 
moito diiforcnti. Infatti il bastene e an simbolt) cht? ricorre di fro- 
quente noll'Hrl«- cn^liana autica: lo stringouo sempn; Oesü e Most' in 
procinto di compierc qoalche azione; e quc<ito partieolare e di tutti 
i secoli. 

Moa^ lo striuge, inoltre, in identieo atteggiamento ehe il peno- 
naggio a sinistra Di^'lla nostra pittara, e lo stringe eome distiotiTO 
dclla aua dignit&, nella aeena della ribelUone dei gindei a lui e ad 
Aronne, nel € eoemeterinm maioa ». Coai pure in identieo atteggia- 
mento lo brandiseono t due ufficiali deirannona neiraffreaeo di Do- 
mitilla. Quindi, com'^ ohiaro, nella pittnra eimiteriale, conie del resto 
anclic nell'arte profana, il bastone e precipuo distintivo dolla dignitä 
e del comando; pereiö invcce di moltiplicare gli i/»(ci\ preferiaco ift- 
terpretare in (pteMto sonso il bastone impagnato dal terzo personaggio 
d»'lla pittnra di Pretostat '. Ed in esso rfiwiso di prefercnza il cen- 
tuiione di i soklati che incrudolironi . contro f;p«ni. i ([nali ^'^•coiido 
Matteo (-j e ^iarco (^) farouo uu' intera coorte. Ed in maao di un 



(1) yfatl/t. III, 13-17} Marc, i, U-ll. 

(2) XXVII, 27. 
{8j XIX, 1. 



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40 



Baeei 



cpnturione starebbe molto a propo«ito il bastono, poiohf-, come oppor- 
tunamrnte mi fu fatto notnr^ dn] ch.mn P. (trossi Gondi, il ba«»tone 
o viti.s L'iM insi'<rn;i proprin di quegli ntttoiali. ('). Ed il i-cnturione 
6 rarain«tit;ito nella Pabsiotie: Matth, XXVTT. r>4; Marc. XV'. :V.»,44; 
Lue. XX 111,47. Potrcbbe pur« ric'>noscer'ii in quel peMonapg;io l'ilata, 
tauto piü che, come ffiustaiiK-nte i^sserva il Wilpert, C^'^ « la sccua 
del giudizio di Pilato (che si riHcontra aui sarcofagi c che potö forae 
euere rnppreMntata anohe qoi Pratsstato) eronologicament« ei rial- 
laeei* alla coronasione di Bpiiie >. 

Biflettendo pei^ che dal contetto evangelieo non runlta che Pi- 
lato ayeste parte diretta nel Indibrio che feoero di Qe8& i loldati per 
tatta la notte, ripeto che propendo a rieoiMMcere nel pervonaggio cot 
bastone nn eentorione fomito di vUitt che dinge l'aaone dell'altro 
milite qui rappreaentato. V. gli nfneiali dell'annona in Domitilla. 

InoltrCi che il pittore di Pretestato inteDdosie eteguire od c^q- 
gnisse di fatto an »iclo di pitture relative nlla pawione di Cristo, fra 
cni qncstasnperttite dclla Coronazione, Uli risalta oertiMimo anche per 
un altro cnpo, cio6 che, sebbenc faori di laogo per ragioni che a noi 
sfaggono f\ pure ofrÜ nella acpna sep'uente dnlln Samaritana, die a 
Cristo i'on fsempio uniro Li ulamide purpurea. Heputo ciö s<><nio evi- 
dente che, mentre dipiuiri va, l'artista aveva preKente l'< pisodio della 
coroiazione, coin'i- nanato dai tre cvangelisti Matteo, Marc i e (üovanni; 
altrinienti iioo sapioi come spiegare questo fatto che non det* reputarsi 
meramente forttiito. 



(1) V. PKii. 14, l'S: Ovid. Art. am, 537; Tacit t . 23; Oior. 14. 193; 
SU. Spare., -w. Frn pH altri Ovidio di'*»: « Qmd iiuod iusortae vifsj caatris 
sommam rt'ram, imporiuaiqoe coutioent';:' Centurionum in manu vitit *. £ Taoito 
nam di an esrto Loeilio omtarion», il qul» nmido, eoae en tno diritt», dalU 
vm» p«r oolpira i Mldati BegjUguti, qn«ta gli ri rapfte* • gü veone «fllbbiato U 
momignolo di < Cetio altenun »i perchi^ eorne riferiscono i It^Mlei, « fraota Ttto in 
tergo iiiilttis, Alteram clan Too» 9C mno« aUam poMebRt ». 

(2) Op. cü. I, p. 209. 

(3) Non mi Mcnbra «onvine«nt»il « lap«iM peaidlU > di cni pftrl« il WUp«rt 
{Op, eU. p. 73), poiehi il pittor» potov« aempr» eoo na po* di tintn eomgger» l*er- 
rore tnTotontario. A me invece la 8tranacoaibinaBione6«>mbiadovata ad annMua 
intoBBioDtl«, cni perehÄ ignota, non abbiamo diritto di mgar». 



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Onervtuoni •nlTaffnaso della ** Coroiuuione di tpm» „ in Prfit««t»tu 41 



RiassumeDdo: Ipotesi pt-r ipotcsi, non credo che tiucs^ta mia leer- 
gera variantP nlln sentenzu teuuta fin qtii »joasi gent'mlmeüt«;, auche 
da chi da pocü cdi paior contrario, sia del tutto t'allace. II temperaincnto 
da me proposto uii sembra che diininuisca di uiolto 1 uuicitä della 
•eena ü oontruto con le idee dei primi eriatiani, au cui inaiatono 
ooloro ehe ayveraano tale intcrpretatione. E eome il lettore ayr& ri- 
levatOi nellft mia espoaisione, eereando di confatare i particolari ad- 
dotti per infinnare la aentenza della Coronanoae di apine, Ii ho ri- 
Yolti contro i aostemtori dalla nnova aentensa, apiegandott in boae a 
doenmenti e monrnnenti siciiri, q^oali boqo gli ETangeli e le pittüre 
eimiteriali. Mi sembra inoltre di avwe abbaatanza provato che il pit- 
tore di Preteatato non attinse al solo IV Evaagelio; e DelFeaame og» 
gettivo della compoaixiooe mi aono attennto a quello che ci tramandi 
rantica arte cristiana, insorgendo oontro i molti unict contrappoati al 
solo nnico deirinterpretazione che io propn«jno. Del resto ognnno faccia 
quel conto cht» crede delle mie induzioni, le quali nessun altro fiue 
ebbero, non che di portare uu dubole contributo alla acienza 
archeologica crütiana. 



iö Mono 1908. 



Sac. AnooaTo Bacco. 



4 



Ubi Petrus baptizabat ? 



Wer sicli aiteh nur ein wenig mit ohnatlicher Altertumskunde 
RomsbesehAftig^ weiU| wie in der obigen Frage zwei Aneiehten einander 
gegenttberatehen, die Altere, welche den Ort an der Via Nomentana, 
die jangere, welche ihn an der SaJaria »ueht* Aber wenige mOgen 
den Streit Terfolgt nnd die GhHlnde für nnd wider auf beiden Seiten 
abgewogen nnd sich ein eigenes Urteil gebildet haben. Und doch 
steht diese Frage mit der OrQndungageschichte der römischen Kirche 
in engem Zusamme nhange. Unsere Zeitschrift hat bicIiiT zu dem 
Streite kt ino Stellung prenommen; nunnuhr ulter dQrfte derselbe an 
defu Punkte angelangt sein, wo die Entschfidun-r kaum m<'hr zwt ifel- 
hnlV ist, und M m«V'_-'- denn itn Xftchfolgcnden «'ine Darlegung der 
Controvr'rse, wie eiue Würdigung der bis heut« ensieiten Resultate 
Platz tindon. 

Die hier iu Frage kommeudeu mittelalterlichen Zeugnisse sind 
folgende : 

1. Die gesla Libcrii l'apne^ eine apocryphe Schrift, ohne histo- 
rischen Wert, jedoch in den Local* Angaben sicherlich richtig; dort 
heisst es: Bröl twuUm non longe a eoenuterio XoveUae coenuUrium 
O^rianumf ubi beatu$ Petru$ Apottolu» i>abti9averai. (*) 

2. Die aeia SS. Papia« U Mourij (*) von deren Wert das Gleiche 
gilt, wie von den vorhergehenden, berichten : Quorum corpora coUegit 
Johtmneg pre^ifier noctu et npilivit m via N<mentana 9ub die KaL 
Ftbruarü ad NymphaB^ ubi Beirut bapiixoveruL 



(') Migiie, Patr. I. VIII, pag. b<-<j. I'uclu-i^Uf ^Lik püut. I, piig. CXXII) 

•etst die Schnft nicht nach dem & Jahrhundert. Daa Coemeterlum Xofelliie wird 
aaek in der Vita Mareelli (Lib. poot. I, pap. 77-S23) erwAhnt: RogaTä ^Rdam 

mutrouam mtinine Prüeillwn >'( j'fctt cijmrteriuin S<>vt /lue i ia S<i{ari<K 
{') io den Acta Papae MareeUi, BoKand. Acta SS, lau. di» XVI. 



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Ubi Petrus babtisazAt t 



43 



T)< v h'her mirahilium rrhi^ Rnynop Tioinit in seinem Katal og 
ihr (\")'nT'!i-rien «las ('oemitrrltnn f-nii'^ l'-tt-i, wofür in einigen 
IlaudHcliritt' ii anch di«' Beiienaunu (vl Stimphas s. Felri »u-lit. 

Fii|;«'n wir noch zwei zu unaenM" Frage in engster li«'zi«*iiuug 
ftteheude Ort»*angabt'h liinzu: 

4. Der Index olioram, dio Gregor der Grosse der Longoberdeit- 
K<)nig:in TheodoUnda durch den Abt Johannes aus den h. Orten in 
der Uingebang Roms sandte, enthält die doppelte Angabe: aho de 
$ed€f ubi prnu ndii 8c9,Petru$i tede», ubi priuB »edit Set, Petrui» 

5. Das Martyrologiam Romanum hat fUr den 22. Februar die 
Angabe: DedietUio cathtdrae «. Petri ApottoUf qua prtmum Romae 
teditf womit die Worte im Kalender des Philocalns abereinstimmen: 
, . . , natale Petri de cathedra. 

Dan Kind die dflrftigen Angaben üb<'r die oberhirtliche Wirksam» 
koit Potri in Rom, spAto Angaben, für die man aber seit Repnn der 
systematiischen Aun^'rabuncen in ilen Katakomben 8eit d<'r Mitte des 
vorigen Jahrhundert^ die momunrntale Be-^tiitifrung zu rimlrn hoffte. 

Ert sei v<)rau>i:esfliirUt, da«» di<' Lin^e umstrittene Frap'-, ob 
Petras in Rom war, hier pi'|)r».(Iijjt liat uiul begrabuii worden ist, heute 
aiä im Sinne der rünilöchea Tiadilioa uufncOiieden trilt. 

Wo i.st aUo der Oi't, wo der Apo.stel getjiut't liat, wo zuerst seine 
cathedra «taudV 

Die Anigrabnogen, welche der PraeJat Crostarosa auf seiner 
sitKung an der Via Nomentana 1873 begann, (*) erschlossen einen bis> 
her verschatteten Teil des Coemeteriuma, das man damals als das 
der heiligen Agnes bezeichnete, und ebendort ein lange gesaehtes 
Cubicnlnm, das Bosio im Jahre 1601 beancht und in seiner Roma sotter» 
rauea pag. 438 genau beschrieben hat. Das Lucemar warf ein so 
helles Licht in den Raum, dass er ohne Kerze eine grosse Nische 
in Form einer Tribuna mit reicher ätuekdek>>rati<^ii sah, mit einer 
Inschrift in roter Farbe, die er zwar nicht mehr h*9on konnte, deren 
schönen Schriftcharakter er aber ausdrücklicli erwähnt. Eh konnte 
keinem Zweit". 1 unterlie<:en, dass dieses Cubiculum jetzt wiedergefunden 
war; ArmelUui aber erkannte — es war am 10. Dezember 1376 — 



(') Vgl. sn de» Folieendtti Armetlioi, Seoports dells eripts di ssiits Emmerro- 
sisiia • di ens memoria nlstivH sUa cstcdr« di isn Pistro. Roms, 1S77. 



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44 d« Wul 

posto einer mit Minium in die Wölbung der Nische fr*'malten Inschrift, 
von düi- »^r mit Sicherlieit die Buchstaben Ia^^: SANCPET, und in der- 
selben Zt'ile weiter die Huchstaben . . . CEMKK . . . lANA; tiefer nach 
unten liesscn sich noch ein A und dtiruuter ein AS erkennen. (') Es 
stimmte mit anderweitigen Quellen, dass dies das Cubiculam der 
hl. Emerentian.t, der Milchschwester der hl. A^nes war; aber die 
«rsteu Worte, die man leicht in SAKCtus FETnis ergänzte, lie»aen 
ngleieh an die alte Udierliffemng won baptismiu und cathedra Petri 
denken. Nua war aber in dem Cabienlttm zar Linken, wenn man 
nach der Tribuna aehante, ans dem natürlichen Tuff eine Cathedra 
bei der Anlage der Grabkammer stehen gelassen and ansgehanen woi^ 
den, der Cathedra gegenüber war in derselben Weise eine mensa in 
Form einer S&nle auagehanen, ebemab snr Ao&tellnDg einer Lampen* 
schale bestimmt, und was lag nAber ab die Annahme, dass hier der 
Abt Johannes im Anftrage Gregors de«« Grossen das oleo de sede vM 
priut sedit Si's Petrus genommen habe? Ergflnzte man nun noch das 
AS in der dritten Zeile in (/amASu«, WOZU auch die schOne Form der 
Bttchstaben einlud, fO konnte Arraellini eine Erp'inzung der Insclirift 
etwa in foi^ender Fonu uaL'en : IJic scdit pn'ua aanctiis Petrus, hic 
rtquiesrtt snnrtn I^fum niiana j Ihimasus supplr.i ornai it cultu me- 
liori. Den Sehluastein entdeckte Armellini in einem fxraftito der Kalk- 
tünche neben jener mensa, da» er in folgender Weise ergjlnzte: 
XVkal. I FEBRAS | OB AMOREM | Serf | IS SANc^' Petri \ qua 
primum Romae tedit. War seine Ergänzung XV kal zu Anfang des 
Graffito richtig, und ▼erschieduk« Qrttnde schienen daftlr zu sprecben, 
so war ja dieses das Datnm für die Festfeier der cathedra Petri am 
18. Januar. 

So galt es denn als nDzweifelbaft, dass man in dem Cnbienlmn 
der Mar^rin Emerentiana zogleicb eine ans dem 4. Jahrhundert 
stammende monmaentale ErinneruBg an das apostolische Wirken 
Petri in Rom wiedergefunden habe. Weitere Beobachtungen be- 
stärkten noch diese Ansiebt: im Lucernar fand« n steh Grftber SU 4 
und 5 Leichen, ein Beweis der besonderen Verelirung dieser Stätte; 
in ^nem Arkosolium in der Nahe unseres Cubiculums waren die beiden 



(^) Vgl. Tav. IV in Arm«lU«i» Seop«rta d«li« eripta di Mnta Emsraiitiatt». 



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Ubi Patnu bsptiiabat? 



45 



Apo5t<'l Petrns \md Paulus gemalt; in vnscliiodpnen Grabkammern 
dieses Coemeteriums fanden sich, n as in keiner Katakombe in dieser 
Weise wiederkehrt, cathedrae .ins dem TutVe ausgehauen, ritVenlmr in 
frommer Eriimerüug an die cuthcdra l't;tri. Das Cubicuium war, wie 
in nmncken andern Katakomben die Grrabkammern Terehrter Märty- 
rer, im 4. Jahrbwidert enreiteri mid vcrgrossert wordeiii aber daa» 
die nrsprangliche Anlage desselben in die Alteste Periode hinaufsteige, 
bewiesen die in dem UerherfÜhreDden Gange vorgefundenen Grab- 
inschriften, die dnreh Schönheit dmr Sehriftzttg^ durch die kurae 
Porm, dnreh den beigefOgten Anker, durch die Familiennamen der 
TuUer, der Jnlier, der Claudier, der Flavier uns in die apostolische 
Zeit hinaufflUhrea. Daher konnte ArmeUini sein Buch mit den Worten 
schliessen: Lasommay il complesso dei fattt e delle eircoatanae ante- 
riori alla scoperta della cripta in discorso, paragonati con quelle che 
aceompagnarono la scoperta medesima, si danno talmente la raano 
fra loro, da non lasciar ombra di dubbio, che in cripta sudctta sia 
precisamcnte quella, ove gli uitirhi yenerarouo la cathedra di s. Fietro 
festegjLnata gi^i ne! 18 di <iennaio. 

Sri ist denn in den folirendeo Jalirt-n das Fest der cathedra Petri 
in dieser Krypta auf daö fcitsrlichste begangen worden, und de Rossi 
und nach ilim Marucehi haben hier in ihren Conferen'/en unbedenk- 
lich die Darlegunireu Arnielliui's zu den ihri<,'eu gemacht. 

Zugleich wurde nun auch die Beaeuüung der Katakombe korrigiert 
und fUr sie der Name Coemeterinm Oatrianum festgestellt. — 

Die Entdeckung einer grossen, Kin;,'hch viereckigen piscina über 
dem Coenieterinm Priscillae an der Via Salaria im Winter 10<uj — 
1901, zu der eine breite Travertintreppe von der Erdoberfläche hinab- 
führte, lieas zunächst an die in den gesta liberii berichtete Taufe 
denken, die Liberaas zu Ostern t» coemeterio Nov^ia$ via $alario 
gespendet haben solL Aber Marucehi ging einen Schritt weiter. Die 
Sylloge ▼onVerdun, eine Aoftflhlung der Inschriften rOmisoher Heil^ 
tOmer aus der zweiten Hillffce des 8. oder den Anftngen des 9. 
Jahrhunderts, fUhrt Ton der yia Sahuria aus der SylTesteroBasilika 
und den ansiossenden kirchlichen Oeb&uden Uber dem Coemeterium 
Priscillae zwei Inschriften an, von denen der Compilator die eine 
im Baptisteriuui, die andere im Consignatorium copierte: Isti versi- 
euli nmt §erifii ad foaU$ (Sumite perpetoam sanclo de gofgite ^itam)^ 



46 



deWaal 



Ixti r( rsirii/) scrijiti sunt, uhi j/oiitiftx consignat injautes [die Neu- 
getJiutt<'n| Istic insoutü- <• lelesti tiumine lot«« Postoria suuiiui dex« 
tcrn signat ovesi. De Rossi, (irisar u. a. hatten beide InÄcltriftnu 
der vatikanischen Basilika /.ujrewiesen, wogegen uuu um tiuich- 
achlagendeu Griludeu Maracchi sie ftlr Sanct Silvester aa der Salaria 
in Ansprach nahm, mit diesem Baptisterinm aber zugleich die alte 
Angahe übt «. Petrus baptizaverat, sowie die von der cathedra, qua 
priiu »edit s. Pettnu in Verbindung brachte. Er sah dabei einen 
direkten ffinweis auf den Apostel sowohl in den vier letzten Versen 
der Baptistexialinschrift: nwtii apoHidieae gemiwUwn tedit honorem 
Chrittu», et ad coetoe hone dedü ene viam ; Nam em »ydtrei eomtni" 
eU Itmina regnif Hic hahet in ampli» altera ctaiistra polUj als auch 
in dfii! DistichOD am Ende der andern lusclirift: Tu crnce rnscepta 
mundi vitare prücellas Disce, magis monitm hac ratione fcri. ZiiL'h'iL-li 
wies er hin auf eine Anzalil von Grabschriften der ältesten Zeit mit 
dem Xamen IlETrOi^, PETKVS, der ninzi? in den Katakomben der 
Priscilla vorkotnint, und hior die Aiinalnue iialiclej;t, dass* die bc- 
tretVendf'n Personen bei der 'l'aut'e vom Apoötel den Xaiuen ange- 
nommen hiitteu. Die letzte Uestiitiguug seiner Annahme fand Ma- 
rucchi in dem Veraeichniü:»c der olea des Abtes Johannes, wo sowohl 
das jdttaeiuui ds die uotitia sedef nJ>i prius sedi't scs Petrus zu- 
aammen aulliihrea mit den Martyrcru, di« au der Salaria uova in den 
Kaiakumben der Priscilla verehrt wui-deu ; alles dies' s zusammen- 
grenommon und lu Vorbinduu;? mit weiteren Andeutungen führten 
Marue.clii zu dem Scldusse, j,ntrr riconoticere ml '■imiirro apottolico 
della via 6aUu-{n nn i»ionumenl<> sjuriale che ricordava i inaugurazione 
delV apoatolato <li s. Pietro in lioma. 

Diese ganz neuen Aufstellungen, welche Manu clii iin Nuovo Hnlle- 
tino di arclieologia criatiana VM)\ p. 71—111 entwickelte, fanden 
mannigfaltigsten Widerspruch und man bespöttelte sie als „Maruechi- 
aden". Er Hess sich aber dadurch nicht irre machen ; Gatti, Kanzler, 
Wilper; und andere Archilologen traten auf seine Seite; sorgfältigere 
Untersuchungen der Crypta der hl. Emerentiana wie der dortigen 
Inschrift und der dortigen cathedra drängten zum Aufgeben der frühe- 
ren Annahme der Wirksamkeit Petri im Gebiete der Via Nomentana, 
am sie desto entschiedener an die Via Salaria xn Terlegen. 



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Ubi PMras bnpticabia? 



47 



Anch die F^eiifnnun:! fnrmelerium Oxtrinitnut wurde für die Ka- 
takombe :\n rlcr NoiiK'iitana ,'iafir''f:ebeii und t'-ir siu nU d<T wirk- 
lich rielitiiri.' Xanie < 'o'',)ict> fiam yiuijiis erknnnt, im V'iVLr<'nsatz 2U d*-m 
eigfntliclH'ii C'oemeieritim s. Agnetis minus bei der Jiaaiiika der Hei- 
ligen selber. 

lu der Sitzung der archäologischen Konferenzen vom 12. Januar 
1902 kam es sa einer förmlichen Disknsaion, in welcher P. Bona> 
▼ema S. J. für die bisherige Tradition eintrat nnd insbesondere die 
ans der Syllog« von Verdun und aus den papiri di Monza entnomme* 
nen Beweise als hinfällig darsntua snehte. (*) Dnehesne, der Präsident, 
sohloss die Diskussion mit der Erklärung, dass man su einem Seblass> 
mteil weitere Entdeckungen abwarten mttsse. 

Auf solche Entdeckungen durfte man znoAebst hoffen, wenn die 
noch verschütteten G.'innre und Grabkammem im Ältesten T. i'l<' der 
Priscillii- Katakombe off' n ;.'i legt wurden. So wurde denn im Winto' 
1901 — 1902 in der X;th«' der Capeila graeca mit der Arbeit begonnen. 
Äfan erachloss zunächt eine gros*a polygone Krvpta, welche die Form 
eines antiken Nymphaeums hatte ; die Sigla auf eint ni dortiiron Zif u<>l 
weist auf das erste Jahrhundort hin. Das jetzt eingestürzte Gewölbe 



I ') Boiiavetii.» l.at M-ine Anseliauungt'ti in oitn-r eigenen BroschUr«« d(irg<'Ie|Lrt : 
La aiUoga di Vürüuu e il papiro di Monza, äi veruuiBntu abbiano tal %-alore topo« 
gwfioo qosle si di loro nella 6jrfnione che dalla via Komentana trasfertaoe lUs 
Yia Salari» noova ona insigne uiomoria di s. Pietro. Roma 1903. Bonavenias 
Daretellun^ sin hte Marucchi im Nuovo Bull. 19<)3, pn^r. 210 soq. zu widerlegen. 
Das krilt'tigrite Argnment Ronavenia'ä ist dif Stelle in d« n Acta 8S. Papiao et 
Mauri ; »epelhit eo» via yvmeiitana ad yympha», ubi Petru» baptizaierat. Ma- 
rnoehi hatte sehon im Nnovo Bail. 1902, pag. 129, dieseD Einwand xn entkrilflten 
gesurht: ntinmolir (i>ag. SS5~2G6) qnült er sieh von neuem, seinem Gegner diese 
Waff"*' au-? rlfii Hriii«!(>ii r.n winde»). A\<^t «ollte man niclit. (l;i dif Salariu und 
Nouientana nahe beieinander fasst parallel laafcn, eiut'acli an eine Verwechslmig 
.oder an einen Schreibluhler denken? Oder aber — und da erwarten wir die 
Antwort TOD den weiteien Aoegnihnngen snr Rechten der Via Saburia, in dem 
Höhenzuge gegenüber dem heutigen Eingange in >!.(> Coemeterium Priscillae — 
dehnt sieh <\a-< (^^<•Iliele^ium nd Xympha-; nnd diimit -Ins Coemeterium OHtria» 
num — soweit von der Salaria nach der Nomentana hinftber ati»^ dass man es 
4er eimn wie der andern Strasse suweieen lumnte? Aber dann wUrde aicli auch 
das ubi Peirtu hofHtavenU von der linken aaf di« teeht« Seite det Salaria ver^ 
rOeken. Im ttlvrigen Ualbt der Complex der monumentalen Zeugnisse, die auf den 



4» 



de Waal 



war ehemals von eim r io der Mitte des Raumes stehendeu geumuer- 
ten Saole getragen, die no«li zum T«il erhalten ist Auf den vier 
Hauptoeitoii waren die Niiehen wohl für StatoMi beetimmt. Diceea 
Nyinphaenni ist epttter zu kirchlichen Zwecken Terwendet worden; 
neben einem Arkosolinm, Uber das sich ein l^nminar öffnet, steht ein« 
Säole für die Lampe ; der Fnasboden weiset aahlreiche Gräber anf. 
Das Nymphaennm reiht sich einigen andern Wasserbehftltem in diesen 
Katakomben an, welche die Benennung ad Nym^inU «. Petri reoht> 
fertigen/') insVie^ tidere einer, an welchem eine ungemein lange Treppe 
hinabHihrt. Die auch hier vorgenommenen Arbeiten bestärkten die schon 
von de Rossi ausgesprochene Zeitbestimmung <les 2. Jahrhunderts; 
die Treppe rnündet oben zwischen der BasiÜca Silvt'-tri und der vor- 
genannten pisiciiia ; jene-- Wasserreservoir licjirt ;.'Liiau unter der Absis 
der Ba«i!ien. Kiaige Inschriften, darunter die einer Claudiai gehören 
zu den iil testen des Coemeteriums.(') 

Die November. Dezember 1902 und .hmuar 1*.UI3 fortgesetzten 
Ausgrabuageu iielcrteu als insennft auf eiueiu Kiudurgrabe diu beiden 
Worte PAVLVS PETRVS. Dabei ist in Verbindung za bringen, 
dasa auch in dw AciUergrnft ein Angehöriger der Familie den Namen 
des Apostels trfigt: ACILIO P£TRO(>). 



▲iMMtelflltstSD himiwitMi, doch hmm CosnvteriiiiB PriieiUa» imd b«i der Villa der 

AcUier. Auf keinem Oebieto miiss man »o sehr anf UebsrnschoiigSD ttnd Ent- 
tiinRrhunp;t>n gr fjiRst in, wie aof dam der antiken Moauinent»; man danke nnt 

an das Koruin rouianatn. 

(') Naovo Boll. 1902, p. 114 beq. 

<>) Treppe nnd Bsaeia haben in der eehwebenden Frage nichts sn tun. Die 

Treppe ist eino Bpntero Anlagn. um ein neue« Stockwerk »nzolegeit $ ds man 
jedoch auf eine I^olimscliiclit stii s>, mn.sst»' der Plan ;iuft,'f»^>'hf>n wcrdon. Dm 
Biuun am ¥nM der i'rt^ppe ist nichts als «in im Boden ausgegrabener bisomtu, 
swei fonnae nebeneiuder. 

(•) BnU. d. sieh, eriat. 1888^1889, p. 91. Im BoIL von 1904 p. 319 fHgt 
Maracohi l iti n l r.' Iiiachrift de« 4. Jahrbnndort« hinzn, die Boldetti im Coe- 
nietorium Friscill i" gnfumle». (!'»■ üIht j"t/t durch eine Inschrift an» d'm foc- 
uwtwium Comodillat' erst ihr richtiges VerstandoiB findet. Jen** scblieMt mit den 
Worten: BIBET IN NOMINE PETBI IN PAGE, tKe jUngst in Cenndilln ga- 
fondene Inschrift ans dem Emle das 4. Jahrhnndsrta Inntrt: B^f/eret tibi Vtat^ 
et Ckrithtt e< Domiui nottri Adfodatus et Felijc. Adeodstns (Adanetlis) nnd 
Felix wsien dl« verehrteaten Uirtyrer dieaer Katidtombe. 



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Ubi Patnu baptivab^? 49 

Dm Coll^nm caltonun Martyram stellte dl« Feier ein, die es 
bisher sar Erinnening an die Cfttheib» Petrt in dem Coemetoriam 
an der Via Nomentana aUjährlick begangen hatte» ohne sie jedooh 
nach der Salaria ta rerlegen. 

Die im folgenden Jtihre znmat in der Umgebung der grossen ■ 
Piscina for^^settten Ansgralniagen haben keine neuen Beitrage xvr 
Lösang der sehwebenden Frage gebracht, wohl aber klar gestollt| 
dass sieh von der Priseilla-Katakombe nördlich auf dca Aiiio zu ,nDd 
ebenso anf der andern Seite dt^r Salaria eia weiten Coemeterialoetz 
aosdehnt ; diese noch unerforschten Ke<;ionen der priseillinianischea 
y< cropolis bringen vielleicht weitere Klärung und auch Kicbtig^ 
steliunj^. 

Immerhin aber kann schon jetzt der Beweis als erbracht gelten, 
dass wir die F]rinnt'rnti^'oi> .iti den Apostel Petrus, ubi pn'mum Rnmae 
tedit, ubi h<ijitiz(nrr<it nicht melir an der Via Noiiientana, üuitdern 
an d«-'r Salaria /.n suchen lialx n. Das erkennt jetzt auch Duchesno 
rücklialtlos an. Mnracchi liat im Xuovo HuU. 190i), p. 198 — 27;^ in 
20 Funkten mit veidchicdt rif n l lUerpunkten alles zusammengestellt 
was für seine The»e spricht ; wie in einem lülosaik grössere und 
kleinere Steinchen das Bild liefern, so ftlgen sieh auch bei ihm die 
Starkeren und sehwfteheren Beweise mit einander zusammen sn dem 
Oesamteindrottk, dem auch einis naehteme Kritik und Pcafiing sieh 
nicht entziehen kann, dass die petrinischen Ueberliefemngen in con* 
tinuierlicher Kette von Jahrhundert zu Jahrhundert hinaufsteigen,, um 
uns zuletzt den Apostel in der Villa der Aeilier in der Ausübung 
seines heiligen Amtes in Fredigt und Taufe finden za lassen. 

Setze ich hinter die eine oder andere Aufstellung IMLarucchts ein 
Fragezeichen^ so musa ich ihm entschieden in BetreflPder grossen piscina 
als Baptisterium entgegentreten. Ich habe dieselbe achon zwei Jahre, 
bevor er ihr seine Studien zuwendete, besucht und bin auf iiber-' 
•relegten Brettern von da in die an><tosäenden, halbverschUtteton Kata- 
kombeng.-inge vorgedrungen. Ich habe »ie damals für einen grossen 
Wasserbehälter zur BewüHserung der umliegenden Aecker und Gürten 
gehalten und selie aitclt heute darin nicht«? anders, wonnirlcifh zu- 
gegeben werden k;i:m, ila^st* si»? in i'Uhmii ausHerordentlicheii Falle, 
z.H. in den T.ii:t'ii di-s I.ilieriiH, /.ur Spündung der Tanfe verwendet 
worden stii. Tatsaciie ist, dass die pisciua einu Termutiich vorchriüt- 

4 



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50 



deWaftI 



liehe AnJago ist, oraprUogiieh «iu Waascrbeliältcr, der auf der einen 
Seit»' seinen Einflass, frefrenliber seinen AbHuss hat. Die TrAvertin- 
treppe, die hinahführt, sowie die Apsis, wchrhe sich unten vor die 
piscifiH letrt. k-inneii kein hrOieiiM Alter ala das des 4. .lalnIiuiKli rts 
beanspiiK'hen. (i<'L;*;n die V'ürwenduny' als Baptistcriiini sjjrioht so- 
wohl <!i<' Tide dee Wassi'rs, fa>»t zwei Meter, als <i<'i' i iiist.iiHl. dass 
über dur ICide, zur Seite jener Tr»ippe, die vorpenommeiiea Nach- 
grabungen keine Spur von alten (iubäudeu aufgewiesen haben, die 
doeh filr da« Am- and Anideiden der TAuflinge vorhandea «ein 
mosateii. Wenn Ulamoohi das mutUierte GrafHtt» im Bogen der Äpsis 
QVI SITET YEN ergänzt mit iat ad mc a bibat (Joan, VII, 57), 
eo können diese Worte auch eine ganK profane Dedentnng haben, 
wenigtens liegt kein zwingender Grand vor, sie anf die Tanfe zu be* 
ziehen, ebenso wenig, wie die zahlreichen Kreuze an den Wanden 
dalbr herangezogen werden können. Auf jeden Fall fehlt hier der 
monumentale Auhalt, um hierher das ubi n. Petrus baptizaverat so 
beziehen. Da»s bei der Baaüika Silvestri über dem rnemetriam 
Prificillae ein l)aptir>teriuin war, sagen nns" die ;.<-e>ta I.ibeni, ileuMi An* 
gäbe in diesem Punkte jiewiss richtig ist ; aber da» baptii^^teriuin wie 
das con«iLni.itoriuni nel)Ht den beiden oben erw/ihntoii lusehriltt-jt •*!n<l 
nicht u iter d«'r V.rih\ sondern ül»er der Enle zu öuehen, dort, wo 
Hieb Uber uii'l in d« r Villa «1er Aciber die iu» vorigen Jühre erneute 
ehemalige Basilika des hl. Sylve.-Jtcr mit ihren Annexbauten erhob. 
Auj liande jener i*isciu<i sieht man nn lieslein die bekannten Ver- 
tiefungen, welche bei dem andaucrodeo Scht>pfen durch die Kordeln 
oder Ketten der Eimer veraraaeht worden sind. Das weist auf einen 
sozusagen alltflglichen ständigen Gebraneh hin, and niemand wird 
daher der Vermutung Mameeht's (Nnovo Bull. 190t, p. 2(^0) bei« 
stimmen, dass man für die Taufe in der Ostemacht das Wasser hier 
geschöpft und durch einen Kanal in das Baptisterium bei der Bsai» 
lika ergossen haben könnte.*) 



' i Wer kHnii übrigtuns dügtMi, (>1> <liei^i' Kinn n »ntik hiiid. <> i<T aua jilagi^rorZvit, 
vit'IIeictit <«rst au;* den l«"tztcn .Ial»rhun«l»'rt"o stammen ? Wie Marucchi von <'!n»»r 
„regüme anticfiiuma cito circonda il battisttjro (?) abftidat«>" red«>o k«un, iat mir 
unerfindlM}} die dert von de Rom! gofondeum Insehiiflea gehen sehwerlidi Ober 
das dritte Jsbrliandoit biostif. 



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Ubi P«tTOi Uptizftbat? 



Gl 



Weuu der Apostel in der Villa der Acilier die Taufe gespendet 
hat, dann Iiattc Judo römische Villa, und gewiss ebenso die der Aci- 
lier, ibre FonUnen und Bassins, die zn diesem Zwecke Terwendet ^ 
werden konnton, und zndem weiset Mftrueehi selber, unter Bemfong 
«uf Tertullian, anf die NAhe de« Änio bin, in welchem die Taufe ge- 
spendet werden konnte. Warum hat er nicht Heber jenes Kymphae- 
um als Taufstfttte Petri ins Auge gefasst? 

Wie dem aber auch sei, und was immer die weiteren Auagra- 
bmgen an AnfklAmngen bieten werden, man kanu Maruochi die An- 
erkennung nicht vertagen, dass er, gegenüber einer allgemein, und 
selbst von de Kossi geteilten Annahme, eine neue Hypothese mit 
beharrlichstem Fleisse auf einem so Uberans schwierigen Ot-biete, wie 
es die Topographie der Katakomben ift, immer tiefi-r begründet und 
zum Stege gefüiirt liat, wenngleicli für den letzten Schiedsspruch die 
ErgeLuisse weiterer Ausgrabungen abzuwarten sind. 

Katholischerneits hat man sich maDfbuuil in dei- iflirben 
Freude, für kirchlieht- Lebren und Uebt'r]iel'iruiij:,eu munuim iit.ile 
Zeugüu entdeckt zu liaben, über die Grenzen kaltldütiger Prüiung 
fortreisaeu lassen, wie, das in der vorliegenden Frage im Cot meterium 
mi^ns an der Via Nomentana geschehen, ist. Wenn die arohüolo- 
giseben Kollegen auf der andern Seite manchmal in der entgegen- 
gesetzten Richtang zu weit gehen, so sind die katholischen Forscher 
ihnen immerhin insofern za Dank yerpflichtet, als sie uns gelehrt 
haben, behutsamer vorzugehen, strenger zu prQfen und auf einem er* 
kannten Irrwege rttckhaltlos Kehrt zu machen. 




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Kleinere Mitteilungen. 

Ein Sarkophag 
im Museum des deutschen Campo Santo. 




Ala vor zwanzig .Iniiren dio Samm- 
lung ehristliclu;r AltertduKT in unserer 
Xalionalatiftung ihren Anfang nahm, 
fan<len sich l)ei Antiquaren und Stein- 
metzon, wie im Privatbesitz noch so 
vifh- altcliristlicliM Sculpturcn, In- 
schriften der Katakomben, Lampen 
und Kleingegenntilnde allt-r Art, das» 
nur nu'hr <Jolder hiitten zur V'«*rfil- 
gung stehen müssen, um binnen uf- 
uigen Jahren ein Btattliches Museum 
zu »chatTiMK Heute ist es ein glück- 
ücIht Zufall, wenn man noch irgend 
ein Stück entdeckt. Zumal wa« noch 
!in Skulpturen, heidnischen wie christ- 
lichen, au8 alten Privatsaramlungen in 
den Villen der Kardiniile und Fürsten 
fies 16. und 17. .lahrhunderts vor- 
handen war, ist Itingst ins Ausland, 
zumal nach Amerika gewandert, die 
Skulpturen und Itischriften der V^ilia 
l*area bei der Madonna del riposo, 
die grossen christlichen Sarkophage 
in der Villa Tarpegna, die Statuen 
und Reliefs im Hofe und Treppen- 
hause des Palazzo < iiustiniani und in 
manchen anderen Palilsten sind ver- 
schwunden. Für das, was noch etwa 
ziiui Verkaufe kommt, werden un- 
gemessene Preise gefordert. 

Es war also ein glücklicher Zu- 
fall, dass^der Sarkophag, dessen Ab- 



Google« 



K1«hi«re Hittoilfliigwi. 



93 



bildung wir hier wiedergeben, in den jüngsten Trt;»on in da« Mu- 
seum des Campo santo gelangte. Orr Ki'trf'ntütiuT Imtte ihn photo- 
graphieren lassen, zugleich mit äuiuer Uulciachrift: Sarcophage ori- 
ginaire du deuxiim« sidcU de L' ire chrdiienne, oä fiU mseveli un 
martyr ekrftien gtt'm o pu »a»mr de» main« de* bourreaux pa^t^if 
mmiumeni tri» ancten et 6/<a importaiä fmtr Vhietoire primitive du 
<kHetianieme» Dasa der Sarkophag niebt aus dem iweiten» Mmdern 
ans dem Ende des vierten Jahrhunderts stammt, beweist die rohe 
Arbeit, wie die Composition; dass in demselben ein MJtrtyrer begraben 
Ipewesen, dessen Leiehe die ersten Christen von den Henkern er- 
worben hätten, ist reine Phantasie; den lezten Satz kann man allen- 
&lls gelten lassen. LeitU r war nieht in erfahren, wo der Sarkophag 
ursprünglich gestanden liat, ob er au?^ Rom titammt oder aber ans 
<iinem f ■oemeterium oder einer antiken Basilika der Umgebung, wenn- 
gleich das erstere dfi«« walirschrinlichere i-^t. Soine T.'ln;;« hctr/t^t 
2,10 m. bei einer H«>he und Bn itf von ü.tjO ni. ; ergtiuzt ist bi i tloiu 
Hirlen links der linke Fusö, bei dem uodi rii Hirten die auf dem 
8tabe aufliegende liaiui; abgeschlagen ist hinter di in Ilirtrn rechts 
ein Teil der Zweige uud Blätter de^^l Oelbaumes. Die 6trigiU «ind in 
besondere iiahmen gefasst. Die Arbeit ist aehr roh und als Skulptur 
TOD geringem Werte; der Bohrer ist nieht angewendet, nicht einmal, 
um die Pupillen in den Angen ansngeben. Einige Farbspnren scheinen 
darauf hinsuweisen, dass der Sarkophag ursprfing^ieh polycliromiert 
gewesen ist. Die Verstorbene in der Mitte des Ganzen hat die Stda 
in weiten Falten um Kopi and Brust geschlagen ; die Arme sind nicht 
einmal zur Andeatung gelangt. Von den Mftnnern neben ihr, beide 
bartlos, wie anch die Hirten, hat der zur Rechten der Verstorbenen 
den eim-a Arm in den Sinus* seines Mantels gelegt: d-.runter hillt die 
Linke einen Kotulus; der andere hillt ebenfalls die Rechte in dem 
Bausche seines Palliums; die i«inke int nicht zur AusiUhrung ge* 
kommen. Die Hirten hiiban die wesentlich gleiche Stellung, nur um- 
gekehrt, ein Bein über das andere geschlagen, den Arm auf den 
Ilirtenstab über die Hand des andern Armes gcstüzt, den Kopf rück- 
wilrts gekehrt ZU einem Oelbaum. Auch die Kleidung ist dieselbe. 
(Jarrucci hat den Sarkophag nicht, doch bieten ilUnliche Composition 
zwei Tafeln, i^r)T,4 aus Perugia (Hirt r. u. 1., strigili, iraago clypeata 
mit Jonas-äcene daranterX 372,1 aus Rom (Hirt n u. 1., strigili,, Ver- 



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54 



storbene vor eiuem Vorhange j jlUolich 3T3, 5), 375, Ü aus Pisa (Hirt 
r. tu 1., im ZiuAmmenaehlius der Btrigili klein «ins OnmteX 403, 2 an» 
Corneto (Hirt r. u. 1 , atrigili, Onmte vor einem Velum). Die niitt* 
lere 8cene, die Veratorbene cwisehen swet Heiligon, den cocn fiilro> 
dueiore»f kehrt in wesentlich Reicher Aufrlusang wieder auf den Sar* 
kophagen bei Garmcd 377, 4 aus Qerona, 378, 1 ans Bareellona, 
380, 1 aus Rom (mAnniicher Orans}^ 383, 1 nnd 2, aus Rom und aus 
Areszo, 399, 7, ans Ades; andern no«^h, eingereiht in bibliäche SceneOt 
auf einem bekrtiinteii Sjirkophafj in den Katakomben von S. CuUiöto 
fOnrnici i, 3r>8, 2), aaf den <j:allischei! -^.irkophageQ 36H, 1 ; 378, 2, 3, 
4; oT'.i. 1. 2 u. a. Das« die beid«'n Männ«.'r neben der MittelHgur 
wirklich als Heilige aufzufassen sind, welche die Veriitorbene vor den 
himmlischen Riditor ^roleitf^n nnd dort ihrr* FriniprerlifT und Sach^ 
Walter M'in sollen, lehren mit unzweifelhfiftcr i isslifit andere Sar- 
kophage. Auf dem aus Marseille bei Oarrucci 3 stellen auf den 
Ecken die beiden Heihgen, im Mittell'ehl alior wird der Verstorbene, 
ein Orans, durch Chri»tua selber auf^'euouimen, indem der Heiland 
aeine I^inke auf die Schalter des Manues, »eine Rechte unter dessen 
rechten Ellbogen legt. Man vergleiche die rAmisohen nnd gallisehen 
Sarkophage Garmoci 373, 2, 3, 4; 379, 1, 2, 3, 4; 380, 1, 2, 3, 4 
und 381, 1. Auf einem Sarkophage zn Saragossa (Garmcci, 381, 4) 
Bteht^ unter Beifügung d6r Namen, Ploria zwischen Petras nnd Paulns; 
eine Hand aus der Hohe fesst ihren rechten Arm, den Petras mit 
seiner rechten Hand emporhebt, als wolle er ihr beim Aufsteigen be- 
hilflich sein. — Statt der zwei gleichen Hirten stehen anf matichen 
Sarkophagen auf den Ecken Ilirte und Orans einander gegenüber 
(Garmcci 296, 2 ; 3:)H, 2; 360, 2; :'.T(>. 4 : aber .uich zwei Hirten 
be^fgnen uns aaf den Sarkophagen ;ir>7, 4; 372, 1; 373, 5; 375,2; 
383, 1 ; die einen wie die andern haben da die Stelle der trauernden 
(lenien mit don zu Hoden gekehrten Fackeln auf den heidnischen 
Sarkophagen eingenommen. 



Zur Topographie der Stadt Konstantinopel. 

Ans des NikophoroM Vita s. Andreac Sali, die dem Byxantinisten 

tio r.'ic'Iihnltige» Material fttr Hpraehliche und antiquarische Stadien 
dni liietet. will irh hl.-r nur zwei iJor intpr«>s<<nnte8tcn Stellen Torlegen 
nnd d«'r Beurteilung ütr Fachgenoasen iiberlosaea. 



cd b^XjjQOglc 



Kleioore Mitkeilangeo. 55 

In Knpitel 105 erzählt Nikupboros, dass AndruHü auf einem be- 
kannten MarktplAtae, wo Verkitnferinneti ko»tlmfe BchmuekMielieii feil- 
boten, «ttsgerafen habe: Bs^C ^upa xai xowopvU. DntHr sei ihm Übel 
heimgegeben worden. Aber ein Oreie habe ihn gefragt: ESC xl äno> 
ßXlicctiv, >79c>i^ xpi^et? ^up«; licet yip ncdXeR, leopeOoti iv t$ ive- 

lioSo'Mctro. 

Das 'Ave^iooovXeiov wur otfonbar ein freier Platz, auf welchem Markt; 
wnren ft-ilpphot"!! weriJen ilut-ften. Eb hattp Beinen Namon orhniton 
Ton einem Hort befindlichen ei«;f»ntilm!irhf>n KunstAverk. welches uns 
Codrenui* p. 323 folfrendermussjcn liom-hreiitt : 'l o TErpaTxeXe? ti/va-jux, 

^otbKoc* * ipfureC roiavTxt icpooYcXävttC <UX^7.q(S iJ|ilp<i)S utaä. 

ts:? xaTto rsfmT.v iiiTtas^ovre? • «!XX% 81 iT:v//a^JovT£» fji-aAtv veot, oiX« 

zvoi? A'.ytix» 5e:xv'j:i t'')v avijifuv. Dazu Btimnit auch die Schilderung 
bei Niketns im Leben ile« Andronikon 1. II c. 7: ' \>.Äi xai £-{ X''ov^ 

d&A:r^XouC «x ipcuteCj» 8 'AvejMSodXtoy xlxXrjTxt, eoiutöv dva<ri:ifj9eiv IfuXItx 
XaXxoQv. Anderea Uber den ürapmng dieaea Denkntala berichten die 
Origines C.politanae: Ti 5s 'AvsjioSo j/.iv IgrrjXo»^ stapä *HX'.o5(opcu toö 
S'J99e|i90«/ iv tc:; XP^v^:* AioyioC toö S'jpoyevoOv^ 65 xa: arr^A«')?»; to'j» 
v^' avljio'j? • ti ?i TSTjapa yaÄxvjpYE'j'iata tx jisY^Aa 7//;)y^:j7./ xt'^j 
-.'/i y.ii-yyj tc j A'jppa/i'c j " zly^t 5i aOti yuvr^ X^,?'^ ^p^->i»> aOtry^ äj;6 

Wiohti^ iüt für uns die Angabe des ( i drenu« : ya/.xcOv zt ■jcira'» 
O'^dJfev "ETÖjuviv "vcir /.-.YstzJ oetxvuet xwv ävejid», tiu »le uns über die 
ursprüngliche Foroi dea Wortea <ivt|M8ou7lsf9y Anfachluaa gibt. Wir 
liaben e« niii einem ^pita^ oder etSa)Xov in tun. Ein Plate oder Tempel, 
wo ein aolohr» aich befand, hieaa alSatXKfov. Danach hiew daa Wort 
unbedingt av£[jii'.ofOA£fov. Die Form fltV6|ic5o'jA£fov ist durch Anfiassung 
an das lateiniMche tu uIuIub« *>felnHio<. eritstamlen, indem das Volk, 
ilureb die plntstische Darstellung veranlnsht . fincn MuBik Wettstreit 
(moduli. 5f^p>) der Winde vor Augen zu haben glaubte. Die Ver- 
kttnung x'jzyrA'-yAziv^ statt iv£]iC{xo5si'jA£rov hat viele Analoga in der 
griechischen VulgAraproohe anr Seite» nnd über grlechiach^bitoiniaohe 
Znaammenaetanngen wandern wir una auch nicht, bieten dooh die 
Text)' der Legmden und Biographien von Heiligen Beispiele genug 
hierfür, man vei^leiche nur das bei Xikephoros Presbyter so bttofige 
otjccpdxo'j^y (aus dbctpov und lat tabus »Böhro*). 



■ 



M KlehMie MittrilmicpBa. 

Daak das Bildois ursprünglich einem heidnischen Tempel angehört 
hatte nad alt Zierat nach Konatanttnopel geschafft wordeB war, 
dttrfle kaam av'eifelhati eneheliMB, nnr wiaiea wir aleht, ob dia An- 
gaben der Originee Cpolitaoae Olanben ▼erdienen, wenn ale ala Ür^ 

apmng einnn Tempel zu Dyrrhachium nennen. 

Die zweite Stello ist Kapiti-l 96 zu Anfang: 'O 5e naxxpt^ i^' 

TcsToOvic^ zxii v'jxTsp'.vxi? -tf,'.iov,i, TJve^T^ xcy^ Man nehme hierzu Ka- 
pitel 98 an Anfang: x%i i,v i^y xbv luödpiov {üac^v Tffi nkaxeiai twn Iv 
^'jjia*.; x«{ torc i{i^6Xot< xatfte%^tvov int toö iSdK^'j;. Wae eind 
^opst Anteehlam geben folgende Stellen: Codinna in Orig. 0.polit. 

n. 132: XtBo^^ &S ftv y.zhb)'^: znlA z\iyAnA xsd tdc i^iepn« {xoieiov 
xa? xopu^i^ T(T)v TTETpwv xa; cpeo)v, Chronicon Constantinop. : xa: |a£aXov- 
xai Tizyj ^;f3oOv ;:pö5 ->j xitl^etv tv>5 te in^dÄoj? xa: t6 i^despov, 
xan']<ovT£5 o: /.-Jh^io: ri» xop'rfi? twv -sTpwv, xaTtxOX'.cv -^i>i xe'.nevoifS 
l;(o io)v 'ce;x(i>v, ferner TheophancH an. 10. Constantini et Irenes; &axt 
{iirj lOAjiSvTdlC TtvaC iv oZkfp X9(0c*.^r^7x:, itdbrrse c2« xobc xi^no'jC xa! 

l^iep« oxiQvd» ica;^9xvcxc Btiyetv» Harmenop. 1. II tit. 4 § 66: xdk 
dXX6Tpia ISsK^i), iv oK oOx eSotv otN£«i xaE Tdb xäiv ytixivoiiy i ^ i e p ot 

Die IdontttiU des Wort'je r'xpov «nd irxspov wird danach nie- 
mand hpstreiten. Anch das wird judur zuL:»'ben, das« die Hildung 
^lapov nur dem Volkiimunda entütammen kann. Aber wie lllstit sich 
dieee Bildungsweise grammatisch rechtfertigen ? Der Terloat dee an« 
lantenden c fat im Yttlgflrgrieohiaehen gaaa bekannt; aber kann auf 
rein Imntliehom Wege die übrige Geatallong dea Wortes vor aioh g»- 
gegangen sein ? Unmöglich. Via kann nur an eine Anlehnung nnd 
AuHgloichnng mit dem in der Hedoutung verwandten Worte il'.xr.i, 
beaw. ^ixT.i AiiHgani» {yg^\. Xikephoros c. 143: x/X i\/.x'. nsv sixv 
6t? tmv. x/J.x: v.T zl'.XT.'A gedai'lit werden. Die Bedeutung de» 
Worte» erklflrt Ducaago als »locus Kubdivuü«, also als »Platz ohne 
Sohntadachc im ( iegensati an den qi^^oÄo:, welehea Hberdaichte Sllnlen> 
gftnge an den HÜtoaern gewesen an aein achelnen. 

Ich hoffe in einer neuen Anagabe der Tita die gesamten apraoh« 
Iii h und antlqaariBch interessanten Tatsachen ansammensteilen nnd 
den Faoligenossen vorlegen zu k«>nnea4 

Frelbnrg i. K, Oeaember 1907. 

Joh. CompernasB. 



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Rezensionen und Nachrichten 



Dom Henri Qaentin, Bt^nt^dictin de Solesmes, Lea Martgrologe» 
hi$toriqttpF! (in mo/ffn (Ige^ M\u\<^ sar 1a formation du martyrologe romatiu 
In qunrto, 74ö 8. Paris lS*OJi 

Vorliegendes Werk i«t auf dorn Boden und aus (l»nn rioiste jpner 
»llehrwUrdigen Benediktmor-Abtei von SoleeiiM'H »'rwnchsen, *lie der 
klrclilichcn Wissenschaft schon so nianehe herrlich» Früchte gezeitigt 
Iwt. Anagdieiid Tom MMiyrologinu Beda'«, Ton «einem Texte nnd 
seinen Quellen, nnd der PrUfnng Miner Angaben, behandelt der Ver^ 
fueer da» Marijrologiam Ton Lyon nnd das des Flonin, daa Bomannm 
parvum und das des Ado nad seiner Xn( Ii folget und liefert uns die 
Ergffhnisse der Kritik für di-n (lf f*nnitsloff dipspr hagiograpliipchen 
l"ebprliofoninf;<ni h\% atif I suaid unti (Ins luMiti<;i» offlstiello Martyro- 
logiuiu Kümanum. Was an Materini die römincheu Bibliotliekeu, was 
die Bibliotiiei^tt in ParU, in Karlsruhe, Bheims, München, Mets 
eathielten, ist lorgfältigst durchforecht, -was ausser den ülteren Du 
SoUier, Lipomanus, Surius, BaroniiiS, Boswejde n. a., die BoUandiaten 
in ihren Analccta, do Kossi und Duohesne im IL Novemberband der 
Acta Sanctorum, DuchoMne im Liber pontinoalis an Beitrugen geliefert 
babpn. pHoHfio nnch die neuo nnd nenes5to doulsrliM 1 jitoratiir ist aus- 
giebig verwertet wordou. Die FnndnmentaUinteiviUi hunir riclitet «ich 
naturgcmUsB auf das Martyrulugiuui Bedoe, das auf eine uns unbe- 
kannte Urschrift anrUckgeht (vgl, pag. 683), und da wird^ nach Tor- 
lage des Afss-Scliaties and der ohronologieehen, topographischen and 
inhaltiicfaon Wertang der dnaelnen Haadsckrifton (p. 18—47) die Be- 
ilehnng des Textos zu seinen Quellen erforscht, die TexilLberiietemng 
In zwei Familien gesdiieden, in eine Ultere und JUnjrere und die 
Antorsoliaft Hoda's festgestellt. Narh dersflben Methode geht iler Ver« 
faissar bei den folgenden MartArologieu zu Werke, von denen das des 
Floros von Vienne „der Sohliissel für diese ganae Literatur Ist*'. Ant 



58 



Bozeiiflionen und Nüchrichten. 



ihm beruht dn» ParTum RomAiiQni, dMMn Bedaklion — entgogen 
der Aafstelliing Aoheli«' — erat naoh dem Jahru 848 erfolgt «ein kana 

(pag. 455), doHRen Atitor nfirigons png. 4*>4 Übel genug — Ti»>!1"i'-I»t 
doch zu hart — oliarakteriHi'Tt wird. Der Satz: „II «pmit <lifHcilo 
de ue po« conclure que cet auteur est un faussaire'' (vgl. pag. H40 aeq.) 
geht »loheriieli «i iehorf mit dem Compilator au Oerleht. Wenn dleaer 
die rOmiaehen Heiligen baroraagt, ao tnn daa die gaUlarhen Mariyro» 
logiaten j» doeh meh mit ihren Holligen, nnd wenn er aeine Daten 
in recht alte Zeit hinaufrUcktf ao iat da» obenno nniürlich und ent» 
BcliuIdliHr iiinnBohlich, wie wpnn hpiite der Principe Mas«»imo din 
Wurzein Boines Stammbaumes auf l^ointus Fabiii« MnximuH Cinutator 
zut Uokführt : dru um l>rr\nclit man ihn noi li kein»'n „faussHur" zu 
solüropfon. Aber auf einet» mochte ich hier nufmurksam machen, nlm> 
lieh nnf daa Fehlen nnd daa Angeben der LokalbeaUmnittttg bei den 
TOniaclien Martyrergrllbern. Warom kat, nm aicb anf den Januar an 
beachrittken, der Varfaaier bei Papel Antheraa die Ortaang^ibe ane- 
gehiHson, wHhrend er Ix'ini I\'i|i^t MarrcIIun ein ,,Via Salnrin in coe- 
moterio l'riscillao" hinzutilgt} Wiuuitj fehlt dio ( )rlsiin2;abo bei der 
«•«thcdra Potri. l)oi Agnes, b^i Kinerentinnn. bei Mnriu«. MnrUm, 
Audifax und Abaouc u. ii.. wahrend sie bei den 40 Soldaten „Via 
LabirAoa*'» bei Sebastian f,ad restigia Apostolorum'*, bei Anaitaatna 
.,ad aquM Salviae'' ateht? Yen den 23 Pftpaten. die aufgeführt werden, 
aind nnr 7 mit Ortsangabe ihrer Rnheattttte veraehen. Sollte daa ana 
einer Willkür den Compllatora au erklären sein, oder nicht vielmehr 
auR der Vorlage lUterer, und zwnr r»mis<'her Marlyrologion. dif rtn^n 
ohne, die andern mit I^nkalnnpalx'ti. iii»> der Compilntor vereinigt hat? 
Darauf weist auch <i<'r folirctKio ('lutsland hin: als RuhestUtton der 
Märtyrer werden nur aufgeführt die Coemoterion Priscillae, Calii»ti, 
Praetoxtatl, Felicia Yia Aurelia, ad dnaa lauroa, aber sehr oft werden 
die Straaaen angeloben ; jede Ortsangabe dagef^en fehlt bei Agnea, 
Apronianua, Sotheria, Valentin, Caatniua, Flavia Dontitilla, Callepodina, 
Marcellinus und Petrus, Joanne»« und Paulus, Petrus und Paulus, 
Abdon und St'iuH'ti. Ijaiirctiliii!'. H ippolx tiis, HtM-mcK. XiroTnc tos n. a., 
nach denen die betr. Katnkümben benannt \\!ir<'t), o lcr dii' \'\hvr der- 
selben eigene Basiliken hatten und der Grund liegt auf der Hand : 
Jeder Rnmer kannte die Oertlichkeit. 

Das Marlyrologium Adonis, von w<drhf»m wir drei Edition««n 1«»- 
sitzeu (vgl. p. (i72|. beschränkt sich nifht in'-hr auf knrzo, Hf»n i^ha lifii 
entnommene Angaben, sondern nimmt aus denselben lange Aunzüge. 
Die ICaa. bieten sneh htor «wel Familien, die uns, die erstere In der 



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HezensioneD uod Nachdchton. 



59 



Anigube tob BoMWcyde» die andere In der snletst von Giorgi veran- 
•tolteten rerllegen. Ado Tersohmilat FloruR und da« R. P., "ber spinnt 
sie nun w«>!t»^r mis, wnliei vor allem die PnssioTies et vitne Sanrtornm, 
dann die hl. ächrift, endlich die kirchliclinn Historiofiraphen die ein- 
zelnen Fttden liefern. Was der Verfusser ziiiniil ül»«r die hagiogra- 
phischen Quellen Ado'» (p. 485 — 584) bietet, besolirttnkt aich, den 
Zweclce det Bnohes «itspvecltend, ant die einfache Wiedergabe der 
geete» ohne anf eine kritieehe Prilfang derselben näher einsngehen. 

Der Torli^ende dloke Band, reich an Belehrung, priisentiert eick 
alH die lange Torrede au einer kritiaclien Aungabo HUmtlicher Mnrlyro' 
logion, von Beda bis attf das heutige Mariyrotogiam Komaonui, die 
der Yerlawer vorbereitet. d. W. 

Reitzenstein, K., HcUenisiiiche W anderer zahiangen. Leipzig 1906, 
Tenbner. 172 vS. M. 5. 

Die Beobachtung, dasH zwei angeblii-h gnostische Hymnen und die 
ndt ihnen eng Terbnndenen Wnnderwifthlnngen in den ehriatUchen 
Thomae-Akten mit geringfügigen Aemdemngen helduieohen Quellen 
entnommen aind^ führte den Verfaeeer in der Torliegenden Üntersu-* 

chung. Im ersten grundlegenden Teil wird von der sogenannten Are- 
talogie gehandelt. Aretalogen sind im Sinne der Scholinsten wahre oder 
falsche Propheten, welche die Taten Gottes odor der Götter verkünden 
(vgl. Jesus Sirach 3<>, 17): für luvonal und 8ii''ton sind äpöTiXoT'O'. 
schlechtliin MUrchonerzHhlor |S. 11). H. dui-cliguht nun zunUohi>t die 
heidnischen Wandereriithlnngen in der ägyptischen, grieehtsohen und 
romischen Literatur und saoht das Verbültnis der Propheten- und Phi* 
losopImn-Aretalogien au Qesohirbtawerk und* Roman darsustelleu. 

Diese Aretalogien eines Lukian und Philostratus und anderer 
haben - das literarische Vorbild für die christlirluMi A pi^'^tolakton ge- 
geben« |S 5r>|. Die neue derarligt liiteratur auf ftiristlii^hem Hoden 
entstand » als sich nach dem Siege des C'hrisiontum<i das InteruHso der 
Gemeinde Ton dem Idealbild des Misilonais und dem Lebensbild des 
Mttrtyrers den f^mdartigen Gheatalten der Einsiedler und MOnche in- 
wandte » Alhanaslns hat in seiner Tita Antonii die Wander 
erzUhlung nur « als Kenseosion an sein PuMikum » (82) behandelt^ 
bei Hieronymus dage^'en ist sie « Selbstzweck ». Dessen Vita Hila- 
rioTii»* »^iklllrt R. ;iU » ein nicht unintorosi^antfa Dokument schrift- 
stelltTihi lier und provinzieller Eifersucht » (Sl) f;<'tr*-n<Shpr der Vit» 
Antonii des Athanasius. Athanasius fand diese WundererzUhlungen 
schon vor; darum konnte er sie nicht ansiaasen, « aber den Schwer- 



Boxeutiooe 1 und Niiehriebtoii. 



pimkt wollt» «r nicht auf de legen » (60); nnden HiAronyma«. Wir 
•toben vor einen BHIeel: < Ermte, tiefrellgiOee HBnner verttben be- 
want FUeeiinngea, oliae eie als FAUohangen an empflnden » (88). 

TTni «Ich nna nloht in gnindloiie Behanptangen an rcriierenf weist 
B» im aweiten Teil an den beiden oben tchon OPWlthnlen Hymnen 

der ThoraaH - Akten im elnzelnoa den grossen EinfluM nuf « welchen 
die NtJIrker entw-i'-k-Mltp. fichrift8t^'H*>risi"h h^hi'rstfhcnilo hfidnUrliQ 
Littratiir auf die frillK'lirisUiohi^ ausgrubt hat » (löOi. Mna wird dem 
YerfnHöcr hier wie in rielem audürn Rächt geben und seiner Anffor- 
dening gemltse diesen Einnuss a ich in andern frühchristlichen Schrif* 
ten, anmal in den apokryphen, naohweiaen kOnnen. 

Aber an warnen ist Tor Febertrelbnng, die Überall solche Abltftn- 
gigkeit heranetellen niOchte. Aneh das Chrietentnu hat umgekehrt anf 
die heidnisehe Literatur anrllokgewirkt. Jedentalla eind die drei grossen 

Epochen frUhchriHtl icher Wnndererz?thlnng. die Evnngelionlitoratur. 
an dio sich als SpiUling die kanonisclie A|i09telgeRehichte roiht, die apo- 
krvplif'n Apoistelnkten und ondÜrh die* Möachserstthlnng (Ö2 L) gut an 

BClifidt'n und \ (>rhclii(<(len /u bfliandeln 

I 'iizw'oirt'llmft l)iot<'t das neue Werk des bekanatiMi riiilolotron 
auch für den Tliooloxen viel Anregung. Laider erBchwerau da und 
dort logische Sprünge und ein gesohraabter Stil das leichte Ver« 
atttndnis. 

Alfons Mllller-Barensbnrg. 

K. Künstle. Die Knnsf de^ hlofttfr^i Reirhenan im 9. nnd 10. Jahr- 
hundert lind der neuenldi ch lr kdroliiuiischr i!> tnaldezyklus sa Qoldbach 
bei lieber lingi H. Freiburg i. Br. lÜÜd. Uorder. 

Ein u. E. viel zu won}^ ^pwflrdi;;t<'s Werk di's fliMhKiijf»n Forsfhprs. 
"Wir knnnon uns nicht mit d»'niMi sülidariHch erkliiren, die au d((r vor» 
dieuBlvullen Arbeit herumkritisieren. Mng auch hie und da nicht 
gerade der technische Fachmaoa au Worte kommen, KUnstle's Arbeit 
kann für alle derartigen Yeröffentlichungen Torbildllob sein. 

Tor allem die Bearbeitang und bildllobe Wiedergabe der beden. 
tangsTollen Ooldbaoher Gemltldesyklen bieten fUr die Kane^eeohi<dite 
viel dee Nenen und Intereesanten. Kttnetle gebt nnr an weit in der 
Zttteiliing der Bilder an eine bestimmte Sobnle nnd Zeit. Wie vorsieh- 

tif» man «ein miia«, wenn 7\\ «-i Typon, vor nllnm dor (^hri%tiistypnH 
in zwei nicht wdit von einander entferntea Kirchen übereiastimmen. 



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RMenaioBeo mid N«ebriehteiu 



61 



und man sie infolgedessen jjorn auf (»iiu'ii Moister znrfickfllhren nittrh- 
te, das erweisoa die auf uns gükoinm»nen rotuainsohen Wanhiia- 
lereion Norddeatsohlanda, wo die Darstellung der iiervorragemUten 
Leute der Heilegeeohlehte «o eterk lolieiiiatiaiert «iiid, dae» sie fast ein 
ganaet Jahrhimdert Ittoger «ich hftlt. 

Anek die Ableitung der Malereieii der ottoDlaohen Renaiasaiiee ia 
TOUiger Unabhiln^igkeit von der kiroliagischen Kunst Avill uns nicht 
zuHflifen. Wonn KUnetle moint. die altrhristlirhnn Bildfirzyklen seien 
nicht zugUaglich f2;«»\ve8en, es sp|f»a vielmehr Elfenboiutafeln u. b. f. 
die l'atlien der ottonischen Kunst, so beachtet er nicht, dass eben 
dieae Elfmbelittoluiitaereie« Stoff urie Form in vielen FttUen ans der 
altohrbrtlidien Kanatwrtt i^oh holen. Eine Anlehnung an die Bilder 
der Katakomben Borna iat in den von Kllnatle herangeiogenen Bildern 
unverkennbar. Trotadem muM man dem Verfasser imtirulingt beipflioh» 
t^n in der Datierung der Uemftlde fUr die Zeit der Karolinger. Als 
solche haben die (ioldbaciier für die Feetlogung (Uinlicher Arbeiten 
grossen Wert. 

Im Knptiol < Die Kunstgeschichte des Klosters lieichenau im 0. 
vnd 10. Jahrhundert*, dna ebenao intereauuit wie neu ist, glaubt der 
Yert S. 4 eine Weetapside aohon an Anfang des 0. Jahrhunderte an- 
nehmen uu mftMen; ich glaube eher, daa« die iMrangeeogennn Reli- 
quien in einer Krypta des Ostchores nntergebraclit uiimi. So blieben 
Altar dfr nottesmiitter und der »Turm über «Icu iieliquien« or- 
klUrt: b<M dieser Annahme würde auch die Notiz Ut>er die schlechte 
Unterbringung der Keliquien plausiblur escheinen. 

Dooh daa eind Kleinigkeiten, Uber die sich streiten iRast, die 
selbst wenn sie sicher stünden}' den Wert des Bnekes um nichts herab- 
«etaen. 

>Roichenaa« ist eine hervorragende Erscheinang auf dem Qebiete 
der Kunstforschung. Das Werk will verarbeitet und studiert, nicht 
nur L'<^lospn Wi'ril«>n, und zwar mit dorn Auge des ArchHologon und 
K luist.istlicti'ti. ilritin \vJl?hst der Wt-rt d"s IJuchos dem I^eser unter 
tleu liiinden zu einer bodeutungsvollHn Li-ibtung. 

Dr. Witte. 



Anzeiger für christliche Archäologie. 

Bearbeitet von Profenor J* P. KIneli, Pnibaiy <8eliw«ls>. 

)ifivniiicr XXtl. 



1. Konferenzen ffir christliche Archäologie. 
(Nacb den Berichten Am Sekntln Or. MmccbL) 

Sltsung vom Desember 1907. — P r l'rftaident PrHlat Dn- 
chesne eröffnete mit einigen einleitenden Worten das 33. Jahr der 
Sitzungen. Baron Kanzler !p<:to dir» 7,t>\<^hunivr Pinns Glnsgofft^Rns vor. 
da« in dorn Schutt in der FriscillMk.it.'ikKtnW,., in (l»'r NUbo «lu« Buptt- 
Hteriuinti; g^fundt^n wunle. En i»t mit Aetiren in Helief auf der Aus* 
leneeit» veniert; vratleidit hat dtweelbe fftr endurJetieelie Zirecke 
gedient. Hiemn{ beriobteto Kanxler Uber die Wiederaafnahnio der 
Auegr»bangen in den Kelalcomben. Nachdem die Freilegang der 
wichtigen Teile der PrieciUakatakombc, der die Arbeit in den letzten 
Jahren f»ewi(lraot war, vollimilct ist. wunlt« mit dtnn lU'irinn der 
neuen Kampagne die Katakonilii* d o k l'riitoxtat in Angriff ge- 
nommen. Die Arbeit begann in dem uraltun Toil dietes CUmeteriums, 
der bia in die letzte Zeit unzugtlnglicb war, weil der Besitzer der 
darüber gelegenen Yigna den Zugang nicht gestattete. Bieae Region 
war vor vielen Jahren durch de Boeai beeneht worden; aio enthält da« 
Cnbionlum mit den Malereien aua dem Anfang dee 2. Jahrhnaderta, 
nnter denen eine Darsttdlung ale die Szene der DornenkriVnnng aaa» 
gelegt wnrde. 1 Ue (Grabungen bef»annpn in dor .N'ühe dieser Kammer. 
A'on einigen bisher gefundenen ( irnlxsolirift-'n wunlon di« Abklatsche 
vorgelegt. Ein griechisches Epitaph bk<tt.'l, dio Akklamation: Lebe in 
Qott| ein latetnieohee «vMhnt den Empfang der Tanfe dnrdi die Ter» 
storbMie: einer Matrone CalUope Verden auf einer dritten Ineehrift 
die Epitheta oattieaima et mellitieeima beigelegt 

Marucchi sprach seine grosse Oenngtnnng dariibor aus. dass in 
dir wichtigen PriUextatkatakorabe nun systematische Ausgrabungen 
in Ani;riff ponommen wurden. Er hofft von dem Ergebnis die L'tsung 
der schwierigen bistorischeu und topographiachon Fragen, die sich 




AamAgn tat ebrutlielw AroliNologie. 



an (iie Besieliuiigeii awischen diesem Cömeterium und der nahun Kal- 
liatktttiilnHnbe knttpfen, bMondan in bemg anf die Pendaltehkeltpa 
TOB Yftleriiia, ^Blbartins und Ürbmaif dto in der P»«sio der hl. Otf^ 
cHIa mit dieaw Merfyrin in Verbiniinei; gebiMdit werden. Kenere 
Kritiker haben dne Hartvriuni «liosiM- Heiliger wieder in die Zeit des 
AIrxrtnder Severns odor in ninc an(l<'io Yerfo!cun^ ilos ^. Jahrliun- 
dLM-t« vorlegt Was dnnn <lio ur»It«>n MiiI<T('i«»n in dein ( 'uhieulum jonor 
Kegion von S. Prot'Stato betrifft, ho findet Marunclii grosHe Schwierig- 
keiten, in dor einen DarsteUang eine Leidensszone. nämlicli die Dor- 
nenkrllaung su erkennen, und es wäre nteht su empfehlen, daw man 
inr Baieiohnnnfl; der Eamtner den Namen: Krjrpta der Paaelon «ieh 
«tnbttrgem Uewe. Schon (tamicci und nach ihm Roller haben dieae 
Sehwiorigkeiten (>rkrtnnt. Vor nllem ist das Vorhandensein dor auf 
einem Bamne sit'iSt*nd<'n Tnube mit einer PassionsHzeno nicht in Ein- 
klan>: 7.H bringen. Die Taube pmat viel eher sii einer Taufszeno ; doch 
Btimtul Maruccbi nicht üarrucci darin bei, datiH der eigentliche Tauf« 
akt der Tanfe Chrlatl In der Daratellung an erkennen aei. »ondem 
eher eine aptttere Epiaode dea Betiehtea im Johanneaevangelittm, Er 
behielt aieh Tor, in einer folgeuden Sltanng auf die schwierige Frage 
anrllekxnkomnien. 

Der Prilsidont Prillat Ducheane gab ebonfall« der Hoffnung Ana> 

druck, dnsM durch die Ausgrabungen eine Lösung der Ton Marucohi 
angedeutet«^« Problcnio gefunden werde. Was das Datum dos Miirtv- 
riums der hl. Cilriliii ln trifTf. so hat Am haupts-ilfhlif hste Argument für 
die Ansicht, die das Martyrium in die Zeit den .Mnrk Aurel verlegt, 
n9mlteh die chronologlaehe Augabe im Marlyrologinm dea Ado, nicht 
Tiel Beveiakrafi Denn«iviel>omQnenUtt in dem kilralieh eraehienenen 
Werk Lea martyrologe^ kiatoriqnea naehgewieaan haf| findet 
aleh diese Angabe nicht in den beKton Handschriften des Martyrolo- 
ginma und muw darum ala eiu aehr apttter Zuaata angeaehen worden. 

Zum Schlüsse Iegt<> M n r u cch i da« neu emdlienene Ht'ft d>>H N u o vo 
Bulfottino (Ii !• h (>o 1 ogi n crifltiana vor. Er wies hcsonderß 
hin auf »eine Arbeit Ul*«>!- <lto (halikaiinner des Päpsten Marcellinus, 
die or mit dor grossen ivumiuur in der Acilierregion der Priscillaka- 
lakombe identifiaiert. Die Beaeichnnng oubioulnm darum fUr die 
Orabkammer dea Papatea mnaa nieht notwendigerweiae von einer dnroh 
ein liumluare erienohteten Krypta reratanden weiden, ale kann sieh 
aneh anf den reiehen Schmuck beziehen, wie Analogien bewelMn. In 
der angegebenen Kammer ist nun beides rorfinigt: ein Lnminare und 
reicher Marmorsohmuck an den AVttnden nebst Mosaiken an der Decke. 



64 



Ant«iger fd'r ehrifetHc!io Axohaologie. 



BltKang Tom Januar 1008. — P.OrUarnatemioIiteBiidbe- 
lmelitet» den ünprnng der heiligen Krippen in Rom. Diese tiiigen 
nleht erst an mit der Zelt des hl. Franz von AmIs! und kommen anch nicht 

von rnittulal torlichen Odhr.'iuchtin in <\fr griechischen Li?iir;i;ii^ h'T. wu> 
man vurtnutet hat, sondern knüpfen hioh an die nralte Krippo m S. .Maria 
Maggiore. In dieser Basilika wurde in sehr früher Zeit, vielleicht schon 
im Sl JiiirhQndert, eine Oroit«» oder eine Oebnrtakapelle errielitet» die 
genau der Gtfbnrttgvotte Ton Betlilehem naehgebildet war, nnd Ton der 
* die Baailüui den Namen S. Maria ad praesepe erliiell DIeie Tat' 
snchi« wird beiengt durch die Schenkung der Flavia Xantippa auB dem 6. 
Jahrhundfi t. vonderdio Biisilika eint» Kopie besitzt. A«»ltnliche Krippen 
V urtlon in nn'lcrn Kin-lion orrichtot: von Johann VII. in S. I*otor nnd 
von 'rrtjjfor IV'. ia S. .Maria in Tnistevoro. Cirisar hcsrhriol» die Krip- 
pennnlage von S. Mari% Maggiore, die noch vorhanden ist, mit einigen 
Aenderangen aas dem Mittelaltor nnd mit den Marmorflgaren de« Ar- 
nolfo da Cambio. Er tagte, dam walmolieinUob in Betlileliem nnd in 
Rom die Krippe geteiimttekt war von Anfang an mit einem BUd oder 
einem Mo«aik, das die Gottesmutter auf dem Kuh«*bette liegend, da» 
Kind in der Krippo iliirfifolfte, \v\v wir z. B. 8eh«'n auf den Blei- 
fliiichchen in Monza nu-* doin t». iinii auf .ItMn Kniailkrouz des .Schatzes 
in Sancta Sanuturum auti dorn 7. Jalirüimdert. Andere Flüsohchen 
(Garrucci, vol. VI, tav. 433| n. 9) zeigen eher, wie «elion ron anderer 
Beite hervorgehoben wurde) das Moaaikblld der Apeie In der Kon* 
etaattniaohen Basilika In Bethlehem ; ein fthnllehee Moeaikbild mag wohl 
auch die ursprüngliche Apai» von 8. Mnria Maggiore gealert haben ; 
das jelzij^o Chor gehört einem späteren Umbau an. (Irisar verglich noch 
weiter die gut orbaltone Basilika von H<'thlohoni, die in der letzten 
Zoit näher b.«kannt »»»ma'-ht wurde, und «Iii» römische Bethlehem, nUm- 
licb die von S. Xj^siut» Iii. neu erbaute Basilika auf dem Esquilin. 
Beide Basiliken waren auf das relehste mit Moealkblidera gesohmieki 
Die in der Dedlkationeinaehcift Xyetue* DI. erwähnten Märtyrer kOnnen 
entweder 6 an der Zalil (mit dem Papst als Stifter) innen auf dw Wand 
am Eingang! oder in grrmsi-n r Znlil nbor den F»>nHtern d»>H MitteUtdiiffes 
dargi'ht'>llt jjowoson »ein, in icm nie in ProzoKsimi iiai-ii der throinMiil'-n 
Madonna in der Apsis au gerichtet wareU|Wie schon Duoheene voraus- 
gesetzt hat. 

T1f>r rriisidi'iit I'riilal Uuclit-siif rti^;h> hinzu, dass ander Stirn* 
Seite tler < i*'luirts-HaMfiika in Bethluljom nocli im Jahre 843 «»in Mo- 
saikbiid voriiaudun war, das die Anbetung der Magier darstellte, wie 
ans einem in dem genannten Jaitre ron einer Veraammlnng Ton Bl»» 



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AnEei^or für ciirietlicliu ArchiVologie. 



•ehöfon «n den E»iter gerichteten Sehreiben herroi^ht, de» aber die 

Bildorverohrnng hudelt. Dieses Mosaikbilil wnr von don Perserii im 
.Tnlire 610 verschont worden, weil sie in den Magiern Bilder ihrer Yoi^ 
fiUiron orknnnt hatten. 

l'rof. Marucchi kam zurück auf dio angfl)li(h«> Darstt^lliini; dor 
Uoriienkröniing auf *l"tn uralten Pposko iu eiaer Krypta dt'r l'riltextat- 
katakomb«;. Eine solche Darstullung wiire in der ganzen vorkonsLanti- 
nisohen Kunst oiaaig in ihrer Art; sie wäre zugleich dem Creisto und 
dem Symboliemaa der ebmeterlelen Knnit Jener Zeit TOlUg fremd. 
Die erete sichere Darstellnng der DornenkrOunng findet sich ^nf 
einem Sarkophag des Laterenmuüeums aus dem 4. Jahrhandert» 
und hier ist die Ssene noch in verhüllter Weise vorgeführt, eine 
ganz drastische Darst^^llunp; der Szono mohr als zwo! .lahrhundorto 
früher ist daher nicht an/-un> hnu n Dor Baum auf diT DarstelluDg in 
S. Pretestato weist offenbar liiii auf uffene» l'eld, was nicht zu der 
DomeskrOnung passt; ebenso wenig hat anoh die anf den Bmm» 
aitiende Taulm iMi dieser Saene einen Sinn. Hamechi erkennt in 
der Darstellnng den lau JohanneaeTaagelinm geachilderten Vorgang 
am Tag«' nn< h der Taufe Christi, als der Tüuftir seine Jünger auf 
Jesus hinwies als das Lainni flottoH und als ilen.jonig(»n, dor im Ilfi» 
ligen (reiste taufe. T)i(^so I)r>utun<; stutzte er durch den Hinweis, 
dass auch dio beiden andern orlmlteuen Szenen: die Auferwockung 
des Lazarus und die Unterredung Christi mit der Samaritorin am 
Jakobsbmnnenf aus dem JohanneeeTangellnm genommen sind. Von 
den übrigen Bildern in der Krypta sind nnr wenige Spnren erhallen; 
Tielleicht befand sich ein ganmr Johsnneiselier Zyklus von Molereien 
dort. Und da die Bilder aus dem Anfange dos 2. Jahrhunderts 
stammen, bilden sie einen Beweis ftlr die Bohtheit des Joiiannes- 
evangelinms. 

(t. Schneider handelte Vihfiv «mh Fragment einur christlichen 
Inschrift in Sorrent. Nach der Palttographio der Buchstaben und den 
Lig^lnrcm im GTezt Icann man sie dem 9. Jaturhnndert anweiasn. Bl» 
bietet die anoh In andern Borrentiner Qmbeehriften Torkommenden 
Formeln, dnroh die jede Verletanng dee Grabes rerboten wird. Ba 
finden sich chronologische Angaben im Tex^ deren genaues Studium 
höchj»t wahrschoiulii h das Jahr .'27 erpribt; die« wilro somit dio illt«.>8te 
bisher bekannt«« Inndirift ans Sorront. da die übri^on niton t*pii;rn- 
phischon L)>>nktuiÜer dieser Stadt der Zeit von Mitte des 0. hin zum!>. 
Jaht hundert angehören. Im Auftrage von D. Ubaldo Giurdani, 
Choriierm in S. Agnese, legte Sohneider einen Abldatseh der bekannten 

6 



66 



Anaeiger fOjr chnstliehe Arohftologie. 



luelirUt AGNE 8A»0TIS8Itf A Tor, die mm als die Orabtdirift der 
Iii. Marlyrin AgneB «ngeBehen ImK Giordftni aaoht in iei|{eii, daaa 
diese Inschrift eine Fitlsohong sei. M«nioohi konnte die Argumente 

für die ünechtlieit nicht als hnwoittkrüftig anerkennen; die PalAograpliie 
dt^r Rnc'hstnlinn und diö technische Ausführung derselben zeigen alle 
EigentinulicliU'MtfMi fii>r fH'ht<»n nlton inB'^h'-ifton. Allein nxifh Hi« 
Echtheit vorauHge»ut»t, hat man keinen gonUgendon Anhaltspunkt liafUr, 
in dem Monument die Qrabeohrift der Marfyrin Agnes sn erkennen. 

Sitzung voHi Fobrunr 1908. — D. Augusto Bacci suchte 
nat^snweisen, gegen die ron Msruoehi entwickelte Aneiokt, daw dat 
Fresko der PrMtextatkstnkembe doch die DoraenkrOnung Ciirieti dax^ 
stelle. Er entwickelte drei Hauptgründe: 1. Eh ii«t ateht sicher, daasdie 

Taul>e sich an dieser Stelle auf (I.>iii Baume befand; der Stuck mit dem 
Rüd d^r Tnubc war nSlmlivdi ai>gef«illen und wurdo an der verkt^hrtfn 
Stelle wiodor an dtM- Wanil hpff^tigt. 2. K-i \vi\rr stdtsaiti, dans die 
Taube als Symbol des Heil, (ieiates auf einem Baume sitzend dargebtellt 
wHve. 8. Die beldoi Figuren vor Chriatua sind in knn gegUrtete 
Tnnika nnd Oklamja, also In Soldalentraeht gekleidet; dies weist anf 
eine Leldensasene kin. Ckigen diese Beweise l»enerkte Mameoki jedoek: 
ad 1) die Taulie sei sirlior an dieser Stelle gewesen, da sie dort an- 
gegeben ist nnf einer Kojue des Fresko im liateranmuseum, die 
P. Marchi gleich nach Aiiflindimg der Krypta anferti«;(Mi lir»«««: ad '2\ 
08 gibt auch andere, ua/iWuifellmftü Darsk'iiungen der Tauf«.« CluiKti. 
auf denen die Taube auf einem Baume sitzend abgebildet ist; ad 3) 
die dilamys war niökt bloss ein Soldateogevand, sondern anek ein 
bUrgerUdies Kleid, nnd die tttnioa sneeincta trigt Ghristaa aelbat anf 
der Daratdlnng der AnrnmenanMie In der gleleben Ktypta. Eine der 
beiden Figuren bei Christus hitlt einen Stab in der Hand, wodurch 
fltp a?K Wanderer charakterisiert wird. In den Strichen Uber dem 
Haupte Christi miis^ man ni-^ht notwendig D »rnen suhcn, o* kUnnen 
anch BiiUler seiu, die hurunter fallen von dem Schilfrohr« das die Figur 
neben Ohrlstus trügt, und in der Marnochi Johannes den TBnfer erblickt 

P. Sinter las im Namen von P. Gr Isar einige Bemerkungen 
Ober die Inschrift AGNE SANGTISSDCA, wodurch ebentells Zweifel 
über dwen Echtheit erhoben wurden; mOglieherwela«. gehört daa Mo< 
nnment in die Klasae der peatia Ligoriana. Es ist bekannt^ dass 

Ugorio nicht bloas auf Papier falsche Tnschriftnntexte aufschrieb, sondern 
aufdi auf Marmor gpf?llKcbt(' Texte einiiieisselto; jjornde das MnRoum 
VOM Neapel, in detu auch die obige Insclirift aufl>e wahrt wird. I>e9itzt 
mehrere von Ligorio gefuUchtc Marmorinsciiriften. Da^ Epitheton s a n c> 



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Amdgw für elirtatliahe AnhJlologi«. 



tiBsima ist, fall» es sich um die Mnrtyrin A^jnoR handelt, wmiitrtn- 
gooignot; man hlitte eher, wie auf dem Urabedes hl. Paulus, martyr 
geschrieben. Dazu bemerkte 3tlarucrh(, daas man die Insdirill nielit alft 
Epitaph der Marfyrin Agnes «ntetien kuuu Sie kMiu sogar heidnteokan 
Ursprunges sein. Da die Palilograpliie und die Teolinik den Etndmek 
der EelitlieU aiaehen, mttiste die Fttivohung dnrcJi Ligorlo sidier 
naeligewiesen werden. 

X 

Beeicer besprarh swei von ilini insammengetetete Frsgmente 
eines Sarkophags in der „Bpelnnea magna** der PrHtextatkatakombe, 

anf denen ein mit Lesen beachilfti^tor Mann, auf oinor Cathedra 
sitJientl. (IfirgoRtellt ist. Aus dem V^-r^Ioich mit llhnlichen I)arht<'!liingen 
in Horn und in flnllien schluss (>r, miin miisso darin Mosp-; erkennen, 
der dem Vollie dan Gesetz vorlieet. Marucchi teilte diese Ansicht, fügte 
jedocit hinzu, dass das Tom Beferenten erwttlinle Fragm^ efnea 
Sarkophags dw PriseillalcatalronilM nicht in diese gehOri 

Ferner sseigte Becker den Abdruck einer Medaille des christlichen 
Museums der Vatikanischen Bibliothek, die von de Hossi publiziert und 
als Darsteilnng des <3pfer8 Isaaks erklJIrt worden war. Prftbt de Waal 
erlcennt darin Tielmehr MoseSf wie er Wasser ans dem Felsen locict, 
eine Ansicht, die der Referent zu der scinigon machte. Mamcchi legte 
der Versammlung die deutsche Ausgabe des Werkes von Grisar 
über don Schatz in Ranctn Sanctornm vor. rmhnti >n- bosondors 
auf die pril< litig ausi:''fülirti(n farbigen Tafeln des Bandes hinwies und 
der Publikation das gt*blihi-ende Lob Hpendcte. 

La m b t' i-t f> n macht»» tuni}.'f' Bcmorliungcn il!n>r oinon Sarkophag 
in der Villa 1 )oritt, der von der via Aureiiu »tammt und auf liem 
unter andonu die Anbetung der Magier dargestellt ist. Die wenig 
gute Ausführung dos Jäeliefs weist anf das 5. Jahrhundert hin. Die 
Oottesrnnttei sitat nicht Mif der Gathedni, sondern anf einem fest 
stehenden Bett, das al>er verschieden ist in der Form Ton dem Bett 
des Oicbtbrttchigen. Die Kleidung der Magier and das Felüen des 
Sternes sind bemerkenswert. E. Jost fügte hinzu, dass im ~>. .fnhrhnn- 
dert bei 8. Pnnerazio ein oberirdischer Friedhof Jx-Ktnnd. an <]nss der 
Sarkophag wohl von diesem herstammen könnte. Manu-ciü bemerkte 
weiter, dass die Gaben der Magier auf diesen Darstellungen gewöhn* 
'lieh nicht ntther angegeben sind. Auf diesem Sarkophag jedoch er- 
kennt mim deutlich ImI dem einen Magier als Qalie eine Eirone, die 
wohl das Goid darstellt) liei dem andern mehrere Kttgeiehen, wohl die 
WeihraaohlBömer. 



68 ADEei)(or ftir cliristliclio Arcli!toIogi«>. 

Prof. A. Bar toi i besprach ein Fragment de» Mosaik^ii'hmackoB 
Tom Oratorium Johanns VII. in S. Petor, das or in Orte aufspüi-to und 
in dem > Bnllettino d'arte » veröffentlicht«; auf Ann';;un^ von Corrado 
Bicoi. Er zei^e, dasB diese« Pra^jraont von der Darstellung der (leburt 
Christi herstamme. In einer Handsohrift der Vatikanischen Bibliothek 
befindet sich eine farl>ige Zeichnung de» Mosaiks von (triraaldi, die in 
der kUnstli>rischon Ausfuhrung ungenau ist, aber doch in den Uauptli- 
nien mit den erhaltenen Fragmenten übereinstimmt. Doch zeigt das 
Fragment in Orte Goldgrund, der mit den alten Würfeln hergestellt 
wurde; eine Einzelheit, die nicht mit den Farben der (>rimaldi8chen 
Kopie stimmt. 



2. Die « Basilica Maiorum » in Kartha£;o. 

Die von P. Delattre mit dem gHVssten Eifer betriebenen Ausgra- 
bungen in der Basilica Maiorum, der (Irabkirche der hll. Perpetua 
und Felicitas, sind soweit fortgeschritten, dass die ganze Anlage des 
Baues festgestellt werden kann. P. Delattre sandte darüber einen iHn- 
goren Bericht an die Pariser Academie des Inscriptions et Bei- 
les-lottros (Comptes-rendus, 1907, p. 516 ss.). Die Basilika halte 9 
Schiffe, Hhnlich wie die liingor bekannte Kirche von Damou8-«^l-Karita 
in Karthago. Der Boden war überall bis zu einer durchschnittlichen 
Tiefe von l/A) Metern mit ürilbern angefüllt. Mitten im Hauptschiff 
wurde die Confessio gefunden, eine kleine viereckige Kapelle von 
3,00 ni. zu 3,70 m., mit einer kleinen Apsis und einer dieser gegenüber- 
liegenden viereckigen Nische. Auf dem Boden sind Koste des Mosaikbe- 
lages dieser Confessio erhalten (ein Pfau ist darin zu erkennen). Offenbar 
rnhten hier die hll. Perpetua und Felicitas, die bekanntlich nach dem 
Zeugnis des Victor de Vite die am meisten verehrten Märtyrer der 
B a s i 1 i c a M a i o r u m waren ('). Der ganze Bau war leider sehr gründlich 
zerstört worden; doch gestatten die bei den Ausgrabungen gefundenen 
architektonischen Stücke (Kapitelle, Basen von Silulon, Reste von Friesen, 
von Cancolli oder der Fenestella confessionis, von Stnckornanienten) die 
bauliche Gestalt der confessio wiederherzustellen. Zahlreiche Bruchstücke 
von Inschriften, zum Teil mit monumentalen Buchstaben, sind ebenfalls 
mm Vorschein gekommen. Im Boden der Confessio finden sich drei 
Orllber, eine weitere Vertiefung in dem Boden der Apsis. Die mittlere 



(1) Raäilicam mflioram , abi oorpor* ganetaram tnArtyrum Perpetnae «tque 
Folicitatis »epulta euut. Victor de Vite, llist. porstt-ut. Vaiidal. I, 3. 



Anarngw fttv chrittUohe AtehKoIogle. 



69 



der drei Graben in der Confoasio zeigte zwei Stockwerke. In diesen 
mit Marmor «nsgelegten Y«rtiefnnf(ea iMhndea aieh olfeiibAr die Be- 
liqulon d«r Ifartyrw; welche Toa dieMn Gvebattttten die Gebeine der 
hil. Perpetua nad FelioItM bargen, konnte nicht festgestellt werden. 
Die Vertiefangdn enthielten k^tne Q-abeia) mehr: offenbar hatte man 
die Ceberbleibso! dor Btutseiigen heranai^enommen und gdfliichtut, um 
sie vor Entweihung zu bewahren. Bei dios^r (iolegenheit hatte man 
das Mosaik des Fussbodeos zerätürea müsaen^ um an die BuhestUtten 
Bu gelangen. Der Boden da» mütteven Grabe in der Confeario tat etwa 
6 Meter tteter gelegen als der Boden der BaBillkl^ KrenagewOlbe 
bildeten die Deoke der kleinen Grabkapelle. Aut einer Marmorplatte 
l8t in einen Kreis ein grosses Kreuz eingezeichnet, an dessen Armen 
die Bnehstaben A und Q htingen, w/llirend nm obern Endo dt«s vorti- 
kalen Balkons die Schleife des R sich fmdot. In den Armen stehen 
Bnehstaben, die P. Delattre in folgender Weise ergänzt: 

A 

[ N I 

SECun^dttln« 

I t I 

u 

8 

Seenudnlna war bekanntlich ein Gencaae der Martyrinnen Perpetua 
nnd Felicitas. Tansende von Fragmenten Ton Grabicbrifton aind in 

den Rainen der BaBilioa gefunden worden; einige Epitaphien aind 
TolIstünrii<r oder jedenfalls sehr leicht zu ergflnzen. Eine der Kitesten 
Zeit «ufjeiiörige Inschrift sciiiiesst mit der Akklamation: VI VAS IN 
deo. Zwei Fragmente erwähnen PRESbitur; auch ein ACL (wolü 
aoiditn^ und ein BXOROlSt» kommen Tor. Mebrare GrBber waren 
mit Moaaiken gedeckt, die anoh die Grabidirift enthielten. 

S6 iat einea der wiohtigaten HeillgtUmer de» altehriatlieben Nord- 
afrika wiedergefunden, die erste Basilika auf dorn Boden dea alten 
Karthago, der man ihren wahren «Iten Namen anlegen kann. 



3. Wdtere Ausgrabungen und Funde, 
HEtrrSCHLANIK 

Ein bedeutender Fnnd an altohrlatliehen Inaehrittoa iat aus Maina 

zu melden. Bei Arbeiten an der i^telle, wo einst das 8t. Alban- 
Kloster ausserhalb der Stadtmauern stand, fanden aioh mehrere Grab* 



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70 



Ancdger ftti- «hraUieb« ArchlUtlogie. 



aohrllton am dem YI.-YII. Jthrlitiiidert, die ra«lsteii iiiir««s«liH er» 
haltaxu Da» FormnlM der Texte iet lebr ruieh und ei finden «ich nen^ 
bf eher in der chriatUchen Bplgrepliik nocli niehi fet^tgeBtellte FomiidiL 

in den Texten, 

Die intereaaanten Denkmüler, die das Vorbnndpnrioin eines altchrist- 
lichen Cöinetorinrns an d^r spHter durch St. Alban eingenommenen 
StUtte beweisen, befinden sich jetzt im Mainzer Muaeum und werden 
demnlnliit daroh den Direktor Prof. K6rl»8r ▼eiOffentUcfat werden. 



4. Bibliographie und Zeitscliriftenschau. 
A. Allgemeines und Sammelwerke. 

Cabrol, Dom F., Dictionnnire d'arch«*oiogie clinHienne et de U- 
inrgie. Fme. XIT. Paris 11MI6. 

EnthAlt folgmde Artikel: Bmmu (SvhloM), Bakta^iu, Ba«terd, Batande, Ba> 
teliorB, Baton, ßa«^uiner. B uiut«', Boche. BWe 1 • Vennrable, Behioli. Beleth, Be- 
lier. Rf^llarmiD. Benffliciiiiiüä Dotiiitii). r>Liit'(licitt'. R 'rx-dietinf. Bi'm'rjtt tion. H >n»»- 
dictioiinaire, Bwnediclu», Bene tVcit, Bmir, Bt-netier, Benoit XIV, Berlin (Musvet 
de \ Maanaerits Kturgiqae«), Berne (MaaiMctit* Uturgiqaes), Bemold de Ceoitanc«^ 
Benion d« BeiebeaaVt BeroM de Ifilan, Beean^on, Bfthlehem, Bianeliini, BtUk»th((- 

cair ' lihliothöquoB (noch unvolUtitiulit: . 

1 M r<>r, R., Ronllexikon der pritliistoriaclienf klaasiaohea nnd 

frühchristlichen Altertümer, Berlin 1907. 

Muiioz, Origine e avolgimenlo dell'arte cribtiun» nei primi se» 
ooli (BtTiata dl «oienze teologiche, 1907, p. UlA nss. : 190K. p. 15 sgg.). 

13. All|(emeines über einzelne Länder und Orte. 

Bordy^ P. J. Th» Carte aroh^ologiqne et topugraphique dea minea 
de Cnriliege (PI. 1-3). Paria 1907. 

Bnikler, L.« Orieni on ^]rMneet (Berne areh4oiogiqae, 4* a6r. t. 
X, 1907, p. 396-4121, 

Delnttre, Le culte d<> la Ste. Vierge en Atriqne d'apr^ leamo- 
nnmenta aroh('*ologiquc8. Paria 1U07, 

— Un pt'derinago aux ruinea de Cartliago et au Mat»<-e Lavigerie. 
2 öd. Garthage 1000» 

Iiibbey, W., and Hoaklna, F, The Jordan Valley and Petra. 
2 Tola. New-York and London 1005. 

C. Ikenof raphte und Symbolik. 

Burna, J. The Christ Face in art. London 1907. 

Orllneison, W. de, Tjenzuoli e tessuti egiziani nei primi seooli 
dell'or.'i Tol^are consi lerati nn>l rispetto iconografloo e aimbolioo (BttU. 
dolla i^ocietä filologica romana, 1007, p. 1-24). 



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Alueiger für ehrUtUche Archüologie. 



71 



D. KoltiuceMade und deren Einrichtung. 
Onressi, L., Le dieooiiim dl & Marto In Vte Lata e II Uonaatoro 

4i S. dtleco. Hoina 1908. 

Crnm ot Hrt'coin. D'un ^ liftce »i'epoque plm^tioime ä el-Dekhelft 
-et do retnplacemout du Ennaton. (Bull, de la Sooiute aroh^oU d'Ale- 
xandrie, 1907. X. IX; 12 S. Sep.-Abaug). 

DolaUr», La Baailioa Maiorunif toiaboaa doi saiatea Porpütue et 
PellclM (OomptM-rendnt de l'Aead. des luoripüona et Bellet-lettres, 
1907, p. 516-831). 

Fedel«} O.« S. Maria In Mottaaterio (ArohlTio dell» Soe. fomana 
4i fttorin patria, 1»0H. p. ia'J-284). 

Fyr.'. Th.. Tho church of St. TitiM at Gortfna in Orete (Tlie 
architoctural roriow, XXII, 1907. p. «Kl-)»?). 

Lagrange, M.-J., Lu »anct .aird de la laptdatiou de St. Etienae 
4 J^rnsalent (Retrne de l'Orieni ohrdi, 1907, p. 414*428). 

Nlenieyer,W.,Daa Triforinm (Knnatwiis. Beiträge A. Sohmaieow 
gewidmet, 8. 41-60>. Leipiig 1908. 

Snlmtini, J., La chiesa di San Salvatore in Thermii«. Roma 1907. 

\V II l f, O., Die umgekehrte Pcrapektive und die Xioilorsicht (Ranat> 
TV'isa. Beitrüge A. Schmareow gewidmet, S. 1-40). Loipaig 1908. 

E. Grabstätten. 

Weber. O. .\., Da» angebliche Grab des hl. Emmeram (BOmiache 

•Quartnlsrhrift. lfm?. Arrh S. 

Wilpert, J., Dti.H 'irah dt>a hl. l'etrus im Lieht tit-r gescbiclitlichcn 
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Eine frOholtrietUeli'^yriaelie Bltderohronik (Ebda, a 107-190). 

Ohaillan, L'antel ik ^mbolee de Cneeli (Berne dea 4tadea an- 
•ciennes, 1907, p. 3r)7-358). 

P (> t k o wi^,W..Ein fnihc^hristliclior Sarkojihnoj inBelgrad(,Sclwiften 
der K. Scrliischen Akademit', LXXIl. S. 1S(V_M!M. 

- Sühünwoit, O., Die symbulische Dar8ti>llung der Auferstehung 
in der friUioiirJattiolien Knnet (Dlnh.). tieipzig 1907. 

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Cuguat, H., he tii'äor du 8ancta iSanctornm au Latrau (Juurnal 
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Aiiseiger.Ur ehrittlkrli» Afehaologie. 



G-risiir. II.. Die rttmischf? Kapelle SSnnPtnSanrtorum und ihr Schat«. 
Mit einer Aiitmadlung von M. D reger Uber die tigurierten Seidenstoffe 
de» Soh»tew. Frelbnrg 1. Br. 1908. 

MUUer, A., Der Soliftta Toa ^SMiefo S»iiotoraai<* (RUm. Quartel- 
■ohrlfl, 1907, Awk., 8. 170-191). 

Die Mapinilft von Sutmon» (Ebda. 8. 109-200). 

fl. Rpifrraphlk. 

Carton, Cin({ui<Mn)> aiuiuairo d'öpigrapliie africaine, lUOTy-lW^ 
(ßaoueil lio l.i Sj,;i«>t<> arch-ol. de Coaat.intin»? 1^015. p. •20l-2(i7). 

Ca mo n Fr., Un<) inooription maaioh^tiuae de Salone (licvue dabist, 
eeol^., 1908, p. 19-20). 

Di«ht,E.y Lalelniwhe ehrifttUehe LMelirlftea. lOt einem Anhang: 
JDdlscho Inschriften. (Klein«> Texte.) Bona 1908. 

J a 1 a b c r t, V. L., Insoription» grec({ueii et latinos de Syrie. 2'*°"^ «('•rie 
(M«i!anL"'H i\o la Faoult»' ori.Mit!il.> ITniv. dr R.-iroutb, 1907. p. 2<55-*?20k 

.M o n e e fl u x, P.. Recut'il tlea uiücription« «rAfriqu*» mpntioniiant de» 
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G Ulbert, 1. de. La dato du luartyre des sainUt Carpot», rapylos 
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Krueeli, B^ Etn Salibarger Legendär mit der Ältesten „Paula 
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K. fJturpfk, K!rchenordnun/fcn. 

Boore^'foi d-Cuut(ü, Kf The eigne of tixe Uroee in the Westemt 
liturgios. London 15I07. 

Stuklfauth, ü., Die liturgische Gewandung im Oceident und 
Orient nach Urspraog und Entwicklung (MonatMolirlft fUr Gotleidiens 
und kirolil. Knnst. 1007, 8. 311-317, 341-352). 

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rJäglise latine. Paris liM)7 

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.losi, E., Boliettinu di archeologia ciisliaua (lüvi^la storiea*critic& 
delle aeienae teologtche, 1907, p. 600-822). 

^(triygo weki), I., Bibliographische Notizen aur Kitnal^eecliiehta 
des Ostens (ByaanUnisohe Zeitaohrift, 1908, S. 271-296). 



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Geschichte. 



ROotisdic QttMialaduift 1908. 1* 



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Ambrosius Catharinus Politus und 
Bartholomaeus Spina. 

Von Dr. JOSEF SCHWEIZER. 



Die Schriften de» Ambro« ins CAtharinus Politus dürfen in 
der Reihe der dem Tridentinmn nnmittelbar vorangehenden nnd ihm 
gleichzeitigen theologitohen Literatur dne eigenartige nnd zwar nicht 
nnbedeutende Stellang beanipmehen. So erregt Codex Vatie. lat. 

^211 pars II fol. 199 mit der Uuberechrift: Errores principnles ex 
[ibellis fratris Ambrosij Chatarini etc. und mit der Unterschrift: 
Excorpti mandato capituli generalis Roma«*... MDXLII mit 
Recht das Tuterosse des Fötsohers. Es ist bisher unbekannt freblieben, 
das^ CatJiarinus schon im .lalir lr>42 atif einen derartigen W iticrspruch 
stii'ss. l^^'k 'nnt ist nur seine liekänipt'un;^ (liirch dmi Magister s. palatii, 
Bartholomaeus Spina, vom Jahr ir)4*), als L'atliarinus zu Tricnt für 
diu Naclitolpe. auf den biscln iHieiioii Stuhl von Mioori auseraehen 
wurde (.'j. Bis daliin iüi von einer Verdächtigung seiner Orthodoxie 
nirgends die Rede (-). Vor und nach diesem Jahr hat sich Catha> 
riniu durch seine Polemik gegen Lnther, Erasmus, Kardinal Thomas 
de Vio Caietanos, Ochino und Überhaupt durch seinen Eifer ftlr die 
Antoritat des H. StnUes bei Freund und Feind einen Namen gemacht. 
"Wir wissen nur von einem ZerwOrftiis mit seinen Ordensoberen infolge 
seiner Haltung in der Frage der Immaculata conceptio b. Mariae V. 



(l) guetif-Eehard II (Lut. Pam. 1721) 14«>b. 

(2i Auch b*>i R. ^f. rt'icJiert, Act;i i'.i]>itul. gonerai. ocd. prSMÜC. IV (Boms 
lUUl) 2U1 set^q. ge«chiüht der Sacbu keine irlrwiliioong. 



4 



SehweiMr 



seit Hpiu .l.ilir ir>26, nazh dem rühmlichen Sieg seiner VntersUiQi 
über diu vertriuigten Horentinischeii uud päpstlichen Truppen ('). 
Allein hier konnte nicht Ton Irrtum im Sina von Ililrosie gesprochen 
werden, da diata Fraf^e kathoUwheneitt eigentlich die einzige groMe 
KontrorefBe der Zeit bildete. Weoa die Domtnikaaer ihn «1« Ab- 
trttDiiigea verfolgten, so blieb die Wirkung dieses Verfithrens gans anf 
ihren Orden bescbrAokt Doch nahm Catharinos diese Behandlang 
mit den bittersten OefUhlen auf, und, statt sieh an gedulden, Teraohaffto 
er «einem gepressteii Herxen in seinen Sohriften >a wiederholten Malen 
Erleicbterung {*). 

Die Feindschaft des Ordens g^n Catbarinus war nicht allgemein» 
Johannes de Fenario, der mehrjährige Terdiente Ordensgeneral {\ 
sebatate den Catharinns persönlich boch und nahm sieb seiner gegen 
seine Oegner an (^). 

Bei dem gespannten, aber nicht abgerissenen Verhältnis des Ca* 
tfaarinns sa «einem Orden ist und bleibt es anffiülig, dass schon im 
Jahr 1542 seine Schriften den Argwohn der Ordenakritik auf sich 
zogen. Kt selbst spricht noch im Jahr 1546 von seiner bisherigen 
schriftstelhsrischea Tätigkeit in einer Weise, dass es den Anachein 
gewinnt, als habe er in dieser Beziehung bisher jeden Anla^s ver- 
mieden '*). Da aber die Tatsache festatolit, so hleiVit nnr die Fr;t<?o 
zu bpantiv rten. wen das Ord"T)ska|)it<-l uulor dem Vorsitz ilt'3 Hr- 
deusgeueraleti Albert de Casaub, ded zweiten Nachfolgers des am- 



(1) G. A. Pecci, Momorie storiro-critiche dellu cittA di Sum», Sieua 1755,11 
SOB iggtCathBrinin lelbak eraShlt die nlbarM UnutftiMl« in Di spat, piovvritata 
isuBsenlatae eonc B. V., Sieoa Vh\-2, fol. 2 leqq. TgLT. 8troisi, Contfavenia 

deUa b. V. M.itm (Vahrmn 17(K)i II «pg. 

021 Expianstio, mit der Dtspntntio pro veritate etc. Sieoa \^<i'2 ediert 
Disputatio (Siena 1532} Ciii''. Dispatatio (Logd. 1542) in Opuecala XI 51. 

(8) Baieliert IT S44 seqq. 

(4) Exparg»tio sdr. apologisDi fr. Dom. 8oto (Lagd. 15611 28; Diapu 

tatio (1551) (W;. 

<5) Er schreibt im Julir 154ö iu seiner Defenaio H47 [liM) lui I'huI III.: Xo«|a« 
eaim absque rectae fidei praeiudicio et multomm Bcsudalo neglegorem hac parte 
bonam fMaaaa, qoam mnltia anaia tiua lemone tnni aeriptia in haowtleoa atqn» 
adeo ip«a8 haeresos pro virili dMertsm mihi oooipafavi «t haateaas (Deo gratia 
(baa) UlibataaB et aiae qnerola aamtam cutaiBTi. 



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Ambrotiiu Chatariniu Polita« und iiartholomMOB Spina. 



•iehtigen Joannes de Fenario mit der Kritik der Schriften des 
Catharinni beauftragt haben mag (1542). Der Autor des Dokumentea 
nennt sieh nioht; so sind wir auf andere Zeugnisse angewiesen. 

Vergleieht man die<£rrores» vom Jahr 1642 mit den ersten 
der 1546 bei Papst Paul HI. eingereiehten 50 errores Catliarini (*), 
so eigibt sich eine überraschende Uebercinstininiang. Es sind nnr we- 
nige und nebensächliche Varianten, in denen die beiden Texte von 
einander abweichen. Codex Vatic. latin. 6211, dem wir die Varianten 
der Defensio in den Anmerkangea beigeben, hat folgenden Wortlaut: 

Errores principales ex libellis fratris 
Ambrosij Chatarini de prae«cientia, 

Srovidentia et praedestinatione Dei ei 
e praedestinatione Christi, (a) 

1. Aliqna ennntiatio neque vera est neqne lalss, ut omnis de fo- 

turo (//). 

2. 8i tuturam nit in causis, eiit necchsanum simpliciter, ^nia in 
eausis determinatur ad fore. 

*). Non magiB necessaritim est aliquid, quia prm videatur a Deo, 
quam si non praevideretur, quia sna praevidentia nihil pooit in re. 

4. Daus Tidens quodcunque fbtumra in re, (c) non dicit hoe erit, 
ised: hoc est, puta untichriBtus peccat. 

5. Deus praevidit evenire non hoc ccrtum continfrens ait illud, 
sed hoc aut hoc in incerto: niäi quando alterum detenniuatur in 
eansft, puta in Toluntate. * 

0. ('ertus ea>u>^, ([ui ovcnit a volantfiti- ('Ontii:_i ntor. 'non poteat 
dici certe aut (c^) determiuate praevisas a Deo, cum non ccrte ftH> 
turus sit. 

7. Quosdam ab initio praedestinatos et qaosdam reprobatos, an- 

teqnam boui (juicqnam vp! mali fecerint, horrihilc est et piorum aures 
verberat, utpote quod videatur cradelitatem quandam in Deo ponere; 
quod, inquam, neqneant alitjui a gloria excidere, eeteri neqneant ad 
eam pertingere, impinm est et Deo iodignuni hoc indicinm. Ponas (e), 
inquatn, nnte peccatum ineditari, prius odiose qnenipiam, qnam sit 
odio diguus. Et voleus hoc modo damuatiüuem vult couaequeuter pee- 



(1) Bvieherk IV 991 «»qq. 

fS) Defeniio doetniiae »ntoriB in qaandam magitfnm fklwi et calniniikNe 

drferentem. Enarration«», Rom ir.:.2, III 'Ml (3f.;n-364. 

(n) Ueb«r- und Unten>chrift Mdt in der DefenBio (lä46). 

fft) Dtffensio fiigt bei : contingenti. 
e) DvÜBOsio: J^iu vid«iw iüitiebriitam snb ^p«ocato et qnodennque aUod 
fntnnim .... 



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6 SehweiMT 

oatvtm, fit haWt, qood piiiiiat, atqae ita Ifttulctar: qiui«nam (a) pos- 
sent aures admittere tarn perveraa tanquam vera ? Qain et Aagastinas 

hoc «lo^niüi tanquHin impium vt a1>sunlum improbat pliiribas in locis. 
Ne if;itur luamfestissinüs Imerenmus mendaciis, iuaiiit«3Uss»iuiis resi— 
statu US scri|jtiirif, et ita oogamnr elaaris octilis devorare tarn hör- 

remlum (L >;rmn. 

6. Certus est apad Deum namerud praedeatinatoraiu, oon aatcm 
salTandorum. Kon enim aoli (waedaatiuati saWi fiunt Dd ▼olnntate, 
cum DcuB velit onues honiines aalvot ficri: alioqni non idonea media 

ad salulom non praedestinatis praeparassot D< üh. 

9. Aageri potent ac minui nmueras salvaudoram aecunduiu nia> 
tertam Ben personaa et nequaquam Deo eertoa est, nisi secandum 
gpcricMu uunKMi', 3t'cU9 dc nuiiirro pra< defitinatorum, qui cortns est 
«tiam secuiiduin pt^rsonaa et augeri non potcst aut (6) niinui. 

10. Uae Buut conccdendae aimpliciter: praedestinatoa ut^cossario 
simpliciter salvabitur, nccessario non damnabitor, non potent non 
salvari, non poterit (o) damu rt 

11. Istae uequu verae »unt iioque falaae: nou praedestitiatae eai- 
'Tabitnr, non praedestinatas damnabitnr, aed possibiles. Nam «i yent 
esset secunda, iain non ' praedestinatns necessario damnaretorf qnam. 
tarnen nullns concedit praeter h>>>- noviüon nmtristrns-. 

l'J. RoprobatQii oecessario simpliciter damnabitur neque poterit 
t^alv-iri, praeacitoB tarnen salTari saWabitor, non tarnen necesaario 
aimplicitf^r, ut non possit non salvari. 

13. Ratiu differentiae inter praede8tination«-m et praescientiam Dei 
Gommnni aensa somptam (d) rt spectn dictaram propositionnm est qnia 
pmedestinatio eertam importans Ordinationen! aalntis causam inclndit 
neceasariani ad necesaarium effectnm, s«»on« per omnia dn prnrsriontia. 
Non enim quia salvatur (e), qoia praescitus sit »alvari sieut praede- 
stinatns saWator (piia praedeatinatn«. Gerte tarnen (/) et neeessario 
ex anppositione tantnm prafscitn^* salvari salvabitur. 

14. Multi ergo praesoiti potientar regno et saivabontiir, licet noa 
sint praedestinati. 

15. Non conooden't S. Tfaomaa et alti schulastict, qnod knins or- 
dinis qui possunt vidrliept salvari ot dnmnari qunlf"< sunt onmes prae> 
sciti non praedestinati salventur nullt, .sed daniiKMitur omn*'i>. 

Exccrpti maudato capituli gene« 
ralis Romae oelebrati sup<T Miner- 
vani anno domini MDXLIl. 

Die fast bnchstiibliclie Tdentit/it der beidfo Text«» lAsst mit gn'iss- 

ter Wahrscheinlichkeit ein und die:*('lbe Person als Vertansor crschlies« 

sen. Daher ist zu<'r.<t die Frage zu beantworten, wer der Urheber der 

50 errores Cathariui vom Jahr 1540 ir«t. Der Name i«t nur wenigeo 



(/I) quaenam piae. 7>) le c. («) noopaterittton. (tf) sompts. 

{€} «alvabitur. (/) C«rto «oim. 



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Amtnouiu Cttthazinua PoUttu and BarthokMuiwiiii Spina. 



7 



SohriftsteUern aDb^aant geblieben Cathariniu nennt in seiner 
Verteidi^mngsscliiift ftn Paul m. keinen Namen, ebensowenig in der 
>Expiirgatio€ vom Jahr 1547, einer Art von knnser AvtoMographie, wo 
man die Angabe des Namens seines gesehftftigen Gegners auf das 
bestimmteste erwartet (*). Später kann er ibn niebt mehr ▼erebweigen. 
In der Votrede zu den »Assertiones qnatuordecim eirea ardeniwa de 
oertitndine inhaerentisgratiae« (Rom 1551) spricht or noch mit folgenden 
allgemeinen Worten von der Sache: „Narrabo (actnm incredibile qui- 
dentf sed vemm et propoeitnm ocnlis cunctomm speotandnm. Qnidam 
ex huiusinodi magistri» ac ennsoribus doctrinarum non obscuri nomini«, 
postqnani de Opnsculis nostris. cnm essem Tridonti in synodo, quin- 
f|n i:;iiita niuuoro crrüres (sicut ille titulo praenotjivitj excerpsit, ot in 
cütulogum rodeirit, ut public«' dainnarentur \tioii atrinct rei exitum hie 
onarrare); iUu inquniu idem rnji^istor nc crrtsor, dmii ibidi ia a^promus, 
et de peccato origiuali iracian-tur... curavit... edi libiuiu queiulam, ut 
opponoret oum sanctae syuodo" (^), Zu derselben Zeit gab er aeiue 
letzte Schrift über die immaoniata eouceptio hffiwu. Indem er darin 
wieder aof die Verlegenheiten zu sprechen kommt, die ihm einst za 
Trient bereitet worden waren, lllsst er die Rtteksicht auf Spina, der 
übrigens seit mehreren Jahren tot war, fallen und nennt den Namen. 
Er schreibt Uber die VerSfientlichnng eines Traktates des Kardinak 
Job. de Tnrreeramata dareh Spina: „Libri eins aignmentnm erat contra 
immaenlatam B. Vicginis oonceptionem, cnins antor inscribitur cardinalis 
de Turrecremata, com nondnm tarnen esset cardinalis, sed adhac frater 
sub ordine Praodicatorum constitutns. Editionis antem eins libri pro- 
motor fuit frater Bartholoniaeus Spina eiusdem ordinis et aacri palatü 
magi^tor et np-^cio quis eiun diwipulus" (*). Auf Grund dieser Stellen 
i»t bartholoniaeus Spina mit Sicherheit als Verfasser der 50 errores 
Cfttharini vom Jahr 1546 erw ii-scii. Auf eben denselben Si>ina als 
tli n vom Ordenskapitei im Jahr ir)42 ausi rsehenen Mann für die 
Prüfung der Schriften des Catharinut) hat uns die Identität der beiden 
Texte geführt. 



(1) I. B. I. H. Sevrr, Vindidse viadieisniiD, e<l. 3, PstsvU imi, praef. VL 

(2) Expargstlo 7i, 

(3) In Enamtiunes II fi. 

(4) Disputatio pro voritatr> immac. concept. B. V.(Rooa 1.051), Ensrratioaes 
Iii 2. Vgl. Brief an Caraffa IMt» (.imtcnj. 



8 



Schweizer 



Diese Behauptun<r, «lio mehr nU eine Vermutun<r ist, wird von 
Catharinus selbst, weim auch nicht mit voller (ii'wissheit, bostätijrt. 
Dies geschieht in einem bislang unodiertcn Brief an Cardinal Caraffa, 
den sp/lteron Paj»*t Paul IV., vom 29. Mai 1.549, den wir hier zum 
Abdruck bringen (*). 

AI R.mo et lU.rao Mons.or il Car.le 
Chieti ]>adrone oss.mo. A Roma. 
R.mo et III. nie. Et»i to in longo gravioribu« tuis Htudiis intcr- 
pellare ncfas exiatiinom, meraor tarnen nonun, qua« ant»; discessam 
iethinc meum mei adtnoncndi gratia adeo amanter protulisti, cogor 
nonnuUa, quae fortasäis ignoras, mci jmrgandi caui^a ad te soribere. 
Cum i)l<'ra<|ue nostrarum lucubrationum opuscula iam olim in lucem 
prodiisscnt et inoffenso pede multis annis in omncm christiani coeli 
plagam secure percurrerent, invenerc ^[ui et nqirehenderent et qui 
etiani accusarcnt. Quidam enim ex fratribua nostris (obscuri tarnen 
noniinis), cum eoruiu Romae agercntur comitia, ut dcfancto Faventino 
generali ordinis magistro (-), qm-m tu novisti, novuni cn-arent, <lctulit 
ad patres newcio quae in noHtris iibris a «e notata ut falsa et rectae 
fidei advornantia. Kgo tunc in Galliis agebam, niox tarnen Roniam 
profecturus, t\no ante(|uam pervenisseni, «olutin iam coniitiis, nmgno 
ailentio transactam rem invonio. Credo, cognovorunt docti illura non 
sanc intellexisse, quae «cripseram, et ea secus accepisse, quam et mens 
mea esset et vorba ipsa sonarent, quod ex sc patebat. Tacnerunt igitur 
fratres mei et nihil adversuni mo moverunt, donec eligor a pontificc 
Bunimo et emittor ut theologu« ad concilium Tridentinun». Mox enim 
frater Hartholomeus Spina, ut «aeri palatii niagist-'r creatu« fuit, 
quinfjuaginta circiter seutentias e noHtris voluminibus excerpta« pro- 
tulit atque in moduin indicis congestas hoc titulo prenotavit: Erroro» 
Catharini, et qüai^i ad rem tidei attiucntes ad >«ummum pontificem 
dctulit, idque valdc opportune, nerape cum de moa promntione agi ab 
eo persensisset, nec, ut esse crrores comprobaret, quic()uam praeter 
propriam autoritatem adiecit, aut forte qoia arbitrabatur id ex se pa- 
tere. Misit huiua indici» excmplum tidele ad me quidam cx collegis 



(1) Bibl. Vatic, Bibl. Barberini Cod. lat. 2150 |va^. 1 sq. (Original). 

(2) Augustinus Ileeuporatus do Fiiventia war der Na(?lifolg<-r deä Joan. de 
Fenario. Reich ort IV 2<>G. 



Ambroaiiu Caihiiiiniu Politu« and Bartolomaeiu Spiiia. 



tois nominis mei stadioaas, quem, at accepi, legi aecurate ae T^he- 
iii«Qter Admtratiui deprmhendi me falso «t colamDiose in canetb ab eo 
«ase reprehensunif dam parlim depraTasaet, quae seripseram, Tel ad- 
dendo de suo Tel detraheodo de noatro vel non iiniTeraain aeatantUm 
explioando, quo minua oatholieiu aensoa acciperetur: partim Tero oa 
carpendo» que erant proeuldubio orthodoxae 6dei ac ycritatia, quorum 
oppOBita, ut iinpia et liaeretiea, utpote Judaica et Pelaginna a vete- 
ribaa et catholicia pairibus ma^ao aasenaa eraot exploaa. Cum igitor 
viderem famara meam apnd oinaea eatholico» bonam atque intej^mm 
ita iniciue at<|Uo iniuria laodi, |»nmiim ad iihnn matfrno senuone 
Rcribens PXDostulavi, cuiiis oxcmplum ad te mitto simul et viri r«»- 
a|)Oiis>nm ac »Uüiique poßtreinuin nnstrutn ad illuiu : (juiii' rou''' > i intiTim 
ditriicfis lejirere. Id enim lailii »au* e^.-fc »fxistiiin) apiul iiurnlibet iie(|iiiiui 
iudicein pro mea dett nsione ad homiiieia. Q,Liia Uiiucn tU- le ipsa iioQ 
proptcn-a aiilü idonot' purgntus rssv. videbar, gcripsi ad s. potitiHccm 
. libeUum, in quo ordiiie calamnioaas atque indoetaa eiiw annotationoa 
breri et clara reaponaione refello, cuius item libelli exemplnm ex- 
«ertbi mandavi, quem etiam ad te mittam, quoniam, qu» nunc quoqae 
advereum me opponuntur^ non case nova, sod ab illo Spina iamdn- 
dum notata, andivi. tlle enim magna diligentia libros noatros ae con- 
tendit perleglaae, non qaidom ttt caperet, sed nt earperet. Dens 
<pag. 2) miaereaCar nostri. Caeteriun cum tn quippiam adveranm me 
ab obtivctatoribus obieetari audieria, reaponde, qnaeao, ilUe, meia 
yerbia, nihil mihi eaae gratiua ipaa veritate ae iucandiaa: paratutm 
me aemper eaae omncin iu^tani rcprehenaionem aequo aiiaeipere animo 
et syncoro otiam retractare atque recnntare, qua? criticonmj iudico 
fuertiit iitfritn rcprehcnsa. Notent i;ritiii-. scribaiit ad iin' lilirro aut, si 
malint, <uiam d<'t'«M"ant et aetMisnit in scripliH et cureut ad lae deferri, 
et f]UM> Hfiruant et fjuilm» ratiDnilni?* inoveantur. E*jo enim htw, parte, 
f|uia vrritatt'ui mihi aiitr|io(ir», tiiiitn prorsu« neminem, l'truiii vrro 
ipsi quoqm* huiurtce uieiitiis siut, ipsimet viderint. Certe claacularie 
et in aoguliä obtreetationuä louge aliad declaraiit. Bene vale, Domine 
mi B.me et IU.me. Bononi» die XXVHII. 2ilaij MDXLVmL 

Senrua in domino frater Ambroains 
Catharinna Politna epiaoopu» MiDOiiea« 

«i« (•). 

(l^ I>'r Origiaiil<Siegjlatrjif«n trügt da« D-ttoni dea EmpCanges: r. ranne 7« 

Juaij 1049. 



10 



Dieses Zeugnis des Gatharinus ist einerseits zu sehwach, da es 
sich nur anf das Hdrensagen bentHt, andererseits aber ist es dock mehr 
als eine selbsterfundene Hypothese. Die Autorschaft Spinn^^ wird noch 
wahrsclicinliclicr pomacht «lurcli d'w Botrachtting ««'iiics Vcrhilltnisses 
2U Catharinua. Wenn ein ntidfror Dominikaner und sogleich Inquisitor, 
Johann Png'fjor zn Lyon, in d«'r Dinickl)ewilH}ninp dor zweiten AuHatre 
der « AiuiotationfH » {;t*j;en Caietfui ni«'ht nnterlassen wollte, fh^ti Stn>it 
(]r< ( 'iitliariims mit seiiumi ( )rdo!i zu iM-riihn-ii <"> hatte S|iin;i zu ri- 
iiein Aui'ln'leii j4:«'iren (It*n8en»«!n Sfiii«- Ijfäonilrn ii (iiuude. Letzterer 
hatte, wie wir srelM'^rt hal)en, im .lalire l"))i2 mit d- r iriidenz fre<;en i'n- 
ietans Tln ürn.u win dw Erbsünde und iuimaculata conceptio eiucii 
Traktat über diese und die damit zusamiueululnfreiideu Punkte veruf- 
fenllieht. In dem Widerspruch gegen den Kardinal war er nicht der 
einzige. Gerade auch Barth. Spina nahm zu der Frage Stellung und ge- 
langte in seiner Untersuchung, worin er sich mit der Vergleichung der 
Lehre des hl. Thomas mit der Caietans beschäftigte, zu einem f&r diesen 
ungOnsttgen Resultat Gleichwohl berQhrt «ich «eine Ansffthmng mit 
der Schrift des Catharinus in keinem Punkte, ja er erwfihnt sie nicht 
einmaL Catharinus sah darin eine Zurttcksetsnng seiner Leistung und 
«rrifF deswegen in ociiht nu\ zehn Jahre j(!n«reren zweiten Abhandlung 
über da!< gleiche Thema den seine Arbeit ignorierenden Spina mit bis- 
sigem Spotte an (''y. Bei der leiehten Erregbarkeit Spinaa war eine Er- 
widerung zu erwarti ri. Aut dem Ordennkonvent v<*m Jahr ir>42 bot sich 
die beste ( «flet^'.Milnit. So kommt t'ür dif Antnrxliaft Spitutn betreff-* der 
genannt Ml < n ores vom Jahr 1542 ztim iiterarisjcheu ein psychologischer 
BeAveis hinzu. 

Wenn wir den Inhalt dieser 1.") errores naher bcuaehu u, s«t linden 
wir, da»»3 sie sieh aut die Pnldestinationsh'hre l)eziehen oder doeb mit 
ihr im Zusammenliaug btehen. Obwohl die Stellen, wo sich die ein^« ln< n 
Sfitze ausgcsprod^ finden, nicht angegt ben werden, so kommen doch 
keine anderen Schriften in Betracht als die bis dahin von Catharinus 



(i; F. Aatbrnii Cstharini Politi Benonai« ord. Priird. AaDotatienes in 

Comini'iitiiria Cai(>t)ini cI<'imo.. rf^Uliti»»« (Liigdnni 1542) :5 se«j. 

(t? Opngcula «MÜtA p' r K ' r> iulrna pAtn-m Ha^ttum Hart bulomü«.' um de 
Spina l'i.s;tniim <'tc. (V«'iir«täs lö^>.>j *>4r. 8f«|q. 

(8) Diapntutio (1542) in OpoMula II 11. 



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Ambrotitts CathiifiaiM Politn* und Barth o lomtena S|hiia. 



11 



veröffentlichten Traktate »De pritscientia, providcntia et pra-df-stina- 
tione Dei, de cxtmia pnedestiiiatione Cbristi, de statu futtiro pacro- 
nunc (Paris 1541), die er in der nOehsten Aaflngc (1542) verbeasorte^ 
femer die »Annotationes« gegen Caietan (1535 uad 1542) und die »Opus- 
cola« (1542)^ kaum aber das »Specnliim haereticomm« (1540 und 1541) 
nnd der »Liber de peccato originali« samt dem »Uber de perfecta iustt- 
fieatione de fide et operibns« (1541) ('). Tatsächlich macht sieh Catha- 
rimis in jenen Schriften an die Lösung einer Frage, welche füe grOssten 
Th<'olo<ren aller Zeiten bt-sehäfti^rt hat. Kr weicht von» AufjustinisiniUrt sehr 
stark ah und wirft sieh dem vt-rHaehendeii NoniinalisulU« in die Arme. 
Mit Uiireclit aber schreibt er sieh seine Ansicht als eijxene Erfindun«? 
zu. Als er später in wissen-chafllichen K' »ntlikt mit Doniinieus S.tto, dem 
berUhnit' >t*Mi Tln^niisten dieser Zeit, «reralen war. Irj^t" *t das (rt-^itilnd- 
nis ab, das» ci- sirli von Gabri«'! Hifl, d'MU so«;eiiauiileu IfUten Sehnhi- 
stiker, luibi- Im « iiiHussrii biHsen ' . Üii --r I?ehaa])tHn*r trifft vollständig 
zu. Die Prad< «Uiiatioiiilt'liri- IVuAa 1:^1 iui wcseiillicht ii aueh di<' d«'s Ca- 
tharinus. Nun ist aber zu beachten, dass Biel nicht nur das lj>tb M'i- 
ner Zeitgenossen, sondern auch der späteren Theologen gi'nossen hat, 
auch auf dem tridentinischen KonxU mit Ehren erirfthnt mmnle; seine 
Lehre blieb unverdftchtigt. Wie kam es nun, das» dem Cathariniis 
ein anderes Schicksal widerfuhr? Die übrigen irrigen Sfttze, die Spina 
in «ein Venseichnis aufnahm, bezogen sich ani philosophische Gegen- 
stände, konnten also kaum den Ausschlag geben. 

Aussord^ waren manche errores, wie Catharinns später nicht 
ohne Grund bemerkt (% ungenau <)der unrichtig von Spina zitiert 
worden. Für andere konnten Autoren angeführt werden, wie denn 
auch d» Angegrifiene in seiner Verteidigungsschrift vom Jahr 1546 
tatsächlich tut («). 



il) Vnbi-T ili*>i4(> Seliri<tMiwinldmnalu;redi«Bio|$rapbbi>tgeb?n,d)«d«mnlich^ 
UlxT Ciithariiiu« <Ti«i-h«'iiifii soll. 

(2) DiflceiptatiODi'« {Harn ImI) 'Mt. Pulluvit-itii, v. Cn:ic. Triil. hist. 

{B) Defeneio ia KnArmtione« III :I48 (354). Epiatols sn Ksrdinsl CuMiTs, 

29. Mai 1-A9. 

(4) Ferner vernffontlicht" *»r nor'i itn .J.ilir l.'i.'iO fiii'ii Trakt.it De v>rit»te 
Knoneutionam, der Samma Uoctrinae de pratHlestinatioiiü 24t beigefugt. 



19 



Schweiser 



Jetst hn Jahr 1543 hatte dt« Arbeit Spina» keine weiteren 
nachteiligen Folgen für CatitArinai, wiewohl der Gegeneats zu «einem 
Orden fortbestehen blieb. Es scheint, da«8 es nicht einmal au einer 
Beepreehong oder Vorladung des Angeklagten kam. 

In der Folgezeit Termied Cathariniia nach seiner Rüekkehr ans 
Frankreich nach Itali<m jeden weiteren Anlas«, ind«*» er sieh lite- 
rarisch nur mit der Polemik };«*|Zen Hern;irdino (_)chinn und gegen 
etliche populäre Schrifton iihpib, welche in Italien die hauptsächlichsten 
der reformfttorischen Lehren unter das Volk brin<ren wollten. Er 
fühlte sich in d'T Rolle eines V'ert«'idi<;pr?-: der Autorität df? hl. 
.Stuhle«. In Anerkennung »einer wissiens«*liattlicli"n ! >fj<^tnnfren wurde 
er sodann von Papst l'aul III. als Kon/ilsthf 'lo^c nach rrimt lii ruten, 
um an dea Debatten der Theulogen über di<- umstritteiist' ii Kragen 
der Dogniatik und Kirchenret'orm teilzunehmen, wozu neben der 
Lehre von der ErbsOnde und Rechtfertiguu«; hucIi die von der Prft- 
doBtination gehörte. Während »o yon seiteo des apostoUachen Stahles 
kein Misstrauen gegen ihn Torlag« erhob sieh doch sofort wieder 
ein Mitglied des Domikanerordeos gegen dif se Bemfnng, allem nach 
aber nur im aosseramtltchen Verkehr. Diesmal war es nieht Bartho* 
lomaeua Spina, sondern Dominions Soto (*). Abermals misslangen die 
Umtriebe der DonÜDikaner, Catharinns erwarb sieh sogar die her- 
vorragende Anerkennnng seiner Kollegen zu Trient ('). Es dauerte 
nicht lang«', bis er vom einfachen Konzilstheologen zum vollbe- 
rechtigten KonziUmitglied fortschreiten sollte. Schoo im August des 
Jahres 1546 fand seine Wahl zum Bischof von Mtnori statt (^). 

In diesem Augenblick erscheint Bsrtholomaens Spina wieder auf 
dem Plan. Er stellte ein Verzeichnis von 50 errores Catharini zu- 
sammen und reichte es bei Papst Paul III. ein. Die t^ntzehn ersten 

decken sich, wir* wir gesehen haben, mit den errores Catharini vom 
Jahr 1542. Spina hatte mit »einer Enifuerung <h'r D^'iikuchrift und 
deren hcträclitliehcr Vermehrung den riclitj«;en Zeitpunkt erwählt. 
Jetzt oder nie mussteu «eine fortgesetzten Anstrengungen, im Inter- 



(1) Diseeptationes TiSr. 

Pftllavieini V^. H, S. 
<8) Conciliam Tridentinum I, edidit S«b. tMerkle (^Friburgi 1901), 
187 sdn. 1. 



AmbrOftios Ciitb«rinn« Politiu and Bartbolom>ea« Sinim. 



PHüp des ( Irflp|i3 den halbabtrünui;.'i'ii ( "atharinu' als in der Lehre 
anrüchig zu stompein, von Erfolfjf und tVu- diu Ik-kainjitit n von einer 
g/lnzlichen Niederlage begleitet sein. Doch diu Sache nahm eine an- 
dere Wendung. Kaim hatte Cathariiiuc« von der drohenden (letahr 
Aiu Rom Naehricht erhalten, als er «ich sanäobst an Spina um Za- 
rfleknahme Beines Beginnens wandte und dann, als er hier eine 
Abweisung ^ahr dem Papst selbst eine Verteidigungssehrift 
übergeben lieas. Darin legte er die Niehtigkeit der gegneriseben 
Gründe mit dem Hinweis auf das pftpstliche Vertranensvotnm dar, 
das ihn nach Trient lum Konzü bemfen hatte. Aneh gelang ihm 
der Nachweis, dass Spina seine Behauptangen gefitlscht oder doeh 
wenigstens entstellt, zum Teil auch ohii<- Ursache zensuriert hatte. 
Mit vielem Glück berief er sich auf hqxu» bisherige Tätigkeit im 
Dienste der Kirclie und auf die Gutheissung seiner angezweifelten 
Traktate, dir iliiu du- Uiiivcrsitiit Paris nicht vorenthalten hatte (*). 
Als daraufhin die Umtriebe in Rimi nnc!» nicht nachliessen, da legten 
sich fUr ihn die Kouzilslegaten »(Ahnt ins Mittel i 'j. 

Wenn man die von Spina notierten Sätze liest und zugleich den 
Stand der damaligen Lehrentwicklung kennt, wird man tats/ichlich 
auf keine Irrtümer erkennen kennen. Wie es sich mit den ü}>riH'en 
Nummern verhalten haben mag, die Catharinus au^ einem nicht n.ilier 
ersichtlichen Grund übergeht, sofern unser Bemerken richtig ist, das 
entzieht sich jeglicher Beurteilung. 

Wrtln\-cheinlich keimte Spina nichts Stichhaltiges vorbringen. 
Mochte Cutharijius immerhin in der Sot^ri ilogie, Eschatologie, Ma- 
riülögie seine Sondermein un;,'en haben, häretisch waren sie aiclit. 
Wenn er sie t«iilweiise sogar noch nach den tridcutiniachen Verhand- 
lungen über diese Materien aufrecht erhielt, um wie viel mehr konnte 
er dies in den Torausgehenden Jabren wagen ? Es Terlohnt sieh nieh^ 
auch noch die im Jahr 1Ö46 m den 15 errores Tom Jabr bin-^ 
sngelttgten „Irrtümer'' hier TOizuffthren, ibre Beurteilnng ist nur im Zii> 



(1) Dofi.'iisio in Etiarrattones HI 347 0^)3): scripsi iwi cl««lfttorein, ut saae cri- 
iniuaüouis rotiouum reddurut. Ille aat<;ia coepit stropha quadam et ttTgiroraation» 
post illam mihi iam notam innsCam dfitraetaxe ««rtBinfliD. 

(2) Ibid. 

(8) PailaTieini 9, 6, 2. Serrf, pniei: VU. 



14 



Schweixer 



MiniiiQDhalt mit seinem ganxeii theologiicheo Entwicklnngegang und 
Denken maglich« 

Spina aberlebte dieee Angel^enheit ksnm am ein haLbes Jiihr, 
er konnte nicht einmal mehr die Heransgabe des Traktates Uber die 
immaculata eoneeptio ▼ollenden, welchen einst Joh. de Torreoremata 
snr Zeit des Basler Kontil» geschrieben hatte uiid dessen VerOffent-r 
liehnng Spina jetst für durchaa^ opportun hielt (*). Wäre die litcrHri- 
«ehe Fehde zwischen Spina und Catharinus eine Angelegenheit 
p-wr-sfu, welche ausschliesslich nur sie beide anging, so wäre der 
bisherigen AusluhrunfT tiirhts iivhr hinzuzufügen. Allein Spinn han- 
delte i^ewinsermassen im Namen des Doniiniknncrordens. Andernlalls 
hjitte er die !.'> crrores vom .Inhr U>i'2 im .Tahr ir>4*i nicht ahermals 
in sein VerzeichiÜH .lufnehnK n dürfen. En handelte i*ich um die Um- 
triebe ein(fr ganzt ii rart« i. w 'w Catharinus selbst wohl u ussto und 
uucii nicht verhehlte {•). Du der Angriff Spina» auf den uiisaliclti;:en 
Bmder mit einer Niederlage geentiigt hatte, so rahteu die Ubrigtm 
^nstweileU} aber nnr mit der stillen Absieht| wenn nieht einem neuen 
Angriff gegen ihn Torzabereiten, so doch sein Ansehen, das er bei 
hervorragenden Mflnnem genoss, au nntergraben ('). In dieser Zeit 
blieben dem Catharinns aneh sonstige Trttbsale nicht erspart, wenn 
anders er nieht nnr an den Vorgangen in Staat nnd Kirche, sondern 
auch an dem Geschiek eeiner Vaterstadt Siena und an dem Leos, 
das seinen eigenen Bruder betraf, den regsten Anteil nahm r'). Die 
Nachrichten über die Beziehungen zum Dominikanerorrlen, nachdem 
er selbst Bischof geworden war, fliesseu überaus sp/irlich, ausser man 
wollte damit seinen Streit mit Dominicua Soto und Bartholomaeas 
Carranza de Miranda in Zusammenhang bringen. Doch haben die 
zahlreiciien Kritiken und CTeg< iikritik. n von der uiuen wie von der 
anderen Seite ihre besondere Veraniafisung. 



(1; £r encbiHU iui Druck wohl bald uach dorn -iU M&rs 1547. Duuq dbeUe 
Dstom trügt di« von Fr. Albortiu Dnimiiti da OitlMro gesehriebenv Voncd«. 
(9) ÄBSertieiiflS XIV in Eoarratiottes II 5: per nnatn tnolti loqaantiir. 
(3) Cstharinus schreibt schon von der Zeit der Defeasio (1546): «um hniu 

fei rumor »pnd plurimoH olnrisüiuiOH viro«« sparsof! !■■;<(•(. 

[4] G. Sozzini, 11 succesöo ili-ll»! rivuluaioui d<'Ua cittA di Siena. Archivio §to- 
rivo itidtsao II (FireDta 184'^;, pftg- 1, 4"ir> segg. 



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AmbroeittB CathArinas Politus and Burtliplomatu Spina. 16 

Wie 68 soheint^ wallte C«tliariiius alsbald die gaoxe Sache wenig* 
etena soweit er sie in seiner Defenslo durgostellt hatte^ dem Pabtilmm 
Torlegen; doeh verzog sieh die Gelegenheit zur Dmeklugung. Untere 
desaeo gab er den Plan niehk auf; vielleieht dass er die Gefahr noch 
nicht filr überwanden hielt oder dass neue Machinationen gegen ihn 
ins Werk ges<!tzt worden. In seinen Schriften ans dieser Zeit nimmt 
er zwar den vollen Sieg für sich lu Anspruch ('), aber diese zur 
Schau getragene Zuversicht kann der wirkliclien Lhl;<' nur uutjenau 
entsprochen haben. Du- Legalen des Konzil;^, die einst für ihn «■in;,'e- 
tretcn waren, wurden allmählich bedaclitig»^r. Knniinal de! -Monte, dtjr 
erste Koazilslegat, war der Ansicht, das« die Defensio vor dem 
Druck noch einer Revision unterzogen werden müsse (-). Auch in 
den folgenden Jahren wurde die Veröffentlichung hintangehalten. Die 
Uebersiedlung des Koii/ils navh Bologna, die dortigen Arbeiten und 
die Teilnahme des l'atliannus daran, die Verta<run>: d<»« Konzil« und 
die Abreise der ver-aiiiinelt('n Prälaten ?owio der W'ech.sel auf dem 
päpstlichen Stuhl selbst brachlcn \\ icliti<:ri-.' Aufgaben mit sich, vor 
denen jene mehr persönliche Angel* gcnlieit ziu iicktreteu nuisste. 

In Rom, wo ( "atltarinns seinen Aufenthalt nahm, bi«< er auf den 
erzbisehötlichen Sruld \ on Conza erhüben wurde i3. Juni i% 
glaubte er mehrfach die Ungunst der alten gegnerischen Partei zu 



ctiam alium uostri oniiuiä virum hoc ip-^iim inm tontasä«, quod tu inolirU, eed 
partoriens moutes, dum in multis mu urguit, partim iudocte, partim calnmnios«, 
peperit tandem fidicnlnm tanmai, qoi «iu cartns infiwlieUw arronti at aallibi 
patMDt, 

< *2) Kardinal Cerviiti iin Ang, l^MSarelli, Itom 10. Oct. l.'>48: Circa all« COM 
ili'tlii tr.i-taf iDfi-' '•>t fil trnttatr» <*hf> Mon.s. di Minor! Im fatt*) in suadelViittion«' piAno 
l m>'d«><imo parcn- cli'ö al U.ino (Juni, di .Monte nt>l modo di ätiiuiparo il tutto: 
mu prüuA che ciü ai £ac-ti!>ä«.-, deäidorurei, cbo S. S. B.ina rivedwMo detta deftusioiie^ 
Archiv. Vatie., eooeilio 139 fol. 31. Dau Catharimts die Ltgo der Dinge gtinan 
kannte und sich keinen Ilhiäioneu bt'trl•ff^> seincpi Pro/r-asos, wenn man dieise« 
Wort hi' T ^«braueht-n kann, hingidi. geht aus dem oben beigebrachten Brief an 
Karfliiml Ciirntla vom .lalir l'>4!> li»'r\'or. 

(3; F. UghuUi, italia sacra Vi tß/om iüö'J) Um. 



SehwMsvr 



fühlen. Seine Schriften gebun Tcrsohiedene Fingerzeige ('). Als er 
dann daran ging, eine Sammlanif seiner uoedierten Schriften der 
leisten Jahre ähnlich den Oposeola Tom Jahr 1542 xn ▼eranatalten, 
da nnhm er aneh die Defensio in den Sammelband anfl Bald da- 
rauf Überraschte ihn selbst der Tod ('). 

Attf Grund uaserer AnsfUhmngen ist wohl die Behanptnng ge- 
rocht(erti<i:t, dass allein die Su-Ilun^; do^ Catiiariaus zur Frage nach 
der immneultita conceptio b. M. V. die Scliuld an dem Zerwürfni» 
mit seinem Orden und im besonderen an dem Streit mit Bartholo- 
maetia Spina getragen hat. Gleichwohl ist er nicht als nnscbaldig 
Verfolgter zu bezeichnen. 



(1) Hi«r iat an die Vorredm SB den Assortiones XIV (15&t) und snr Dispu» 
tntio [im vritfite imniarulAtae eoaceptioni* b, V. (lö.'il) zn i'riiin'Tn, sowie an (üe 
Veraolasaung klein<'it Traktat -s >Do pueria Judnooruin sua spotite aii baptia- 
mum voiiieDtibai« (1552) zu erinnern. Ein fretudes Zeugnis findet sich in einer 
Sekrift aeioes jODgatan Osgiisc«, d« Franeiscus Tarrensis, der sieh bald 
wegen seiner Polrmik g?gaii Cat'iariixis (I< a Dank den dorzoitigon ^^agist'•r s. pi^ 
latii vi'fdiento. Fr. de Torros berichtet tlavon in seinor Solirift > AntapoIo;,'t ticu8 
pro libro sno de rosid 'ntia paatorum« und nagt ««'it -r : Nihil praeter«« nobifl, 
quod sd dogusa allum p -rtineret, controTersotn fuisw aat dabitstam diaoeptatumve 
taatis Mt Joannes Patrns Ferettoa, epiaoopna lATattinns, vir singolari leligioos se 
doctriiia, et AlfonaoS Deeios Plsaeatinus, sancti Petri poeniteiitiAriii-. ^rHvis et 
"rnrütu.-. vir .... Itno cum idem ox nie Venetia« proficisconte de mei libri Floren» 
tiii<> publieatione [1551], in via Rononieusi ad Ticom Lioiani, audiret, £ftauU»rit«r 
amplexn «t oaoato aaneto mihi graiolatos sat, D« summi pentif. anetori« 
täte (VeoetOa 1563) 64t sq. 

(2) C. CsTtharias, AdToestoram «. «oaakt. sjUabns (Bom 1666) XCIX. 




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Ostsyrisches Christentum 

und ostsyrischer Hellenismus'^ 

▼on Dr. ANTON BAUMSTAIUL 



Als das Christentum in die Welt trat, fand es an den um das 
Mittelmt'erbccken geIa<^orten Lfind«rmaMcn ein natürliches AoBbrci- 
tnn^'S^'ebiet, das politisch in dem ^roKKarti^ren OrjLranismuH des römi- 
sclinn Iniperinmr*. freistip: duivh die hellenistiacho Kultur und bis ra 
einem nicht zu uiitirscli.itzcndL'ii (iradc soj^ar aprnclilicl) durch die 
griechische AVeltsprncho ien< r Kultm- u-^eeinigt war. reher diesen 
ihren MuttorViodfMi liat die ehrieitliclie rropaganda '/uerat an der ( )st- 
grenz*^ desselben liinnngpepn'ffen, und sie hat dies mit soIoIk'ui Er- 
folgn getan, dass gerade liier in der Osrhoenc mit ihrer liaupt-stadt 
Edessa der Glaube an den Gekreozigten bereits in den ersten Jahr» 
sehnten des 3. Jahrhunderts die olSsielle Rtdigion wenn oieht eines 
Staatswesensi so doch eines Fflrstoihofes geworden ist^ dass die ntm 
in dem aramAischen Dialekt der Osrhqßne fortgesetsta Ostmarken« 



(1) Nicht ohne jities ßwit'ukeii übergebe ich, tiein hocbverubrten LeittT dea 
kir«li«n|^hichtUch«ii TeU«s di«eer Zeittchnft wiilfiihrend, d«« K<»izept eiuee auf 
der letzten GenernlTenaniiiiliuig d«r GOms-Oemllwhsft za Paderbora g«hslt«n«n 
Vortrufiert an iHrst r Stell«- im Druck d'T OeHeiitlichkeit. Immerhin darf irh viel« 
I' Ii lit liofri'n, auch in ••ineni mehr rh< toriseh f;<'f;lrbten Tone iler Darstellnng dem 
nützen zu kiion«'!!, was dringend uottut: der unintesteu und »trttng wisHensehaCt- 
ItehwD Insngril&Mhin«.» der hier so b6rtthr«nden Pioblene. In d«ti wenigen Fqm- 
noten, welche nfr bei der DmekkorveiitaT beizufilgm oiflgUch war, habe ich hin 
ODd wieder (laraut' Uiiek<ticht genoniAen, die LessTf wetch« deneelbeo ferner 
Btchvn, aiil' mOgiich« t^aellen einer gensneren Informiernng binsnwrdsen. 

2 



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mission nach dem Z<!U<jnis dos Indieiitahrers K smns (•) um die .IhIipb 
520 bis r)2"> alle Teile dos Sassanidemeicliea mit starken cliristlichen 
fiiMueinden übersät, ja selbst die Malabarhiist«- und Zcylon erfassl 
hatte, und dass im H. .lalirliunrlrrr Cliina Vv n ihr « rrf idit war. wo 
im Jahn- THl dn-^ Dfnkm.'il von Siiii;unt'u erric/.tel wui'ik' und mit 
einem .M. iio[i.ilii6n an der ."Spitze eiue geordoete nestonai».. . 
rarebi«' liestaml. 

Ks ist die» «'im' Expansion, doppelt ataiuienswert anjcr^-siehts der 
Hemmnisse, die ihr uccli weit mehr als dur^h die persiischen Cliristen- 
verfol<runf;cii tteit den Tagen Sapors d. Gr. aus der uoheilbarea 
Spr<-n;::un<^ der kireldiolMD Einheit erwoehsiro, nv-elebc für die ost- 
synsch«; Christenlieit die verluInguisTolle Folge der christolofrischen 
GlaubenBkflmple des 5. und 6. Jahrhanderta war. Wie ist sie dem 
Oesamtraliinen knltnrgeaehicbtlicher Entwicklang des ansgehenden 
Altertums and beginnenden Mittelalters einsuordnen? 

Ein besonders zuverlässiger Exponent der kulturgeaehicbtlichon ist 
stets di*- kunstgoschiclitliclie Tatsaeii**. Auf dem Hi hit tr der Kmistr 
geschicbtc nun las-, n Ii«- neueren Forschunp n insb« sond.»rf .1. Strzy- 
gowskis immer deutli« h- r im Spatantiken mul Frühchristlichen einen 
gewnlti«ren Vonn.u'sch d<'.s ( >rii>ntali3cht'ii t'rk<'nn<'n, di'ssen l'marmuii^ 
1)1 d<T hof»!ihvz niriinscltcii Kunst d«-r Hclh-uismns sich seihst auf 
si in>-r « iLri-ii^tm I Irini.itschollc nicht nn'hr zu i'rwchn'U vermag. Der- 
Si |l)f \'urmai.>ch ist j^l« ioli/j ilii: aut' drn vi i--<«!iicdciiste)i anderen (le- 
hifti-u nieht minder hemerkliar. Die liiciiiui;.' des Miiliraskults 
bis an den ^renuanischen Limes, der altorieutalistche lunscldaj; in last 
aller Guosii«^ dife Erfolge des pUrygisehen Montanismua und de« per« 
sischen Maniebilismus bis nach Italien und Nordafrika, die Siege der 
perHisoben Uber die römischen Waffen vom Mshimpfiichen Frieden 
de» Jahres 3)63 bis mr persischen Eroberung JeruMalt^ms im Jahre 
616, der alles ror sich niederwerfende Anstunn des Isbun, die her> 
vorragende Bttdcutung edessenischer Legenden, wie diejenigen von 
der Kreuzauffindung, ¥011 Pap^t Sylvester and dem Au»sata Kon« 
stantinSy vom Manne Grottos m» Rom für die ganze Weltliteratur des 



(1) P, G, UCXXVIII 169. Dio Stell« imvli b«i Lsbonr Le <thrüHai»iiime 
doM i'empire Per*«. Pari» 1904. Ifö t Aiunk. 6. 




OsfävriflchM Christvotam und ostayrkcher UelluaUmm 19 

i'liristlichen Mittelalter» (*), dio in syrischen Vorbildern wurzelnde Poesie 
«[«'S (grossen Meloden Romanos {^j, das alles sind Manifestationen der 
nämlichen ostwestlichcn Kultur.ströuuinjr wie die von Strzygowski (^) 
ans Licht frestellttii Zusamiaenhäiijie des romanischen mit dem 
Kirehenhnu de^ Uleiiiasiattsclmn Hinterlandes, wie der im letzten 
(irundo mesopotanische .Scluuuckfäfil lon^ohardisi li' r Sti ininetzeiiHrln il 
oder irischer und fnifikischer Aliuiatureniiandsefiriften, wie <l< r Sassa- 
nifieiisioti" mit dt iu Kletantenmuster im K.u Usi-hreine zu Aaclien. 

Allein eine kolturello Eniw iekluii«.' gl»'iclii wolil nienmla einem 
«inzigen zwischen hohen Uferböschangen sich dahinwAkenden Finne. 
Ihr Bild sind die sieh entgegenwirkenden, sieh kreuzenden, sich 
^Gegenseitig ablenkenden Strömungen des Ozeans oder des Lnftranmes. 
Man braucht die Qberragende Bedeutung jenes ostwestlichen Weilen» 
gangs nicht im mindesten zu unterschfitzen, um anerkennen zu können, 
dass in en^egengesetzter Richtung neben ihr noch lange und stark 
eine westOstliehe Kulturbewegung wirksam bliebe deren Möglichkeit 
im Sinne fjriecdiiseher Kolonisation im ITer/en des Perserreiches unter 
den Mühsalen des Rüekzu«is der Zehntausend einst Xenophon ins Aufje 
jrefasst I ^ I, tVir deren Ausltisun»: im Sinne einer geistigen Eroberung des 
Orients durch cIms (Iriechentum die materielle Erohemng des grossen 
Makedf^n'-u Alexander tVei'* H;ihn g(!3eh ifFen liattc 

Treten wii' Jic KiihvirklttnL; d<iH ostnyrischeiiCiiristentums wiihrend 
des ersten IIall>jHhrtau< 'tu 1- s. ini f (resehicht<> näher, so erweist sich 
als ihr Inhalt -^anz uav« rkennbar eine immer ti» t» t.- Hellenisiernn<j. 
Üie ältesten (iemeimlen sind judenchriHtliche «jewesen, crwiichseu auf 
dem Boden einer jüdischen Diaspora, deren Koptzahl östlich vom 



(l) Vgl. dos ii i r reii meine Si-'irit't iiher AheiHil/indi«cfie PttlättiHüpilgtr dt» 
^r*tei> Jahr! n HS'- II, Ix und ilire Beri--lte. Kr, In VMM\. Sl f. 

['2) DicBbfZiiglii'li vgl. zuk'tzt dii8 von mir Bt/zanlin. ZeiUchri/t XVI üü7 L 
bei BesprecliuDg von Strz^'gowskiü „Surbiachem Paalti^r^* Gesagte/ 

3) Kieiiuf$ieM, ein Neutand der Kuattge$ehiehte. Leipzig im 

i l) In tli-r Ueti - au lUs Ilovr nsrli Antritt Mioat FeMherrnauitea AtuUta^it 
III 2 Jj 21: xa; r;|ia^ o'av £-fr;v Iyco-e yjif,'/%i ni^~M ^avspoj«: thy.: otxaos 
tapji/^'iivoj», äÄ>ä xaxaoxe^Mc^eavJui tii» aüxoO tzc^ öixr^oovxa; uäw. mit 
Burufung auf die idttlMude Kaltar mjaieeherf piaidiMlior and lykaoD'ueltor Stildte 
im Herzen des Penerreieliee. 



so 



BHumatark 



Eapbrat FUviiM Josf^phus auf „nicht 'yrenigft**, ein «ndermal mgar auf 
ffZahlloRe Myriaden'^ ein«ehAtst(*). Ein«n nicht misMaveratehendenNaoh- 
hall der TatBaehe verrät noch die Abgarsage in ihrer literuisehen 

FixicrnojL; in syrischer Sprache, der „Lehn; des Addei", wenn tie den 
Apostel Edessa» im Hause eines Ton den vielen dort ansAssigeii Juden 
absteigeti und von hier aas seine Täti<rki it 1 -^rinnen l.igst (*). Ihr 
klassiächcd Denkmal ist dif jremeinsyrische Kirclienbiiiel, die PeschittiV 
des Alt«'n Tesfamenff? in ilir' tn unmittelbar aua d«'m Ht'hr.liselien Oher 
setzten ( i nuHlstofk, einem Werke, hezüj^lieti dcsr-^en der lieutie-e Stand 
der Forscluui^'^ mir noch die DoppeltVage iiUri^ liisst, oli es erst juiien- 
clui.stliclieu Ursprungs i«t, oder von Juden für Juden ireschiiffün, bei 
der LoslOöung christusgläubiger Sondergi nieinden von diesen bereite 
atts dem Mutterschoss des edessenischun odur adiabuuschen Judentums 
niitgenommea wurde C). Die Geschichte wenigstens eines katiiolischen 
Heidenchristentnms in Edessa beginnt, so viel wir sehen, mit dem 
Wirken des Bischofs Palnt, der »wischen 189 nnd 209 in Antiooheia» 
dw hellenistischen Kapitale des syrischen Westens durch den dortigen 
Bischof Serapion ordiniert wnrde. Das Wesen bweits dieses Wirkens 
erkannte aber neuerdings Burkitt in seinen durch Preuschen ins 
Dentscli«' Ubertnigenen ausgezeichneten Vortrügen über „Urchristen- 
tum im Orient'' {*) zutreffend in einer grUndlielu n Reorganisation des 
Christentums der OsrlioSnc im „Goist der ChriKten des römischen 
Reicheü." Dass<dbe Keorganisationswerk vollbraehte zu Anfang de» 
b. Jahrhunderts, als Kdessa selbst eine römische Stadt geworden war,. 



1.1) An hutlogic XI ^ 2: vj yäp öX-yat |i->ptiSeS, aod XV 2 § :2: (lupid^» 

{2} SodittiiyriMlisAoetrttta ed. Philipps 6. bezw. BrockeloiaDn Syrisehe 
Chfeetooiatiii« 15 avsdraeklic i : „Iwi Tobiast dsm Solms des Tobias, einsto Ja- 
den HU» Pal.-l.stiiia.'" B«'i Kns. liing h'ijrMc/i. I i;) § 11 nur Natne und Vateriiainu: 
Tto^izv T^v zvj Thi^iz. Aber »ocli diese «iud eben al» Theophoriea von Johveh 
uur boi Juüttii deukbar. 

(3) in weiterer Orieatieraiig vgl. Daval La UUiraiitre «yWaftic. Pari» Ib'M. 
31—48, BrockolflBana GetekMU der ehriMidken Läteraturai </» Orients. 
Leipzig i;>07, 7 f. und Bnrkitt iu der sofort tn beniiirend-n Selirift 4.")— 4S. 
Nuntentlicli die b*-'iden Ii-tzt^ren G<'l'>ltrteM neigen 8«br «Qtsciiieden der Annahmo 
oocli jaüiüclit'n Ur»prungei der üriindäclmt't xu. 

(4) Tübingen 1907. 15-22. 



•I 



OatojriidtM Chri«t«ntiiin waA OBtsyriaehw HelltnUinin Sl 

filr das snrlioii siejjri'ich aus d<T frrossoii Yrrfol^rnir^' Sapor» hervor- 
;j»e<faii};ene Christentum d<'9 Sassanidfnreiclif^s im Hunde mit dorn Ka- 
tholikoH Ishaq, f\rr nU ncsandtfr des byzanlinisclien HolVs nach P« rsicn 
gekommene Bisdiot' Märrithn von MartyropoHH. Die Aklt-ii ihn r fliii 
10. FeljruHr410 in Seh'ukeia rrciffiicten Svnode fM sind die mairna charta 
der auch von der persischen Kirche mit ileia kirchlich« !» lieilenismus 
-d«a Westens trollzogeaun prinzipiellen Union. Die MAnner, deren 
Wirksamkeit dis Aoisere Band der christliehen Einheit swisehen Ost 
und West «Isdann »erreissen sollte, BarsaomA, Nursai und ihre Oe« 
-fiüirten, die im Juhre 457 wegen ihrer nestorianiseben Gesinnung 
der „Schule der Perser'' in Edessa ▼ertrieben, sieh in das Saasa' 
nidenreich wandten, die übrigen Lehrer jener Schnle, die nach der Ant- 
lOsang derselben hn Jahre 489 ihnen folgten, haben praktisch die Helle- 
tiisi« t'img der Kirche vollendet, deren Nestorianisierung ihr nächstes 
Werk war. Noch starker hellenisierend wirkten nach ihnen Vor- 
kämpfer des Monophyaitismus, dessen national kirchliche Organisation 
iioch östlich vom Tigris durch dej» im Jahre 649 verstorbenen M< tro- 
politf'ji Marfttha von Taghrith zu Ende geführt wurde. Mitniirr wie 
.Ser«.'ioH, der ÖHB in Konntantinopei au« dem Leben geschiedene Prie- 
ster und Suuiuar/t der inesopotamischen Stadt Ri»ch'aio, der grosse 
Ueher.Hetzer vor allem pr'ilancr. M^'na und Paulus von K;ilinikos. die 
gh'ichzeitigen üebersetzer theologischer Literatur aus dem (irieehischcn 
und im 7. Jahrhundert die Gelehrtenschule des am Euphratufer ge- 
legenen Klosters Qen>Qesclire mit ihren Koryphäen: SeTcrns Sdbokht 
nnd seinem SohOler Jiqübh von Edessa, der das Orieehisehe noch so gut 
wie das Syrische beherrschte^ dem Patriarchen Athanasios Ton Ba- 
ladh und Qeoigioe, dem Missionsbischof der monophyaitischen Araber 
stftmme {*}. 

Als die letstmen Gelehrten, sftmtlich schon unter mohammeda- 
nischer Herrschaft, das Angc im Tode schlössen, da war in beiden 
Konfessionen, in die jetzt die ostsyrische Kirche aerfiel, ein Zustand 



(1) B«i Brnmi Dn» Buch der S;/iih(ul>yt>. Stuttgart-Wien 1900, 
(2j XilluT»'* in (Ion Ahriä8«.<n der syrischen LitorRturp'^c'iiclite von Wrijjrht 
(A $in>tl hittory of tyriac lUtraiure. London lädli, Diivul und Hrockul- 
mann. U«ber die bMondam bed«atssine Enclieimtog dea Sergios von Biwh'ain 
vgl. in eine iMcubrutionea Syro-GratVOt» IjMpdg lt)94 (ss Scpplemmt« von 
FleekfliMDS Jalirbttehem XXI) 358—438. 



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22 



BtamsUrk 



der Dinge erreicht, der sieh knuiu treffender denn mit einer Um- 
kehrung von Strzygowakis geflügeltem Wort als ein Stück Orient in 
der Umarmnng des Hellenismiu bezeichnen Iftsst. Miin werfe nur einen 
Blick auf die Entwiekinng der ostsyriBchen Bibel (*). Mit dem ans dem 
Hebrftiaehen übersetzten Grundstock der alttestamontlichen Peselütt& 
und dem doch wohl original syrichen Diatessaron des Tatianos hatte 
sie begooncn. Die VervoIlsUiudifrunf; und textliclM- Retouchit-runir des 
crstoren Wi-rk«-« nadi d«'r Srptiiafjfinta, das Vi» rcvanui liuin in <1<'I* 
Rczeiif^ioii des Siiiai'ticus und Cur« ToniMnus und die P<*schittn dv» 
Neuen Testaments, der I'iscliof Kabhüla von Edess« (•jest. 4'.Sh) zum 
StV'^'f vrMlinlf. w.irf'n nui- ilire ei-steu Ktappi'Ti auf dem Wep- zu 
nutjflu'listcr Küiifüiuii«TUiifi mit dem •rrieehi'-i lii ii Bibeltext. Nach 
zwei vollstiindifren Neuübersetzuugen beidt-r T>-ötann*nte aus dem 
(iriecluaehen, die im 6, Jahrhundert auf monopliysitiseher .Seite Phi- 
loxenoa von Hierapolis und sein LandbiscUof Polykarpos, auf ncsto- 
rianischer mit Zugrundelegung der InkianeTsehen Besension des Alten 
Testaments, der spätere Katholikos l>h\\i) ) Äbha 1. and sein Lehrer 
Thomas Ton Edeasa lieferten ('), endet sie im Jahre 616 mit der Syro* 
Hexaplaris des Paulas von Telia und dem Neuen Testament des Tho-' 
mas von Herakleia, dessen sklavische Wiedergabe des Griechischen 
sieh der Stufe der Karrikatnr nflhert» and bezeichnender Weise hat 
allein diese letzte Arbeit neben dem endgiltigen tr>xtas receptus der 
Peschittä sich dauernd im praktischen Gebrauche der Liturgie zu er- 
halten ▼ennocbt (■'). 

Ein solcher Gang der Dinge ist typiseh. Man nehme die o^t- 
ayrische Protanwissenschaft. Bis ein Zeitalter schwftchlichor Epigonen 



(1/ Vgl. Duval a. a, O. 31 — 67 und liir die Irübeatu EutwickluDg Burkitt 
a. s. O. S&— 51. 

(2) Anf diesen STiisehen Bibeltext scheinen nilDilie!i diu lultianeiachen Zitst» 
SinM Jsonljft d. Ii. ,.nrieeh«n'" in dem KonunentAr A>'t UduV-dMU von Mcr« zum 
Alt«n Testament sorUcksogehen. Vgl. das Too mir GrteiM Chritiimv» 11 457 

Au«g<;''t'iibrt 

(3) In den monophTsitischun ETsngelisrteu wiegt sogar der T«xt dea Tliomss 
vor der Peschittä gsns «rhsbUeh vor. Die meisten Handsrhriften enthalten nur 

ilin, :iiiil>Te nur VL<ri'Uizeltf Perikopon »lucli aus der P»>s<'hittA. Iiiiiikt dt-r Hcra- 
cl»>ii«is eiitiiommon i-^t das Material dvt mosaikartig su»ammengc«etztc>ii „PaBaiou«.- 
eviuig'^iieD" der KnrwcM-he. 



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OstsjriaBhM ChriBtentom und Mtayriseher UolleniaainB 



29 



sciiir i.lii-f (biirin x txfr, bei don ScliUltTii von <,'«-strni, «Ifii Araljurii in 
dieLi lire xu yclieii, luitton ilirc (irundlnyr letUjjrlich dioWei'k«- di-rdrie- 
chen gebildet: die aristo teli^c ho Lo<^ik und ihn; Koumientatoreo, die 
Enaeadeii des Plotinos, das paeudoaristotelische Back ^,von der Welt*', 
Schriften de« Hippokratee, Oalenos, Dioskurides, die kleine Gram- 
matik des Dionysioft Thrax nnd die Chronographien des Jolitts 
Afrikanos, Euaebios, Annianoe und eines Andronikos Insbesondere 
Aristoteles, mit dessen Uebersetzung schon im 5. Jahrhundert Bisehof 
HibliA ron Eklessa, ein Antioehencr Probus und ein gewisser Qumt 
bf^nnen hatten, ist 1)i9 nach Indien uikI (Miina neben der Bibel das 
Haupttundanicnt jedes hölieren ist igen L< Inn^ syriseher Christen- 
heit go worden, i") — Man nchnu' die ostsyrische Selialtbeologie. Sie 
Imt Aphraat, den einzifrf'n grossen Theologen der persischen Kirche 
vor 410, so got jilg der \*ertre'<senheit verfallen und -falbst dem hl. Aph- 
r«'ni !retr<'nüber es dazu konuni n l,is<eti, dass sein eiirener» .Svrervolk 
in iliin t'tsst nur den Dichter kennt und ehrt, das Hild des wisson- 
«ichiittlichen Theologen aber, des Exegeten. von uns voi-/u>js\veise aus 
aniionisclien Ueborsetznngen im Original verlorener Werke wie seiner 
Kommentare zum Diate^saron and zu den Paulnsbriefen gewonnen 
werden miiss. Dafür sind auf nestorianiseber Seite die dreij^echisehen 
Lehrer" Diodoros von Tarsos,' Theodoros von 3[opsuestia und Nesto» 
rios, auf monophysitischer Seite Johannes CMirysostomos, die drei grossen 
Kappadokter, Kyrillo» von Alexandroia, der Pseudo-Areiopaglte und 
Sevem« von Antiocheia neben zahlreichen grieehischen Sternen zweiter 
and drittf^r Qrttsse die pfadweisenden Leueliten am theologischen 
Himmel geword«Mi. — Man nehin«- die ostsyrinche I.iturgie. Schon 
die persische Synodf di s Jalirea 410 hat hier aufd entschiedenste die 
Anpassung an den Brauch des Westens gefordert. Im 6. Jahrhundert 

(1) Vgl. Ron im De phiiosophia peripatetira apud .Vyiw, P«ri» 1H.V2, lloff- 
rnsnii De hermtii enticüi apud Syro» Arittotelig, Leipzig 1H73, und meine Pub- 
likatioD Ari$Uael€« bei dm Sjfrern vom V. hie VlU. JtArkmderi. Kreter Band. 
Leipsi^ 1900. 

i"2i IlePOiiiI"r-, I' hrrt'ich ist <lu! :.'rniiiili'i;<'ti>iü Uodeiitiinp des (irieehetiftimt- auf 
ii«n) Gabietc der (>raiiimatik, ili>- in d(>r iiU8g(*zoichnetun Darütellung von Morx 
liietiriu artie grammaUcae aput Si/roa, Leipzig 1V>H'J, verfolgt werden matt. 

(3) Sieh» Braan a. a. 0. 12, 21 t Noch dem „Disnete dw AbimdlandM'* 
Bich 7.11 ri(-ht«n, ist hier a«ugwproeli«n«viDSS6«n »af Utnrgisehsm Geb;«te das Bat» 
Schviilende, 



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94 



BAuraatark 



hat sodann MMj) AbhA I. Kadiolikos v<»i 536 — 552 neben die «n* 
geatammte Heaslitaif^o „der hll. Apostel^' x.wei von ihm aus dem 
Griechischen übersetzt«' Formulare des cncharistiBciien Ilochgebets in 
den praktischen Gebrauch der nest iriani^elu n Kirche ein}refUhrt, daa 
Stadtkonstantinopolitanische unter dem Namen des Neatoriog und ein 
kleinasiatipclies unter dem Namen des Theodoros von MopHUCMtia. (') 
Im 7. .lalirliuii'li rt i«t der Schöpfer der end^ltiiren Ordnung nesto- 
rianisclieii (l(itt< s(lieiistc«, IschO'jabh TU., Kntholikos von ü4T — ft.'iH. nl» 
Gesandter in Kons^tantinopel geweneti, und man braucht nur <1 is von 
Bedjan zum Druck )K->ior\:U' lireviarium ChnUaicum aut'merksam durch- 
zugeheo, um zu empfinden, wie bedeutungsvoll die Reise nach der 
byzantinischen Kaiseratadt für dai Lebenswerk des Hannes geworden 
•ein muss. Anseerhalb der nestorianischen Kirchi« vollends ersllblen 
nur mehr awei Oberaus sehleeht angerichtete PeTgamentblattcr des 
A, Jahrhunderts von der alten bodenständigen und original-aranifltsoheh 
Messlitnrgie Mesopotamiens. (') Statt ihrer haben die M onophysiten eine 
ayriaehe Bearbeitung des nrsprttnglieh grieehischen Messlormulars Ton 
Jerusalem unter dem Namen des Herrenbraders Jakobus bis nach 
Indien verbreit« t. In ihrem kirchlichen Tagseiten::* Ix t aber machen 
als Haaptstitok der Matutiii l'elieraetsningen griechischer Kanones- 
dichtnngon nogar dr r «loeh m reich entwickelten autocbthon syrischen 
Kirchenpoenie den Platz **tn'iti<: {\ 

£ndltch — und darauf nmohte ich hier be«ondors nachili ücklich 
hinweisen — bekunilct auch die OHt.«!V^^<che Kunst cinrn \^ est' istliclit'n 
Wellenschlag der Entwicklung. Wiiiirend ihr EintiuS'< aut das Abend- 

(I V^l. III 0 in Bflchl«in Uber Die Mene im MorgetUantU Keinpt«n>MtUich9D 

liXXi. r»4, hl L 

Oi) In Istelnisehsr Uobecsstsang jetst am bestea Bngtaj^iali bei Brightman 
Liturgiu Eeatem onrf Wt^m, I. ötl-^ftlS. 

(3) Hi»'rli>T güli«reii vor m Hiitulschriffi'n wir BrU. Mu». Add. 1^1504, 
I4r>t3, l-4ri±l. 17130 und 17 'j:>'> in London, -Sachau 349 in Ht-rlin. HiU. Xat. Si,r. 
155 oud iöd in Pari». Breviere mit ausschiie&ülich ,^riuclii3C'lii'ti Kanone«'', div itut' 
Ikl«3SMi und Blelitvns ab Hsiioat des in ihnen «ich offanbaraadeD Bitns weiMO. Vgt. die 
KaUlogo von WrigHSSl ft^ 992-294, 296 f., Sschaa 43-51 nnd Zotenber«; 111 t. 
Im il'T Mas.»' (1 r f!p?lt'>r"n jakobiti.>ii'hL>n Hrüvierlmndsfliriftt.-n. wie dann auch in 
der Aiotuiuldr Driickait6(;al)e «les fsyriacli-antioclicnisclicn Ffstlir-'Ti'-rM, fimlvn sjrh 
miudestenä liier tmd dort und svvar hiluHg guratlu au den bu-.lisU.Mi Festen 
ehisehe Ksnoues'* g«l«fDotlieh zur Auswahl neben „syrischea ^EnjAnd". 



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0Ms7ri«eh«i Chriitentam and Mt«)rritehM Hellmisnia» 



35 



laiid, den ich vereinzelt wie in d«m Viermafriorbild von Santa Domi- 
tilla, in den Froskcn der tlortifren Kripta del R«"; Dnvide und in der 
^eli;;i'iitlii'hrn Kiutülirung des ErzeageU in das ßüd der drei Jüng- 
linfT'- im Feuer' ifen «chon iu der rumischt^n Katakumheniualerei irlnnl«' 
Nv.ilirneluiien zu k ">nnen('), der dann besond<!rd stark ia Raveiiim und in 
der longobaidisch-t'nlnkisch-irischen Kan«t\velt sich geltend macht, 
vielmehr eines der bedeutsamütcD PhftDoiuene ostwestlichen Eotwick- 
lungsTerlanfea darvteltt, laaaen sieh im eigenen Seboase diesw Kon»t 
entgegengesetatto ätrömongen wohl nieht Iftnger Terkennen. Es gilt 
dies schon, wenn wir die spttrliehen b*ugescliiclitUehen Nachrichten 
syrischer Literatur in Betracht xiehen ('). So wurde nach einer anonymen, 
durch Rahmani bekannt gewordenen Weltohromk (*) in Edessa bereit» 
am die Mitte des 4. Jahrhonderts — beseichnendcr Weise auf Kosten 
de» byzantinischen Hofes — oino dnreh die Pracht Ihrer Mosaiken und 
ihrer Mannorinkrustationen hervorragende Filialkirche der lllteren 
konstantinopolitnnist'hen Ilagia Sophia errichtet. So jjing nach dem 
Goschichtöwerk dos Patriarehen Michael d. Ur. {*) ebendort der BiHchof 
AniazonioK — schwerlich zufilUi^^ fjerade im Zeitalter der justiniani- 
schen Neulmut' u in Ki)i!stantino|)e[ - •jleichfalls an eiiieTi Xeuhati 
d(M' Kathedrale, und nacli dcrsi lln-n Quelle war cm einige Jahrzehnte 
Hpilter ein au.«< dem W«-«t<*n ^^ekomruener Outsider, der im pah'lstinen- 
sirichen i.ilcuthcropolis f^eborene Bischof Severus, dar eine besonders 
glanzvolle Bautiitigkelt in der ostsyrischeu Metropole entfaltete. {'') Noch 
weiter nach 0«ten aber, im Ttr Abhdin, dem klOsterreiehen GebiiigS' 
land am obern Tigris, waren im Jahre 512 beim Bau der Kirche des 
Klosters Dairä Dhs Umrä nach der handschriftlieh in der Kgl. Bibliothek 
in Berlia li^nden und anscheinend im Anfang des 9. Jahrhunderts 
abge&ssten beschichte dieses Klosters Goldschmiede, Haler, Marmo- 



(I) Vgl. iin.'iiH:' Auaflihrungini Oiieru ('hriatianiig III 54b — .V)l nncJ zum 
SehloMe de« Aufdatzw Zur öytaHtinüehtu OtUniltiutration im vorigen Jahrgang 
diaser Zeitsehrift. 

(2j Vgl. moiiift) Aofiatz iWmr VorjuttinianücAe kireUMie Bmtem inBdeita 

im (Jrituit Chn'ittinmnii W 1''4 — !>'■'>. 

0) t'hrwivm civile et eeclenicmticuin anonym auclarit. Scbarfah IIKM. 1U7. 
Vgl. a, a. 0. 17a 

<4) IJL 39. ed, Cbabot U 3ia Ueb«»L>tsiiiig 24«. 

(5; X. 28. ed. Chahot n 378. tTeb.isetsung H77. 



26 Baumstark 

rarii und Mosaizisten *ns Konstantioopel tfttif^ (^}. Soloh« Notizen zwingen 
von ▼ornheroin, mit kräftigen Ton Westen kommenden Impulsen in 

der ostsyrisohen Kanst sn rechcen. 

Ich kann tum aber weiterhin solcKe Impulse anf dem Spezial- 

p'bict d<'r BuchraaK'rei an cinfiii von mir g<'sannn<'lt«'n und zur Ver- 
öftV'ntlicluuig; bcn'ityrt'sti-UU'n Drnkmälrrmatcrial tatsächlich nachweisen. 
Sch«in <\i'r im Jahn« h^irt im .lolT,inn<'sk1n'«t''r zu Za;_'h!i"i in Mesopota- 
mien ;;eächriebene nii«! mit Miniaturen L^' schmücktc s\ l ischi- l^vnn- 
frelieukodex di»s T\al>!>ül,'i in der ! -aurentinianischnn Hii>liolhek lu VU}~ 
reiiz koninit lüer in lictraolit, •{•■n inau als klassisches Denkmal des 
echt Orieiitalirtchcu aozuHpreched fiewolmt ist. Neben dem Tvpus 
des stehenden Evaageltsteni der — indigen musopotamisch — anf den 
beigebnndenen syrischen Bilderblättern des armenischen Etsohmiadzin- 
evangcliars allein verwandt ist, kennt der Kttnstler hier auch den 
Typns des mehr oder weniger im Profil sitzenden. {*) Dieser letztere aber 
wurzelt in der Antike. Wie sehr, das wird erst klar, wenn man beachtet, 
dase dieser Typus des hetlenistisehen Antorenbilds znr Darstellung der 
Evaagolistcn von der christlich-orientaltsehp-aKunst sogar in der von dem 
schönen Roli« f« in-s Dichters der Neuen Komödie im Museum des Lateran 
nnd von 8arko[)hafrskul|>turen her bekannten Erweiterung übernommen 
wurde, welche den Dichter der ihn inspirierenden Muse gegenübersitzend 
Zei^jt. i '') Man kannte als BeiHpiel der ^ Miristianisierun;; dieses erweiterten 
Tyjms bpfcit" das einzii'» eilialtene I'.vanirelistenbüd des l'urpurkodex 
vouKoj->ano, das dm hl. Hai'kus m» ;.'^i Lrenulirr d< v ^Vl•i^)lil hen Idealirestalt 
der «Ttittliehea W eisli.-it vorfiilui. Icli kann dem heute zwei iDteres>aute 
christliche Umbildungen dca autikcu l ypus beirü«:en, die sich mit der 
speziell syriächeu Kuustsphäre wenigstens berühren. Ein iu Deuiaska» 
geschriebenes gricehischei Vierevangelium des 11. Jahrhunderts in der 
griechischen Patriareliatsbibtiothek zu Jentsalem (*) lAsst ganz in dor 
Haltung der Muse von ehedem die Apostelfürstv^n Pvtrus und Paulus 



(1^ Cofi. ^Sachau 'S21, jol. 797". Vgl. is»c liaL« KtttHlog f. 
i3) Angewandt fflr MattliAos und Jo;isiin«8. (St. Evod. Asiienani Btbt, 
Mediceae Laumnliamie tt Palalinae eadd. wm», «a<e%ut. Hofens 174S. Taf. XVI 
(:'.> V^l. uh-r dieae sQletst Strzygowski Jmmat of IkUettte JSlw^» XXyil 

III mit Abb, S. 

i.i; 'AyiVJ TijCij M. Vgl. lui-iue vorliufige Augab" im Jahrgaiij; IIKK» 
di«§er SSntaehrift. 174. 



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OfttSTTiaebet Cbnatentniii und <Mtflyriaeh«r HeUeuismiu 



27 



diiii Evangelisten Markus und Luka» ihr Buch diktieren, während der 
hL Johanaes — allerdiogs in KoAeateTf nämlich in der HAltang des 
verzOckten Sehers — setneneits teincm Schüler Prochoroa diktiert^ 
ein Typns des Titelbilds siim vierten Evangeliom, der alsdann nament- 
lich in der von Syrien abhängigen armenisohen EvangeliCnillustFation 
stehend wird (^). Ein koptisehes Vierevabgelienbaeh des 13. Jahrhun- 
derts in der Vatikana (*], dessen Bnohmalerei syrischen Einfluss Terrftt, 
stellt dav^e^en den Evangclistoa Markus nnd Lnkas in der Musen- 
haltung die Erzengel Michael und (<ahriel ge;^'ennlier, während vor 
Johannes statt der tönefrohen Tnchter des Zeus die ( rottesmutter als 
Oraus steht und zu Matthäus mit Uuikehrunf;- der Anordnung von 
recht» unil links der thronende Christus-Pantokrator fjegehen i-^t. 

Ein zweiter itnch antik-helleni^tincher Typus, den wir im dirist- 
lieli-o^tf«vri-clK'ii Kun^.tl<.reis allninlilicli sich durehs<tzeii und gieich- 
lalU si lt^un u l itcrijebildet werden sehen, ist d'^rjeiii^je des Fluss- 
gottes in der jjer.-oiiifizierendcn Darstellun«: des Jordan hei der Taut«? 
Christi. Dieses im cliristücheii Hellenismus des Westens beispiels- 
weise von den Kappclmosaiken der beiden Baptistcrien in Ravcnna 
vertretene Detail fehlt noch auf den echt orientalischen Taafbildem 
des Rabb6Ukodex, der syrischen Blätter des Etschmiadzinevangeliars 
und eines alsbald näher zu berührenden illustrierten syrischen Homi- 

« 

liars, die dafttr das charakteristisch semitische Symbol der aua der 
Himmelshöhe auf den ^^geliebten Sohn** des Vaters herabweisenden 
Gotteshand darbieten. Eine nach osteyrischen Vorlagen geschafene 
armenische EvangetienUlnstration aber, die ich in Jerusalem und Beth- 
lehem an einer ganzen Reihe von Exemplaren zu studien-n ( leh'gen- 
l»eit hatte, enthält im Taufhild das hellenistische Motiv. Nur wird 
der zunächst noch durch Ampliora und Schilfrohr klar gekennzeichnete 



(1) So bereits in der nach einir Vorla(ge vom Jahre tü)3 gefortigteii Hand- 
schrift Ma XUl i der UniveniMtabibliethek an Tttbingen Tcm Jahre 1118 (ab- 

^rob. b< i Strzy^owski Kleina rmeniMc/ie Miiiiatwinalerei Taf. Xl tuifj in der 
Afasi? • tl^r HaDdHchrift«' ! im Jiilirpatiir IfM^M? dieser Zeitsphritt l'^l- lR-'j von 
mir besprocheiten Typu». Vgl. auch iiiein>> Besprechung der Strzygowskischen 
PabbUkatitm JtfianofaAeyt« der KwuttvinttiaaMfl I 823— 327. 

(2) E» wifd sitiert von Beissel Valikani§^ MinieUurt». Mir igt die Nunt- 
iner im Atit; iil lick nicht gi gettwflrtig» docb Iwsitc« ich Photographien. Vgt aneh 
Orieiw Chrütiatim IV 424 f. 



SB 



BAuaiitark 



Flttsigott hier «llmählieh sam affentthnlichen Koboldwewn, dem Teufel, 
dem der Heiland «ehon in den Wellen des Jordan «ofii Htapt getreten 
haben aoU wie auch ein grieehitehes Kirchenlied e» beiingl: *£v {ISaot 
HtTfltXdS TÖv Spxx6vrwv awhps^ (In den Waesem sertratat du die 
Häaptelr der — bMlisofaen — Draehen) ('). 

Derartige Tatsachen bleiben nieht Tereinxelt. Im ChH)a8en zeigt 
oint! Durchsetzung allerdingn natürlicli nicht mit unmittclbiir antik- 
liellenistischon Elementen, wohl aber mit christlichen Bildtyp<'ii des 
gi-iechisch redendiui Westens, die aof ihren Zusammenhang auch mit 
d«T Antik«' noch zu prüfen wiinMi, das soehen erwähnte syrische Ho- 
miliar Nr. 220 dor SaTnmlan«r Sachau in d<T K?l. Bihliothek zu Ber- 
lin, die rund um SIHI crit.-^taiiili'nf Kopi«> ein« !- < t\vH um « in Jahrhun- 
dert /llteren Vorlag«'. Dif liier höchst unjLt«'!tichickt in d' ti Text hiut iii« 
gescholmien Miniaturen, die icli im h'tzt«>n Sonniu r in den Rüumea der 
Universit.lts- un<l Lan«l«'KlHbliotl»ek zu Stiasälmr«; autmdimen konnte, wei- 
sen auf das Prinzip einer uriiprduglicheu Raudilluätration zurück. Dieses 
Prinzip ist nieht hellenisttsohi sondern echt orientatisoh, nnd als echt 
orientalisch erweist sieh denn auch durch ein gelegentlich sehr nahes 
Verhältnis zum RabbftlAkodex eine httbsche Reihe bibliseh^historiseher 
Szenen, die, regelmässig dnreh syrische Beischriften erklärt, die Ge- 
burt Christi, die VerkOndigung an die Hirten, die Magier auf der 
Reise, den Eindermord, die Jordantanfe und das QesprAeh mit der 
Samariterin darstellen. (') Aber diesen Szenenbildchen stehen I^in/.el« 
gestalten gegenüber, die — t< ih\<'i3e so zweifellos vom Standpunkte 
Mesopotamiens aus okzidcntali«ch wie die byzantinischen Madonnen* 



Ii Kiiie Probe dieser Weise abfpibUdet im Jahigang 1906 dioeer Zeitselirift 

Ttt£. | VIII Abb. a. 

(i) Diese Stelle ün ,^aooB'* d«» IL Jannar 8' Strophe 8 (MenReiuiiis- 
gabe Athen Janoarband 12S). Der aAmUehe Gedanke wiid llhrigi^ns in 

der KpiphaiiM'Kfit nocli vi<r(«c!iiedt>nttieh anigesprocheii. Vgl. in der sitierten Aus» 
gäbe JnnuÄrhaiHl .'»(), 1"2!( u. a. in. 

0) Eine I{«ihu divavr üildeUeu ist l»«iuitH liiircli \ erselbstiimiigutig hus «itier 
nmhsBwnden WeibnaektskomiNsitlon hervorgcg2iiig«>u, die ihreraeits vielmehr ?on 
der ostweatUchen EntwicklnngsitrOaiitng getiagen, grandlesend« Bedeutamt filr 
den bvznntiiiischeii Koll«'ktivtypu« der Weihiiaeht gewann. Vi:I. meinen Auf- 
SHtz Itbor Krippe vtul W'eihnachUiitiM in der Weiknacklt-IinUi^ der K&lmtc/te» 
Volktseüung liK)7. !.'>. 



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OttiyriMHM Chrittontoin und ottajriacher HeUenimai 



typ<'n der Hodt'g«Hiia und BlacliLuniotirtsa — ihre }li rkuiiJ't auft di'xn 
Westen schon dai'ch ihre {j^riechischen Beischrifteu : BY, 1^ XX, 
H) *Ari02 rEQPnOS Terrateii. Einem Praehtkreoi, wi« g«naa m> 
neatoriaiMche Qrabdenkmftler Indiens es in Steinrelief aofWeiien steht 
xar Verherriichnng des heiligen Kreiizes eine Gruppe von Konstantin 
und Helena gegenüber, die mit de n jnstinianisehen Zeremonienbild im 
Altarraom von San Vitale in Ravenna nttehattrerwandt ist ('). Jn mittw 
swisohen den Szenen yon dnrchans orientalischem Gepiflge steht eine 
in diesem Kn 's <ranz tnMiidiirtige, das — f soviel ich sehe, überhaupt 
nur <Ito3 eineninl in der Kunst — yprselbstiindtgte «Täte Bad des 
Jeauskindt.^s, dis selbst als nntcrireordnetes Staffagcndetail dem ostsyri* 
^chen Weihnachts})ild im Gofjonsjitz zum byzantinisclicn fi-enid ist, flir 
«las (laj,'t'<:en in I^Hl.Hstioa ein bi^sonderes Inti rcsse bestand, wo man 
nach ileni Zfiiu'uis »li-s <rallisolu'n Pil^frs Arkult" im 7, JMhrliuiulert 
aiii:'-t>lich voll (lifsi'ui Bad»* luTriilirfrules WasHtir in Jirthlehciii 
heilkräftige Ri liquic vi-rohrtc '-^i. <)ti<-nbar wofjt hier auf der «ranzen 
Linie via Kauipi' /.wischen orientalixchora Sraninifjat und einem von 
Westen her eindringenden Fremden, das sich unwideratehlich (ieltung 
▼ersehafflt. 

Entschieden, und zwar mit dem denkbar vollständigsten Siege der 
landfremden Weise entschieden ist dieser Kampf in der Illustration eines 
syrischen Evangeliars, das im Jahre 1322 naeh einer zweifellos weit 
Alteren Vorlage . in der Nfthe von Edeesa hergestellt wurde und das 
ich im jakobitischen Markuskloster zu Jerusalem anlSEufinden das 
Glück hatte (*). Nicht nur htiti^ sie als Ganzes mit dem beispielsweii^e 
im Wiener Diüskurid«'s vorli«'«rt'nd<'n hellenistiscii' n Typus des Buch« 
sciunuoks durch eine S<Ti<' dem Trxt vorangcaohickter seitengroaser 
Vollbilder zusammen. £s stellen auch die sechs einzelnen in der 



(1) Abgebildot sind tolehe bsi O. Milse Rau S^rian CAmreA tu luäi«, 
Edinbarg^London Titelblatt and Tafel neben S. 119. 

(2i AWgf-hildot in Suchaus KataloR der --yri^flun Ifaudschriftoü in Herlln 
Tat'. II. r< l)«>r d<'n Zusainmeubang der Darst^iluug mit Falüstina vgl. Jahrgang 
r.m tlieser Zeitschrift IGK. 

i'i) AdaoinsniiB De loeit tanetit II 3 (Geyer Itinera ftUnotfmfanka tatmU 
IV~VIIL Wien H«««u £56). 

(1) V'>n mir vorliiiifi^ signalisiert Orient Chrittiaitv» IV 410 and in dieser 
Zeiuchrih a. n. Ü. I7t> 1. 



«0 



Handschrift vfirbliebenen Vollbilder — in einem geradeza wunder- 
baren Erhaltangssnfttand Verklflmog, AbendmaH Kreuzigunir, 
Auferatuhaog, Bimmelfalirt und Pfingalwander in einer Auffiwsung 
dar, die, am Rabbftlftkodex nnd andern Zengen oneotaltBcher Eigen- 
art gemeaaen, sich als der mesopotamischcn Kanst ursprünglich fremd 
erweist, die dagegen in der Alteren bysantiniiichen, der koptisehaa 
und der iib<'adlftndiseiii'n Denkmiilerwelt wii derkrhrt und, wie ich 
seinerzeit darzutnn lioffe, von dem t'rilhchristliehen Jeruialcni mit 
seinen Praclitbauten und deren Mosiiik|>;lan/ uuä<r(';;an<;en sein dürfte. 

Z«'i;rt somit die Kntwicklunfr des ('hriatliclien i'istlich der Kuplirat- 
linie in Hibeltext, tlieolotri'»cher und protiincr Wisst'nsclifift, Litnrtrie 
nnd Kunst das liervoi st<M-lH iiili- Mcrkninl /.uiieiiUK-nder Hellcnisieruiiir 
de?) Orientalischen. 30 \\ \nl ^cliun ilie -i'^anite Anj«breituii;r des Christen- 
tunis hier kulturgeschichtlich im Zus.iiimifiili.inu mit einem Helleni- 
sierun^rspnizf SS ged-ioiit wenleii mUsdeu, d>ui die ^jriechische Spi ach- 
grenze keinen Halt gebot. In der Tat muss denn auch bereits 
▼er dem Etnsebsen der ohristlieliaB Propaganda in Mesopotamien hier 
eine starke Infiltrierang heUenisCiaoiiea (»eistes stattgefunden haben. 

Wenigstens Sparen einer solchen lausen sich fUr dai* Judentum 
nachweisen, in welchem wir die frohe Botaoliaft vom Christas auch 
hier zuerst Boden gewinnen sah<*n. Zwar Schare r will in seiner 
klassischen „Geschichte des Jüdischen Volkes im Zeitalter Jem 
Christi" I ') bei dieser jttdischon Diaspora ristlich vom Eupbrat wesentlich 
an die Nachkonnti. n der nicht /uriickg« kehrt<'n Exulanten des assy- 
rischen uiul babylonischen Zeitalters denken, mit denen si«' von Fla- 
vius .losi'piius I-, kurzer Hand iudi-nlifjzit'rt wird. Doch scheint selion 
ihm ..neiKT Zuwachs'' .,;n!ch durch tVeiwilli^reii Zuzu«,'" keineswefis 
aus}rescblossrn, und tatsacidieii wird man die Bedeutun^^ dieses h'tz- 
teren speziell etwa für Kdessa s< hr « rhRblich le'.her einzuschätzen 
haben, als w i-s iretaii liai. li.»cli?l bt/,« ichn<.nd ist 03 6ot'>rt, dass 
die ,,Lfhre des Addai" jrnen .Inden Tobias, bei welchem sie ihren 
Helden Wohnung uehmen iüssl, als einen aus Pnlästiaa Zugezogenen 
einfUlirt. Noch wichtiger ist es, dass ihr die ganze Judensehaffc Eklessns 



1) X AnflApe. L.ipzi7 IH;»H. HI 7, ff. 



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Oats^risches Christontam imd ckstt^rucher UeUeuiduntiB 



31 



tüa eineHandelskolonie giltC). DeDtieiumat bestand eine solche sehwer- 
Uch aas Naohkommen der naturf^mftss als Ackerbauer angesiedelten 
alten Exulanten. Dann aber kann sie fUglieh nur dem Transitband^! 
mit Waren gedient haben, die aus Persien, Zentralasift*: ouer Indien 
naeh der Mittehneerktiste srinw^»». Luoi-nsintyresHen verknQpften 

sie so weit molir mit den grossen Ein] Märien d<^r kleinasiatisclien und 
we3tH.yrisclien Kü-^teozono nn<\ deren hellenisierter JudooHchnft aU 
mit dorn paliitstinensisclien Muiti rl.iiu!. Kin Hinwirken «reistipT Krilt'te 
von jener S<'ite h«'r war (lalnn Fa>t uiivi rin<>i<llic!i. ("unz in den Ri<d»t- 
linien dos jüdiscli-iii'liriiisti.scln-n OiMstcs liej:t denn «chon dl»'; uni- 
versaliiitisclie PropHü;und«, di«' il.is o.sluuplu'aiische Judentum so stark 
und erlol^reicli Wetrii^bt'n luit, duss zur Z<dt des Rainers Klaudius das 
Hf-rrncherhaus der Adiabenc, des östlichsten der zwisclifii dem römi- 
schen und dem ArsaoidenreicliH gelegi ueu PutTerstaaten, snm Juden- 
tum übertrat ein Ereignis, bei dem bexeiohnenderweise nach dem 
Zeugnis des Flavius Josephns wieder ein jüdischer Kaufmann eine 
hervorragende Rolle spielte Aber auch besöglich des Bibelkanons 
scheint sich da« Judentum der OsrhoCne und Adiabene mit dem- 
jenigen der hellenistischen Diaspora berührt zu haben. So bezeugt 
der Iii. AphrSm anscheinend Barach als der Synagoge von Edesaa 
im Sinne einer ln'ili<;en Schrift vertraut i 'i. So dürfte, wie ich aus 
alten ostsyrisclien Kirclien;reä<-(n<i^en liotfe waliraclieinLich machen zu 
können ('•), Theodotions Text der jrriochiachen Danielznsittze, voji dem 
eine judische Chronik des 10. Jahrhunderts eine aramiliächs Uober- 



(1,1 Vergl. di« BckohraDg^eschiehto im syriiehea Text cct. Philipps 32 
h&iw, Brockelmann a. a. O. 19 von den ^«a QeaetMS und der Pfophetm 
knndigen Jad«ii, die mit Seidflostoffm Handel triabeo.'* 

2) lieber diese Konver~'nn dm Iziitos und soia'T Matter liclenn ist alles 
NillxTc sorjifdtifT ztiJitimuienfiest llt hei Scliiirer ». n. O. -1-22. Di.- Gral>- 
sUittti ilelunus iit bskauotlicli in den sog. KUiiigsgntijorn iiordlioii von Jt^rufialuui 
wi«daf«a«rk«ini«p. 

(3) Das Nameaa Anaaiaa. Vgl. Arckaiotaffie XX S % ö. 

<4) Opera Si/r. II 212. Vgl. Biekall Gmtpeetut rei Syrontm läerariat. 
Münster 1S71. 7 Anmk. 7. 

■ .'i^ nii-srll.-'ii li- riiliri II aicli < in"r<«Mts .•irit'-' "iicfst'' mit pUli-rli-lit lli>nisT?sr''i«'iii 
Guhüt und konuyii audcrwits di'- ili in Gruudstock dos Danii.-liiucltvs fromdcu For- 
men dor NameD der drei Jüngling«;. 



39 BaaBitark 

setzunj; keaneo lehrt ('}, hier bekaant gewesen sein. Vor flletn aber 
amefl da» Bneh dw Siwddetii dem der Alexandriner Philen (') 
•inea Spruch aIa Gotteswort zitiert, bei der edeaaeniaehen Jaden- 
■chaft fthnlich hoch gewertet worden «ein, da es in der Pesohitt4 ans 
dem Hebittisehen ttberaetst iat, wosn ea trefflioh paaat, dass eines der 
Handschriftenbmchstttcke, die ans das hebrftisc'^e Original wiedw^ 
irescheokk haben, durch persische Randnoten in den ftaseersten Osten 
weist ('). 

Soviel bezüglich des Jndentams! Vollend« die pagane Kultur 
der kleinen Enphrat* ond Ttgrisstaaten mni*« in weit höherem Masse» 
als man sieh dies gewöhnlich ▼orstellt, eine hellenistische gewesen 
sein, wenn wir hi' r soIiod vor der christlichen eine trotz ihrer arar 
mAi«ehen Spruche durchaus liellenistiKches (Toprii^c tragende Literatur 
sich entwickeln sehen. Ein einziges Denkmal dieser l^iteratar liegt 
zunilchst auf dem (tchiete der PhiI'^si»|iliio noch heute vor: der syri- 
sche Brief ein«'s Stoikers ^lAr'i ans Samosata an «ei tu n Solm Sera- 
pion den (»iiie bi-ü'inHL-''' ilrw .•iliiiunir (\t^^ FTotlniulcs als des von ncinom 
Volk«' {jrtoteteu „w eisen ivünigs der .lud. n'' eini-ui if'inche des Mutter- 
jrottrsklosters in der Natronwüste glücklicherweise ein»*r heute im 
Britinh Muäeucü betiuiUicheu Ahschrift wert {jemacht hat. Ki* ist 
dies ein ganz der Sphäre hellenistischer Populärphilosophie an^jchüriges 
StQck vom Genre kleinerer plutaroheYecher Arbeiten. Ein zweites 
pagan-Avrische« Literatarwerk philosophischen Inhalt« lAsst sich mit 
Sicherheit erchliessen. Schriften des Demokritos sind nach dem 



{]} llerausji'geb«'!! von (lastiT Tfie iiiiLiiow aramaic original of Tfirodotitmt 
additüituf Iii Ute l'tn>L of Daniel iu den l'toceediuga oj Ute Society oj Biblical Ar- 
cAaenlo^y XVI SM— 290, 812-317; XYIl 75— »1. DsrUber, dsM es sich hier 
vielin«hr am «»ine r<*ber*etsa]ig des grieehiseh«» TheodotlAiitoxtM handt'U, vf^ 
Seli<ir*>r II. a. O. a3:{. 

2) Harri» FmtpnnU »f Fhilo. Cambridge lH8t>. m. Die Stolle 12 § 10 
gilt liivT als /iiy.ov. 

lü) Des nftherai vgl. Smsnd ßtu AcArrfifeAe JVa^meiit derW€i$hiit de* Jetm 
Siraeh. Gnttlogen 1H97. 4 t 

4i Careton SpicHegium i^'/riaemm. London is:>7. 4.1— .'»<>. Eine «leot^he 
r,.l,..r«f.f/ii.,!r nml •■iiidririgoii'ler Konim«]itar TAo Schal the»« Zeittehrift der 
fUuUchen morjfenitind, GevdUchafl H 3t».'i— 



Ostayrisehfl« Chnstentam ttnd 08tsyriKh«r Hetl0ni«inn* 



88 



Zeogni» des Arabers Ibn aI>Qifti (*) am dem. Syrisehen ins Arabische 
Übersetzt worden. Sie ins Syrische sa Übersetzen, kann einem Chris- 
ten nicht eingefallen sein, da der Kirehe mit den Lehren des Ate- 
misten ans Abdera nichts gemein sein konnte. Des syrische Tex^ 
der sptttsiiün die Grandlage einer arabischen Uebersetznng wnrde, 
moss abo noch heidnischen Ursprongs gewesen sein. 

Aber« was noch mehr flberraschen kann, aaeh eine pagan-helle- 
nistische Poesie in aramOischer Sprache hat es einmal gegeben. Ich 
habe znerst in meiner Inauguraldissertation iL a. die Meinung vexw 
treten, dass die zahlreich überlieferten .<yii8chen Henandersprttche 

ans üebers(ftzungen vollstj'lndiger Stücke der neuen Komödie exzer- 
piert «eiftD (^). Man hat diese Ansicht teilwt ige mit KopfachQtteln auf- 
fjPMonimen, ihre Gründe nher nicht widerlegt. In P. Ansgar Pöli- 
manns ..(tottc«minne" (*) habe ich aodann in einem Aufs ätz über „Syri- 
sclie und hellenistische Dichtung*' auf die innige Verwandtschaft hin- 
gewiesen, die zwischen zwei Hauptgattungen der christlich-syrischen 
Poesie, der dramatwcli bewehrt« ii .süfrliitbä und dem erzählenden oder 
didaktischen Mimra und deu dramutiscbeu Kleinfonneu bezw, dem 
Epos der Griechen des alexandrinischen Zeitalters besteht. Diese 
Verwandtschaft ist nur durch das Medium entsprechender heidnisch-* 
hellenistischer Dichtangsgattungen aramftischer Zunge erklttrbar. 
Schliesslich hat Reitzenstein in seinon vielfiich anfechtbaren, aber 
auf jeder Seite anregenden Backe Uber „hellenistiscbe Wandet^ 
erzAblangen"(*) mit dem Rüstzeug klassische Philologie und veigleichen- 
der Religionsgesehichte den Nachweis erbracht, dass mindestens eine 
Probe iiuch der hier io Rede stehenden Poesie in dürftiger christ- 
lieber Ueberarbeitung an dem sog, Hymnus der Seele in den apo- 
kryphen Akten des Apostels Thomas noch wirklicl» erhalten ist. Ein 
Nachhall von Hierherireli '>riL:< iii aber findet sieh auch noch an einer 
andern >^<f\\o in flem „Buch di r Sfholi^'n" betitelten exeiretischen 
Werk tles im .lalire H<i3 zum Hischof geweihten Nestorianers Theo- 
doros bar Küui, von dem ich eine in Alq^(>8cU gefertigte moderne 



<1) Ansgabe von Lippert Leifwig 1903. 183. 

(t?) Lurii/trati'yiten St/ro-^ rrrcar V.K). 
(:i III (Jahrgang 190:.). .jTO-yJ«!. 
ii) Leipzig IWO. 122. 

3 



34 



Baumstark 



liandächrifc besitze. Sa^eDTcrsionen &m d^^m Kreis der Astarte nnd 

des Adonis, die hier gelegentlich mitgeteilt werden und in dor ganzen 
mytho<;raphisclu'n neberliirferunjr der (Jriechen und Römer *?enau so 
niemals wiedcrkelirco, krmnen loiutii ruulers rU nus syrischen Liedern 
stammen, die statt von alt- und iieutestanH-ntliclier Gosc liichtc, von 
Apostelfahrten und Martyrerleiden , nodi im Tone hellemstischiT 
hirolik von der Minne der (liitter und (iötterfrauen sangen. 

Mau nürde ^erne nueh hier uehen die litorargeschiclitlirhen 
kunstfiCHchichtWche Tatsaclieu stellen, uml wenigsten» aut Eine» luuolae 
ich zum Schlüsse nach dieser Richtung noch hinweisen. Die aqni- 
tauische oder spanische Filgerin des ausgehenden 4. .lahrhuudertä, 
die man bis vor kurzem Silvia zu nenneii pflegte, nun wohl aber 
richtiger Etheria wird nennen mOisen, hat bald naeh 394 auch Edesta 
beaneht» Wie sie in ihrem anBchätsbaren Reisebericht ensähltr »ah 
sie dort im Palast der alten Könige ein Bildnis jenes Abgar, der mit 
dem Herrn im Briefweebael gestanden haben soll, ein Marmorwerk 
▼on sprechendster Naturwahrheit» das ihr oiFen za bekunden schien 
„ven Ju%9»9 kuHC virum aatia aapientem" (daas dieser Mann in Wahr* 
heit gar weise war)('). Eine solche Beschreibung will auf ein Bildwerk 
altorientalischen Stils sehr wenig passen. Jm vollsten Einklang' steht 
sie dagegen mit dem Wesen jener gerade im Porträt zur lu'ichsten 
Virtii'isitjlt t'ntwick<*lteii hellenitstischen Kunst, für welche n\h-^ auf 
eine bis zum tftusehenden Scheine d«*3 Iji'l»f<nx jr<*?*tcip^oite natiua- 
listische Hesceluni: diT toten Materie ankam, jiMier Kunst, ilei rn Ein- 
druck auf naivt! (iemUter der MimjambemlicliUjr lierodas in dem 
Genrebild vou zweier Frauen Tempelgang so köstlich gescliilderi liatf*). 
Ich meine : die christliche PUgerin Imt vor dem Abgarbild in Edes^a 
empfinden mOssen, wie er H^ne beimheidenen Heldinnen vor den 
Werken der Söhne des Praxiteles im Asklepiosheiligtom empfinden 
lAast Irre ieh mich hierbei nicht, dann ist aach fUr den Charakter 
der Kunst in der Umwel^ aus welcher das ostsyrische Christentum 
herauswuchs, etwas sehr Bestimmtes gewonnen. 



(1) Peregriwüio SUviae 19 § 6 (Gtyor iUnera HS). 

(2) Ieh denk» an AiutdrUek« wie v. f. : icp6 Twv icoBAv y^üht, st t: 
TifkA xofipifov, I IpsK, XoX'j^au nsw. 



OetqrriietiM Christontum and ottojrriMher HelleniBnuu 



85 



Moniimeoto fehleo hier zur NaekprQfiing heute allerdiogs noch 
▼oUtg. Sie müaate der Spaten des Archttologen erst dem für ihn 
noch durchaus jungfräuliehen Boden der Osrhofine entreissen. Aber 
auch dass dies geschehe, wird man in absehbarer Zeit erhoffisn dttrfen, 
&lls das grosse Werk des Bagdadbahnbaues rttstig fortschreitet An- 
jTosichts der wirttscliaftliclu ii und weltpolitischen Interessen Deutsch- 
lands, die sieh an dieses Werk knitpfen, wird nach seiner glücklichen 
VoUendnng wohl gerade die deutsche Wissenschaft zur Inangriffnahme 
einer gründlichen archilologischen Arbeit an «reschichtlich so unver- 
irh'ichlirhpn Pnnktrn wip FMeasa sich godr;'lnfrt anhcn. (') M("'chte die 
.Stunde alsdann auch «Iii- \viäsen<;chaftlicheii Kräfte der doutschou Ka« 
thoüken an ihrem Platze tinden! 



(1) Ehiige nfthan Aoifilhrangan llbsr Baßimagtm der ehrittiteke» Ärtkäohgk 

im Gebiete dtr Bafjdadbdkn liate ich kürzlich iu der neuen Mtliichenor Wochen- 
schrift Frühlintf I (Heft 15), 2'j7-2C,2 v<'r»ffentlicht. Sie möchten das Intereue 
und womöglich auch ein werktätiges Interesse weiterer Kreis«; £iir die hier sich 
«rOftnendfl nationale E!hr«ikanfgab« «recken. 



wm 



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Miscellanea Cameralia II 

von PAUL MARIA BAUMGARTEN. 



I. Wahlgcschcnkc der Päpste an das heilige Kollegium. 

Im Jahre 1898 habe ich in Ergiluzang der Forschungen von 
Kirsch in seinem grundlegenden Buche Die Finanzverwaltung 
des KardinalkoUügiums im XIII. und XIV. Jahrhundert (1) 
die F'rage neuerdings untersucht : Was erhielt da« heilige Kollegium 
als solches an freiwilligen ausserordentlichen Zuwendungen der l'iSp- 
ste 'i Dahin gehören in der Hauptsache die uns aus der Avignoner 
Zeit des Piipsttums überlieferten Nachrichten über ansehnliche Geld- 
geschenke der gewflhlten PiCpste an die Mitglieder ihres Konklave. 
Ich Htellte eine längere, urkundlich belegte Liste auf (2), die sich aul 
Wahlgeschenke der Päpste Benedikts XI, Klemens' V, Johannen' XXII, 
Benedikts XII, Klemens' VI und Bonifaz' IX bezog. Die hier vor- 
handenen Lücken vermag ich nun etwas auszufüllen, indem ich neue 
Mitteilungen über Konklavezuwendungen von Innozenz VI, Urban V, 
KJemen» VII und Benedikt XIII hinzufüge. 

Ich fasse die früheren Forscliungen kurz zusammen und reihe 
in dieselben die neuen Angaben ein, um eine gute Uebersicht zu 
ermöglichen. Ks besteht die Hoffnung, das.s dt'mn/lciist auch von den 
noch fehlenden Päpsten und (iegenpäpsten Nachrichten über ähnliche 
Zuwendungen aufgefunden werden. Wi'gon der so eigentümlich ge- 



(1) Münster ls95, VIII und 13« .Seiten. 

(2) Utitersueliaiigen und ITrkundon über die Ciimcra Collogii Cardinalintn fitr 
die Zeit von 121».> bis 1437, Leipzig is'js Seito CLIII bis CLVIII. 



MisoelUnea OMMnUft II 



97 



lagerten Vcrh/lltnisse bei der Walil Urbans VI halte ich es t'ür ziem- 
lich aufgeschlossen, dass dieser Papst aueh nur an ein Wahlgeschenk 
gedacht habe. 

Benedikt XI (1303 Oetobri« 23 - 1304 Jnlii 7) ■ehenkte seinen 
17 Wählern die nuide Summe von 46000 Goldgdden, die in der 
Handsehrift doreh eine Bandbemerkung: donam nori pape un- 
zweifelhaft als Wahlgeachenk nohei^stellt wird. 

Klemens V (1805 Junii5 - 1314Aprilis 11, 14 vel 20) (1) hat 
wnhrscheinlieh einn grösnere iSuiiune an seine 15 Wühler verteilt, was 
ich über nur mittelbar aas Quittungen an Kammerkauflente zu er- 
■schliessen vermochte (2;. 

Johann XXII (1316 Aujrusti 7 - 1334 Decembris 4) schenkte 
seinen 22 Wühlern die Hiiifte des Barbestandr der päpstlichen Kaääe 
im Betrn<r<' von HnOOG Goldgulden (3) sowie € medietntem omnium 
st'ivitiiuum, visitationum, censuum, fnictuum et alioruiu debitorum 
uii(l< ('anque venientium, que percepti t'uerant vel dehebantur teinpor»^ 
ereuciouis «. Die (lesamthumme beliei" sicli auf etwa 100000 frold- 
guldeu. Der bei der Wahl nicht anwesend gewesene Kardinal Lucas 
•de Fliseo erhielt an einsetnen Zuwendungen mit Zustimmung 

der flbrigen Kardinftle einen gewissen Anteil, wie ich in meinem an- 
geführten Bttohe des Näheren naehgewiesen habe. Aneh bei diesem 
Wahlgeschenke ist auf eine runde Summe ftlr jeden Kardinal kein 
Bedacht genommen worden. 



(Ij DadTodosdatuin diaaes Papste» steht auch beato noch oirht auzweifel- 
hiift fest. £abt;l, Uienurchia Catbolka Medii Aevi, Tom. 1 psg. 13 oQtspli«id«t stok 
lllr den 14. A|»rU. Am einer von mir «offefilhrton Plravisiaii (Ans Kanal«! und Kammer. 

EriirtiTunpen zur kurial*-n Hof - uml V- ru tiUiiiii?8gt«8< lui'hto im XIII., XIV. and XV. 
Jührliundert, Freibnr^ 1!>07 S.'it.- 217 Aniii' rkun;; 1 scheint hing'g' n ln-i^'orza- 
gi'ht-n, do^ Kieiueob V am 17. April aoi-h am L«ben war. Fioke, l'apettom und 
d«« Tewplsraidsns, Band 1 Dantelloog, (MUnster 1907) Seite 99 nonnt 
den 20. April als Sterbetsi^, wu mit meiner Motte sosammentreSen wtlide. 

(2) Oimera Collegii Cardinaliom, Seite CXIIII. ^ a)> (htmals 13 Kardinal. . 
von d> n -11 r drei aicbt im Konklste waren; TgL Fi uke, Acta Aragonensia Tom. 1 
pag. IHli H8. 

(ß) In tlgn genannten Acts Aragouenaia Tom. 1 pag. 216 heiBBt «■ shwei- 
ehend: «Qoeqitidem medietas foeront XLV milia flor. Item dedit eiineffietatem 
•omnium oonim, qoe ohvonemnt caiiH-r«' pap«' tempore vaocacionis tnm de cennbltt 
•et tribtttis quam de serviciia et generaliu« de omoibos. • 



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88 Baumgarten 

BaDedikt XII (1334 Deeembru 16-1342 Aprilie 25) wurd» 

von 23 Kardinillen gewählt, die sich in die Summe von 100000 Cloltl- 
goldeu aU Konkljivezuwentlun^ teilten. Iii er elienfalls lieisst es niclit^ 
rla^s jeder Kardinal einen bestimmten Betrag erhMt, sonderD das 

Wftlilerkollegium al« Holches erhielt die ganze Summe. 

Klemens VI (i;^4*i ^faii 7 - 1352 Decembris <3) wurde von 17 
Kardinälen jrewflhlt; der Ii-'., F.ortrnndus de Monte Faventio diaconns 
Sanctae Mariae iu Aquiin, war nicht im l\onklave gewesen. Nichts- 
destowcuip"^!" erhielt auch vr, wiv die anderen, liOlMl (ioldpulden, al» 
am 12. Miii i;i42 da» Wahlgescheuk von lu8UUi) (>oldguldeD ad die 
cauicra collt j^ii cardinulium feierlich überwieisen wurde. 

Innozenz VI (1352 Decembris 18- 13<)2 Septembris 12 fehlte 
bisher in d«^r Keihe der Gesehenkgeber. Auf <! rund «-iner früher üher- 
Kehenen Aufstellung in den Introitu» « t Exitus Camerüc, die ich 
weiter unten mitteile, liUst sich diese Lücke jetzt uosfullen. Icli 
sehioke die Liate der Wühler Torans, ana der neh dnielne neue 
Vulgfimamen der Kardinäle ergeben. 

Beim Tode Klemens' Vi lebten folgende Kardinäle: 

St<'phauns Aiberti cardiaalis Claromouteasis episcopus 

OstiOMHis. 

Petrus de Pratis cardioalis Praeuestiaus episeopus Praene- 
stinos. 

(Eliaa) Talayrandns cardinalia Petragorineensia episcopna 
Albaiiensis. 

Bertrandna de Deneio eardinalia Ebrednnenais episoopns- 
Sabinenais. 

Guido de Bolonia eardinalia Bolonieniis epiacopoa Por> 
taeneis (1). 

GailelmuB de Curte eardinalia (Vulgärname nooh nnbe* 

kannt) episcopus Tuscolanns. 

Guilelmna de Aura cardinalis MoQti«olivi tit. S. »Stephani in 

Caelio Monte. 

Hu<ro Rogerii cardinalis Tutellensis tit. 6. LAurentü ia 
Damaso. 



(1) Zur Zeit dm Konklav« befiuid «r sieh extra Carian. 



MiscelUnea Caaieriüia II 



Aegidius Albornoz cnrdinalis Hispanus tit. S. ripiru-ntis. 

Guilelm ITH fic Agriiolio cardinaHs Cacaarauguätaous tit. 
55, Mariae Transtiberim. 

Pastor de Sorraescudcrio tardinahs Pastor tit. .SS. Marcel- 
lini et Petri. 

Pictavinus de MoDtei>quinu cardinalis Albieusi^ Basilicae 
Xn Apostoloruin. 

Nioolaaa Capocii eardiiuüis Urgellenflis tit S. Vitali«. 

Petrns Bertrandt cardioaUs Atrebatensis tit. S. Sttaannaa. 

Joannes de Molondino eardinalis de Molinis tit. S. Sabinae. 

Arnaldtts de Villamaro eardinalis Appamiaram (1) tit. 
8. Sixti. 

Putrat de Croso eardinalis Antissiodorensts tit. S. Martini 

in Moiitibuä. 

Aegidiu^ Kigaudi eardinalis Sancti Dionysii tit. S. i'raxedis. 
Raymundua de Canilhaco eardinalis de Canilhaeo tit.S.Cnieis 

in Hierusalem. 

^iaihardus de Mota eardinalis de Mota diae. 6. Luciac in 
Siliee. 

Bei'iiar'lua de Turre canlitialis de Tune dine. S. Eustachii. 
(iuilelmus ludicis cnnliiiMliä <iuillermus diac. S. Maria« in 
Coüiuediu. 

Nicolans de Bessia eardinalis Lemovicensis diao. S. Mariae 
in Via Lata. 

Petrus Roger ii eardinalis Bellifortis diac. S. Mariae Novae. 
Raynaldns de Ursinis eardinalis de Ursinia (2) diac. 
8. Adriani. 

Johannes de Caramanno eardinalis de Caremagno diae. 
8. Georgii ad Vdum Aorenm. 

Von diesen 20 Kardinälen Avar <1( i Boloniensis epi^copus Por» 
taensiä abwesend^ mithin traten 25 Wähler ins Konklave, die ans ilirer 
Mitte den an ('rater Stelle genannten Clarouiontensi« .Stephänn» Al- 
In rti w.'ihltrn, der am IH. Dezember 1 '>.">•_' den Stnlil Petri als Inno- 
zenz VI bestieg und am 30. Dusembur gokrunt wurde. Derselbe 



(1) Sirs Appsmleusi». 
(3) Sive Raynaldas, 



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40 Baamgarten 

machte «einen 2i Wählern sowie den abvreaend geweaenon Kardinal 
Ouido de Bolonia ein Geichenk von 75000 CSoldgnldenf m das« aaf 
jeden derselben 3000 Ooldgulden entfielen. Die Zuwendung erfolgte 
am Tage der KrOnnng nnmitelbar naeh derselben, wobei der Papst 
bestimmte, dass die Summe equaliter inter ipsoe verteilt werden 
aolle. Die Anasablung erfolgte am 9. Januar 1353 und swar in Gold* 
regalen eugni ref^is Prancie von denen 2466 die Summe von 3000 
Goldgnlden ausmachten. 

Introitus et Exitus Camerae Tom. 245 fol. 137 

1353 Januarii 8. 
Cum dominus notter Innoeentius papa eextus post snam eorona* 

tionein, que fuit anno Domini millcMiino trecenlesimo quinqua^fsimo 
tertio die penultiinH raonsis Decembris, gratioae concessisset collegio 
domiaorom cardinalium 

LXXV"' flor. 

distribuendomm equaliter inter Ipsos, «{oi sunt in nnmero vigintiquin* 
que; et sie aeeundum quantitatem gratiose datam deberentur euiltbet 
dominorum eardinalium coUegii supradicti 

ni'" flor. 

De mandato doiuiui ii'istri pa|><' MU|»nulicti die ottava mensis la- 
naarii assignatio facta fuit in 1^X11'" CL regalibua atiri cagni regis 
Francie^ et facta diviaione ad valorem HI"* flor. imtta estimationem 
eambiatorum aasignati et soluti fnerunt euilibet dittorum dominorum 
oardinaUum 

U" IIU« LXXXVl regaL 

pro III" Hör. 

Et tsic facta assignatiooe XXV cardinalibus ascendit suuiiua am- 
pradicta 

I,Xir« CL reg»I. 
Que summa aaeendit ad valorem LXXV»* flor. 

Nomina (1) vero dominorum cardinalium sunt hee 



P. Penestriiu 
T. Albanen, 
(i, Tortuen. 
B. Sabinen. 
O. Tuscttlan. 



*5. "1 

il 

A M 



Appamiarum 

Urgellen* 

Ceaarauguatan* 

de Canilhiico 



^ .Sancti DynniHÜ \ S 

de MoliniH 



(L) Die Liäto ist vou durMlben lland, aber luit gatiz blasser Tinte oaehgetrag«!) 



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MiMfiUaiM» C«m«r«lU II 41 

Tatellen. i de Mola 

Attn^bdteo. J ^ Guilltsrinus i ^ 

MantifloUvi f i 'S I>eiuovic«ii. |^ ~ 

Ispan. || « Bellifortis l| .5 

Aatisiodorett. i I. ^ ^® Turre i ^ 

Albien. i de UniniB 1 *» 

Pastor ; de Caremagno ' 

* 

Urban V (1362 Septembria 28 ^ 1370 Decembris 19) gebOrt, 
WAS an aieh befremdlieh eveohesnen könnte, aneh in die Reibe der 
Papste, die ihrai Wählern ein Konklavegesehenk uaehten. Diese 
Tatsache ergiebt sieh ans mehrdren Eintragungen in den Introitns 
et £xitu3 Camerae. 

Beim Tode Innoaena' VI lebten folgende Kardinftle : 
(Elias) Talayrandns eirdinalis Petragorieensis epiieopns 
Portuensis. 

Ae<:idiua Albornoz oardtnalis Uispanus episcopns Sabi- 

neu&ia i^l). 

RaymuDdus de L'Anilhaco cardiuuliti de Caailhaco episcopiu 
PrAeucfitiuus. 

Nicolaus Capuüii cardinalis Urgelleusid episcopu» Tuacu- 
lanna. 

Audoynns Alberti curdinalis Magalonensis episcopoa Os« 
tienais. 

Hngo Rogerii cardinalia Tntellenais tit. S. Lanrentii in 
Bamaso. 

Gttilelmns de Agrifolio cardinalis Caesarangostanus tit. 
S. JUariae Irans Transtiberim. 

Elias de S. Eredio cardinalis (Vnlgftrname noeh nnbe- 
kannt) tit 8. Stephani in Caelio Monte. 

Petrus de Monturae cardinalis Pampilonensis tit. & Ana- 
atasiae. 

Aegidius Aycelini cardioaliä Morinensis tit. S. Martini in 

Montibu». 

Audroyuus de Kocha cardinalis Cluniacensis tit. S. Mar- 

eelli. 



(1) Er beÜKod sich raf seiner berühmten Legntioo in Italien. 



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42 Btnngartan 

lohannes de Blandiaco cardiaalis NemaaseDsie tit. S. Maroi. 
Petras Iterii eudtuli» Aqaentis tit SS. IV Coronatoruin. 
Gnilelmtis Itidiei« eirdinaliB Gnillermna diae. S. Hariae in 
Coamedin. 

NieolftUf de Beaaia oardinali« Lemovicenait diao. S. l^ae 
in Via Lata. 

Petraa Bogerti cardinAlia BeUtfort la di«e. S« Uariae Novae. 
Raynaldua de Urainia cardinalia Kaynaldva (1) diae. S. A- 
driani. 

((uilelinas Bragoae eardinalia Vabreiiaia diae. S. Goorgii ad 
Velan\ Auream. 

Stephanus Albarti eardinalia Cai caaaonenaia diae. S. Ma- 

riae in Aquim. 

Hnizo (ie >. Martiaii cardiaalia d«^ S. Martiali diac. Ma- 
riae in Partien. 

I);i Kardinal Altioinnz der einzig^e Abweserulc war, so traten 20 
Kardiuiilü iua Kouklav»«, indem sie den Le{^Ht«jii in Sizilien Guilclmus 
Orimoaldi abbaa monaaterü Sancti Victoria Itfassilienais OSB. wAUten, 
Derselbe beatieg ala Urban V den pilpstUehen Stuhl am 28. Septem- 
ber, wurde inthronisiert am 51. Oktober, konsekriert und gekrönt am 6. 
November 1362. 

Die zwanzig Wähler erhielten von Papst Urban ein Gesobenk von 
40000 starken Goldgnlden, so dass auf jeden Kardinal 2000 flor. entfie- 
len. Am 31. Dezember 1362 findet eine Zahlung an die eine Hälfte 
desWAhter statt, wobei die Zuwendung au^dniklich aU Wahlgeschenk , 
bezeichnet wird: € Quos in sua ereati Mie d«- peeuniis camere apo- 
Stolice gratiose donaverat infraacriptis dominis cardinalibns ». 

Introitna et Exitna Camerae Tom 300 fol. CXXXVII v. 

1362 Decembria 31. 

Eadem die ultima sopradictt menais Decembria repertum foit, qnod 
aolnti fiienint de mandato domini noatri pape, quoa in aua creatione 

de peeuniis camere apostolice gratiose donaveHt infraacriptis domi* 
nis cardinalibas, pront in ({uibnädani litteris recognitis super hiis con- 
cesBorum (sie) eontinetur, videlicet dominis Petragorieensi, de Canilhaoo, 



(1) Sive de U rsinis. 



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MiHoellanea Camenili« II 13 

Mngalonensi, Vabronsi, Claniacensi, (Uiillcrmo LemoTicensi, Raynaldo, 
Bellilorti, Carcassonensi et do Sancto IMartiali, quorum donnaoram oar- 
dinaliuin auot in nniverso XX. Computaodo pro quoUbet cardinali n"* 
flor. fortiijm, ascendunt in samiim XI,™ flor. fort. 

Zu vorstellender Remrrkunij: ;;<'liürt als Er'jJinzmv^ ein um wt-nifr*' 
Tage früher datiertfr Eintrag, worin von fiaer am 2ti. November* I3ü2 
gesclioheni-n Teilzahlung des Wahljsreschenke« gesprochen wird, ohn© 
dass uns d'w Namen der Iji daehtau Kardioälo mitgeteilt würden. 
Introitus »a Exitus Camerac Tom. 300 lol. XXIII r. 

1362 Decembris 24. 

Die XXIlil dicti menris in VigiÜA Nativitatis Domiot ftiit eom- 
pntatim, qnod die XXVT mensis NoTeiDbri^ proximc preteriti faeraut 
reeepti a Ludovico de Rnspo mercatore et kabitatore Avinion. pro 
flolvendis aliqnibuB domiDis oardinalibus doniim greeioae eis faetam 
per dominum nostmm papam in eua nova creatione, pront inferiaa in 
eapttnlo «xpensanim lattne contioetur, VHI*" IT' LIU flor. fort. IX 
woL IX den. 

Gregor XI (1370 Deceiubris 30 - 1378 Martii 27) hat wohl un- 
zweiteihafi, dem Brauoho soin<^r V\-»rgiinger tblgeiid, seine Wühler mit 
einem CTe«chenke budacbt, ohne dass icb bisher Angaben darttber ge- 
funden hätte. 

Urban VI (!;»78 Aprili^ i< vel 'J - 138^.) Octobris 15). lieber 
ihn liabe ich zu Eingang Sicriej, Aufsatzes gesprochen. 

Bonifaz IX (1389 Novcmbrie 2 - Octobris 1) wies seineu 
Wählern eioe ganz unbestimmte Snmme bu, bestehend ans den < poi> 
tionem soam et portiones cardinalium priyatoram et mortuomm ». Das 
Nflhere darttberi soweit es sich zahlenmAaeig feststellen läasty habe ich 
auf Seite OLVn und CLVm meines Buches Uber die Camera Col- 
legii Cardinalium mitgeteilt. 

Innooens VII (1404 Octobria 17 - 1406 Novambris 6) steht 
mr Zeit noch aus, wenn er überhaupt ein WaUgeseheok gemacht hat. 

Von den folgenden Päpsten und fi(?genpjtp8ten kommen zur Zeit nur 

Klemens VII (1378 Septembris 20 - i:t94 Septembris 1(5) 
und sein Nfiehfolp r in Frage. Von allen Übrigen ist über Walil- 
geschenke noch uiehtä ht kannt geworden. 

Die Erörterung der Zuwendung Klemens' VII gibt mir zuiuiehst 
Gelegenheit, die Liste der episcopi TnsCttlani in berichtigen, in die 
sich ein Irrtum eingeschlichen hat 



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BMUngMtten 



Im Reg. Vat Tom. 357 foU. 16- 19 finden «ioh die ratio nea et 
eompnta des Johannea titnli Sanoti Mareelll Sanotae Romanae 
Eecleaiae presbyter eafdtnalia Ambianensia, die aaf Befebl Kle* 
mens' VII am 1« Joli 1394 mit dem Elmmerer FranciBous episcopoa 
Qfalianopolitanas in Avignon ▼errechnet wntden. 

Unter dem ^'eoannten Datum wird der Kardinal JohanaeH de 
Oran^ia ausdrücklich ab titali Sancti Marc« tli pr*^9byter beseiohnet. 

Kobel bemerkt in seiner Hierarchia, Tom. 1 pag. 38 nota 3: 
Contelorius minus recte acribit, non hunc .Toannom (olim episeopum 
Arobiannnsem, sed eius successorem in sedt^ Ainbinnensi, Joaimom 
Bolandi n\ anno 1HH5 translatum pssc ar! 'I'^'^^cuIhu. ; jäte <juid< iii in 
Cardinal« in proniotiis «--st, so^ nun «ccepuisso videtur; narn cum 
morerflur adluic erat ruiscopus Auibianensis. Mat^ nun, der ver- 
schiedeullicli al« Kardiual bf^iaubigtc Johannes Roljiiidi die Würde 
angeaoimnon liaben oder nicht, auf jeden Fall hat Contelorius Recht, 
wenn er ihn, mid nicht Johannes de Graugia (2) in die Reihe der epi- 
aeopi Tnsealam einreiht, woza er zweifellos bestimmt war. Dass der 
Ton Enbel angeführt Qrand, lohannes Rolandi sm als Bisehof von 
Amiens gestorben, kOnne mithin nicht Bischof von Tnscnlnm ge- 
wesen sein, nicht stichhaltig ist, beweisen sahlreiehe Doppelbischofe 
seiner KardtoalsUsten ans dem 13. nnd 14. Jahrhundert. Demgemäss 
sind bei Eubel XXVI, 18, Seite 38, Seite 42 und Seite 84 die sich 
aas di< -^er FestAtellung ergebenden Verbesserungen ansnbringcn 

Aus der mit Kardinal Johannes de La Orange vorgenommenen 
Abrechnung erfahren wir genaueres über das Wahlgeschenk Kle- 
mens VIT. Es hcisst da, da'*? es not^riam existit, Klemens VII habe 
jedem Kardinal 4000 Kammergutdon iu nova creatione sua Überwiesen. 



(1) Den Enbel pag. 37 not. 6 fietUadi nennt. 

{i) JohaiwM d« I» Gfsage B«llovacenais «Ums monMterii Ffionnnenris OSB. 

Rothomagonais dioacoscosi epiKcopiiH AinbiuoeDBiä l'Sl'.i Feltruari 7, titali Sancti 
Man cHi prcsJn tor rnrdinalis tportquum \'Mi] Junii 2B vonif ad Curiam^ 137'» I)e- 
Cfuibris 2U, vulgariter Ambianent^is dictus, f Avenione 1 1U2 Aprilis 24. Aqdo 137^ 
mraie Febniarii roMiait de Curia itonw ad partes Tuadnt' pro paco traetandS; anno 
1380 ivit ad Chralnm V vagen FraociM; meaM Maii aniii 1881 ivit Nteian ad 
eardinales FIoreatiDam et Symonf ni M>>diolRnensi'm pro regr«»g«n eorum ad Cl«- 
mentfrn VII; nnno 13H2 menee Januarii ivit nd dneem Hitnric^Dwm ad civitatem 
BiterreuiM^m et alias part£is Uoguae occitaoe pro tactiä patriae. 



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Miscellaoea Camernlia II 45 

Die AaaMhlang denelben konnte natariteh nieht gleich erfolgen, 
da man in Fondi unter aehwerem Oeldmaogel litt, die Kammer in- 
folge denen bei jedem Karialen Geld anfiwhm, der solches be«ass 
und hciguben wollte» Nach nnd nach wurden die einzelnen Posten 

an die Wfthler aun^'eznhlt oder anderweitig verrechnet, nachdem ein 
geordneter Haushalt iu Aviguon hatte eingerichtet werden können. 

Im vorliegunden Falle wurde die Komposition vom 3. November 
i:^80 « d«i omnibua et aingolis primis fruotibn» debitis per eum (scilicet 
cardinalem) ratione quoruracuuque beneficiorom, qne n tempore assamp- 
cionis sae usque ad dictam diem fuerat quomodolibet assecatas, 
prout coustat per litteras predicti domini nostri exhibitas prrdicto 
domino camerario, visas et exainmatas per oum», gepcn das W ahlge- 
schenk von 4000 Kauimerfruldfn aufgerechnet. Da dif primi tructus 
sich auf IW')') Kammerguldea 10 Groschen und \^ Dcnarn Avignoner 
Münze beliefen, so verblieb dem Kardinal ein Guthaben von 44 Kam- 
mergolden Ü Groschen H Denaii; gleicher Münze. 

lutroitus et Exitus Uamerae Tom. HüT fol. 1 sr. 

1 ;Vs(i Nü veiiiljri-* 3. 

Item vum predictus dominus iio3tt'f iu nova creatione sua, prout 
uotorium e.>a8lit, dederit cuilibet dictoruui cardinaiium summam 

IUI ^1 flor. de oam. 

persolvendam per ipsam c-imeram apostolicam, voluit dominus noster 
pro solucione dictürum 1111 ^ Hnrcnnrum in parte assignari eidem, 
compeusari et deduci summam predictam 

IU» IX«' LV ilor. de cam. X gross. 

XVI den. monete Avinionensis. 

Front constat per litteras exhibitas visas et examinatas ut snpra. 

Et sie facta deduotione diefearom dnamm snmmamm restat, qnod 
debentar per oam^am eidem oardinali 

XLniT"'^ Hör de cam. TU ^oas. VITT den. 

Da Klemens v.>n dreizehn Kaidioiilen. das ht i>st allen Wühlern 
Urbans VI mit Ausnahme der Italiener, nbtr iiinzuirilt des vorgenann- 
ten Kardinals Johaunes de (it-angia, der im April VdlS ia Maa^a bei 
Pisa weilte, gewühlt wurde, ao ergibt sich eine Gesamtan^be der 
Kammer von 42000 Goldgnlden. 



4» 



BHimifinlea 



Benedikt XIII (i:i94 Srptrmluis 'iH - 1423 Mait 'i'V: eclireiht 
Am 1. Mfir/ 140.'! «einem Vizi-kaiizlfi* Joliaoin*« de Bro^iiy ntuli Sanc- 
tj^o Anaj*t<iHiae (Ij; ('um itaiiu«- ik)m ]»aulo post nostri f»svuin})ciouem hi\ 
summi aj)Of^tolatus npicein tihi, ul ixjn-uaMruiu om-ra, ijue t<' oportt-t 
necessariu subiic, posses lacilius »uportar«-, quatuor uiilia tiorenorum 
uuri du Camera tteiud damtaxat .... percipiendo« iaxta morem in 
tolibn» Uuidiibilitor obtervatnm, dotiaverinutfi» sen ex dono grucioso 
dttxerimtts cooeedendosy ordnet Benedikt die Auszahinng der Sunime an. 

Aus dieser Bemerkung geht hervor, das» den Wählern Benedikts 
eine Siunme von je 4O0O Goidgulden yersprochen, aber nicht gleich 
Ausgezahlt worden war. In dieser Betiehung lagen alflo oie Verhillt- 
nisse genau wie bei Klemens Vn. . 

Da der Vizekanzler am gleichen Tage eine z^rltc ßnlle crhAlt, 
in der ihm Pnvile<;i< n ad onera snpportanda luic einer hcstimmtcn 
grUiidun^ verliehen worden, so wissen wir auch, waram di<- Auszahlung 
d<'3 Kn")nunp'«jr<'sch<'nko8 an diesem Tage erfolgte {'2). Wir lesc-n 
dort : Cum itaque tu, qui Sancte Romane Ecclcsio Ticccmcellarius 
existis, pro eiusdem Eecle>»ie necro^-iis dante D uninn t« licitt r ex'?— 
(jueodis ad part«*^ Ttalie d*'hea8 nohiKcum persütjalitcr protioi^i. - ' 
lial>e er liesoudcn' Beilulfe nötig. Die um elf Jahre verz"ifr< rti' Aus- 
zahlung des Krt'iiungsgeschenkes wiire wohl auch jetat noch nicht 
erfolgt, wenn nicht die Reis«; nach Itidieu lievorgCHUmden hätte. 

Benedikt Xm wurde von 21 Kardinftlcn gewählt. Die von d«r 
Kammer aufzuwendende Summe betrug also 84000 Ooldgulden, wenn 
man annimmt, flasa die drei abwesenden Kardinale an dei* Zuwen- 
dung keinen Anteil gehabt haben. 

Siebt man von der unbestimmbaren Zuwendung Bontfiw' IX ab, 
so wurden im vierzehnten Jahrhundert nach den bisher feststehenden 
Nachrichten als Wahigeseheoke bezahlt: 46 + 24 + 100 100 + lOH 
T 75 ^ 40 r 42 T S4 Tausend = 6l900(j Goldgulden. Man darf ahH> 
rund 620000 Goidgulden annehmen, die bei massiger Schätzung heute 



(1) Heg. Av il. Tc iin. -'l'' tnl. .'»5^. J"'i;i)nn tititü f^uiieti- AnaiätaBU' presbitero 
cardiniiU sAlatijtn etc. — Moritoram prorogativa taoruui. — Oat. Nicio kal. M«rtii 
anno nndseimo. 

(2) Bog. Avwi. Tom. 3t9 fol. 53'. Jolianai titali Saoete Aaastasie pr«sbitM« 
eaid'nsli lalntaoi etc. — Dum ad peraonam. — 



MiiK.'ellaoea CAmeralia II 



47 



einer Summe von 25 Millionen Mark entsprechen wttrden. Wfiren 

noch die Ani^aben von lanosens VII, (Jregor XTl, Alexander V und 
Johann XXIII erreichbar, i*o würde wohl bis zur Beendigung den 
Schisma« der Betrag von 30 Millionen Mark erreicht werden können. 

II. Exkommunikatton von Prilaten im Jahfe 1390 wegen NichtsaUung 

der Senrltien. 

In meinem BnrlM- hIh t <li<- ('.niierH ro!le«rii ('ardintiiinm habe ich 
»Seite 215 ff. drei umtaiii:r''i( hr Acti tistiicke über die Exkommuni- 
zierung zahlrp!ch<»r italii mscln r uml >]KiniBchor Pn'tlaten ans den 
Jahren 13ü5, l'M'ü uatl vür«itJ"eutlichl, wiil dieaulbcu ihre Sf^r- 

vitien zur beachworenon Zeit niclit bezahlt hatten. Ich gab «lauials 
meinem Bedauern Ausdruck, keine weiteren Listen dieser Art haben 
auffinden zu können. Die Lage der Dinge unter Urban V in den 
Jahren 1365 bis 136d liess es an sich nicht erwarten, daas drei in 
den Ausdrucken so acharfe Aktenstücke von den vereinigten Kammern 
wttrden erlassen werden, Ea heiast dort über die säumigen Zahler: 
« Qnos capiente« ad emendationem debitom revooare, ipsos in au« 
dieneia publica Utterarnm domini nostri pape exeornnmcatos et per- 
iurofl feeimn»: |)nl>IicAri. Cum igitur premissa soatinoerint et adhuc 
snattneant animis dampnabiliter induratta, voh nteä, prout ex debito 
commissi nobis tenemnr ofHcii, eornm contamacie et cooteniptui, 
fjuantum possumus, obviare, paterTiirati vestn*... coramietimus et... 
raandamus. quafimT?... h<mn omnia mobilia ac se movencia... ad 
manus camei f apostoliue iHinatis » Am Orte ihrer \S irkf<amkeit sollt ii 
die Priilaten -iugulis diehti- .lominicis et fe.stivis in misrtaruui *ull* inniis 
tauujuaui -^uspf^nsi, periuri et excomiii juicnti vi-rkUudigt und ihnen 
jegliche Ausiibuiii; ilnrs Amtes untersagt werden. 

Heim Durchblättern <ltr Divers. Camer. im Annar. 29 des 
( leli' iin irchivs atiess ich nun auf eine weitere Liste der nimischen Obe- 
diCüz aus* dem Jahre 1390, in der dreissig Bischr»te und G.) Aebte 
genannt werden. Die zur List«- gehörige Urkunde der beiden Küm- 
merer ist adir kun und besehrftnkt sich ledigtieh darauf, der All- 
gemeinheit anzakOndigen, dass die zu nennenden Prfllaten exkom- 
munisiert seien. Niemanden wird der Auftrag gegeben die Strafen zn 
▼erkandigen, und niemand soll ihre Güter mit Bcechag belegen. In 



48 



BMungurtan 



der Fas<«anf; und dvm Inhalt nach ist also gp«re3über den oben 
erwjlhnten Urkunden ein erheblicher Schritt za ;rr«VsH»'r»>r Mildo 
gemacht worden, was wohl mit «len unaicherea Verlijiltniösen der 
.Schisrnazeit zusauinieiihängen mag. 

Im Jnhrü liUiö hoiMst <.'s, diiss di«' K:unmcni mit der Verkündi- 
gung d*'i pocaac et «eotentiae lang«* gewartet hfitteo, um den Säami- 
gen Zeit sa Ussen, ihro beschworen« Pfiteht ta eifftllen, quaniTW 
dtatin« expectati. Und in der Tat haben wir e« bei den Veraeiehaissen 
ans j«ner Zeit mit Sebalden tn thnn, die znm Teil 18^ 15, 10 Jahre 
alt waren, ohne dass die betrefibndeo PrAlaten sieh um die Ordnong 
ihrer Verpflichtangen oder Stnndang deraeiben bekdmmert hatten. 
Einige Vergleiche der Liiite tod 1865 mit jener von 1390 machen 
diese Dinge klar. Die Erzbiäc)u>f6 bczw. Biioh((fe Yon Bin, Androe^ 
Conza, Ciiaerta, Bovino, Comaechio, Hagoorea, ^i^ignauo, Aquino, 
und Aleria waren ernannt worden 1H47, liVU». 1 ;'..')*'), 1:^)1, K}r>^ 1357, 
1857, V\o\), 1354 und 1302. In d«^r uut«u folgenden leiste kann man 
in Allgemeiri«n von finer solchen T.annrmnt nicht sprechen. Ich fllhre 
einige fjrnennungs- oder Obligatiousilatiiii an, die «leui Aus^itellnnsrndafum 
unserer Urkurde vom 24. Dezember 13'JÜ bedenklich nahe stehen. 

Äqoileia 13.JnDi VASB Lecce 17.Demnber 1839 

TittTiso 27. Oktober 1385 Fieaote 15. Februar 1390 

Trani 23.Angn8t 1B87 St Asaph lO.Mftrs 1390 

Troja 13.Söptember 1387 Agen 2. August 1383 

LhindafF 9. Augott 1389 Ottana 3. September 1389 

Bisaccia 21. August 1389 S. Ginsta 3. September 1389 

Bisignano 16. Dezember 1389 Bethlehem nach 2.Deo. 1388 

Die ▼oratehenden Tlenehn, in der Reihenfolge der Liste ange- 
merkten Emennungs- oder Obiigatiotisdaten zeigen deutlich, dass man 
mit der Verfcfindigung der Strafen und Zensuren ausserordentlich 
eilig vorgegangen war; finden wir doch sogar einen Obligationstermin 
ans dem Jahre 1H90 selbst Und dieses Datum bezieht sieh auf 
das Bisthnm St Asaph im damals so fernen England. Ob das Geld 
▼iellmcht unterwegs war und duroh Fährnisse zurückgehalten wurde, 
ob eine Gesuch um Stundung nnterwegs war und ludd eintreffen musste, 
zog man nicht in Erwjlgung: der juristische Formalismus, verbunden 
mit einem fiberspannten Fiskalismns, waren masflgobend, um derartige 



MitcelUmo« Canmrftlia 1[ 



49 



budaaerliehe Schritte mO^li h zu nmcbün, die ullcrding^ sehr grosso 
Geldnot der Kurie, die in den aehliinmen Zeitverhftltaissen som 
grösBten Teil ihren Grund hatte, muss allerdings als ein einiger- 
massen mildernder Umstand mit in Reohnang gesetst werden. 

Unter den nntßn fol<^nden dreissig BtstOmern liegen diejenigen 
▼on LlandaflT und «St. Asaph in England, dnsjt ni^'e von Killala inlr- 
landy Agen in Frankreich und Bethlehem in Palästina. Die Übrigen 
befinden sieb in Italien oder in nnmittelbarster Nfthc dieses Landes. 

Die Liste ist in Einselheitrm nicht ganst zuverlässig. Bei N. 22 
Pacten. scu Liimrien. wird als Bischof noch Franciscus genannt, ob- 
schon derselbe schon am 18. Märx 1388 sieh ftlr das ihm verliehene 
Butam Mazzara dol Vallo yerpfliehtet hatte ; und dieser selbe Fran- 
ciseuB wird ja auch als eptacopna Mauarion. unter N. 20 genannt (1). 
Der episoopus Betblehemitanus Lanfraneus ist bei £u.bel nicht vei^ 
zeichnet. Ich vcrmut' . da»^ es sich um eine j^ehörigo VerschreibuBg 
den Ortsnamens handeln wird, ohne eine Konjectnr bieten zu können. 
Ebenäo iVhlt T^aurcntius cpiscopu» Trn<;uricnäis in Rubels Series; 
doch heis3t es in Anmerkuuff 5 (Seite 017): « I^ogfimas qnidem in 
Obli«r. Tom. f*>!. äf*» «juendam I.aurentinm 1'^>^7 Anjr- -'^ ut <'pi- 
(scoimin Trafruriei). <>l)li\ra?'<»» : cunst.it nuti'tn «nno i4<>3 adhuc C'hry- 
aogoiium liuic ei < le~i.ir- piaefuinse ». Wenn ein ('hrygoj^onu« 1372 auf 
den Stuhl von Tr.ii'i ^'i^luifrte und 140:1 aucli ein Cliryöojjionui* dort 
lUschof war, jcdocii m amtlichen Sehrift^tiiekeu uir die Jahre 1387 
und 13D0 ein Laurentius als Bischof klar horA'Ufct ist, so moss es 
wohl zwei als Biachöfe mit dem Namen ChryHo<;onu8 ^'<-^ebett haben, 
zwischen die der hier genannte Laarentiua einzuschieben wäre. Diese 
Vermnthung konnte nnr dnrch die andere etwa entkräftet werden, die 
eine amotio und spätere restitatio des Chrysogonns annähme. Der 
Bisohof von Nioastro (N. 21) wird in der Liste fklschtieh Johannes 
genannt ; er hoisst Jacobns. Der etwas fabelhafte episeopus Sayanas 
in Romandiola krinnte meiner Ansicht nach höchstens in demje- 
nigen von Sarsina erkannt werden. 



(I) Wer b« Xenbesetzung eines Stebks df« «Iten Servitienschelden abtra^eQ 
iiiussto. habe ich \x • itluiifii;!; in meinem gSMuntea Buche Ubsr die Csmeni CoUc|pi 
CutUaalioin sa»«>tOM>dergeiH)Ut. 

4 



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50 Baam Karten 

Wenngleich ich ob<m g<'9a<;t halx;, dann die Massn^geln von 1990 
nicht HO strunjir waren, wie die von 130.'). 13G7 und 1HG8, so mnss man 
doch nicht glauhen, dan3 die Erlasse dor beiden Kammern in den 
S])rpn<,'cln der Rischöfe und den .Stiftern diT Aebte unbekannt geblieben 
wären. Die lv;immerer sortrton in da^f^er oder jpnf»r Weise Ifir die Kund- 
gabe des erU!^s«"uen Spruches. In meinem HUgei'uhrieu luK-lie IihIk- 
i ;h •'inio'e nll<;emein giltijre lieujerkungen über die Zen^$uran und 
ihre llaiulhabuug (Seite CLXXVIIII) gemacht, wobei ich bemerke, 
dass es bei den Straiandrohungen in der Obligationsfurmel angezeigt 
^we«ea wäre ^eine Clansel anznfUgenin dem Sinne, dam der sehnldige 
Prfttat diesen Strafen verfalle, der nnsdialdige dagegen firei anagehe. 
Von einer aoldien ex aequitate dictierten Milderung der allgomeinen 
Fermel ist leider nichts bekannt. Lediglich die fieealischen Interessen 
waren massgebend bei der Festsetsong der Strafen nnd bei der 
Benrtheilnng der einzelnen FftUe. Ueberdies mnss noch betont werden, 
dass die Interessen der Bistttmer wie der Abteien durch eine so 
schematische Verhiingung der schwernten kireldichen Censuren in 
sehr vielen Fällen auaserordcntlieh gcscliädigt wurden, imlem der 
Zwietracht untjr AVeltklerua und Mönchen, der Parteienbiidung 
und allen üblen Folgen solcher VorkommniHsc Tür und Tor ge tlfnet 
wurde. Das» die kirchlicin-ti Mrnfen selbst durch eine solche Hand- 
habung derselben zu rein tiscalisehen /wecken in den Augea von 
Clerus und Volk sehr an ihrer Redeutanmkeit und \\ irkung verloren, 
ergibt sieh leider nur zu klar l'ur Jeden, der der Kirchengeschielite in 
ihren lucaleu A< usscrungen mit Sorgfalt naehgeht..Nur unt Widerstreben 
entäcldicääe ich mich, die Wanden aufzudecken, die der Kirche von 
der Cnrie seibat in allen Teilen der Welt geschlagen worden, weil die 
Gelder nicht rechtzeitig an die camerarii eingeliefert worden waren. 
Oder bin ich nicht berechtigt, von Wonden der Sirehe zxx sprechen, 
wenn ungefilhr nm dieselbe Zeit Unnderte von Prftlatea in den 
▼erschiedensten Ländern öffentlich dem Volke als Meineidige hin» 
gestellt worden? Dazn kommt, daas der geannde Sinn des Volkes sich 
nie dasu versteheii konnte, xwiaehen dmi Veigehen «od der Strafe 
irgend eine auch nur annähernde Gleichheit zn tinden.^' Diese Steile 
trifft mit Ananahme der feierlichen VerOffentlichnng der Sentenzen 
auch fUr die hier vorgelegte Liste zu, ja man mttsate manches nooh 
Schürfer fassen, wenn man die schon ungefahrte Tatsache ins Ange 



iJigiiizea by VoüOgle 



Miieellaoea CamenliA II 



51 



fässt, daas es sieh hier am Sehuldea handelt» von denen manehe dem 
Aoaeheine naeh noeh niebt eininal ein Jahr alt wareo. 



Archiv. Socret. Vatic. 

Ano. 29 tom. 1 (Urban. VI Bonif. IX. Dirersor. Cam. 
13d9. ad 1391) fol. CCXLV y. 
Bomae apud Sanotam Petmin 1300 Decembris 24 

Nos, Henricna miseraoione DiTina titnli Sanete Anastatiie prcsbiter, 
et Harinue eadem nÜBeraeiene Sanote Marscnove diaeonue Sanote 
Romane Ecelesie cardinales domiui pape et aaeri collegü reverendiaii- 
morum in Christo patrum dominomm Sanote Romane Eeelesie eardi* 
naltiun eamerarü, tenore preseneiam denuneiamus exeommunicatos 
preUtos infrascriptos, eo qaod in tenninis ipeis prefixis non solüeront 
commonia et minnta servieta, in qnibas raeione ecclcsiarom et mo- 
naateriorom saomm apostolice camere et sacro oolle^rio raverendissi« 
momrn patrum dominorum Sanctu Romane £eeleaie cardinaiium sunt 
cfficacitcr oMigati. In quoram testimonium prcaentes litteras fieri fe- 
cimua et aigillorum nostroram impresaione muniri. 

Datun Rome apud Sauctumpetrum sab auno Domini miUeaimo 
trecentesimo nonagesimo, indictione tertiadecima, die viccsinm qoarta 
inensis Decembris, poutificatus sanctlssimi in Christo patris et domini 
nostri, doinini Honifatii Divina Providentia pape Villi anno secando. 

1. Dominus Johannes Patriarcha Aqailegen. 
Dominus Nicolaus episcopus Terrisinas. 
Dom. I>aurenciu3 opiscopus Tragurien. 
Dom. Hartholomcus episcojiuH Troiauus. 

5. Dom. Kdmondus episcopas LandAvensis. (1) 

Dom. Leo episcopas Bisacien. 
Dom. Jacobus epis^eopus Hisignianea. 
Dom. Antonius episcopas Licien. 
Dom. Jacobus episcopas Fesulao. 



(1) Ib der Hand»clirift atelit Laudaneottis. 



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58 



Baningarten 



10. Dom. Aloxandor episco|m8 Assaveu. 

Dom. Joliiiiinos episcopus Aireiien. 

Dom. Nicolaus episcopus < (utlionieii. 

Dom. Joltannes episcopus Siincte Juate. 

Dom. LaulViincus cpidcupua Ilethelemitau. 
15. Dom. Baudeilas episcopus Civitatiscnstelii. 

Dom. l^laront episcopns Oenacen. 

Dom. Angelus epit^copas FaTeatiDiu. 

Dom. Petrus episcopus Fanen. 

Dom. Petras episcopus Lauden. 
20. Dom. Franciscus episoopus MasaHeo. 

Dom. Joannes episcopus Neueastren. 

Dom. Franciscus episcopus Pacten, seu Liparien. 

Dom. Ilu.;olinus episcopus Reginas. 

Dom. .iacoi)Uä cpisoopo« Sorea. iu Sardioia. 
25. Dom. Beuedictuä episcopus Saynnas in Romandiola. 

Dom. Antonius opisc<tpns Siioncnsis. 

Dom. Aiiu'' liH i'|iisioi>us >alpeuäi8. 

Dom. Anuiiiius e|)i-^coj)Us Vnitomnus. 

Dom. Thoiiias cpiscopu--:* Ahulfii^is in Ibernia. 
BO. D. Costantiuus episcopus Teraiulauuä. 

I.-Frater Frauciscus abbas monasteiii Saaoti Angeli iufro (sic^ Oati» 

Cjunerinen. diocesi«. 
Fr. r>< I tuQotlius abliju luouasterii Saucti Augeli de liloro Plao» 

tt II. dioc< si9. 

Fr. FranciscuH abba« monasteiii Sancti Apollinaris io Classe Ha- 

vennaten, dioc«;sie. 
Fr. Carasiius abbas luonasterii Sancti Bcuedicti iu Alpibus Fa- 

▼entin, diocesis. 

5. Fr. Floridtts abbas monasterii Saneti Benedict! de Sehaloeehio Ci> 
▼itatiscastelli dioci««. 
Fr. Attgustinns abbas monasterii Sancte Lucio de Birata Vi- 
eentin. diocesis» 

Fr. Dominieus abbas monasterii S. Mario de Arabooa Theafin» 

diocesis. 

Fr. Francbischinus abbas monasterii Sancte Marie de Thoma 
Aretin, diocesis. 



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Mjaoellania Cam eraii& II 



53 



Fr. Jeronimns abbiw laonasterii Saaoti Benedict! de Salarno. 
10. Fr. Nicolaus «bbae moDasterii Sanete Marie de Victoria Manican. 
dioecsi». 

Fr. Nteolans abbas monasterii Sanete Marie de Ripalta CiWtaten. 
diocens. 

Fr, Bondi abbas monasterii Benedieti de Podolirono Mantaao. 

diocösis. 

Fr. Ysai'as abbin monasterii S. Mario de firipta in Panormo. 
Fr. Nicol.tuä ;il)l)as monasterii S. Salvatoris de Fiorenoia. 
15. Fr. Cieraldus abbas monasterii Silve Majoris ßardegaleo. diocesis. 
Fr. Franeiscus abbas monasterii S. Spiritas de Semprono Gaietan. 

Hioccsis. 

Fr. Julianua abbas monasterii S, Petri de Eugubio. 

Fr. Maurus abba-* monasterii S. Genesii de Hocchacootracta Se- 

noiraliL-n. diucesis. 
Fr. Freduricus abbas moaasterii in Canipidona Constancien. 

diocesig. 

20. Fr. .lohauuen abbas monasterii in Cesaria Aufrüsten, dioce^is. 
Fr. Uraus abbas monasterii Sanete Crucis Fontis Avelane Eugu- 
bin. diocesis. 

Fr. Aleramos abbas monasterii S. Dalmatii de Bnrgo Asten« 
diocesis. 

Fr. Johannes abbas monasterii S. Donati de Sextokalendas Par 

pien. diocesis. * 
Fr. Petrus abbas monasterii Ebracen. Hcrbipoien. diocesis. 
25. Fr. Fredericns abbas monasterii S. Emerami Rattsponen, diocesis. 
Fr. Accairsins (sie) abbas monasterii S. Enfemio Terrisin. dio- 

ci^sis. 

Fr. Johannes abbas monariterii S. Firmi Maioris de Verona. 
Fr. Ventaia abl>as monasterii Sanctomm Fabiani et Sebastiani 

ValliNlaum Bononien. diocesis. 
Fr. Nicolaus abbas monasterii Farlenais, 
30. Fr. Haymiiudus abbas monasterii S. Honorati Insole Linnen. 

GrapoTi. diocesis. 
Fr. Joliarines abbas monasterii 6. .Justi de \ ulterris. 
Fr. Xiculiui:* abbas monasterii S. Johannis de Flore Cusentin. 

diocesis. 



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5A BMmgMt«a 

Fr. Cipriaims nbbas monastorü ^. Johannis de Panoelaria prope 

Anoonaiii. 

Fr. Andreas nbl>a- inoiuisterii S. JüIihquis liapiiste d»' Accorreta. 
35. Fr. Ilarius al)l)Hs in o na steril Sancti («ic). Uarii, Benedicti et^Gre- 

gorii dö Veucciis. 
Fr. Johannes abbas monasterii S. Johannis de Marsan. Civitatis- 

c«»teUi dioeesu. 
Fr. Blasiiifl abbaa monasterii S. Lnpi de Beoeveiito. 
Fr. Raynerina abbaa monasterii S.Lanreneii de Cnltnbono Fe^ 

Eulao. dioeens. 

Fr. Stephanw abbaa monaslerii S. Laureneii extra maroa Leo- 
dien. 

40. Fr. Benedictas abbas monasterii 8. Lncie Rasaa Urbevetan. 
dioceni. 

Fr. Stepbanna abbaa monanterii S. 3ifiirie de Perrallo Jannen. 

diocesis. 

Fr. Vinceucius ahhas monasterii S. Mauroncii Forosinfronien. 
Fr. Martiaus abbaa monasterii 5. Marie de Montearmato Bononien. 

diocesis. 

Fr. Philoteus abbas monasterii S. Marie de Lamito Aiexau. 

fiioci'sis. 

45. Fr. Petras abbaa monasterii Ö. Marie de Ilice Consanen. dio* 

crsis. 

Fr. Johannes abbas monasterii 8. Manu do Criapiano Tarentin. 
diocesis. 

Fr. Antonius abbas monasterii S. Marie de Vangadicia Adrien. 
dioeetb. 

Fr. Adrianns abbas monasterii S. Michaelis de Trama Messanen. 
diocesis. 

Fr. Matheus abbas monasterii S. Marie de Claravalle de Castan- 
gola Senogalien. dioeeais. 
50. Fr. Jacobn« abbas monasterii S. Marie de PortnnoTO Aneonitan» 
diocesis. 

Fr. FraneiscttS abb.'s monasterii S. Marie Discalciatorom Flo> 

rontin. diocenis. 

Fr. Ambrosins abbas monasterii S. Marie de Calena Sipontin.^ 
diocesis. 



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MilceUaneA Cain«ralia II 



56 



Fr. Raynerins abba« monasterü S. Michaeli» de Bnrgo Pisan« 
Fr. Äliuannas abbaa monasterii Marie de Ripalta dioeeiis. 
bb. Fr. Benedietne primiu abbas Vallisumbrose Fesolan. dioeesis. 
Fr. Angelus abbae monastorü S. Marie de Falera dioceeis Civi» 
tati» Caetellan. 

Fr. Felix abba« monasterii S. Marie de Siftoo Noeerio. diocesia.' 

Fr. fJregorius abbas moDasterii S. Marie de Pola. 
Fr. Vitalis abbaa monasteni S. Marie de Lisola Brotonorien. 
dioeesis. 

60. Fr. Wernherus abbaa monasterü Marie Aufxiemaioris. diocesia. 
Fr. Daniel abbas moQasterii 8. Marie de Gala Mesaanen, dio- 

ccais. 

Fr. Antonius abbas ntonasterii S. 31arie de Kocchadiu Öiracusan. 

dioc'isis. 

Fr. Bernardiis ahbüs monasterü S. Michaelis de Passignano Fe- 

Butan. dioc«*äis. 
Fr. Qentilis abbas niooasterii S. Mauricii Forosinfronien. 
65. Fr. Paulas abbas monasterii S. Michaelis de Murano Toroellan. 
dioeesi«. 

Die in dieser List«; befindlichen Unrefrelmässigkeitcn sind so olfen- 
knndig, das» ich sie nicht eigens hervorgehoben habe. Der Leser 
wird sie nnsehwcr selbst verbessern kOnnen. 




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Kleinere Mitteilungen. 



Der Heidelberger Rektor Nicolaus von Wachen* 

heim (1480). 

Za«rat nnd lange Zeit bildetea Maina, Worm und ffpeier mit 
Ihren BiachofMitaen nnd Domsiobulen die Centren lUr dae GeiMee- 
loben am Bkein« wfthrend dee Mittelalten. Ihnen aar Seite traten 
im Laufe der Zoit diu KlOater nnl Stift«, von w-flchon f in ni< lit 
rinfr»"* Mn-^H von Kultur nii'^fjinir. rnnn (lonlio nn T;m'sch ti. B., 8t. Al- 
ban b»'i Main/i, ;m Si'liL'i'iistudt. Af«< liaff< til»ur«j, nn FiiMn. Die mit 
diesen SUUton verbun«lon<Mi AustalttMi trntea zui'Uck uuii wurden ab- 
gelöst von den Hochschulen, in Italien« Frankreich« Deutechland. 
Ungeaähite sogen nach Italien, um die Vorteile der Reohtsschnle lu 
Bologna »ich ananeignen und in der Heimat au verwerten, wieder an- 
dere stHiraton nai h Paris mit der Sorbonno. bis dann im 14. .)ahr~ 
liundcrt Pratr iiinl Ili furt den Heigen in DoutHchlnnd eröffnen, und so 
f'inf ErU'irliti'i uiiir für dio WiNsenMbedürfli^on erbrachti'ti. Froiidi^ b««- 
griihsten die Hiieinlancie <iio Krrichtung der irorhhohuli' zu Jicidelberg, 
welche 138(i ins Leben trat; vor allem kam diese StUtte der (ielohr- 
•amkeit den Blatämern TTorme, Speyer und Maina augnie. 

Die Beihe der Bektoren nnd ProfeMoren dieser Hochschule weist 
achtbare Mttnner auf« deren Verdienste um Kirche, Beieh und Wissen- 
schaft noch Inn^ü m'r-ht s;enug gewürdigt Rind.') Daau darf gererh not 
werden der f{< kt<ir Nirulnu« von Wiicln'iilioi!n, volnt j>rincep« tlioolo- 
goruMi. .'»0 .Ittiire ian;r an 4b»r llncliM linlr liiti::. Ti itln'miuri wi«lm< t 
uuborm gtdehrten Niculau8 folgende kurise llio-Bibliograpiiie (Hhitt Lr»7 
der Kölner Ausgatie von 15^ seines Katalogs der Kirchensclirili- 
eteller) : 

Nieoüm» de Wachenheim. natione teutontousr vir in divinis scrip» 
tnris emditissimuH et in Heeulari pliilosopKia ogrogle doctus, ingenio ex- 
oellens et darus eloquio, qni inHeideibergonsi gymnasio per annos forme 



Neuerdiug« liat Pr<tl«t Dr. Fr«U2 in seiner MouogrHpLii> Ut-s .M.tgni Jawor 
188Ö iD die K«nntius des HoetiKhullelieaB bessiiden ia Heidelberg • ingelilhit. 



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KJeinere Mitteilnngen. 



57 



quinqtiagintn iloeotido, lojrondo ar diBpiitniido volut priniM»p» tlu'olo- 
gorum in maxirao pretio fuit, soi-ipsit non »pernenilao ItK'tionis upu- 
seiUa, quibiu nomiaiB aui memoriiun etiam po»teritati oommendarit 
.... clarnit Heydelbei^e aub Fred«rico Imperatore tertio. Anno 
Dfii MOCCCLXXX, iam T«lde aenez «t »uh Si.xto pontific«» quaxio ante 
hoc forme «eptenniniii mortuu« eet. £ quibus od ine pauca porre- 
neriint 

NiouUiUB muBs oinor bUrp>rliclifn Fnmili»» zu Wnrli<«nhoim an «i«M- 
l'triinni (h»>i Wonu» in den Hhrin mUndoml) entspruHSun 8t'iu('|. Eh gab 
allerdings ein mehrfach am Wormser Dom beptrUndetes Geschlecht 
derer von Waehenheim, die Wiener Handachrift 4215, welche Fre- 
digften floidelbet^r Profeworen yereinigt, gibt eine Predigt des ma- 
gigUir Nikolaoa Kr»! von Wachenheim, wodurch wir den btti^rlichen 
Faniili*^nnnm<Mi Krnl orrrthron. 

Da» 1 tolmilsjalii' lüsst mrh /j«"?nlirlj g«>nnu fe^.t-tl'II>■n. «l«'nn Tritht»- 
miuH. duwicu Vorrodt' dnn Üiitum 14i>2 trügt, gibt nn, daKü Nit'olauH 
iam Talde aenex in hohem Greiaenalter gestorben sei, daia er geblQht 
unter Kaiser Friedrich III. (1440 -93) and Papat SixtualT. (1471—84) nnd 
yor einem Septenninm gestorben sei. also um 1485; ausserdem gibt die 
Matrikel der Hoclisi lmli' von Hoidelbpi L' 'la^ .Inhr 1422 ah Jahr des 
Eintrag»'!* an. wa» all«'» zur Annalinn» hn-i i li tiirt. <l;iss ilif rn luirt in 
dio orBton Jahre dos 10. Jahrhundeito ItiUt, ui*luu<.>u wii- einfach 1400 
an 

Im Jahre 1425 wurde er Magister in nrtibu8 und beendete 1437 
die Sontonsen; s wischen 1436 und 1472 war er siebenmal Sektor (■), 
gewiss ein untrügliches Zeichen besonderer BeOthigung wie anderer- 
seits ungewöhnlichen Vertrauens. 

Den Theolugieprofessoren der Heidelberger Schule lag ob, an be- 
stimmten Festtagen zu prefli^jen; ihre L*redigten sollten Mustor für 
die Bncoalaren der The()ln;,'i>' s<>in. Eine nicht geringe Anzahl dieser 
Predigten hat sich erlialten ; hic tragen teilweise den Ctiaraktur go- 
lehrtoTi erluknlicher Schnltrortriige, deren Anfang und Schiusa die For- 



(1) W.icIi. MJ . iiii Ruf «IiT l'riinui, wie «las Syin»] ;]•■ Woriii.itien.*' 145>i> S. 47 
a»ßt. Ii'ift' lis Kircht-npatroii St. Ueiiii^ius. D«r i'farrsatz ft:uiil doiii Abt von 
UornljacK und il><r Fauiiliu «lerer vou Wiichoulieiui ubwOi-hi>elud xu. In der Kirciie 
Stand ein sUnre exnluni. 

(2) 8ein« AuaUldung wird ia den «ntou Jshreu zu Worms stattgefhoden hsben, 
wo reifhiicli Gcli'<?«nIioit fiir einen Stnd>>nt«n voriiaml-n war. 

<3) FfADK, M. Jilwor S. 240 iiacli Tüpk« I, 11, 37i>. ä»7. 011— til3. 



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56 



Kleinere MitteilaogeD, 



men der Predigt haben. Nnoh Frans» Der Uagieter Nikolaus Magni 
de Jawor, Vdß», S. 103. enthalt die Wiener Handeohrlfl 4216 einu An- 
zahl ProffBHoren- und Bacealarenpredigton. die gewr>hnlich in der 

IIoilifTCo!«! kiiTÜe );ehaIton MMirdon und einfafhoron Gp|iHlf»r» tra£rf>n. 
Diosv» Wii'mn' Handschrift hat auch die Predifft Coliatio Mngistri Xiko- 
lai Kral do Wachcnheim (14<'>4; auf Epiphanie ('). 

Die MUneheiier Handeehrlft 17485 weirt lehn Collatlonee Heldel» 
betgenee« von Uagietern nnf, daranter eiaee Magittere Nikolani» ob 
gerade dee nnirigeinf [*\ 

Xicolaus begegnet uns Ix i mohrereu Ereignissen von Befleutung, 
go aiK'li in der in die r»<)«>r .lahrf» fallenden krankhaften ErKch^'inung 
der {rrossf'ii Kindorwa 11 fall it nacli (i<'tti Mont St. Michel i:i liiT Nor- 
mand<* (St. MicheUkiuder). Das Nähere hierüber findet sieh zusammen» 
gestellt in den historiech^puUtischen BlUttern 99, ItM. Im Ansohluia 
hieran hat Oberbibliothekar Dr. Hanpt in Oleeaen In Briegera Zeit- 
sohrifl fttr Kirchengeeehiohte XVI, 672—675 wettere Belege tttr diew 
religi<i»e SohwHrinerei gebracht (*). 

Dif ''hronik von Kamp — nm die Notizen hier %a ergHnzen — 
erzJlhlt. 14.Vi «oion au«! fnst allfu Stlldten und Dörfern Deutsehiaiid« 
S'-har«>n von KohIhmi nnii .Mädfhou ;uis eieenom Anlriijb auf«rebrf>.-li'»n 
und narh einer fernen Kapelle St. Michael gepilgert, wozu, sei un- 
bekannt 

Die Urehlirhen Obern stellten sieh der nagesnnden Brsohetnnng 
entgegen) wie to oft — rergebens. Hier will ich ein biiher unbe- 
achtetes (iutacliton einreihen, welche» unsern Xicolau« zum Verfasser 
hat. Die ans Heidelberg stamni«nilt^ l'filrttinhandsoliriff Ul2 ilt>r Tatl- 
cana hat Blatt 207 — 218 (alte l'oliiernn': 1— 12| einen Trartalus tseu 
opuBculum contra errore» quorundnm iuvenum masculorum a magintro 
Nycolao de Wachenheym th. profe«sore ooiapositum anno Del 
mcceelrin*' in aima nnlversitste He^rdelbeigenal. 

Herrn PrJUat Dr. J. P. Klrsoh. 1889 norh in Rom weilend, Jeirt 
Profeeaor in Fraibnrg i. Soh., rerdanke ich eine Analyse dee besagten 



(1) FriMiz S. ?in. 

(2) iJa«. S. Hj:i Noti» 1. 

(A) Delisle, Lea peleriuageä dßa eufiiaU an Mont de St. Michel kam mir nicht 
aa Geeicht Die St. BenodiktA-StinnoMn, Prag 1902, S. 13» behsiideln unter dem 
Titel : In periculo mari» die llltera Geaehlehte dieier Kloiterveite, ditnea Wenden 

des Ab'-ndlundei. 

^4) Pick'« Monatoscliril't III, 477 ; Aunal. des Hi^t. Ver. f. ^'ied«trrl^nB XX 



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Kkioera Mitteilung». 



59- 



Traotatea, die, alt rar KeDiitai« der Sache wie der Art ihrer Behaiid* 
Inng eehr geeignet, ich hier wohl wledexgeben darf. 

Oed PAlaHn 102, fol. 207—218 (altt« Foltlemng 1—12). 

« In nomine l^att-i« et Fiiil ut SSpiritus 8ancti, amen. — Cum itaqae 
moltorum iavenum mascDlorum error non modion» nostra in regione 
iniiadiiiis ntpote in territorli« Renl fliinüais Benoqne Ticini« tnrrexlaB» 
dino»e»tnr atqne in poeiemm mnlUpUolae nednm in iavenibuft, eed 
eciam in sentbns tnrgere ttmeatur, qno aiABOiili plurimi in Iqreme m«r 
ximo frigore ot nive cathervatim necnon cum voxillis iter peregrina* 
oionis aARiimpHisse noscuntur nd boati Mychnt^HH nn-lirtn^eli limina in 
finibiis Francio '( ronfititnta nrnbnlunilo in non iiKuJicatn prodirtnrnm 
terrarum litmi confusHionem dignuin uuquo eecerniuius eoHdeni ad ve- 
ritatis viam fore revoeando« acrlpto verbo «iqnidem et opere et potis» 
•ime a prelatia ae dootorlbna ecclesie eatholice » He. Aufforderaaq an 
die PrAlaten nnd Priester der Kirofae, dleten Bewegmgen an wido*- 
stehen* Der Tert gibt nnn mi, i\nm nur die Ehre Gottes und der Rahm 
seine« Herrn nnd PlJrsten dos Pfalzgraff-n Fripdricii ihn bewege, diose 
Sciirift zu verfassen. Es sei dabei ein Kuiiij I nufzuiK^hmen mit den 
Listen des Teufels von denen, welrlie seinen \S urton üuliOr Hcheuliicn; 
deshalb miisaen sie «ioh waffnen nach den Vorsclurirten der hl. Seiirift^ 
welche in groaeer Ansaht angetOhrt werden (toi. 207-208). Der Verf. 
nntersneht ann {foL 208r-208v), ob es ein gnter Oelat sei, der diese 
Jünglinge treibe, oder ein schleobter. B« werden zuerst 7 GrUnde da» 
für angeführt, dass ea ein gufer Geist sei : Wallfahrten sind gut, da- 
her werden wie niilit vom böson Geiste veranlasst; die .TtStifrlinjro sind 
frei, und ki'mncn di*-« also tun, sit» vt^rchron dabei die lOugel ; man 
sagt, ea gescliiUien Wunder zu ihren Uun»teu ; viele Heiligen haben 
tthnliohos getan. — Dagegen folgen i Beweise datllr, daas ea ein. 
sehkehhr Geist sei, der sie treibe (fol. 208« bis 20Bv): Die Pilgerfahrten 
sind nnTernttnftig, sie sehaden dem Kfirper, dem Golste nnd den 
Sitten : die Teufel treiben oft zum BOsen unter dem Scheine des Gn- 
t^!t DioH iMt hier der Fall, es ist f ine pn.'rilitns. von i1<m* S. r'aulus 
abrilt; m ist fullacia et erroneitas, sind yHnz unnütz. Pin .Hing- 
linge sind sehr gewissen Lautem unterworft^i juxta doctrinam phi- 
loBophi 2" rethoricf ; ans diesen folgert er ebenfalls die Notwendig- 
heit, diese Pilgerfahrten in nnterlassen. Aber anch die Greise haben 
ihre Fehler. E» wenlon Heilmittel für diese Fehler rorgesehlagett 



(1) D. i. Fraukrfic!i. 



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I 



60 Kleinere Mittenuogen. 

{bis fol. 212), dteaelben werden bei jenen Pilgerfahrten nicht ange- 
\vran»Jt. — Pol^t von den verschiedenen (4) (tpistorn. \v«»lrlin <lit^ Mf'tt 
schon Ix'Wf'::«'!! ; der zu dieser Pilj;i»rrfthrt 1) •wci^rndf (',..i->t int firi 
unvernünftiger Uoist: denn die schalet dem Körper und (ieiKt. on 
-wird Aergerniw gegeben, denn die Jttngltnge aind nicht im Stande, 
den Gefahren in widentehen (bie foL 213)« — Damit eine Suche gut 
•ei) mns» »le aneh in ihren Umstltttden gnt sein; in der Beurteilang 
deaeen mne« man «ehr vorsichtig Hein, dn oft Last<'r unter dem Schein 
d*»r Ttif^ond sirh verhorjjnn (Mk f d. 214^). Vtn diese {jenan unter- 
srlhMiien und erkennuu %u l^Unuenf bedarf man der Hülfe üotte« 
(bis f. 215). 

Ana dem Geengten werden die canclosiones gezogen : 1) Die 
Jünglinge werden angetrieben durch einen bOaen Geiit, denn die 
Pilgerfahrten sind nnvernQnftig (bie 215^). — 21 Dasselbe in anderer 
Welse gescIilosBener (bis f. 210). — Darum mttasen die Pili^erfahrtennnter 

diesen schlt'i iit'^n un 1 srlifHüchen tlmstJlndon vr-rhoten un i sogar mit 
Gewalt vt>rliiii(li'rt wonion ifnl 2lf>). — Zn «Ion sclilecht*»n fircnmstan- 
tiae Wörden noch geroelmet: <lie Pilgerfahrten werden unter dem 
Scheine der Frömmigkeit, in Wirictiohkeit ans Aberglauben antor- 
nommen. 

Gott will nur die ans gater Abtieht unternommenen und Ton 
gnten Umstünden begleiteten Pilgerfahrten, nicht aber solche' wie 

die vorllegendi'n (fol. 217). 

Widerlegung der Einwürfe zu Ganfiten der i*ilgerfahrt«n. beson- 
ders das« Wunder für die l^ilgor g^^schehen seien : z. B. die Zurlick- 
bleilienden oder sie ZurllcUialtendett starben; es fand sieh Geld 

A 

nur Bestreitung des ünterhaltes der Pilger. — Es wird naohgewieseui 
dass das flslsch, oder dnreh ZufeU» oder durch Tenfelsmacht geschehen sei 
(fol. 217^-218). Sehlnss : Ermshnung an die Seelenhirten, diesem Unfug 

an steuern. 

Atn F^ndf steht : « E.vplicit trActatuii seu upuHculum contra errores 
qnoruadam iuveumu inasculurutn u uiagistro Nycolao de Wachenheym 
«aor^ theologie professore eompoaitnm anno Ddi MrcTCtiVui" in alma 
Universitate HeydellKergensi) ». 

Pas Ganse ist in scholastischer Form geiohrieben» mit posiüonea» 
eonclusiones, corollaria etc. 

Auf dem letzt*»n Blatt unton linkr* stdit der Vt-rtin-ik : Ad inaius 
Pranckentall pertimH über iste, womit der Augustinerkonvent zu 
Frankenthal (Rheinbay er n) gemeint isi 

Eine andere Handschrift di#«eo Traetates befand sieh ehedem an 
(Jheltenham in der Sammlung des Thomas Philipps, wie Httnel im Gsr 



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Kleine!« MUteilangen. 



61 



telogas libroram nAanaoriptoram p. 813 Nr. C27 »ngibt : Con^ enotvft 
inTennm . * . in nnir. Heidelb. 1488. Wo jetit die HaBdaohrlfl Ter- 
wahH vird, kanii ioh lüeht aageben 0). 

In (\an Jahr 1404 (-) fnlU oiiit« Ufküllde, welclie unter Ziistiiumang 
des Kurfiiistüii Frifdricli die VacanzzpJt der Ifuclisrhule ft'^,tKt•l,zt auf 
die Zoit von ilfr < »ctare Peter und l'aul bis Marili (iebiirl: ,.\\ ir 
Nioiatt von WHthenhoiin, Itiidolf von Bnixel, .loliann Truzenlmdi von. 
Heilbronn und Just Aiclieninann von Cahve, alle Meistern in den freien. 
Kfilteton niid Lehrer in der heiligen Geschrift, nff dies Zit Regerer 
der Ftenltet der itagenAnnten h. Qescbrift (d. L Theologie) bekennen, 
daee der Füret Herr Friedrich . . . nn» gnädiglieh gegönnt hat . . . 
Yacantiam zu halten von dem achten Tag Petri et Paalt bis ufF den 
Tag der f iebuit F. T,. Frnuwen . . . St. Laurontzten Obent 1104" ('). 

Unter (lern Koetorato Nicolausens wurde eine neue Ordnung; für 
Aan>e\vabrung und Benutzung der ßücher&ammlung der JlochsehulB 
beraten; die in lateiniwsher Bpradie rerfaiate Urkunde trügt den Na- 
men dee Beotore al» dee Auaetellere nnd des Yertretere der Hochechnle. 

Noe Nicolana de Waehenheim, S. Th. doetor, profeBeor» rector 
totaque nuiversitna atndli Heidelbergensis aniTersis et singulis, 4id 
quoa presentes litero porvenerint. salutem in po. qui o«t vfia saltn. 

V)io l^ikiitK]«', *{ Soiton im Drurk iimrasHetui. «^rliiirt dem inhalto 
nach in die Geschichte der ilocli<)oliule und in die Bibliographie und 
kann deshalb hier Übergangen werden; sie schlicsst: Dutum 11 eydel- 
berg decima die meneis Decembri« anno a Nat. Dffi 1472 C). 

Die mit Johanne« von Weealia, eret Domprediger In Worm», dann 
in Mainz, verbundene Angelegenheit darf ich als aus der Ktrchen- 
geschichte bekannt voranssetKen ; Uber den eigentümlichen Mann <;ingen 
schon diu Zeitgenossen in der Beurteilung seitr auseinander (*). 



(1) ZentralbUtt tur Bibliothekswesen XV, 122. 

(2) Diether l!l9»t 1461 eine Einkdon^ «rgshoo va sinem Reieltttag and swar 

an di(.> riiiv'-raiUltva, w> im Li.>i])2ig, aucli iIoidalb<$rg. Li^tzter<> orliolte sich Katä 
beim Kuri" irst<'ii mvl t'>i!ti' Djfrthor mit, da^s «io die ProtW^nr'-n Xn.f>)aä v. \V. 
und K. Dflgt'u si IiicACii wtjrdo. Loiiseu, Stjuit uud Kirche, l'JOT, S. So Nute. 
(^S) Kremer, Gp^Ii. Friedric!)« 1 S. :{lu d«r Urkk. 

(4) Abg«>dmckt in Krera«r, Geschichte des iCarfüTSton Fri«dr(ch voa der Pials. 
Msnnh. 17»;<; S. ftiH d>T rrkundin. 

r ilk, Hilx-lstudi^^n, Main/, l'XU. S. '".'i. v-1. r;..<n»'r-Si,nl' r. S. .'lU;»: Wi- 
gand TrolM'lliua llerao C<Juiordia curatorum oi Irntniia nii'iiiiic.iiitiiiin hillt die Vur- 
urteilong für abeielJc, der aodM« E. B. B«rtold von H«oneberg hatte sie nickt 
zu'^i-<l- \\{-i\. Wcitalia'^ l*h:losr>p(us('hi Sclirift« n« ;n der MliDclientT Handschrift 
tiWl 1,270 UU.) in (lunj>bruokj Zeitschrift lür katb. Thoologio liX^ S. tiOl. 



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«9 



Kleiner» Mittwlongen. 



Zur TntorHiichun^' fl'n- Angelegenheit Wesalia?* 147t> waren anoh 
H('i iflh<>ri;i'r l'nifo-ssoreii gola<ien, von MAiuser Professoren der Hector 
Jakob Wel<i(jir (') und einige Domherrn. 

üittar A»iL Heidelbergern, welolie Dleiher berafen, wa» Dotni- 
nu Doctbr Nicolaiu de Waohenheim, eolnt de rla (at dlcnnty mo- 
dwnonini, DomiaM Doctor Henrions de Anttterdaniie, DomlniM Doetor 
JodocuB de Calbo, ex Agrippina etc., bemerkt der unbekannte Proto- 
kollist (examini et iru|ui<«itioni interfui ego ipR>>). «Iit aUn unsern Ni- 
coliMiK (ItMv pinzii;«n Vertrftnr der Via Moduraurut» bezeichnet ('|. 
i5omit <nlalir<'n wir, welrher iiichtnng danuiln XicolauH folgte. 

Eine giMlruckte Arbeit des Nicolaus liegt nicht vor; wir kennen 
aar HandeohrlftlieheB aus Trlthenilas: 
Qnaeetione» eententtaram IIb L 
Gollattoaee plares et orattoae« IIb. I (<). 
Rermoneö mnlti lib. I. 

Die l*f«lzer Handschrift 3ö2 der Vatirnna enthält Bl. 38: Nycolai 
de Wacli'-nlt.nin He ss. Maria Magdalena putroua liuiii-» nostr«? domus 
in maiort ii'iuukenUill quaestio magistralis in lioydtilberg habita. Die 
qnaestio beginat: Nota qnod in Matli. XYI leribitar «io: Amea dieo 
Tobis qnod pnbUeari, eohUesst BL 99'': et taatnm de UU quaeatione (*). 

Fr. Fftlk. 



Andreas Masius an Kardinal Morone. 

Zevenaar, 18. September 1561. Die CniveritiUit Duuburq betreffend. 

Das hier folgende Schroilmn dos Masius liegt um ir» Jahre spater 
als das im vorigen Jahrgänge verUfi'ontlichte an Kardinal Farncse. 
DaMelbe findet eioh gana Teieiaaelt in Arm. XI tom. 04. Mlac.f. 249 
dei Tatlkanitchea Arehivee, einem Origbudbande ans der 2. HJUfte 



(1) Falk. Jakoll Wold r i» Gieasen. Jnbdtebrift. S. 89 (1907). 

(2) Srimnk. lieytrage 1, :n8, 

(3) Sie liopron nebtit Sonnonet» in der Wit'iior HHnd.>«chrit't 4'2ir> vor. 

(4) Dio l'CttUer LUodaciir. äUÜ aus Grosa-Fraukeathal (Klicinbayeru) vutliiUt 
Triietatw bi. Aegortiai, qooi hiibtt nuNUMtorian in Frankentai (12. Jabrhdrt.); 
andere Fnokenthaler in Heidelberg. 



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KIwDera Mitteilung«!!. 



63 



des 16. Jabrliuuilerto, der ernt vor kur/esu nun der Datm'ie au driH 
Avobir gelangte, rioittiger wieder gelangt«. Der Bttoken trügt d«a 
Titel f,De collegU« llrblB'* und bMoichnet damit g^iuai den IdIiaU, der 
fMl UMoMlwIioh die Mit Jnlint III, nameDtlioh aber diuoli Tre- 
gor XIII 7>u Koin ins Leben gerufenun gf'istlirhen T'nterriclitsanstalten. 
an or-itfT Mtolle da« C'ollegium Germanuiim bi^trifft. Dio Stückf», dio 
«ich auf auswii'ti::*' Sehulön beziolitm. ^)ildi'n fim' A usnalinu». iin'l 7.11 
diesen geliürt ain li «ier Brief tlot» Mn<«Mm, dor mit «tum l'lano der Grün- 
dung einer katliolischen Unirersitatau Daisburg amaiaaienlillngt. 
Herflo^ Wilhelm lY hatte diesen GedAakea ron «einem Yator Jo- 
hnnn III 15SB) Übernommen und seitdem Immer fest im Sinne be- 
halten, konnte aber erst um dss Jahr lötK) zui Aii>«rührang Hctireiten. 
So.n Agent Georg Oogreve braclile die Sarhe zu Horn bei Pius IV gnt 
in Fluss und liatto zu Anfnn<z 15IU die Erriciitnnrrs HtiMon in HMnficn. 
I'nterdessen war*»n aber von verscliiodouon S*Mtt ii Warnungen nach 
Horn gelangt, zu i^rofeasoron an der neuen UnivurHitüt seien MiUnu-r 
von «ehr fraglicher Bechtglilubiglieit, wogen Eetserei ans den Naeh^ 
barlttndern Fluchtige bestimmt; Pins lY Änderte nun «ofert seinen 
Entsohlnss nnd griff, da Gefahr im Yerauge m sein «chien. an ebenso 
«ohnellen wie einschneidenden Massregeln. 

Der Agent Gogreve hatte niitnlich die ßulion bei-eits nach Dentsch* 
land i^eHchickt: der Papst lie^s ihn daher kurzer Hand verhaften und 
Ififjt« ihm auf, die Hnllt^n au«? Ant worden auf eigene Kosten zurück- 
zuschaffen. Natürlich verliehlte sich i'iu» nicht, das.s Herzog Wil- 
helm IV aicli selbat dadurch empiiudlioh werde gotroCfen fUiilen ; er 
riditoto daher am 19. (al. 18L) Mära 1561 ein im übrigen ttniieeist ftnnnd- 
liohe« nnd wohlwollendes Breve an ihn, In weichem er sein Yorgehen 
als höchst pfliohtgemites nachwies, aber nach versicherte, die .Ballen 
fUr die Universität Duisburg sollton nur ho lange suspendiert bleiben, 
bis der gegen den Plan lant gewordene Vordacht beseitigt sei (*). 



(1; üaü Bruvti iiiow in der Ausfertigung d.m Datum il>:a Ii). Milrx getragen 
hoben} dena diesen Tag gibt die d'^vitche Antwort (ISniwarf) bei M. Lossen, 

Bfitfe voit A. MfiMiim und seine» Frcuiulcii S. 33.'» f. ; rim-I» J. .Su>tH. Hie rGmi- 
tehf Curk- uu'l fla^ ('.,.<. -,7 > ,„ Tn'-:.'t it.i'er Pätif IV S. lOi*, d^r die Minate vor 
lieh hatte, hat den da^^egeu führt das vatiki>nt«chu K«giBt«r in Arm, 44 
tom. 2 Nr. 42 den 18. Mftrs, und die««r Quelle folgt ohne Zweifel aoeh S. Stein- 
hers, NuMiaturlterickte au* Detittehlainl iSGO—lößt S. 335, der dort sogleich 
die Absicht ausspric'it, das Brere neb^t verwandten .StUckeu zu vorüffoDtürhen. 
Vgl dseelbst Nr. 50 das Schreiben Borromeo's an Honua tom 23. MArs 1^1. 



64 



KMner» MittoilnageD. 



lo fUoHo Suclic lint auch Andro.is Masiu«« nls vcrtrnutester Hait ilcg 
Heraogb mohrfach wesentlich «.«infrogriffün. Ein erstcH Sclireihon voa 
ihm an Kardinal Moroae vom 20. Mai läUl, worin er Uber dio Behand- 
lung des Agenten Qogreve bittere Klage ftthrt, ist bekannt {% Moron» 
antwortete dantnr, wie wir an» dem liier folgenden Briefe des Maalna 
etaehen, am II. Juli, imlom er bei dem Vorji;ehen dee Papstes gegen 
Gogrovo jede heliüdigende AI>Kicht de^Mdben gegen Wilhelm IV 
dundmua verneinte und dieRen wie ganz UeutM'hland «Icr wMrtnston 
pllpstli('h<>n fjiebe versicherte. L)ii's<-s Sehreihen Morones. tla^, w in wir 
gloichfallä unten hören, erst gegen Anfang Septeuibor in die i Unde de» 
Maaina gidnngt<>, hat nun wahrscheinUch dleaen TeranlaMt, seinem 
Hetrn ein eingehende« Antwortachreiben an! da« Brere vom 18./19. 
ÜfHra aniiiralen nnd selbst daan den Entwarf an Ter^sen. Man kennt 
sowohl die Vor.irbeiten des Masiua wie die Antwort des H>jrzogS, 
diese vom 14. S '{.tfiiilicr l.')Hl("): beide Dokument'' tva<Z'-n Im ! n1!'«r 
Wahrung dos liuctitK^ttandpunktes und dor h<^r/.oL'li<'hen Wür lf ilnr)) 
auch den Besorgnissen des l'apHtet« um katholischen Charakt«-!- iIlt 
zu gründenden Unireiaitftt alle Beehnung, ao dass jede Trttbung der 
guten Betiehnngen swiscfaen der Karle nnd dem flefe von Düsseldorf 
vermieilen wurde. Schon im April des folgenden Jahres atand von 
pilp4tliehor Seite der I niversitat Duisburg niebta mehr im We^e, wenn 
die<ie niioh aus an lern l'r.^^achen erst viel spftter und in gana »ndmet 
Gestalt in Wirldichkeit trat. 

Doch liegen nna die weiteren Schicluale diesor Wechsel vollen 
Ctründung fern : wir schlie^sen nnr den Brief vom \K September an, 
ifüt dem Miisius da« S^-hreilien Morone's vom f1. .iuli beantwortfto und 
das bich inhaltlich auf dt<ii»elJ)en Linie bewegt wie duti um 4 Tage 
Ultere Sclireibeu des Ucrzogti au IMus IV. Sehr zu iieachten iHt das 
feste Bekenntnis de« Masins« dem selbst eine Profeesnr in Bnisbai^ 
augedachi war, snm Papsttum nnd anm katholischen Glauben. Die 
VerolTentllrhnng an dieser Stelle soll keinem der Forseher, die sich 
mit dieser Zeit boschilftlgen. in seine Sphiiro eingreifen, sondern nur 
ein l^uellenstüek an di© flaml ir. l.i'i), «las rlinen nach Lage der Dinge 
Avahrscheinlich unbck niiit ifel)liel)en wiire. Die Fundstelle des Anto- 
grapiiä it«t bereits ol)en nngegebua. 



(l) G«dniekt bei Lossen s. s. 0. Nr. SM 8. 382—933. 
(S) Jvos b»i Lossen Kr. Slö, S. 335 — 338; diese b«i Lacomblwt, Archiv 
für dh OwhichU de» Kiedtn^at 5, 201 f.; vf^l. Susta a. a. 0. 109/110. 



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KJeioeM Mittailnngeo. 



66 



lU™" ae R""> D. Iniinni Morono oardinali araplissimo Romam. 

R'" ao TU'" T). PiiJrono observandissirae. 

Eoni opiötolain. quam ]>ignitn8 Tua R"'-' atquo Ampi"'** nd me 5. 
idus iulias dare dignata ent, accepi sub calendas buius monniK : qime 
eptetota etverboruNi ntaxima elegtuitia «t fientontiarQm insigni {{roTi- 
tat« ostotidit, prineipem meam lün«» exiati nare non debere, ultam sibi 
a tmntao pontifloe Ininriam OMe faetam, nedum contttmeliain, si hio 
graviRRimis de can»!« lententiani propo^iitumque de gymnaiio Dasbergdn« 
ei in^tituendo siiHpendit. ac simiil (i<Tlnrat. qimm patorno »it ponlifex 
cum in nni\ fi-siim ( rernmnirnni nUiotiiMu, tiiiii in primiR «Tiifi prin- 
cipom miHuti iimiiio. (^uud ad illud attidot, noii potui oquidem udiiuo 
animadvertere^ princTipem aegre a pontiOce taliase illarn dilationont rel 
altoqui imparatiiaimae ; visna tarnen mihi est doluiMO non levitor ob 
rem non a pontifioo, sed adminlatri» tarn immoderato et Inmultuoaa 
gontaiii, nt jpinm iie viris. qui nnmqaam ee-iRant pontiKcias re» apud 

optimoä quoBqup siiL'crinnv»' afqiio onin'>« n Si-ilis A p •" (*ultu qiiavis 
or-pasione absterreie. tiiitiitii nun (Ifridendiiin prnpinavorit, f'xfstimjisao- 
que, illani rem non ad siiam soluin, verittti etiaiu poutificia maxtmi 
oontutneliAtn spectaro, ut quae esaot et huius sancttBsima aequitate et 
•na ipeiua yeteri erga Seden Ap«> obeerrantia plane indignimima, 
tamedit facile orediderit, inaeio ponlifioe illa omnia sie geata eaae. 
Kam paternnm antmnin annm in principem aie pontitex ipae ania lit- 
teria post testatus ipse prolixe ost, |'| ut nullum aeena auapieandi locom 
ipHi (ff) reliqunm fi»rf»rit. <|narf» vr-r^nrliim non pnto. nc princeps 
veluti pontinci, (^uud absit, imti^^iiatus aliqiiiil inaiorum Hiioriim laude 
alienum animo concipiat. Est euiiu, ut »rit Tua Dignitaa, nt prudentissi- 
mna et nodeatiaalmus, quud ipsum quuque arbilror iUiua Sanctitatpm 
ex hulna litteris, qnaa roaeribit f)) inteUecturam. Qnod porro ad me 
apectat, tametai nnua ex plurituia aim in hao anla, nnmqnam tamen 
deainam, quod Kemper facio, pro mea virili ponLifieiatn niirtoritatem 
ndrorsiis. (nii pim-inii uliiquf» fiint, hostcH tueri entju« mi iin'diuni con« 
Butcre, {[Uiu^ ad KHeroHHnctam atquo oatholicam roligioaom mordicua 
rotinondani faccra putabo. 

Qiind hi vi'vo. ut nilui duhittj, Tua I )iguitat» mtsum prinripciu omni 
benevulentia complecli^ et quao ad ipulus dignitateiu et eommoda par- 



(0) Tor ipsi del. „prineltN**. 

(1) Nilmlifli in dem Bn-v« vom 10. Miirz l'iGl. 

ii) Am 14. Soptvmber uacb dem Entwürfe d«s Maaiiu, siebe vorh«r. 



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66 



Kleiitwe MittiMtoDgeu. 



tlnoBt, sao studio nt favore proaequi perget, mutaum profeoto faoiet. 

Xam quanti ille Tuam Dignilatem faciat, »cripti^ ^^titm. annna opinor 
net, ad h«nc pontificetn littoris disertc t»»t t#»HtHtU' (jim I snpori'wt. in<^ 
Tiia<' Diiriiitati H"»«« ni'""*^i"'^ commondo t<ubmi»it<e. .N»«<(uc onim varat. 
ut nunc pluribu» utar. Christumqu« procor, ut eam servet diutissime 
siiae eocleaiM «aperttitem. Ex Zeren«» 18. «eptembri» 1B61. 

£[iu8dotti] R'"*« et lü"»« Dignitatis Tun« 
cllentttlui derotus 

nippv« 
E h a e B. 



cm 



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Rezensionen und Nachrichten 



Bauro^arten, P. M.« Aus KOHZifii und Kammer. Er^irternngen sar 

kmiatt'u Hof- und TerwftKunjrsfrpsrhioliI«- im XIII.. XTV. und XV. 
Jahrhundert. BulhitorfN. TaxutorcB domurum, üitratoree. Freiburg i. Br., 
Henler, 1907. XVIIJ un.l U2 S. 

Die zentnilf St«lluii^'. die diiH Pap«ttuni vor nllem seit der Zeit 
doH Invfstitursti'eiU's und d»<r Krt'uzziige in der europiHHfh*»n Völkor- 
fanulie einnnhm, halte als prnktiRche Fol{;e eine beileutende Entsvick- 
lung deH kurinlen Vetwaltangeap parates. Die Konzequen>ieii iQr die 
YervAltung entwickelten sieh ent nllmtthJiAb, ftber angleidi wnch» 
die Bedeutang der mit ihr betrauten Organe. Die Knrie linite ihren 
weaentliehen Anteil an der Stellang de« Papsttams, Ja »i« gewann in 
verschiedenen Zeiten einen massgebenden Kinfluss, und es zeigte sich, 
wie schwierig es war. »»«»stentlhor iliren Bdiönlfn reforraatijrim-li <"iri- 
zntrroifon. Eine niögli''li8t ^•'"'1"*' Kt-nnlnis der gesamten kurialen 
Bc'liui'deu, besondei'd der vier für die allgemeine Kirchen Verwaltung 
wiehtigeten; Kanilei, Kammeri POnitontiarie nnd Andientla. Ist fftr die 
Benrteliniig der mittelaiterliclien geaeliichtUchen Vorgänge, soweit ale 
mit Bom in Zneammcnfaang ateh^ny nneriAadich. Waa den Oeaehäfla* 
gang nnd die gesrliiolitliehe Entwicklung dieser Verwnltungsbehnrden 
betrifft, ist noch sehr Vieles unsichr>r; jeder, der sich mit dor rf'nuischen 
Kurie des Mittelalters beschilft i^t, wird di«'»t'»* emplinden. l'nd es ist 
keine leichte Aulgabe, hiiT Klarheit zu schaffen. Denn die genaue 
Kenntnis dieser Dinge kann nur gewonnen werden durch eine jahre- 
lange Beachttftigung mit den Originalquellen, woliei ea TieUkeh anf rich- 
tige Einschiltstuig utcheinend geringfttgiger Einaelheiten ankommt 
Bmugarten war in der ^fiddidien Lage, sich viele Jahre hindnroh mit 
den vcrschiodon«)teTi Abteilungen deaYfltliainiBchen Archivs zu beschilf- 
tigen. £r konnte dabei eine ganne Slawe von seratrenten Angaben und 



68 



B«MiMioD>n and NAchrichten. 



charakteristiacheii Notisen Mt Orf^BAlen wto in Begietent BUMunuen- 
•telton, die et ihm ermOgliolttea, den OetchHfttgitag elnselner knrialen 
Behörden nnd deren Btollmg in dt-r gensen knrialea Verwaltung 

richtig nnd tarn Teil erschöpfend darziilej^on. Aub dienen Sammlun- 
gen Ist rins TorliPi:»'niU» Wotk ontstiii Ion. lins für Terscliipili-no Soften 
dor (idministtali vt-n Tittifrkcit und iltr Kiiirii'htuni; joner beiden 
vvichti^jjen Behörden der pilpstl'chon Knnzlei und der np(»Htoli»ehen Kam- 
mer zum er«ten Male eine oingehend** und znm Teil absohliosacndo 
Behandlung bietet« Die in enter Linie in der DareteUong berttclceich- 
tigte Behörde iet die der « Bullalom *, d. h. Jener Beamten, denen 
die Siegelung der pJtpetliehen Urkunden anvertraut war. Eine faOchat 
vernntwortungsToUe amtliche TUtigkeit, da die Siegelung eben die 
Echtheit der £ria8M der päpstlichen Kanalei verbürgte. 

Der Yerfamer bdiandelt die PersOnlicbkeitea, die Stollnng» die 

gesamte TMtiirkeit diener pilpt«tUchcn Siegclbeamten hi» ixo^^cn Ende 
des XV. Jahrhiiniit'i-ts, mit einzelnen Hemerktingen auch filr die sprt- 
tere Zeit; ferner liio liiplomiitischen Fragen, die sieh auf die Heiiie- 
gelung der l'rkunden in den gewöhnlichen Zeiten wie wührund der 
Sediirakani nnd Tordw Krdnung de» ncugewtthlten Papato» beaiehen; 
dann daa Siegel aelbat» deaaen Heratelinng nnd fechnische Handha- 
bung ; die Zurichtung der Urkunden für die Beriegeluog nnd die Sn»' 
sore K: - !i inung der püpstlichon Briefe Überhaupt; di« Verwaltung der 
Einnahmon des Siegelamtes und was dnmit riiBaramenhiliigt. Dir- Sie« 
gelboamten gehörten zu denjenigen knrialen Behörden, denon an je- 
dem Aufenthaltsort der Kurie das Recht auf freie "Wohn- und Ar- 
beit^iriiume zustand. In diesem Zasammunbang bringt B. zum ersten 
Mate eine eingebende Davetellnng der Yerteilnag der Wohnungen 
während de« A.ntenthalta der PApate nnd ihrer Kurie an dem Jedes* 
maligen Residenaort rem XIIL bi» zum XT. Jahrhundert und der IMtig^ 
keit der « Taxatore» domomm » <B. 47->86). Ferner kommt er in natura 
gemns»-or ^V«•ise ?,« sprerh-n auf die AuKlieferrini» der gesiegelten Urkun- 
den au die A<i rf?*«iatt'ri. dn tiif Hiillarif für die moisttMi l'rkunden die Ans- 
Jiufei ungs»t»dle war. in diesem Zusamtnenhang behandelter eingehend die 
pitpstlidiett »Curaofeac und die AnefUbmng do»Knvierdietntes(8. 216-247). 
So erhalten wir nloht bloaa die eingehende und au» den Quellen alleraeiti 
belegte Darstellung der Qeaohichte und des ganien Geeohttttagangea des 
piipsttloheu Siegelamtes bis Ende dea XV, Jahrhunderts, sondern auch 
Kri'>rtorungen über ««int» RkIIk» von andern Frnirr'n. die mit der Ver- 
waltung dpf Kanzl.'i nml ii»«r lvamm«>r ziisiiinnienhangen. Zahlroioho 
bisher nicht oder wenig bekannte und zum Teil kontroverse Punkte 



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ResoiwioDea and Xaelirichten. 69 

werden zum Auetrag gebracht, wie z. 13. die BohutKilung der « plica » 
«n den pHpatliclien Bullen, ttber die S. 201 eine Beih« toq definittTen 
FMt«t>llnngeii mitgetelti werden: ferner Über die Schnttre xor Be- 
'»ie';elunK und die Art, wie »ie angebracht waren (S. tW) ff.), ttber dieu 

etnge«ehIosserien Akten (cedulae interclus.ie, S. 106 ii. b. w. Ein 
TJrkonden-Anhanj^. der 74 Nummern tniifaBst (S. 287-H5!>) hi«»f*»t TextM 
und Hegesten als (.Juflleubelego für die Djirstollunir : diizu fiti lcn t^i< li 
im Texte selbst zahlreiche Auszüge au» ungedrurkt«Mi Quellen und 
Hinweiee nut Urkunden. Hehrere Talwlleu und Register, nttmlieh ein 
chron«ilogiaches VerMlehnis aller Im Texte Torkomnienden datierten 
Urkunden (reicht von 970 ble 1819), ein Saeh* nnd NanenregUter und 
ein Yerseichttls d«r vorkommenden Pilpste. Kardinale, Flof- nnd Ver- 
\vaUuiij;«bnamtcn finden sich am S'dilusso. ITober die Konvereon der 
^''isitorzienHPr gibt jetzt dio Sihrtft von l'. Klir-tlinrd Ho ff mann. 
Ovd. ('ist,. Das Kon vnrst»uin!4titut (U^s ( 'isitorzu'n>*i»runlt*U5> in »eitif^m 
Ursprung uiwi soiuor Organisation (Froilmrger historische Studien, II. I, 
Freibnrg 1. d. Schw. 1905) die richtigen AnbcblilsBe. 

Bas Werk Ton Baumgarten ist fiir alle Fortober, die sieb mit der 
pttpstlicheu Kurie nnd den i^pstlichen Urkunden beschäftigen;, ein 
ttnentbehrlicbes Arbeitsmittel. 

J. P. Kirsoh. 

K. Heinrich Schäfer, Die Kununissenstifier im äeu/sche/t Mttlfl- 
nlter (KirchenrechtlichR Abhandlnngea von Dr. Ulrich Stnts. 43. 
nod 44. Heft). Stuttgart lilOT, Buke. XXtV nnd 303 6. 

Zu seinem Buche i'farrkirohe und Stift im deutschon 
MittolalteiTf das im Jahre 1903 al« 3. Heft der gteiehen Sammlnng 
«rsehien nnd allenthalben, anoh in dieser Zeltschrift, Bd. 18. 221/2, 
eine gUiistige Anfnaiune fand, legt Schftfer Jetit ein OegenstUek Tor, 

in welchem er das namentlich dem dentsohen Mlttslalter eigene Institut 
arl»?lii:or Frant'iistiflt»r hohandelt. Das grosso Ai*5!f»nnl von Kenntnissen, 
da» hiili \'i rr!is>.L>r aus zahlreichen rheiiiisclii'u l'farr- und Stiftsar- 
chivon, uüH (i<n- .Menge gedruckter Urkundensammlungen, aus einer 
weit venweigten Literatur für das erste Buch erworben hatte^ kam 
ihm aneh fttr dieses »weite snstatteni ffir welches indessen nicht 
bloss, um ein modernes Bild an gebranohen, ein tweitee Geleise gelegt, 
sondern eine ganz neue Linie gebaut werden rausste. Im ganzen aber 
laufen IkmiU- Tiinion pnrallt-l zu «'inander. namonflirli in dem Naclnvoi^e, 
das« anch hier die Worte Kauonisse, kanonisch dieselbe tiruudbe» 



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70 



Bezentionen und N««hri«lit«n. 



(Iditiintr halti^n wio bei Jen Münnerstlftern. dnss auch beiden Kanonis- 
»enatiftorn ('.er i-ngsto Anschhi«« «n dip PfnrrsystPiu" \ i i waltet, vor 
allem aber, du»« die KanoniüHtm iiuk den Viduaf. Diacmi ihhac otc. der 
xUristlicken Urzeit hervorgegangen »ind. Dient-!- li*Uti« i'unkt bedingte 
eine genano Prttfiuig aller N««hrlohteny die unß au« apottollwher und 
patrUtiaoher Zelt über die KottKeweihten Fraoen nach Ihren Teraehle- 
denen Benettnnngeu erhalten sind. Die« geeohleht in dem ttmfaogrel- 
chen 3. Kapitel des Baches (S. 24-B()) mit so guttun Erfolg, daw Zusnm* 
menhang und nahe Verwandtschaft der KanoniH<«on mit jenen ursprüng- 
lichen Einrichtungen unbedenklich aU vollbewieaen augesprooheu. 
werden kuuuun. 

Nur hnt sich Sehflfor darühcf liinaii-i mit dem Nachweise heia- 
stet. (Ia88 die alten Diakonisnen und Witwen aum Klern«, Ja zum hil- 
heroa ivlerus gezlihlt worden seien und dass demnach aarh den spU- 
teren Kunonissen, wonigstons deren Aebtissinnen, gewiMarmaBscn von 
reohtswegen das Gleiche aagekommen nirftre. Nnn eoU gewlu niebt 
in Abrede gestellt werden, daw dieee gottgeweiliten Franen dee ehriet- 
lichen Altertums in Rang und Ansehen dem Riems nHher standen 
als die Laienwelt, auch nicht, dass sie vor den niederen Weihegruden 
des Klerus hni (u'^tlmmten AnlHfisen den Vortritt besassen, aber fUr 
eine wirklirlie Zuf^ehOrigkeit der Vidiiae eti-, /tun Klerus k'^nnen die 
S. iüi Amn. 4 angedeuteten Stellen aus Tertuliian ebensovenig an> 
geführt werden wie eap. »Snbdiaeonos« X L 1 tii 2 (8. 49 Anm. 1). Daas 
anch die ans Didaakalie nnd den apoitoUaohen Konetitntionen (!• ^} 
Terwendeten Belege den gewtlnacliten Beweis nicht erbringen können, 
geht nnawetdentlg aus IIb. YIII. c. 28 n. r> (Funk, DidaaeaUa I, 581) 
hervor, wr> es heisst : « lUaconisRn non bem 1i( it, sed npc peragit quid- 
qitaiu eoram, «{uae prehliyteri aut diaeoni fai-iunt, dunitaxat ianuas cu- 
stodit et presbyteriä, quamlo baptizantnr mulieres, ministrat propter 
deoorum». Zu dem viel diskutierten « Teetamentnm Domini» Gadet 
flieh awar die Befltlmmnng, dan einer ninlier praegnani, die w^^ 
Krankheit nickt aar Kirche konunen kttnne, die Diaeoniaein die Id. Kom- 
munion in bringen habe, aber der Heraoflgeber, Patriarch Balimani^ 
fhi'b'f nur, dass die Witwe, die noch hnhor im Dienste der demeinde 
stauti, quodamninilo zum Kh^rw gerechnet worden, aber von jedem ei- 
gentlichen KiniieiidienKte Hiis!;e««ehl'»«*ien srewesen sei (S, 142 iiinl H>4. 
Mainas 18U9). Eine weitere Enirterung iHt hier aiclit am i'iatze: aber 
soviel dürfte sicher smd. dass man rcn einer Zngehttrigkelt der Ffanen 
■am Klerus nur nnter Tenehledenen nnd gans wesentlichen Blnschrtn- 
knngen reden kann. Um so unbedenklicher folgen wir dagegen dem 




t 



BeiemioncD and Naehrichlem. 71 

T«rfAMer, wo er wtod«r Min nralgenM Gl«bl«t betritt, nttmUnh rom 
4. Kapitel « die GrUndungeperloden dor Kftuonlieenitftter » tob 8. 70 
an bis mm Ende des Bnehea; denn eehon die Anfotthlnng der Kaao- 
nifeenetifter auf S. 70 f. nnd die au den einaelnen <;Ri?pbF>neii Qael- 
lennacliwoise zeugon von oinor «»tnnnnnswortea BelioiischtiTii; doB 
Stoffen d'w in vi<»lf«ii l'\'illt'n itii! Hchr f^onauor Urtskiind«' vpiluiiulen 
ist. im i'ibriKen genügt t^in l^ln-k auf tiaa lQhalt8Ter/.eii.:hniH (8. XIII 
und XI V|, um zn erkennen, das wir hier und zwar auf% beste unterrich- 
tet werden aber die giieamte innere und lluiivere Einrichtung dieser 
KanoniBaenetltter, Utaer da» YerbSitnii ur Pfarr^ nnd StiflageietUehkelt 
Aber die AobtisAin nnd die vorHchimlenen ihr nntorgoorrlnoten Aemter^ 
Kapitel und einzelne Stiftsdamen, Chordienüt und Stiftsschale, Pfliohteil 
und Froihoiten. Sffftsv.>rm<'iixpn und dessen V'orwaltung. Krankenpflefre, 
Kirchenbau u. 8. w., \vub''i iildTiill wi«> auch im ersten Buche dor Lt^ser 
von Tielon AusdrUckon mittelalterlicher (iutn- und Hausverwaltung 
die riehtige nnd oft nberraeoliende Dentnng erfilhrt. Znweileii hiltle 
man woltl eine apraohlielie Erldftrnug gewilnsdit, wie s. B. bei dem 
Worte Hyemannen in der Bedontnng Oesohworene (8. 268-7) oder bei 
dem Camponyenamt S. 261, wenn dieses Wort nicht etwa aus Caapo» 
nyenamt entstanden ist. Bei di'V T'olMTsi'tzunt; dtT Stolle « ut similitti'lo 
tempii » aus Jakob von N'itry (S. '2'A'2) Hchcint übersehim zu sein, «Inss 
die Worte aus Pttalm 14H. 12 goaoramon sind. Auf die Darstellung 
folgt ein kleiner Urkundenanhang und dann in 46 Spalten ein gemein- 
•anes Begieter an diesem nnd deui frttberen Bnohe, wodarclk aioli 
wieder die enge ZuMmmengehOrigkeit beider aoMprloht, nnd so 
Iraun auch das hoho fjob, das dem ersten mit Recht gespendet wurde, 
nneingeachrttnlct auf dleaea Ubartmgen, vieimolir nocii geatefgert werden. 

Eheea. 

Emil 0611er, JX« pSpttliehe PSnihnUarie von ihrem Un^rw^ bU 
8» ihrer Umgnfaltmng »nier Pius 7, 1. Band. Bi» Engem IV^ 1. TeU: 
Daretellnng, 2. Teil: Qnellen. Rom lfH)7, Loeaeher, XIYn. 278 8.; 
Y n. 189 8. (BibUothelc des Kgl. Pienaa. Inatitntea in Rom, Bd. 3 und 4). 

Auf demselben Gebiete^ anf welchem 0011er in den ersten Jahren 
aeiner areliiTaliBehen Forselinngen als Mitglte«! des römischen Inati- 
tutes der GOrres-Gesellschaft tütig war, arbeitete er seit seinem üeber- 

tritto in das Ktrl. Preiissische Institut mit tn;hi wisseuschaftlicher Ter- 
tiefuniz weiter und hat dadureh das Fadi dor Rpätmittelalterlichen 
Kanzlei- und Kameraldiplomatik mit reichem Gewinne ausgebaut. 



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78 



Remnsloneo uod NaehricJiton. 



Zah!r''icli(« Aufsiilz«! und B -itrii;^»' zu rlifsom WinHenRZWcit?«' sind bereits 
von ihm teil« in d«r « Komischen (,|uartiUsrlii ift » toils in «Ion « (Quellen 
nnd Fom^hungen > des l'reusBisrhen iiibUlutcH erschienen, und jetzt 
liegt nns die erste HUlfte eines grüsserua uiaheitlleh«tt Werke« Uber 
eines d«r nmfangreichttten knriftlen Aemter Tor. Gegenwärtig «war 
fuMt die POnltontiftrie faet auaaohUeaelleh nnf dem Boden des Kii-oheB* 
rechtes und des innerkirchlichen Lebenstwaa freilich auch ihrem Nninen 
wie dem Zwecke ihrer Einrichtung entspricht; dn aber die Piiniten- 
tinrie in einem Muishp wI«* kf^in«» nndoro kiirialf» Bt»hiW-do durch liro 
Absolutions- uml Dispenfifitionsgcwrtlton in tli«' Ati2«»!f'<?«mhoitcn der 
« stroitenden » Kirche von Kttis>er Friedrich ii an bis zum Ende des 
groesen SeUsnie nnd derOber liinune elnaugreiten hatte, gehören ihr 
Geechllttsgiing und ihre Tlltlgkeil nicht minder der politischen wie 
der Rechtegesehichte mi. In jedem Falle war e« eine würdige nad 
darobHus kompotcnto Aufgabe für den lÜHtoriker und den Forscher 
im vatikanischen Archivo. über die I'itnitentiarie nach d«-n tirsprUn«;- 
llr!i*<ten und imrnittelbarut*»?! *^>iti'lli'n Auf:jchluss zu geben. Das ge- 
schieht nun hier in einer \V't ii>f. die unser gesamtes Wisnon Uber den 
Gegenstand aaf eine neue, ungleich breitere und festere Üniadlage 
«teilt nnd Tiele Unklarheiten, die Uber Ur«prnng, Wachstum nnd 
Anaban dieses Amtes herrsehen, ans dem Weg«) rttumt So lernen wir, 
um nur einiges hervurzuhebon. den ausserordentlichen Umfang der 
Befugnisse des Kardinul-Clrdsspnnitentiars, den entsprucliend gorin- 
geron d t einfachen INinili-uliarc. <U'» hundiTtfarli v.Ts hii* Ionen Fur» 
muhin« des schriftlichen (leschiiftsgangos in Suppliken und der».>u (.le- 
wUhrung, diu Zusammensetzung der GuschUftsleHo für Beurkundung 
der bewilligten Gnaden, nicht anletat auch die grosse, wenn auch oft 
dnrchkreuste Sorgfalt mancher PHpatc und Konsilien kennen, die PO- 
nMentiarie auf der Höhe ihres Benfes au halten und von Zelt an Zelt 
grOndliche Reformen durclizafUhreu. Nur dir AbHchnitt S. Tä-Hö, in 
weichem der mit dem Derretmn Ot-nttfins Iie^innenile Tmschwung in 
den Modalit;it«'ii der i\iirlilir|i.'ti l^usM(iraxiH dargeli'^'t wir!, ist wold 
etwas zu sehr in nllgeuieinen l mrissen gehalten; doi-lt kündigt Ci. l)e> 
reits in der Vorrede an, daas er Im 2. Bunde sich eingehend über die 
poenitentin {lublica yerbreiten wird. — Der dritte Abschnitt des L Teiles 
enthttlt swei EinaelunteraucUnngen, die, Jede in mehreren Kapiteln, 
durchgeführt werden. 1. Die Pienarindulgenaun anf Grand des Con> 
fessionale bis Engen IT (S. 2tö-2i2)i 2. die Proeeseus generalea der 
Fttpste Ton Gregor IX bis Eugen IV, oder die Geschiehte der Bulle 
«In coena Domini» (8. 242-277). Dleae beiden Abhandiangen beaitaen 



Resensfonen nad NAchTiebton. 



78 



ganz beaondern Werk and xeigen von neuem, wie nnerUlsdielit aber 
muh wie frachtbringend es Isl, den Knnrigebnngen im Leben und in 
der Yerfaianng der Kirohe bla nat die ftlteeten AneKtse nachsageben. 
Namentliok kann man die erste dieser UntorsuGhangen als ein Eabi« 

netstllck klarer nnd überz'^iigender BeweiRführung ansehen : denn 
hier -wird an Hand der Hltestfit Beichtbriefe oder Conf<»BRinnalia der 
Begriff der Indulgentin plenaria genotmeli mit vollster Deiitlirlikeit 
entwickelt und vor nlleiu liie von katholischea Forschorn zwar Htets 
geleugnete, von Protostanten aber immer wieder bebavptete Verse- 
bang der SUndensehnld (anstatt Sttndenstrafe) dnrch den Ablas« fttr 
immer dareh den urkandllohen Naobwei« widerlegt» dass die remissio 
peccAtorum oder reraissio cnlpae früher wie jetzt an die vorgllngige 
Killtijse Boicht<> irchiindon war. Dieses Erf;ehni8 bildelt unstreitig einen 
(ilanzpunkt des IJiiches, da es ohne heftige l'olemik helles liirht 
Uber eine vieluuistrittone Frage verbreitet. Den Portinnkulo-AblaBs, der 
des omanischen Zasammenhanges mit den Segeln der FOnitenUarle 
Isst vollstitndig entbehrt, Ittsst dabei ausser Betracht; doch wird 
•ein Bach fllr die Aufhellnng anoh dieses Gegenstandes, die bereit« 
von anderer Seite angelcQndigt ist, rortreffliche Dlensts leisten. 

Mit derselben Sorgfalt wie die Darstellung im ersten T^ile sind 

im zw 'it.Ti iMq Quellen bearbeitet| deren reiche und sarhgemilsse Ans* 
wähl «ier Billigung aller Kanonisten und Rorht'shisforikor sii !i>»r sein 
kann. Und das ganze Werk wird wohl für iintuer an die Stelle des 
V(ir fast 201) Jahren erschienenen dos Vincentius Petra treten, das bis 
jeut unserer Kenntnis der Pöaitentii»rie in der Hanpteacho an Grunde 
lag. Ein genaues Personen- nnd Sachregister, das schon an diesem 
ersten Bande sehr nütalich gewesen wflre, soll dem 2. Bande bei- 
gegeben werden« 

Ehses. 

lohann Baptist OSti, Die QlaahenBspnltiing im Geriete der Mark- 
gri^eekaft AmAiKh-Kalmbaeh in den Jahren J32&^1335. Mit nrlcand- 
liehen Beilagen (L. Pastor, ErlHntorai^^n und Brgilnanngen etc. 
S. Bd., a nnd 4. Heft). XX und 291 S. Freiburg 1907, Herder. 

In dem Bnehe wird eine Kleinarbeit ant geschichtlichem Boden 
geleistet, die au Ausdehnung nnd Vollstllndlgkeit kaum an ttbertreffen 
sein durfte, obschon dieselbe « in Jenen Stunden » geleistet ^rerden 
musste, « welche die Diasporasoelsorirf fllr das Studiniii ül)!-]-: Iie«i8 ». 
So itat Gitta, um nur von den benatzteu Arcluvalieu zu reden, aus den 



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74 



Beaensioiieii and Niduiebteo. 



Bestunden iWv Kt-fisarchivo zu XUrnberK mul l^iumberu. «J«» luHuhl^f- 
lichen Archive» zu KiebsUtt, des Stadtarchive« zu Ulm, des llohenzol- 
l«rn-ArcltiyM ra CltKrlottaiibnrg in jiümlanger Q^dqldprobe «eine 
Forsebiingeii gemaolit towolil über die Markgrafen und ihr« R^ierong 
Im gauien« als Uber SMdto, Flecken, Darier, namentlich Uber Kllleter 
und Klrclu n im l)e8ondf>rn. Der Darstelliin;: ist es non freilich 1i<>i «lioser 
PHllf von liauHti'iriKti klcinfii und kleinsten FurniHtes nicht It'ii-ht 
geworrk-ii, immer anzieh'nul und kunstvoll zu bleiben; aber Bi'inen 
Hauptzweck « in aller (»bjectiritlit eine quellenuiHshi^o Darstellung 
lu liefern, welche die Nachprüfung der gewonnenen Rebultate ermOg» 
lieben sollte », hat Gott ganz gewin erreicht und eich dadurch ein 
gromee Verdienet um diejenigen erworben, welche Welt- oder Zeitge- 
schichte eclireiben und sich nichti anderes wttnschen kttnnen als lahl- 
reiche solcher quellensicheren Monographien. Über manche wichtige 
Kapit<»! df»rdo itHchen (»eschiclitepibtdasHuch willkommenen Aufsclilus», 
so lllitT ili(> wechselnde Hattunpr 'h^s MarkLnafm Kasimir (l"»'il-ir>27). 
der zwar zuletzt von der Xeueruui: /.uriu-ktrat und al» Ivtitholik starb, 
aber doch bereite durch starke Eingriffe in Klostergnt und kirchliche 
Gerichtsbarkelt dem Grnndsaize ' »ouins regle eins religio*^ stark rorge- 
arbeitet hat 8ein Bmder und Nachfolger Georg ist bereits Meieter in der 
Handhabung diei^f's Ti rundsatzeü nach ausgesprochener protestantischer 
Richtung; man küiml*» »oj;nr «ein Vorgchon als flu typinch«--^ Bild «iafUr 
betrachten, wie es «iun li dl*« Ablenkung ittM- Ivaisergewalt. (iurcli die 
AufiU«ung des si hwUbiüchen Hundes, durch die llUlflosigkeit der betei* 
UgtenBischOfe geschehen konnte,dassdieBevOlkemttgderMarkgraliMh^ 
die im gansen wenig Sehnsucht nach dem neuen Evangelium aeigte^ 
nirgendwo Sohuts nnd Sttttse fand gegen den plaamftseigen Umstun 
des Alten, dessen trtMlM>nder Urheberi Georgs Kanzler Vogler, erst 
gestürzt wurde, als das W't'i k vollzogen war und die Verhllltnisse den 
Kaiser zur An».«rkennunt: zwun^en. Auch der Nürnberger RatHchreiber 
Laxurus fcjpengler >*pieU viel hinein, wie Uberhaupt Nürnberg mit Georg 
gerne) nHameSuclie machte, wodurch die Neuerung dort ein geschlossenes 
LHndergebiet von betrHchtUohem Umfang gewann. Von besonderem 
IVerte sind daher die Abschnitte, welche Aber die brandenburglseh- 
nttrnbergische KifchenTisItation nnd Kirohenordnnng handeln. Etwas 
unklar finde ich freilich dabei auf S. 128 f. die Auselnanderaetanngen 
aber Priratmeseei »Winkelmesse«, mlssa sicca. Jedentalle hat Luther, 
wenn er in seiner bekannten Weise gegen Privat« oder »Winkelmesse« 
kämpft, nicht die sogenannte missa sicca im Auge, Bondern die katho- 
lische Messe als solche in ihrem Opfercharakter, mit dem sich seine 




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Beseoannon und KMhriehteo; 



75 



Hechtfortiganj^slohre nicht Tertragcii künute. Im SohluHskapttel zieht 
G. einen Vorgleich der sittlichen Zustünde A'or und nach der 
OUabensspaltung^ mit dem Bigebni», daw diese keineswog» eine 
Bewerang braehte. 

Um Baeh reiht steh mich Inhalt nnd Form würdig den Übrigen 
der Sammlttnir en. If it Abalcht Ut nAmentlieh «Uee vermieden, was der 
Dftrstollung nnch der einen oder andern Seite einen polemiiehen Bei« 
getobmack htttte geben kOanen. 

Bhees. 

A. Weiss, Historia eeeieiüutufa. Tom I. &raecii et Yiennae 1907^ 
40, XII nnd 7»8 8. ~ Preis nngeb. tl lä. 

An guten Lehr- nnd Handbllchem für den akademischen Gobranoh 
sowie SU weiteren Studien ist nuch k/ithulisrh<M K<-it-^ /ur Z>Mt kein Man- 
gel. \v;i>< \Y.. (\<^r nbripjpns im Titel nicht :iii^iht, ob ««oineauf zwei Blinde 
ber«-clmetü Kirclnni<!;('si-Iiit Iito liphrhuch od«'!- Handbuch sein 80II, nicht 
nur im Yurwort anerlieuut, Hundei-n auch dadurch zu veratohon gibt, 
data er sich aiemlich weitgehend an Arbeiten, wie die KnOpflers iet^ 
anschliesst. Der Terfasser wird die ganse KIrohengeachichte aar 
Darsteliang bringen, ein Vorteil da, wo akademischer Lehrer nn I HOi er 
in ernster Arbeit zaaammenwu-ki'n. Doch sprechen auch für den neue« 
sti'iis lautbar gewordenen 'W'iiiisiih. es möchten die »Irei Haupt|)eriod«*n 
der Kirchongoschichtn von vorschieionon KirrhonhistorikrTti znr I>rir- 
«tellung gebracht wurden, nicht wenige GiUndc iiukuntit iat nutlatiu die 
Differenz, die bei der Frage entsteht, ob die ciiristliche Archllologio und 
Knnetgeschichte in einem kirchengeschiohtltcben Werk fttr akademi- 
sche Yorlesnngen Aofnahme finden soll. W. ist in diesem Punict der 
bejahenden Ansicht Fnuka beigetreten. 

Das Buch W.'s ist geuiAss Vorschrift in Oesterreich lateintsoh ge* 
sehrieben. Es schlüge dim chronologiKch-KystenintiHchon Weg ein, nicht 
den rein chronolügischen (MUllcr>8chuberi). In d<'r Anordnung und 
Einteilung des Stotfes foljrt flom Vorgang Knöpfletf^. Ein rrtcil ül>er 
seinen wissenschaftlichen Wert «rspart uns der Hinwei» auf diu Ki-itik, 
mit welcher KnUpßera Buch seinerzeit besprochen worden ist. In man* 
chen Punkten geht W. weiter, bringt die Literatnr ausfHhrUcher bei 
nnderSrtertelnaelneseingtihender: BegrilTder Kirche, Q'9Sßhichte Israels» 
Aasbreitnng des Christentams, Onostisismns, Bernfang nnd „Appro- 
bation" der Konzilien, Konzilsverhandlnngen, Honoriusfrage, karo* 
lingisohe dcbenkungen, Hofhaltung Karls d* Gr., Pseudoisidor, pragma- 



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76 ReieittiofleD und N«cbricbteD. 

üaehe Entwieklnng det ortonUtiadieii Sohtomu» An anderen Fragen 
dagegen geht er an achnell rorttber : Konstantine Ereeheinun jt (rgl. F. X. 
Fank» Abb. and Unten. II 1 ff.). In einigen Pttllen wint er fOr seine 

Zwecke violloicht -m woillHuIlL' (z B S. 48 Aniii. 1, S. 51 Anm. 1, S 107 
Anm. 2). Teüwriso ist dio «MnsehlH'xige Litoratur willkurlir-h zifinrt. <lk» 
neueste übor «Ii« »'in- oder mohrjilhrisje Wirk^ itiikt-it .Ioru. \\h «r diis Mar- 
tyrium (lor Iii. Caecilia, übpr die posotzUohon (irundlagen ChriHten« 
▼erfol(;tiiig im ftltdn Rom fehlt ganx. 

Pllr den nkHdoinisi'hen Untorrirht komitiea nueh «'inijfo l'uiikU^ in 
Betracht, wo wir kleine Mängel anzumerken haben. Der Umfang ist 
wohl an gros«, die Sprache köante gedrftngterf die ganse Daretellnng 
knapper sein. Wir rermiesen die SeitenQberschrift&n. Aaffallend sind 
die vielen Druckfehlerf umetitndUch der Narlitrag, der die Ergftn- 
anngea nnd Berichtigungen nur nnrollatltndig bringt. 

Wir mttuen aber den gro«eea Aufwand von Studium und das 

fachmUnnieche Geschick, das deutlich zum VorKchoin kommt, durchaus 
nn<'rkf>nnon. Mu^u bald der ächiusaband dem ersten folgen und unsere 
WUntiOhu erfüllen. 

Sfhwüiaser. 



i. Bv« Niederbttber, Du E»chaMogi« des hL Amhntta». Eine 
patrietieche Studie. Paderborn 1907 {F, SchOntnght. Xn und 374 S. 
Freie M 6^80. -A. Ehrhardt - J. P. Kirsch, Forschungen sur 
ehristl LIt.- und Dogniengeecb. VI. 3. 

N., der eine Frucht seiner AinbroHiasütudien bereits in der Schrift 
« Die Lohre des hl. Ambrosius vom Reiche Qottes auf £rd»n » nie* 
der<7elegt hat, 1^ eine neue vor, worin er Uber die esebatologisehen 
Lehren des grossen Heiligen von Mailand eine »patristisebec ['ntersn« 

cluin^^ iinatellt. Bei der LektQre möchte man wUnachen» das« die Doktrin 

des KirclK'ulohrt'rs im dii^menj;<'scliiehtliclicn Znsammenhanj; iChi- 
liasmus^ Apokata-taais, Qualität des p'tis' iti^' -n Feuers) vorgeführt 
würde, zamal d i v.-) Vt-rlaut' der Darstellun«; die^iet« Moment nicht 
ausgeschaltet wci Jun konnte, ina^ es auch nur in Anmerkungen zum 
Wort kommen. Sodann lässt sich die Erforsclmuf; der Quellen ver- 
missen, nun denen Ambrosius fresch'ipli liat ihl. Sohrit't, vor in^j 'h'^nd e 
Patristik etc.t. nowie eine Darlcfrunfr der oxeiretischea uiul jiaraueli- 
sclieii Principien. \\ aro endlich jeweils die Ilauptstelle bei den eiu- 



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RMceniiooeD und Nachrichten. 



T7 



zelnnn Ijehrpunkten angeführt, aus dem Kuiilext erklärt, und mit den 
übrigeu Stellen zusammenjjebracht worden, so würde der KircLcnlehrer 
mehr zum Wort kommen, ala es geaehielity auch wQrden die wiaeen* 
sehafdichon Interessen besser zn ihrem Recht •gelangen, oWohl die 
Eintoilang der Schrift sich ftaflserlich an die jetzigen dogmatischen 
Lehrbfieher anlehnt. 

Ohne auf das Detail eingehen an wollen, empfehlen wir die vor« 
liegende Schrift nameotlieh wegen ihrer gelSSlligen Form. 

Schweizer. 

PIi. Kiiieb, Geschichte der kdiholischen Kirche in der freien Reichx- 
stadt Midi /Im Ilsen in Tiniringen von 1525 his ]fi'}9. Xacli areliivaliMchou 
und auderri (Quellen bearbeitet (Erliluteningen un<l I^rgÜDKungon %u 
JanseenB Geschichte des deutschen A'olkes, heransgegeb. von L. Pastor, 
V. 6). Prelbnrg 1907, Herder. — 8», XTV nnd 151 8. M 3.30. 

Das anoi kanntL'rtuHssya beste Prinzip der JauHseuschen < loscbieht«- 
sclireibung, diu Darstellung der Iloformatiunszeit auf einer möglichst 
breiten OrnntUage aafsnbanen, bat achon manche Fmcbt g(>z<>itigt, die 
der Janssenachen Schale aar Ehre gereicht. In dieser Hinsicht bietet 
«BS die Torliegende Arbeit K.«» der sich schon durch seine Schrift 
„Q'Oech ichto der Reformation nnd O egenrefor mation auf 
d«»m E i r h p f 1 d (• ' 1 H.Mlit,"'iiHtiiiÜ IflOOi in din literarische Welt oin- 
gei'liiirt ii!»t, ein<>ii t«i-ti-»'nUch"n lii'itrfi«^ zur ( Icschicbtc» de« Z»*ita IttTS 
der Heforniation und Gegonreformation in Thiitingen. Mühüiauson 
hatte diireb den Baaemlcrieg schwer gelitten, erholte sich jedoch wie- 
der sur polltlachen Selbständigkeit Eine Wendung trat nach mannig- 
faltigen Kiltnptea im religiösen Bekenntnis ein, indem die „Schnta- 
fUrston'- und Überhaupt die benachbarten Herren jeweils der Stadt 
und ihrer Bevrdkerung nach dem (irandsatz: „cuiun regio, illiu» et 
loligio" ihren AVillen aufzuzwingen suchten. Anfanglich machte es 
sich Herzog Georg von Hachsen zur Aufgabe, den Katholizismus wie- 
der herzustellen, was auch gegen die Angriffe Kureachsens und Hes- 
sens nnd dnn}h Anrufung der ksiserliohen Autoritüt gelang. Nach 
seinem Tode aber gewann der Protestantismus die Oberhand bis anr 
Zeit des „A.ug8barger Interim", wodurch fllr kiirae Zelt seine Ueber- 
macht gebrochen wurde. Nachtlein Kurfürst Moritz von Sachsen seine 
kniscrfmundlirlH' Haltung geilmlert Imttf, wurde aiidi .MühlhauHcn von 
dieser ischweukuog berUhrt. Der Protestantismus gewann suiue frühere 



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Kez*fn8io:i««n umi Nftohriclitt<n. 



Bedeutung aorttck, da^ katholische Bokomitni'«. noch geduldet, sah Rieh 
endlich ßilnzlich unterdritckt (l'>f><{|. Die folgen<lon religiUaen Streitig- 
kniton stohon im Zusnmmcnhfing mit der UcBtituierung der ,,Siehen'', 
tili- Iiis Anführer (l<>r Katlinlikoti sich in Sicherheit gohrncht lintt^^n 
|S. iiö £f.). K. fuhrt ua& lu die Verhandlungen uin, die diosorhaUi mit 
K!iimch«en und tm «eiteren Yerluuf mit dem Kaiaer, auf dem Reinli»- 
tug, in Beeehwerden gepflogen wurden. Die Cnterenchnngt* und An«> 
gleicJiBkommieBionen, wobei et »loh einmal auch um die Herbeiaiehnng 
Rnyorns hnndollc, i!» * jii. wie hüs den Nnntiaturl)ericht«n bekannt ist, 
eich iiiüiflichst der Krhnlturii: doh katholischen RnkotintnihHos annahm, 
konntt-n dii' Rffpsti^tin;.' (Ick I 'rotestantisiiius in Tfidrintrcn nicht ver« 
hütou. ]-)urtdj «lou Sfhwcdenknnig Clustav Adolf uinl (iuirb den w<*i*t- 
fniiBchen Frieden wurde dem UestitationHodikt und der Niederlassung 
der Jeaullen der Boden entaogen. Die religiöse Pnrltltt brach aidi 
«rat Tie! apitter Bahn. 

Zum Tollen Veratilndnia dieser Streitigkeiten in der AnaUbnng dea 
religiOaen Bekenntniasea, die aioh in Kanzelgeziiak und oft recht wid- 

rigen Schimpfworten aneettelten, wobei aber die Störenfriede zu er- 
kennen sind. mu8H man dl«» T.inifn aiiHziehen, Man nium das Buch, 
das nich in der Tiokaly-eNcliielit« iTM-iiiijift, im «teten Au8l)lii k iwit die 
üeligiunHpolitik Kurla V und seiner Nachfolger, besondern KaiHor 
liaximiliana unter ateter Vorhaltung der Heiohatagsabarhiede nnd 
anderer Beatimmnngen, der Beliglottafrleden, namentlioh dea Auga- 
bnrger Tom Jahre 16<55, und unter Berttckaiohtignng der Stellung der 
damaligen protestantiBchen Fürsten und StSnde im Reich und in der 
Heligionspolitik lesen. Nicht zu Vf»rpe!!«»*»n sind dl» Ver>.iich(« dt-r 
Gegenreformation und der .IcMiiten sowie die Bewegungen der l*ro- 
teiütanten im JnteresHe ihrer „FreiBtellung''. Um diese Angelpunkte 
dreht sich der ganze Streit bis anm 30jakrigea Krieg und westfiiUschou 
Frieden. 

Es iai aehr Eebwer» Peraonen, die ana der Mitte der Kftmpfe her> 
aua an die BildlUtche treteui ihren Einflnsa auf die ganae Entwicklung, 
ihren Charakter au beurteilen. Einige leiehuet K. deutlich : den edlen 
Sebastian Bodemann, den eigenartigen Hanamann, den Prediger Tlle> 

eins u. a. 

Mit Aufwand grossen Fleisse«? hat K. da-< Materiftl aus di>ti Ar- 
chiven 2u MlUilhausen, Dresden, Magdel>urg, Marburg, Weimar, Wien 
und aus einer Uaudsi'hrift der UniverditUt au Güttingen gesammelt und 
in gesichteter Ordnung zu einer anaieliettdan OesohichtieffslIhluDg rer- 
einigt Die Literatur, auf eine beatimmte Anawahl beaehrltnkt, ist aitlert» 



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Bezeadionea und ^kiU■bric:1teIr. , Ifö«* 



Hiohl immer HImmii die Quellen gleiehstarl^ manolie YorllllU mU 

behron der vollen Beleuchtung (S. 87): vom Jnlire 1580 nb, wo die 
Hauptwerke abbrechen. ltts»t die Erzllhlung die AuHfUhrlichkeit der 
früheren Kupilel vermiesen. Zur AusfllllnnE? ni;*TH"hpr Tilloken hiltto 
die Einsichtniihme in die Bf^'ilrd*» fi«'S vntiki(iii^Lh^Ml Arrhive» nicht 
unterlassen wurden »uUen. Der Ertrag möchte frcilicli nicht gerade 
ein glttaiender gewesen »ein, die una Torlicgenden Nnntiatnr- 
berichte die Verhsltnine in MUhlhnneen aneier acht getanen haben 
oder nur das eine oder nvdwemirt b^rtthren (N'antiatnrberichte 
aus Deatachland, Abt. HI Bd. 2. 8. 132 A. 2 vgl. mit Knieb 135). 

Bei Dnretellung dos Reform nlionBaeitolters liegt die Gefahr nahe, 
den konre88ionellon Standpunkt durchblicken zu lassen. K. ist ihr im 
allfTf^iTif^inen entgan<;en, nur Holten kommt die Farteilii hkoit zum Aus- 
druck (Ö. 18, 22, 7(5, 124, III Anm. i). Von (b-n Ht'ltt'nen. uns nuf- 
gefallenen Druckfehlern möchten wir nur zwei nennen. S. 24, Z. Ib 
o. iet in dem Sata : „sei bereite einmal ein Block vor ihre Stlme 
gelanfen*' dooh wohl «,BoelE*' su leeen ; B. 67« Z. 2 v. n. ist ,,Achsohied'* 
in Abschied an ▼erbeesem. 

Wenn Arbeitea, wie die Torliegende nnr ale Lokalgesehlchte be- 
trachtet Wehrden wollten, was sie nllerdtngs annSohst eind^ eo wttre 
das sn bedanern. Im geschloHsenen Kreise der dentschen Geschichte ist 
jeder echt wissenschaftliche Beitrag. 7.» mal wenn er nnf Quellenfor- 
schung beruht and d^n Anforderungen entHprich% die wir an der- 
gleichen Werke stellen, mit Freuden zu begrUssen. Wir stehen nicht 
an, der neuen Selirift Kj» in dieser Bssiehung nnwre Anerkennung 
anssudrttckeu. Man IcOnnte beinahe sagen: Tivat seqnensl 

Schweiler. 



P. Patrieltts Söhliger, Franiiskanerordenspriesler, Z)i> äeuiseke» 

Frawttfkaner und ihre Virdk-nsfr um dif hnsum/ ihr Mizfa/en Frage. 
Ge'<rhi<'htliche Jugend- iiiul Volksbibliothek. VI. Band. Mit Ii lUu- 
8tration(>n. Hogensbiirt; UH)7, Yeriagsaustalt vorm. G. J. Manz. XVI, 
1Ü8 Seiten, i'reis M 1.20. 

In leichter, angenehmer Darstellung Bchildort der durch andere 
i^<rlirift4'n (lossülhnn OcbiotL's bekannte VcrTassor dir» dotitsfhpn Fran- 
zibkanor tJes Miltolaltfis. 1 Zusatz zum Titel »und ihm Vcrdirnsto 
um die LUsung der sozialen »ago« wiirc unseres Eracitteuh bcH^er 
forlgebliehen, da nnr das ietste kleine Kapitel diesem Gegenstand 



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äm«n«ion«ii and Nacbricbt«n. 



^ilt. Am moisten hnben uns nugesprochoB die Kn|)itL>l Uber di» seel- 
Borglicho und wifsonschnftlicho TUtigkeit. Es 1h«: nicht im Plane dm 
Verfassers, die««» Theiim crsclittpfond darzuHtellen ; er wollte mir (»inige 
bedeutendere Mllnner vorführen. Und wir gestehon, dasH ihm die 
AaBw»lil geglückt ist, nnd dMft die gebotenen Proben ihren Zweck 
gana erf Ulleii. Unter den Predigern eehen wir Mttnner der allereraten 
Ordnung: Bertkiild ron Regeneburg, Johannei Brugniftnn, JohAnnee 
Ton K>»pistrnn; dio Wirkungen, welche ihn« PnMlIgten im und 15. 
JahrliiinflfTt furrorrifffni. sinil «onst nio nn-i'irht worden, l'nter den 
Schi iftKtellcrn eroll'uet »iie Ueiho der in KOln vorstorhunp Johannes 
Skotus: ihm folgen vorzügliche Aszeton: so David von Augsburg, Otto 
Ton Paueu, Heinrieh Uarp, neben denen wir gern Kmirad ron Seeheen 
gesehen hKtten, sodenn n. •. der Reisebericht des Wilh«»ltti Rnbruek^ 
der in neuerer Zelt «als das grOeste geographisehe Meisterstllefc des 
Mittri lltors« bezeichnet ist. und mehrere Dichter. Bei einer weiteren 
Aiina>;>< kiiiinte mancher Name er^Unzt werden; Bartholomüus Anglikus 
speziell wünlo Uologenheit bieten, einiges über die Verdienste der 
FranziHkanur um den Unterricht zu sagen. 

12 1 HiistiMtiijnon schmUcken das prUchtige Buoh, dem wir viel© 
Leser wünschen. 



Lemmena. 




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Inhalt des 1. Heftes. 



ArclKu)l(){^iL-. 


Seite 


Das Mnrfx 


1 


K u '• II 1 1 <■ . Miii'- \\ i"litt;4 • Ii'' 1 l uiilNfliri ri 


17 


Bucfi. ( »«Horvazioni siiU' iifTro«>fo tlt<lhi .,< 'üroniizinn«' «Ii spinc" 




in l'rotcsliili. ...... ... 


.' 1' 1 


.\. >]>' Wii.»!. l lii l'.-lni«. I.ipliziil.rif J IJ 


K li»iiu;n' ,M ittfilunj;.'!« : .\.'lt^ W n a 1 . Hin Sjirk-'iilm^ im Mii.si>iiiii 




<l<«<» il«Mi(«.ilKMi C r. _ ,1 1, Ii o m po r n h . Zur 




Topoi;ra|)lii<» ilf; ititiiiop«*! .... 




IJ'ZiMiNimii-n iiiiii N;t(Iiii' lit''ii .... ... 




.\ n/.<ML:"r für rlu i«.tli< li«» .\ t cliiiolonif ' 



■I. S I- Ii \v f i y. p r . A iiil)ro'*iii'i < 'rttlL-irinuH Polilns und IVirtlioInnintMis 

Spinn . . ■ 

■\. Ita II III h t ilf k . t >stsv liwflifrs t lii-isti-utiiui iimi QHtwyrihohor Holl» 

»iMiiii" . , : Li 

i*. M. Ba II m u a f t o n . Mi».«'i'llHiii';i < '.ninTMUa II . . . . 

Kli'infff .M ittiMliinu^rti : Fr. Falk. f>r H"i<lrllu'iL"i'i" t?''kli)r 

Nik'ilaii- V"n W'.n-ii.'ii Ifiin H t^"t. > 1 F Ii s . .\ ii.li ■ a-i 

Mii>iii- an K .ii'liiiiil ^^ wi "ii-- , 

Hoy.'Ti-iontMi iiii l .Nacini. lil.^ri , , , .